Oktober 1808.
J.P.H.
Zur fünften Auflage
Die Verspätung dieser schon längst angekündigten Ausgabe ist größtenteils durch den Übergang an eine andere Verlagshandlung veranlaßt. Noch andere Hindernisse verlängerten den Aufschub zum Bedauern des Verfassers. Mehrere der neu hinzugekommenen Gedichte sind aus der »Iris« von Jacobi und dem »Alsatischen Taschenbuch« wieder gesammelt. Ich übergebe sie dem Publikum mit dem Wunsche, daß ihnen eine gleich wohlwollende Aufnahme wie den früheren möge zu Teil Werden.
J.P. Hebel
Einem Freund und der ehrsamen Gemeinde Hausen im Wiesental geweiht
Hoch von der langen schwarzen Möhr herab,
vom Platzberg her, auf wohlbekanntem Pfad
erschein ich dir, o Freund, den Blumenkranz
dir bringend, den ich jüngst in Wald und Flur
und an der Wiese duftigem Gestad
und um die stillen Dörfer her gepflückt.
Zwar nur Gamänderlein und Ehrenpreis,
nur Erdbeerblüten, Dolden, Wohlgemut
und zwischendurch ein dunkles Rosmarin,
geringe Gabe! doch so gut sie kann,
hat lächelnd und mit ungezwungener Hand
des Feldes Muse sie in diesen Kranz
gewunden, und der reine Freundessinn,
der dir ihn bietet, sei allein sein Wert.
Und hing er nun hier unterm Spiegel schön,
so schwankt er schöner doch am Lindenast
in freier Weitung, leichter Weste Spiel.
Dort schwank' er denn!, und sammelt um sich her
die Linde unterm Sonntagshimmelblau
das frohe Völklein aus dem nahen Dorf,
das gute Völklein, das dich liebt und ehrt,
und unter ihnen manchen mir von Blut
verwandt, und manchen aus der goldnen Zeit
der frohen Kindheit mir noch wert und lieb,
so teilst du gern des kleinen Spaßes Freud
mit ihnen. Seht, zu diesem leichten Strauß,
so sagst du, sind die besten Blümlein doch
von unsrer Flur, und unser Eigentum
mit Recht. – Jo weger uffem Alzebüehl,
jo weger uffem Maiberg hen sie blüeiht,
und bin i nit im frische Morgetau
dur d'Matte gstreift, und über d'Gräbe gumpt,
und hani nit ab mengem hoche Berg
mit nassen Augen abe gluegt ins Dorf
und hanich Fried und guti Stunde gwünscht.
's isch weger wohr, und glaubsch mer's nit, se frog
de Bammert, mengmal het er mi verscheucht
im Habermark und im verhängte Wald.
Se bschauet denn mi Blumechränzli au
am Lindenast, und 's freut mi, wenn's ich gfallt,
und nehmet so verlieb! Es isch nit viel.
Die Wiese
Wo der Denglegeist in mitternächtige Stunde
uffeme silberne Gschir si goldeni Sägese denglet,
(Todtnau's Chnabe wüsse 's wohl) am waldige Feldberg,
wo mit liebligem Gsicht us tief verborgene Chlüfte
d'Wiese luegt, und check go Todtnau aben ins Tal springt,
schwebt mi muntere Blick, und schwebe mini Gidanke.
Feldbergs liebligi Tochter, o Wiese, bis mer Gottwilche!
Los, i will di jez mit mine Liederen ehre,
und mit Gsang bigleiten uf dine freudige Wege!
Im verschwiegene Schoß der Felse heimli gibore,
an de Wulke gsäugt, mit Duft und himmlischem Rege,
schlofsch e Bütschelichind in dim verborgene Stübli
heimli, wohlverwahrt. No nie hen menschligi Auge
güggele dörfen und seh, wie schön mi Meiddeli do lit
im christalene Ghalt und in der silberne Wagle,
und 's het no kei menschlig Ohr si Otmen erlustert,
oder si Stimmli ghört, si heimli Lächlen und Briegge.
Numme stilli Geister, sie göhn uf verborgene Pfade
us und i, sie ziehn di uf, und lehre di laufe,
gen der e freudige Sinn, und zeige der nützligi Sache,
und 's isch au kei Wort verlore, was sie der sage.
Denn so bald de chasch uf eigene Füeßlene furtcho,
schliefsch mit stillem Tritt us dim christalene Stübli
barfis usen, und luegsch mit stillem Lächlen an Himmel.
O, wie bisch so nett, wie hesch so heiteri Äugli!
Gell, do ussen isch's hübsch und gell, so hesch der's nit vorgstellt?
Hörsch, wie's Läubli ruuscht, und hörsch, d'Vögeli pfife?
Jo, de seisch: »I hör's, doch gangi witers und blib nit.
Freudig isch mi Weg, und alliwil schöner wie witer!«
Nei, so lueg me doch, wie cha mi Meiddeli springe!
»Chunnsch mi über«, seit's und lacht, »und witt mi, se hol mi!«
Allwil en andere Weg, und alliwil anderi Sprüngli!
Fall mer nit sel Rainli ab! – Do hemmer's, i sag's jo, –
hani's denn nit gseit? Doch gaukelet's witers und witers,
groblet uf alle Vieren, und stellt si wieder uf d'Beinli,
schlieft in d'Hürst, – jez such mer's eis! – dört güggelet's use.
Wart, i chumm! Druf rüeft's mer wieder hinter de Bäume:
»Rot!, wo bin i jez?« – und het si urige Phatest.
Aber wie de gohsch, wirsch sichtli größer und schöner.
Wo di liebligen Otem weiht, se färbt si der Rase
grüner rechts und links, es stöhn in saftige Triebe
Gras und Chrüter uf, es stöhn in frischere Gstalte
farbigi Blümli do, und d'Immli chömmen und suge.
's Wasserstelzli chunnt, und lueg doch, 's Wuli vo Todtnau!
Alles will di bschauen, und alles will di bigrüße,
und di fründlig Herz git alle fründligi Rede:
»Chömmet, ihr ordlige Tierli, do hender, esset und trinket!
Witers goht mi Weg, Gsegott, ihr ordlige Tierli!«
Rotet jez ihr Lüt, wo üser Töchterli hi goht!
Hender gmeint an Tanz, und zu de lustige Bube?
Z'Utzefeld verbei goht's mit biwegliche Schritte
zu de Schöne Buchen, und hört e heiligi Meß a.
Gut erzogen isch's, und anderst cha me nit sage.
No der heilige Meß se seit's: »Jez willi mi schicke,
aß i witers chumm.« – Jez simmer schon vornen an Schönau,
jez am Chastel verbei, und alliwil witers und witers
zwische Berg und Berg im chüele duftige Schatte,
und an mengem Chrütz verbei, an menger Kapelle.
Aber wie de gohsch, wirsch alliwil größer und schöner.
Wo di liebligen Otem weiht, wie färbt si der Rase
grüner rechts und links, wie stöhn in chräftige Triebe
neui Chrüter do, wie schießen in prächtige Gstalte
Blumen an Blumen uf, und geli saftigi Wide!
Vo dim Otem gwürzt, stöhn roti Erdbeerichöpfli
Millione do, und warten am schattige Talweg.
Vo dim Otem gnährt, stigt rechts an sunnige Halde
goldene Lewat uf in Feldere Riemen an Rieme.
Vo dim Otem gchüelt, singt hinter de Hürste verborge,
freudig der Hirtebueb, und d'Holzax tönet im Buchwald.
's Mambecher Hätteli chunnt, und wulligi Häli vo Zell her.
Alles lebt und webt, und tönt in freudige Wiise;
alles grünt und blüeiht in tusigfältige Farbe;
alles isch im Staat, und will mi Meiddeli grüße.
Doch de bisch ke Meiddeli meh, jez sag i der Meidli.
Aber an der Bruckwoog, nit wit vom steinene Chrützli,
chresme d'Büebli vo Zell hoch an de felsige Halde,
suchen Engelsüß, und luegen aben und stune.
»Toneli«, seit der Sepli, »was het echt d'Wiesen im Chöpfli?
Lueg do, wie sie stoht, und wie sie nieder an d'Stroß sizt
mit vertieftem Blick, und wie sie wieder in d'Höchi
schießt, und in d'Matte lauft, und mittere selber im Champf isch!«
Feldbergs Tochter, los, de gfallsch mer numme no halber!
's goht mer, wie dem Sepli. Was hesch für Jesten im Chöpfli?
Fehlt der näumis, se schwetz, und hättsch gern näumis, se sag mer's!
Aber wer nüt seit bisch du! Mit schwankige Schritte
laufsch mer d'Matten ab in dine tiefe Gidanke
furt ins Wiesetal, furt gegenem Husemer Bergwerch,
und schangschiersch der Glauben und wirsch e luthrische Chetzer!
Hani's denn nit gseit, und hani mer's echter nit vorgstellt?
Aber jez isch's so, was hilft jez balgen und schmäle!
Ändere chani's nit, se willi der lieber gar helfe;
öbbe bringsch mer doch no Freud und heiteri Stunde!
Halt mer e wenig still, i will di jez lutherisch chleide.
Do sin wiissi Bauwelestrümpf mit chünstlige Zwickle,
(leg sie a, wenn d' chasch!) und Schuh und silberni Rinkli;
do ne grüne Rock! Vom breit verbendlete Liibli
fallt bis zu de Chnödlenen abe Fältli an Fältli.
Sizt er recht? Tu d'Häftli i, und nimm do das Brusttuch
sammet und roserot. Jez flichti der chünstligi Zupfe
us de schöne, sufer gstrehlte, flächsene Hoore.
Obe vom wiißen Äcken und biegsem in d'Zupfe verschlunge,
fallt mit beiden Ende ne schwarze sidene Bendel
bis zum tiefe Rocksaum abe. – Gfallt der die Chappe,
wasserblaue Damast und gstickt mit goldene Blume?
Zieh der Bendel a, wo in de Ricklene durgoht,
unter de Zupfe dure, du Dotsch, und über den Ohre
fürsi mittem Letsch, und abe gegenem Gsicht zu!
Jez e side Fürtuch her, und endli der Hauptstaat,
zwenzig Ehle lang und breit e Mailänder Halstuch!
Wie ne luftig Gwülch am Morgehimmel im Früeihlig
schwebt's der uf der Brust, stigt mittem Otem, und senkt si,
wahlet der über d'Achslen, und fallt in prächtige Zipfle
übere Rucken abe, sie rusche, wenn de 'n im Wind gohsch!
Het me's lang, se loßt me's henke, hör i mi Lebtig.
D'Ermel, denkwol, henksch an Arm, wil's Wetter so schön isch,
aß me's Hemd au sieht, und dini gattigen Ärmli,
und der Schiehut nimmsch in d'Hand am sidene Bendel.
D'Sunne git eim wärmer, und schint eim besser in d'Auge,
wer en in de Hände treit, und 's stoht der au hübscher!
Jez wärsch usstaffiert, as wenn de hoffertig stoh wottsch,
und de gfallsch mer selber wieder, chani der sage.
Wienes si jez freut, und wie's in zimpfere Schritte
tänzlet, und meint, es seig d'Frau Vögtene selber,
wie 's si Chöpfli hebt, und jeden Augeblick zruck schielt,
öb me's echt au bschaut, und öb men em ordeli noluegt!
Jo, de bisch jo hübsch, und jo, du Närli, mer luege,
du Marggröfer Meidli mit dine goldige Chappe,
mit de lange Zupfen und mit der längere Hoorschnur,
mittem vierfach zsemmegsezte flattrige Halstuch!
Aber rotet jez, wo's hoffertig Jümpferli hi goht!
Denkwol uffe Platz, denkwol zur schattige Linde,
oder in d'Weserei, und zu de Husemer Chnabe?
Hender gmeint, jo wol! Am Bergwerch fisperlet's abe,
lengt e wenig duren, und trüllt e wengeli d'Räder,
was der Blosbalg schnufe mag, aß d'Füürer nit usgöhn.
Aber 's isch sis Blibes nit. In d'Husemer Matte
schießt's, und über d'Legi mit große Schritte go Fahrnau,
laufsch mer nit, se gilt's mer nit, durs Schopfemer Chilspel.
Aber z'Gündehuse, wer stoht echt an der Stroße,
wartet, bis de chunnsch, und goht mit freudige Schritte
uf di dar, und git der d'Hand, und fallt der an Buse?
Chennsch die Schwesterli nit? 's chunnt hinte füre vo Wislet.
Uf und nieder het's di Gang und dini Giberde.
Jo, de chennsch's! Worum denn nit? Mit freudigem Brusche
nimmsch's in d'Arm, und losch's nit goh, gib achtig, verdruck's nit!
Jez goht's wieder witers, und alliwil aben und abe!
Siehsch dört vorne 's Röttler Schloß – verfalleni Mure?
In vertäfelte Stube, mit goldene Liiste verbendlet,
hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,
Heren und Heregsind, und d'Freud isch z'Röttle deheim gsi.
Aber jez isch alles still. Undenkligi Zite
flackeret kei Füür uf siner versunkene Füürstet,
goht kei Chrug in Cheller, ke Züber aben an Brunne.
Wildi Tube niste dört uf moosige Bäume.
Lueg dört ehnen isch Mulberg, und do im Schatte verborge
's Föhris Hüsli, und am Berg dört d'Höllstemer Chilche.
Steine lömmer liegen, und fahre duren in d'Matte,
gute Weg isch au nit um, und weidli chasch laufe.
Wenn's nit nidsi gieng, i weiß nit, öbbi der no chäm.
Unter Steine chunnsch mit dine biwegliche Schritte
wieder über d'Stroß. Jez wandle mer füren ins Rebland
nebe Hauigen aben und neben an Hagen und Röttle.
Lueg mer e wenig ufe, wer stoht dört oben am Fenster
in sim neue Chäppli, mit sine fründligen Auge?
Neig di fin, zeig wie, und sag: »Gott grüß ich, Her Pfarer!«
Jez goht's Tumrige zu, jez witer in d'Lörecher Matte.
Siehsch das ordelig Städtli mit sine Fenstren und Gieble,
und die Basler Here dört uf der staubige Stroße,
wie sie riten und fahren? Und siehsch dört 's Stettener Wirtshus!
Worum wirsch so still und magsch nit dure go luege?
Gell, de siehsch sel heilig Chrütz vo witem und trausch nit,
möchtisch lieber zruck, as fürsi! Loß der nit gruse!
's währt nit lang, se stöhn mehr frei uf schwitzrischem Bode.
Aber wie de gohsch vom Bergwerch abe go Schopfe,
bis an Stetten aben uf diner steinige Landstroß,
bald am linke Bord, bald wieder ehnen am rechte
zwischenem Faschinat, wirsch alliwil größer und schöner,
freudiger alliwil, und schaffig, was me cha sage.
Wo di liebligen Otem weiht, wie färbt si der Rase
grüner rechts und links, wie stöhn mit chräftige Triebe
neui Chrüter uf, wie prangen in höhere Farbe
Blumen ohni Zahl. De Summervögle tut d'Wahl weh.
Wechslet nit der Chlee mit goldene Chetteneblueme,
Frauemänteli, Hasebrödli, würzige Chümmi,
Sunneblume, Habermark und Dolden und Ruchgras?
Glitzeret nit der Tau uf alle Spitzen und Halme?
Wattet nit der Storch uf hoche Stelze derzwische?
Ziehn si nit vo Berg zu Berg in lange Reviere
feisti Matte Stunde wiit und Tauen an Taue?
Und derzwischen stöhn scharmanti Dörfer und Chilchtürn.
's Brombecher Mummeli chunnt, es chömme Lörecher Rößli,
fresse der us der Hand, und springen und tanze vor Freude,
und vo Baum zu Baum, vo Zell bis füre go Rieche
halte d'Vögeli Judeschul, und orglen und pfife.
D'Brombecher Linde lit, der Sturmwind het sie ins Grab gleit.
Aber rechts und links wie schwanken an flachere Raine
Roggen und Weizehalm! Wie stöhn an sunnige Halde
Reben an Reben uf! Wie woget uf höchere Berge
rechts und links der Buchewald und dunkleri Eiche!
O 's isch alles so schön, und überal anderst und schöner!
Feldbergs Tochter, wo de bisch, isch Nahrig und Lebe!
Neben an der ufen und neben an der abe
gigst der Wage, d'Geisle chlöpft, und d'Sägese ruschet
und de grüeßisch alli Lüt, und schwetzisch mit alle.
Stoht e Mühli näumen, en Öli oder e Ribi,
Drohtzug oder Gerstestampfi, Sägen und Schmidte,
lengsch mit biegsemen Armen, mit glenkseme Fingere dure,
hilfsch de Müllere mahlen und hilfsch de Meidlene ribe,
spinnsch mer's Husemer Ise wie Hanf in gschmeidigi Fäde.
Eicheni Plütschi versägsch, und wandlet 's Ise vom Füürherd
uffen Ambos, lüpfsch de Schmiede freudig der Hammer,
singsch derzu, und gehrsch ke Dank, »Gott grüßich, Gott bhütich!«
Und isch näume ne Bleichi, se losch di das au nit verdrieße,
chuuchisch e bizzeli duren, und hilfsch der Sunne no bleiche,
aß sie fertig wird, sie isch gar grüseli landsem!
Aber solli eis, o Wiese, sage, wie's ander,
nu se seig's bikennt! De hesch au bsunderi Jeste,
's chlage's alli Lüt, und sagen, es sei der nit z'traue,
und wie schön de seigsch, wie lieblig dini Giberde,
stand der d'Bosget in den Auge, sage sie alli.
Eb men umluegt, chresmisch näumen über d'Faschine,
oder rupfsch sie us, und bahnsch der bsunderi Fußweg,
bohlsch de Lüte Stei uf d'Matte, Jaspis und Feldspat.
Hen sie näume gmeiht, und hen sie gwarbet und gschöchlet,
holsch's und treisch's de Nochbere duren Arfel um Arfel.
's sagen au e Teil, de seigisch glücklich im Finde
uf de Bänke, wo nit gwüscht sin, aber i glaub's nit.
Mengmol haseliersch, und 's muß der alles us Weg goh;
öbbe rennsch e Hüsli nieder, wenn's der im Weg stoht.
Wo de gohsch, und wo de stohsch, isch Balgen und Balge.
Feldbergs Tochter los, de bisch an Tuged und Fehler
zitig, chunnt's mehr halber vor, zum Manne, wie wär's echt?
Zeig, was machsch für Äugli? Was zupfsch am sidene Bendel?
Stell di nit so närsch, du Dingli! 's meint no, me wüß nit,
aß es versprochen isch, und aß sie enander scho bstellt hen!
Meinsch, ich chenn di Holderstock, di chräftige Burst nit?
Über hochi Felsen, und über Stuuden und Hecke
eis Gangs us de Schwitzerberge gumpet er z'Rhineck
aben in Bodesee, und schwimmt bis füre go Chostanz,
seit: »I muß mi Meidli ha, do hilft nüt und batt nüt!«
Aber oben an Stei, se stigt er in landseme Schritte
wieder usem See mit sufer gwäschene Füße,
Diesehofe gfallt em nit und 's Chloster dernebe,
furt Schaffhuse zu, furt an die zackige Felse.
An de Felse seit er: »Und 's Meidli muß mer werde!
Lib und Lebe wogi dra und Chrezen und Brusttuch.«
Seit's, und nimmt e Sprung. Jez bruttlet er abe go Rhinau;
trümmlig isch's em worde, doch chunnt er witer und witers.
Eglisau und Chaiserstuhl und Zurzi und Waldshut
het er scho im Äcke, vo Waldstadt lauft er zu Waldstadt,
jez an Chrenzech aben in schöne breite Reviere,
Basel zu. Dört wird der Hochzitzedel gschriebe.
Gell, i weiß es! Bisch im Stand und läugnisch, was wohr isch?
Hätti z'rote gha, 's wär z'Wil e schickliche Platz gsi;
's het scho menge Briggem si gattig Brütli go Wil gführt,
usem Züribiet, vo Liestel aben und Basel,
und isch jez si Ma, und 's chocht em d'Suppen und pflegt em
ohni Widerred vo mine gnädige Here.
Aber di Vertraue stoht zum Chleihüniger Pfarer.
Wie de meinsch, se göhnmer denn dur d'Riechemer Matte!
Lueg, isch sel nit d'Chlübi, und chunnt er nit ebe dört abe?
Jo er isch's, er isch's, i hör's am freudige Brusche!
Jo er isch's, er isch's mit sine blauen Auge,
mit de Schwitzerhosen und mit der sammete Chretze,
mit de christalene Chnöpfen am perlefarbige Brusttuch,
mit der breite Brust, und mit de chräftige Stotze,
's Gotthards große Bueb, doch wie ne Rotsher vo Basel
stolz in sine Schritten und schön in sine Giberde.
O wie chlopft der di Herz, wie lüpft si di flatterig Halstuch,
und wie stigt der d'Röti jez in die lieblige Backe,
wie am Himmel 's Morgerot am duftige Maitag!
Gell, de bischem hold, und gell, de hesch der's nit vorgstellt,
und es wird der wohr, was im verborgene Stübli
d'Geister gsunge hen, und an der silberne Wagle!
Halt di numme wohl! – I möcht der no allerlei sage,
aber 's wird der windeweh! Di Kerli, di Kerli!
Förchsch, er lauf der furt, se gang! Mit Tränen im Äugli
rüeft's mer: »Bhütdi Gott«, und fallt em freudig an Buse.
Bhütdi Gott der Her, und folgmer, was i der gseit ha!
Freude in Ehren
Ne Gsang in Ehre,
wer will's verwehre?
Singt 's Tierli nit in Hurst und Nast,
der Engel nit im Sterneglast?
E freie frohe Mut,
e gsund und fröhlich Blut
goht über Geld und Gut.
Ne Trunk in Ehre,
wer will's verwehre?
Trinkt 's Blüemli nit si Morgetau?
Trinkt nit der Vogt si Schöppli au?
Und wer am Werchtig schafft,
dem bringt der Rebesaft
am Sunntig neui Chraft.
Ne Chuß in Ehre,
wer will's verwehre?
Chüßt 's Blüemli nit sie Schwesterli,
und 's Sternli chüßt si Nöchberli?
In Ehre, hani gseit,
und in der Unschuld Gleit,
mit Zucht und Sittsemkeit.
Ne freudig Stündli,
isch's nit e Fündli?
Jez hemmer's und jez simmer do;
es chunnt e Zit, würd's anderst goh.
's währt alles churzi Zit,
der Chilchhof isch nit wit.
Wer weiß, wer bal dört lit?
Wenn d'Glocke schalle,
wer hilftis alle?
O gebis Gott e sanfte Tod!
E rüeihig Gwisse gebis Gott,
wenn d'Sunn am Himmel lacht,
wenn alles blizt und chracht,
und in der letzte Nacht!
Die Irrlichter
Es wandlen in der stille dunkle Nacht
wohl Engel um, mit Sterneblume bchrönt,
uf grüne Matte, bis der Tag verwacht,
und do und dört e Betzitglocke tönt.
Sie spröche mitenander deis und das,
sie machen öbbis mitenander us;
's sin gheimi Sache, niemes rotet, was?
Druf göhn sie wieder furt, und richte's us.
Und stoht ke Stern am Himmel und ke Mon,
und wemme nümme sieht, wo d'Nußbäum stöhn,
müen selli Marcher usem Füür an d'Fron,
sie müen den Engle zünde, wo sie göhn.
Und jedem hangt e Bederthalben a,
und wenn's em öd wird, lengt er ebe dri,
und biißt e Stückli Schwefelschnitten a,
und trinkt e Schlückli Treber-Brenntewi.
Druf puzt er d'Schnören amme Tschäubli ab.
Hui, flackeret's in liechte Flammen uf,
und, hui, goht's wieder d'Matten uf und ab,
mit neue Chräfte, d'Matte ab und uf.
's isch chummliger so, wenn eim vorem Fuß
und vor den Auge d'Togge selber rennt,
as wemme sie mit Hände trage muß,
und öbbe gar no d'Finger dra verbrennt.
Und schritet spot e Mensch dur d'Nacht derher,
und sieht vo witem scho die Kerli goh,
und betet lisli: »Das walt Gott der Herr« –
»Ach bleib bei uns« – im Wetter sind sie do.
Worum? So bald der Engel bete hört,
se heimelet's en a, er möcht derzu.
Der füürig Marcher blieb jo lieber dört,
und wenn er chunnt, se hebt er d'Ohre zu.
Und schritet öbsch e trunkne Ma dur d'Nacht,
er fluecht und sappermentet: »Chrütz und Stern«
und alli Zeichen, aß der Bode chracht,
sel hörti wohl der füürig Marcher gern.
Doch wird's em nit so gut. Der Engel seit:
»Furt, weidli furt! Do magi nüt dervo!«
Im Wetterleich, sen isch der wiit und breit
kei Marcher me, und au kei Engel do.
Doch goht me still si Gang in Gottis Gleit,
und denkt: »Der chönnet bliben oder cho,
ne jede weiß si Weg, und 's Tal isch breit«,
sel isch's vernünftigst, und sie lön ein go.
Doch wenn der Wunderfitz ein öbbe brennt,
me lauft im Uverstand den Engle no,
sel isch ene wie Gift und Poperment;
im Augenblick se lön sie alles stoh.
Z'erst sage sie: »Denkwol es isch si Weg,
er goht verbei, mer wen e wenig zruck!«
So sage sie, und wandle still us Weg,
und sieder nimmt der füürig Ma ne Schluck.
Doch folgt me witers über Steg und Bort,
wo nummen au der Engel goht und stoht,
se seit er z'lezt: »Was gilt's, i find en Ort;
du Lappi, wo di Weg nit dure goht!«
Der Marcher muß vora, mit stillem Tritt
der Engel hinterher, und lauft me no,
se sinkt men in e Gülle, 's fehlt sie nit.
Jez weisch di Bricht, und jez chasch wieder goh!
Nei, wart e wenig, 's chunnt e guti Lehr!
Vergiß mer's nit, schrib's lieber in e Buch!
Zum erste sagi: ›Das walt Gott der Her‹
isch alliwil no besser, as e Fluch.
Der Fluch jagt d'Engel mittem Heil dervo;
ne christli Gmüet und 's Bette zieht si a;
und wemme meint, me seh ne Marcher cho,
's isch numme so d'Laterne vorne dra.
Zum anderen, und wenn en Ehrema
ne Gschäft für ihn ellei z'verrichte het,
so loß en mache! Was goht's di denn a?
Und los nit, wemme mittem Nochber redt!
Und goht me der us Weg, se lauf nit no!
Gang diner Wege fort in Gottis Gleit!
's isch Uverstand, me merkt's enanderno,
und 's git en Unehr. Sag, i heig der's gseit.
Der Schmelzofen
Jez brennt er in der schönsten Art,
und 's Wasser ruuscht, der Blosbalg gahrt,
und bis aß d'Nacht vom Himmel fallt,
se würd die ersti Maßle chalt.
Und 's Wasser ruuscht, der Blosbalg gahrt;
i ha druf hi ne Gulde gspart.
Gang Chüngi, lengis alte Wi,
mer wen e wengli lustig si!
Ne Freudestund isch nit verwehrt;
me gnießt mit Dank, was Gott bischert,
me trinkt e frische frohe Mut,
und druf schmeckt wieder 's Schaffe gut.
E Freudestund, e guti Stund!
's erhaltet Lib und Chräfte gsund;
doch muß es in der Ordnig goh,
sust het me Schand und Leid dervo.
E frohe Ma, ne brave Ma!
Jez schenket i, und stoßet a:
Es leb der Marggrof und si Huus!
Ziehnt d'Chappen ab, und trinket us!
Ne bessere Her treit d'Erde nit,
's isch Sege, was er tut und git,
i cha's nit sage, wieni sott:
Vergelt's em Gott! Vergelt's em Gott!
Und 's Bergwerch soll im Sege stoh!
's het menge Burger 's Brot dervo.
Der Her Inspekter lengt in Trog,
und zahlt mit Freud, es isch kei Frog.
Drum schenket i, und stoßet a!
Der Her Inspekter isch e Ma,
mit üsers Gattigs Lüte gmei,
und fründli gege groß und chlei.
Er schafft e gute Wi ufs Werk,
er holt en über Tal und Berg,
er stellt en luter uffe Tisch,
und mißt, wie's recht und billig isch.
Sel isch verbei, der Ma am Füür
muß z'trinke ha, wär's no so tür.
Es rieslet menge Tropfe Schweiß,
und will's nit go, men ächzet eis.
Me streift der Schweiß am Ermel ab,
me schnufet, d'Bälg verstuune drab,
und mengi liebi Mitternacht
wird so am heiße Herd verwacht.
Der Schmelzer isch e plogte Ma,
drum bringem's ein, und stoßet a:
Gsegott! Vergiß di Schweiß und Ach!
's het jeden anderen au si Sach.
Am Zahltag teiltisch doch mit keim,
und bringsch der Lohn im Nastuch heim,
se luegt di d'Marei fründli a,
und seit: »J ha ne brave Ma!«
Druf schlacht sie Eieren-Anken i,
und sträut e wenig Imber dri;
sie bringt Salat und Grüebe dra,
und seit: »Jez iß, du liebe Ma!«
Und wenn e Ma si Arbet tut,
se schmeckt em au si Esse gut.
Er tuuschti nit in Leid und Lieb
mit mengem riche Galgedieb.
Mer sitze do, und 's schmecktis wohl.
Gang Chüngeli, leng no nemol,
wil doch der Ofe wieder goht,
und 's Erz im volle Chübel stoht!
So brenn er denn zu guter Stund,
und Gott erhaltich alli gsund,
und Gott biwahrich uf der Schicht,
aß niemes Leid und Unglück gschicht!
Und chunnt in strenger Winterszit,
wenn Schnee uf Berg und Firste lit,
en arme Bub, en arme Ma,
und stoht ans Füür, und wärmt sie dra,
er bringt e paar Grumbireli,
und leit's ans Füür, und brotet sie,
und schloft bim Setzer uffem Erz –
schlof wohl, und tröst der Gott di Herz!
Dört stoht so ein. Chumm, arme Ma,
und tunis Bscheid, mer stoßen a!
Gsegott, und tröst der Gott di Herz!
me schloft nit lieblig uffem Erz.
Und chunnt zur Zit e Biederma
ans Füür, und zündet 's Pfifli a,
und setzt sie näumen ane mit,
se schmeck's em wohl, und – brenn di nit!
Doch fangt e Büebli z'rauchen a,
und meint, es chönn's as wie ne Ma,
se macht der Schmelzer churze Bricht,
und zieht em's Pfifli usem Gsicht.
Er keit's ins Füür, und balgt derzu:
»Hesch's au scho glehrt, du Lappi du!
Sug amme Störzli Habermark.
Weisch? Habermark macht d'Bube stark!«
's isch wohr, s' git mengi Churzwil mehr
am Sunntig no der Chinderlehr,
und strömt der füürig Isebach
im Sand, es isch e schöni Sach.
Frog menge Ma: »Sag, Nochber, he!
Hesch au scho 's Ise werde seh
im füürige Strom de Forme no?«
Was gilt's, er cha nit sage: Jo!
Mir wüsse, wie me's Ise macht,
und wie's im Sand zu Maßle bacht,
und wiemes druf in d'Schmidte bringt,
und d'Luppen unterm Hammer zwingt.
Jez schenket i, und stoßet a:
Der Hammermeister isch e Ma!
Wär Hammerschmied und Zeiner nit,
do läg e Sach, was tät me mit?
Wie gieng's im brave Hamberchsma?
's muß jede Stahl und Ise ha;
und muß der Schnider d'Nodle ge,
sen isch's au um si Nahrig gscheh.
Und wenn im früeihe Morgerot
der Buur in Feld und Flure stoht,
se muß er Charst und Haue ha,
sust isch er e verlorene Ma.
Zum Broche bruucht er d'Wägese,
zum Meihe bruucht er d'Sägese,
und d'Sichle, wenn der Weize bleicht,
und 's Messer, wenn der Trübel weicht.
So schmelzet denn, und schmiedet ihr,
und dankich Gott der Her derfür!
Und mach en andere Sichle drus,
und was me bruucht in Feld und Hus!
Und numme keini Sebel meh!
's het Wunde gnug und Schmerze ge,
's hinkt mengen ohni Fuß und Hand,
und menge schloft im tiefe Sand.
Kei Hurlibaus, ke Füsi meh!
Mer hen 's Lamento öbbe gseh,
und ghört, wie's in de Berge chracht,
und Ängste gha die ganzi Nacht.
Und glitte hemmer, was me cha;
drum schenket i, und stoßet a:
Uf Völkerfried' und Einigkeit
von nun a bis in Ewigkeit!
Jez zahlemer! Jez göihmer hei,
und schaffe hüt no allerlei,
und dengle no bis tief in d'Nacht,
und meihe, wenn der Tag verwacht.
Der Morgenstern
Woher so früeih, wo ane scho,
Her Morgestern, enanderno
in diner glitzrige Himmelstracht,
in diner guldige Lockepracht,
mit dinen Auge chlor und blau
und sufer gwäschen im Morgetau?
Hesch gmeint, de seisch elleinig do?
Nei weger nei, mer meihe scho!
Mer meihe scho ne halbi Stund;
früeih ufsto isch de Gliedere gsund,
es macht e frische, frohe Mut,
und d'Suppe schmeckt eim no so gut.
's git Lüt, sie dose frili no,
sie chönne schier nit use cho.
Der Mähder und der Morgestern
stöhn zitli uf, und wache gern,
und was me früeih um Vieri tut,
das chunnt eim znacht um Nüni gut.
Und d'Vögeli sin au scho do,
sie stimmen ihri Pfifli scho,
und uffem Baum und hinterm Hag
seit eis im andere Gute Tag!
und 's Turteltübli ruukt und lacht,
und 's Betzitglöckli isch au verwacht.
Se helfis Gott, und gebis Gott
e gute Tag, und bhütis Gott!
Mer beten um e christlig Herz,
es chunnt eim wohl in Freud und Schmerz;
wer christli lebt, het frohe Mut:
der lieb Gott stoht für alles gut.
Weisch Jobbeli, was der Morgestern
am Himmel sucht? Me seit's nit gern!
Er wandle imme Sternli no,
er cha schier gar nit vonnem lo.
Doch meint si Mutter, 's müeß nit si,
und tut en wie ne Hüenli i.
Drum stoht er uf vor Tag, und goht
sim Sternli no dur's Morgerot.
Er sucht, und 's wird em windeweh,
er möcht em gern e Schmützli ge,
er möcht em sagen: »I bi der hold!«
es wär em über Geld und Gold.
Do wenn er schier gar binem wär,
verwacht si Mutter handumcher,
und wenn sie rüeft enanderno,
sen isch mi Bürstli niene do.
Druf flicht sie ihre Chranz ins Hoor,
und lueget hinter de Berge vor.
Und wenn der Stern si Mutter sieht,
se wird er todesbleich und flieht,
er rüeft sim Sternli: »Bhütdi Gott!«
Es isch, as wenn er sterbe wott.
Jez Morgestern, hesch hohi Zit,
di Mütterli isch nümme wit.
Dört chunnt sie cho, was hani gseit,
in ihrer stille Herlichkeit.
Sie zündet ihre Strahlen a,
der Chilchturn wärmt si au scho dra,
und wo si fallen in Berg und Tal,
se rüehrt si 's Leben überal.
Der Storch probiert si Schnabel scho:
»De chasch's perfekt, wie gester no!«
Und d'Chemi rauchen au alsgmach;
hörsch's Mühlirad am Erlebach,
und wie im dunkle Buchewald
mit schwere Streiche d'Holzax fallt?
Was wandlet dört im Morgestrahl
mit Tuch und Chorb dur's Mattetal?
's sin d'Meidli jung, und flink und froh,
sie bringe weger d'Suppe scho,
und 's Anne-Meili vornen a,
es lacht mi scho vo witem a.
Wenn ich der Sunn ihr Büebli wär,
und 's Anne-Meili chäm ungfähr
im Morgerot, ihm giengi no,
i müeßt vom Himmel abe cho,
und wenn au d'Muetter balge wott,
i chönnt's nit lo, verzeihmer's Gott!
Der Karfunkel
Wo der Ätti si Tubak schnätzlet, se lueget en d'Marei
fründlig und bittwis a: »Verzehlis näumis, o Ätti,
weisch, so wieder wie necht, wo 's Chüngi het welle verschlofe!«
Drüber rucke 's Chüngi und's Anne-Bäbi und d'Marei
mit de Chunklen ans Liecht, und spanne d'Saiten, und striche
mittem Schwärtli 's Rad, und zupfen enander am Ermel.
Und der Jobbi nimmt e Hampfle Liechtspön, und setzt si
nebene Liechtstock hi, und seit: »Das willi verrichte.«
Aber der Hans-Jerg lit e lange Weg überen Ofe,
lueget aben und denkt: »Do obe höri's am beste,
und bi niemes im Weg.« Druf, wo der Ätti si Tubak
gschnitte het, und 's Pfifli gfüllt, se chunnt er an Liechtspon,
und hebt 's Pfifli drunter, und trinkt in gierige Züge,
bis es brennt. Druf druckt er 's Füür mit de Fingeren abe,
und macht 's Deckeli zu. »Se willi denn näumis verzehle«,
seit er, und sizt nieder, »doch müender ordeli still si,
aß i nit verstuun, eb's us isch, und du dört obe,
pack di vom Ofen abe! Hesch wieder niene ke Platz gwüßt?
Isch's der z'wohl, und glust's di wieder no nem Karfunkel?
Numme ken, wie sel ein gsi isch, woni im Sinn ha.
's isch e Plätzli näumen, es goht nit Egge no Pflug druf,
Hurst an Hurst scho hundert Johr und giftigi Chrüter,
's singt kei Trostle drinn, kei Summervögeli bsuecht sie,
breiti Dosche hüete dört e zeichnete Chörper.
's wär ke ungschickt Bürschli gsi, sel seit me, doch seig er
zitlich ins Wirtshus gwandlet, und über Bibel und Gsangbuch
sin em d'Charte gsi am Samstig z'oben und Sunntig.
Flueche het er chönne, ne Hex im rueßige Chemi
hätt sie bsegnet und bettet, und d'Sternen am Himmel hen zittert.
's het emol im grüene Rock e borstige Jäger
zugluegt, wie sie spiele. Mit unerhörte Flüeche
het der Michel Stich um Stich und Büeßli verlore.
›Du vertlaufsch mer nit!‹ seit für si selber der Grünrock;
d'Wirtene het's no ghört, und denkt: ›Isch's öbbe ne Werber?‹
's isch ke Werber gsi, der werdet's besser erfahre,
wenn der Michel gwibet het, und 's Güetli verlumpet.
Was het 's Stroßwirts Tochter denkt? Sie het em us Liebi
Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi zum Michel,
nei zu Vater und Mutter, es isch ihr Willen und Wunsch gsi.
Sellen Oben isch's in schwere Gidanke vertschlofe,
selli Mittnacht het's e schwere bidütseme Traum gha.
's isch em gsi, es chömm vo Staufe füren an d'Landstroß;
an der Landstroß goht e Chapeziner und betet.
›Schenket mer au ne Helgli, Her Pater, went der so gut si!
Bini nit e Bruut? 's cha si, 's het guti Bidütig.‹
Landsem schüttlet si Chopf der Pater, und unter der Chutte
lengt er e Hampfle voll Helge. ›Do zieh der selber ein use!‹
Seit's, und wo nes zieht, so lengt's in schmutzigi Charte.
›Hesch echt 's Eckstei-Aß? 's bidütet e rote Charfunkel;
's isch ke gute Schick.‹ – ›Jo weger‹ seit es, ›das hani.‹
Wieder seit der Pater: ›Se zieh denn anderst, o Brütli!
Hesch echt siebe Chrütz?‹ – ›Jo weger‹, seit es und süfzget. –
›Tröst di Gott, zieh anderst! Es chönne no besseri drinn si.
Hesch e blutig Herz?‹ – ›Jo weger!‹ seit's und erschrickt drob. –
›Jez zieh nonemol, 's cha si, di Heilige chunnt no! –
Isch's der Schuflebueb?‹ – ›Es wird wohl, bschauet en selber!‹ –
›Jo de hesch en! Tröst di Gott! Er schuflet di abe.‹
So het's im Kätterli traumt, und so het's sellemol gschlofe.
Stroßwirts Tochter, was hesch denkt, und hesch mer en doch gno?
Jo, es het jo müeßen und gseit: ›Ins Here Gotts Name!
No de siebe Chrützen und hinterem blutige Herze
chunnt mi Heilige, will's der Her, und schuflet mi abe.‹
Z'erst hätt's möge go. Zwor mengmol het no der Michel
gspielt und trunke, bis gnug, und gflucht, und 's Kätterli ploget.
Mengmol isch er in si gange, wenn 's en mit Träne
bittet het, und bette. Nemol se seit er: ›Jez willi
mit der akkordieren, und d'Charte willi verflueche.
Soll mi der Teufel hole, so bald i eini me arühr!
Aber ins Wirtshus gangi, sel willi, sel chani nit mide.
Grums und hül, so lang 's der gfallt, ich cha der nit helfe!‹
Het er 's erst nit ghalte, sen isch er im andere treu gsi.
Woner ins Wirtshus chunnt, se sizt mi borstige Grünrock
hinterm Tisch, selbdritt, und müschlet d'Charten, und rüeft em:
›Bisch mer e Kamerad, se chumm, se wemmer eis mache!‹
›Ich nit‹, seit der Michel, ›Bas Margret, leng mer e Schöpli!‹
›Du nit?‹ seit der Grün. ›Chumm numme, bis de di Schoppe
trunke hesch, und 's goht um nüt, mer mache für Churzwil!‹
›He‹, denkt binem selber de Michel, ›wenn es um nüt goht,
sel isch jo nit gspielt‹, und sezt si nebene Grünrock.
's chunnt e Chnab ans Fenster mit lockiger Stirnen, und rüeft em:
›Meister Michel, uf e Wort! Der Stroßewirt schickt mi.‹
›Schick en wieder‹, seit er, ›i weiß scho, was er im Chopf het!
Wer spielt us? Und was isch Trumpf? Und gstoche das Eckstei!‹
Druf und druf! Zletzt seit der Grün: ›Was bisch du ne Glückschind!
Möchtsch nit umme Chrützer mache?‹ – Sel isch jez eitue,
denkt der Michel, gspielt isch gspielt, und seit: ›Es isch eitue!‹
›Chömmet‹, rüeft der Chnab, und pöpperlet wieder am Fenster,
›Nummen uf en einzig Wörtli!‹ – ›Loß mi ungheit jez!
Chrütz im Baum, und Schufle no, und nonemol Schufle!‹
Und so goht's vom Chrützer bis endli zu der Dublone.
Wo sie ufstöhn, seit der Grünrock: ›Michel, i cha di
jez nit zahle. Magsch derfür mi Fingerring bhalte,
bis i en wieder lös.
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