Florian und der Reiter kletterten durch die Blöcke, dann kamen sie wieder in ebneren Wald. Nach einer Stunde gelangten sie an den Platz, an welchem die Moldau ihren Lauf nach Morgen abbricht, und ihn nach Mitternacht wendet. Und wieder nach einer Stunde trafen sie an dem Orte ihrer Mittagsruhe ein. Es standen mehrere Häuser an der Moldau. Eines nahm sie auf. Witiko sah, daß hier die Moldau einen Kreis mache, und gleich hinter ihm eine lange Schleife zog. An dem Kreise standen gegen Mitternacht Steinhöhen, und zogen sich in die Schleife. Witiko sagte, daß man auf den Steinen eine Burg bauen könnte, welche durch das Wasser wohl gesichert wäre. Er betrachtete den Platz mit Aufmerksamkeit.
Als sie zwei Stunden geruht hatten, zogen sie mitternachtwärts an der Moldau weiter. Die Waldberge wurden kleiner und geteilter, und mancher Rücken ging mitternachtwärts hinaus. Nach vier Stunden erreichten sie die Stelle ihrer Nachtherberge.
»Das ist die krumme Au«, sagte Florian, »und da wäre eine Burg noch schöner als auf dem Berge der Rosen, den Ihr so lange angeschaut habt. Die Moldau macht einen Ring, dann macht sie außerhalb desselben einen zweiten verkehrten, und dann noch einen größeren, der wieder verkehrt ist, und an ihm stehen gerade Felsen empor.«
Er leitete den Reiter in eines der Häuser, die in der krummen Au standen.
Ehe am andern Morgen die Sonne aufging, stieg Witiko auf den Felsen, und sah alles an. Dann stieg er wieder nieder, rüstete sein Pferd, und sie zogen weiter.
Die Waldberge wurden wieder niederer, die Moldau machte noch manche Schleife, und da sie drei Stunden an ihr gewandert waren, ging sie in die waldlose Ebene hinaus.
Witiko wendete sein Pferd, und blickte auf den Wald zurück. Dann dankte er dem Führer und lohnte ihn. Der Führer ging mittagwärts in den Wald zurück, und Witiko ritt mitternachtwärts weiter.
2
Sie waren sorglos und fröhlich.
Nach drei Tagen ritt Witiko von dem alten Zupenorte Chynow mitternachtwärts. Da hörte er hinter sich Lachen und Pferdetraben. Er blickte um, und sah eine Anzahl schöner Reiter hinter sich herkommen. Er lenkte sein Pferd an den Rand des Weges, und ritt in seiner Art langsam weiter, um sie vorüber zu lassen. Da war der erste, der heran kam, ein Jüngling in scharlachrotem Gewande auf einem weißen Zelter. Statt an Witiko vorüber zu reiten, hielt er sein Pferd an, und sagte: »Du einzelner Mann, du reitest aus, das Herzogtum Böhmen zu erobern.«
Witiko brachte sein Pferd nun vollends zum Stehen, stellte es quer an den Weg, und sah den Mann an. Dieser blieb auch stehen, und hielt die Betrachtung aus. Er war ein junger schöner Mann mit blonden Haaren und blauen Augen. Auf seinem Haupte hatte er eine schwarze Haube, von der eine Adlerfeder gerade empor stand. In den Bügeln hielt er starke lederne Stiefel, und um die Schultern hatte er an einer roten Schnur ein Hüfthorn. Seine Kleider waren in Unordnung. Sie waren bestaubt und von einem nassen Boden, auf dem er geritten sein mochte, bespritzt. Da Witiko schaute, kamen die andern heran. Sie waren alle jung und in schöne Farben gekleidet. Die meisten waren rötlich oder rotbraun, die andern grün. Sie hatten gleichfalls Federn auf den Hauben; Reigerfedern, Hahnenfedern und dergleichen.
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