I ha en einzig Schöpli

trunke gha im Adler, und frog der Adlerwirt selber.

Aber bis so gut und sag mer, wer isch der ander?« –

»Wer der ander isch«, seit jez der Engel, »das frogsch mi?

's isch e böse Geist, Gott well di vorem biwahre.

Wemme früeih verwacht, um Vieri oder um Fünfi,

stoht er vorem Bett mit große füürigen Auge,

seit eim gute Tag mit glühige Ruten und Zange.

's hilft kei ›Das walt Gott‹, und hilft kei »Ave Maria!«

Wemme bete will, enanderno hebt er eim's Muul zu;

wemmen an Himmel luegt, se streut er Äschen in d'Auge;

het me Hunger, und ißt – er wirft eim Wermut in d'Suppe;

möcht me z'Obed trinke, er schüttet Gallen in Becher.

Lauft me, wie ne Hirz, er au, und blibt nit dehinte;

schlicht me wie ne Schatte, so seit er: Jo, mer wen gmach tu.

Stoht er nit in der Chilchen, und sitzt er nit zu der in Wirtshuus?

Wo de gosch und wo de stohsch, sin Gspenster und Gspenster.

Gosch ins Bett, tuesch d'Auge zu, se seit er: 's pressiert nit

mittem Schlof. Los, i will der näumis verzehle:

Weisch no, wie de gstohle hesch, und d'Waisli bitroge?

So und so, und das und deis, und wenn er am End isch,

fangt er vorne a, und viel will's schlofe nit sage.«

So het der Engel gseit, und wie ne füürige Luppe

het der Puhu gsprüzt. Druf sagi wieder: »I bi doch

au ne Sunntigchind, mit mengem Geistli befründet,

aber bhüt mi Gott der Her!« Druf lächlet der Engel:

»Bhalt di Gwisse rein, 's goht über Bsiebnen und Bsegne,

und gang jez das Wegli ab, dört nieden isch Todtnau.

Nimm der Puhuh mit, und lösch en ab in der Wiese,

aß er nit in d'Dörfer rennt, und d'Schüüre nit azündt.

Bhüt di Gott, und halt di wohl!« Druf sagi: »Her Engel!

Bhüt di Gott der Her, und zürn nüt! Wenn de in d'Stadt chunnsch,

in der heilige Zit, se bsuch mi, 's soll mer en Ehr si.

's stöhn der Rosinli z'Dienst und Hypokras, wenn er di animmt.

D'Sterneluft isch rau, absunderlig nebe der Birsig.«

Drüber graut der Tag, und richtig chummi go Todtnau,

und gang wieder Basel zu im lieblige Schatte.

Woni an Mambech chumm, so trage sie 's Meideli use,

mittem heilige Chrütz und mit der verblichene Fahne,

mittem Chranz am Totebaum, und briegen und schluchze.

Hent der's denn nit ghört? Er will's jo wecke, wenn's Zit isch,

und am Zistig druf, se chummi wieder zum Vetter.

D'Tubakdose hani richtig näume lo liege.

Der Abendstern

 

De bisch au wieder zitli do

und laufsch der Sunne weidli no,

du liebe, schönen Obestern!

Was gilt's, de hättsch di Schmützli gern!

Er trippelt ihre Spure no,

und cha si doch nit übercho.

Von alle Sterne groß und chlei

isch er der liebst, und er ellei;

si Brüderli der Morgestern,

si het en nit ums halb so gern;

und wo sie wandlet us und i,

se meint sie, müeß er um sie si.

Früeih, wenn sie hinterm Morgerot

wohl ob em Schwarzwald ufe goht,

sie führt ihr Bübli an der Hand,

sie zeigt em Berg und Strom und Land,

sie seit: »Tue gmach, 's pressiert nit so!

Di Gumpe wird der bald vergoh.«

Er schwezt und frogt sie das und deis,

sie git em Bricht, so guet sie 's weiß.

Er seit: »O Mutter, lueg doch au,

do unte glänzt's im Morgetau

so schön wie in dim Himmelssaal!«

»He«, seit sie, »drum isch's 's Wiesetal.«

Sie frogt en: »Hesch bald alles gseh?

Jez gangi, und wart nümme meh.«

Druf springt er ihrer Hand dervo,

und mengem wiiße Wülkli no;

do, wenn er meint, jez han i di,

verschwunden isch's, weiß Gott, wohi.

Druf, wie si Mutter höcher stoht,

und alsgmach gegenem Rhistrom goht,

se rüeft sie 'm: »Chumm und fall nit do!«

Sie führt en fest am Händli no:

»De chönntsch verlösche, handumcher.

Nimm, was mer's für e Chummer wär!«

Doch, wo sie überm Elsis stoht,

und alsgmach ehnen abe goht,

wird nootno 's Büebli müed und still,

's weiß nümme, was es mache will;

's will nümme goh, und will nit goh,

's frogt hundertmol: »Wie wit isch's no?«

Druf, wie sie ob de Berge stoht,

und tiefer sinkt ins Oberot,

und er afange matt und müed

im rote Schimmer d'Heimet sieht,

se loßt er sie am Fürtuch goh,

und zottlet alsgmach hinte no.

In d'Heimet wandle Herd und Hirt,

der Vogel sizt, der Chäfer schwirt;

und 's Heimli betet dört und do

si luten Obesege scho.

Jez, denkt er, hani hochi Zit;

Gott Lob und Dank, 's isch nümme wit.

Und sichtber, wiener nöcher chunnt,

umstrahlt si au si Gsichtli rund.

Drum stoht si Mutter vorem Hus:

»Chumm, weidli chumm, du chleini Muus!«

Jez sinkt er freudig niederwärts –

jez isch's em wohl am Muetterherz.

Schlof wohl, du schönen Obestern!

's isch wohr, mer hen di alli gern.

Er luegt in d'Welt so lieb und gut,

und bschaut en eis mit schwerem Mut,

und isch me müed, und het e Schmerz,

mit stillem Friede füllt er's Herz.

Die anderen im Strahlegwand,

he frili jo, sin au scharmant.

O lueg, wie 's flimmert wit und breit

in Lieb und Freud und Einigkeit!

's macht kein em andere 's Lebe schwer,

wenn's doch do nieden au so wär!

Es chunnt e chüeli Obeluft,

und an de Halme hangt der Duft.

Denkwohl, mer göhn jez au alsgmach

im stille Frieden unters Dach!

Gang, Liseli, zünd 's Ämpli a!

Mach kei so große Dochte dra!

Der Schwarzwälder im Breisgau

 

Z'Müllen an der Post,

Tausigsappermost!

Trinkt me nit e gute Wi!

Goht er nit wie Baumöl i,

z'Müllen an der Post!

Z'Bürglen uf der Höh,

nei, was cha me seh!

O, wie wechsle Berg und Tal,

Land und Wasser überal,

z'Bürglen uf der Höh!

Z'Staufen uffem Märt

hen si, was me gert,

Tanz und Wi und Lustberkeit,

was eim numme 's Herz erfreut,

z'Staufen uffem Märt!

Z'Friburg in der Stadt

sufer isch's und glatt,

richi Here, Geld und Gut,

Jumpfere wie Milch und Blut,

z'Friburg in der Stadt.

Woni gang und stand,

wär's e lustig Land.

Aber zeig mer, was de witt,

numme näumis findi nit

in dem schöne Land.

Minen Auge gfallt

Herischried im Wald.

Woni gang, se denki dra,

's chunnt mer nit uf d'Gegnig a

z'Herischried im Wald.

Imme chleine Huus

wandelt i und us –

gelt, de meinsch, i sagder, wer?

's isch e Sie, es isch kei Er

imme chleine Huus.

Riedligers Tochter

 

»Spinnet, Töchterli, spinnet, und Jergli, leng mer der Haspel!

D'Zit vergoht, der Obed chunnt, und 's streckt si ins Frühjohr.

Bald goht's wieder use mit Hauen und Rechen in Garte.

Werdet mer flißig und brav und hübsch, wie 's Riedligers Tochter!

In de Borge stoht e Hus, es wachse jez Wesmen

uffem verfallene Dach, und 's regnet aben in d'Stube.

Frili 's isch scho alt, und 's sin jez anderi Zite,

weder wo der Simme Fritz und 's Eveli ghuust hen.

Sie hen 's Huus erbaut, die schönsti unter de Firste,

und ihr Name stoht no näumen am rußige Tremel.

Het me gfrogt: ›Wer sin im Wald die glücklichsten Ehlüt?‹

het me gseit: ›Der Simme Fritz und 's Riedligers Tochter‹,

und 's isch dem Eveli grote mit gar verborgene Dinge.

Spinnet, Chinder, spinnet, und Jergli, hol mer au Trieme!

Mengmol, wo der Fritz no bi den Eltere glebt het,

het en d'Mutter gno, und gfrogt mit bewegliche Worte:

›Hesch di no nit anderst bsunne? Gfalle der 's Meiers

Matte no nit besser zu siner einzige Tochter?‹

Und der Fritz het druf mit ernstliche Worten erwidert:

›Nei, sie gfallt mer nit, und anderst bsinni mi nümme.

's Riedligers suferi Tochter zu ihre Tugede gfallt mer.‹ –

›D'Tugede loß den Engle! Mer sin jez no nit im Himmel.‹ –

›Lönt de Chüeihe 's Heu ab's Meiers grasige Matte!‹ –

›D'Mutter isch e Hex!‹ – ›Und soll au d'Mutter e Hex si,

Mutter hi und Mutter her, und 's Töchterli willi!‹ –

›'s Meidli soll's gwis au scho tribe, d'Nochbere sage 's.‹ –

›Sel isch en alte Bricht, und dorum chani 's nit wende.

Winkt's mer, so muß i cho, und heißt es mi näumis, se tuenis.

Luegt's mer no gar in d'Augen, und chummi em nöcher an Buse,

wird's mer, ich weiß nit wie, und möchti sterbe vor Liebi.

's isch ke liebliger Gschöpf as so ne Hexli, wo jung isch.‹ –

Näumis het d'Mutter gwüßt. Me seit, das Meideli sei gwiß

in sim zwölfte Johr emol elleinig im Wald gsi,

und heb Erbeeri gsucht. Uf eimal hört es e Ruusche

und wo's um si luegt, se stoht in goldige Hore

nummen en Ehle lang e zierlig Frauweli vorem

inneme schwarze Gwand und gstickt mit goldene Blume

und mit Edelgstei. ›Gott grüeß di, Meiddeli!‹ seit's em,

›spring nit furt, und förch mi nit! I tu der kei Leidli.‹

's Eveli seit: ›Gott dank der, und wenn du 's Erdmännlis Frau bisch,

willi di nit förche!‹ – ›Jo frili‹, seit es, ›das bini.‹ –

›Meiddeli los und sag: chansch alli Sprüchli im Spruchbuch?‹ –

›Jo, i cha si alli, und schöni Gibetli und Psalme.‹ –

›Meiddeli, los und sag: gosch denn au flißig in d'Chilche?‹ –

›Alli Sunntig se tueni. I stand im vorderste Stühli.‹ –

›Meiddeli los und sag: folgsch au, was 's Mütterli ha will?‹ –

›He, will's Gott der Her, und froget 's Mütterli selber!

's chennt ich wohl, i weiß es scho, und het mer scho viel gseit.‹ –

›Meiddeli, was hesch gseit? Bisch öbbe 's Riedligers Tochter?

Wenn de mi Gotte bisch, se chumm au zu mer in d'Stube!‹

Hinter der Brumberihurst goht's uf verschwiegene Pfade

tief dur d'Felsen i. Hätt 's Frauweli nit e Laternli

in der Linke treit, und 's Eveli sorglich am Arm gführt,

's hätt der Weg nit gfunde. Jez goht e silberni Tür uf.

›O Herr Jesis, wo bini? Frau Gotte, bini im Himmel?‹ –

›Nei doch, du närisch Chind. In mim verborgene Stübli

bisch bi diner Gotte. Sitz nieder und bis mer Gottwilche!

Gell, das sin chosperi Stei an mine glitzrige Wände?

Gell, i ha glatti Tisch? Sie sin vom suferste Marfel.

Und do die silberne Blatten und do di goldene Teller!

Chumm, iß Hunigschnitten und schöni gwundeni Strübli!

Magsch us dem Chächeli Milch? Magsch Wi im christalene Becher?‹ –

›Nei, Frau Gotte, lieber Milch im Chächeli möchti.‹

Wones gesse het und trunke, seit em si Gotte:

›Chind, wenn d'flißig lehrsch, und folgsch, was 's Mütterli ha will,

und chumsch us der Schul und gosch zum heilige Nachtmohl,

willi der näumis schicke. Zeig wie, was wär der am liebste?

Wär's das Trögli voll Plunder? Wär's do das Rädli zum Spinne?‹ –

›Bald isch's Plunder zerrisse. Frau Gotte, schenket mer's Rädli!‹

›'s Rädli will gspunne ha. Nimm lieber 's Trögli voll Plunder!

Siesch die sideni Chappe mit goldene Düpflene gsprenklet?

Siehsch das Halstuch nit mit siebefarbige Streife,

und e neue Rock, und do die gwässerti Hoorschnur?‹ –

›Jo, 's isch mer numme z'schön. Frau Gotte, schenket mer's Rädli‹ –

›Willsch's, se sollsch's au ha, und chunnt's, se halt mer's in Ehre!

Wenn de 's in Ehre hesch, soll's au an Plunder nit fehle,

und an Segen und Glück. I weiß em verborgeni Chräfte.

Sieder nimm das Rösli und trag mer's sorglich im Buse,

aß denn au öbbis hesch vo diner heimliche Gotte!

Los und verlier mer's nit! Es bringt der Freuden und Gsundheit.

Wärsch mer nit so lieb, i chönnt der jo Silber und Gold ge.‹

Und jez het sie's gchüßt, und wieder usen in Wald gführt:

›Bhüet di Gott, und haltdi wohl, und grüß mer di Mutter!‹

So viel isch an der Sach, und deshalb het me ne nogseit,

d'Mutter seig e Hex, und nit viel besser ihr Meidli.

Nu das Meiddeli isch mit sim verborgene Blümli

hübscher vo Tag zu Tag und alliwil liebliger worde,

und wo's us der Schul mit andere Chindere cho isch,

und am Ostertag zum Nachtmohl gangen und heim chunnt,

nei se bhütis Gott, was stoht im heitere Stübli? –

's Rädli vo birbaume Holz und an der Chunkle ne Riste,

mitteme zierlige Band us rosiger Siden umwunde,

unte ne Letschli dra, und 's Gschirli zum Netze vo Silber,

und im Chrebs e Spüli, und scho ne wengeli gspunne.

D'Gotte het der Afang gmacht mit eigene Hände.

Wie het mi Eveli gluegt! Was isch das Eveli gsprunge!

Gsangbuch weg und Meie weg und 's Rädli in d'Arm gno,

und het's gchüßt und druckt. ›O liebi Frau Gotte, vergelt's Gott!‹

's het nit z'Mittag gesse. Sie hen doch e Hammen im Chöhl gha.

's isch nit usen ins Grün mit andere Chindere gwandelt.

Gspunne hätt's mit Händ und Füße; het em nit d'Mutter

's Rädli in Chaste gstellt, und gseit: ›Gedenke des Sabbats!

Isch nit Christus der Her hüt vo de Toten erstande?‹

Nu di Rädli hesch. Doch Eveli, Eveli weisch au,

wie me's in Ehre haltet, und was d'Frau Gotte wird gmeint ha?

Frili weißt's, worum denn nit, und het sie 'm verheiße:

›Wenn des in Ehre hesch, soll's au an Plunder nit fehle

und andere Sege‹, se het sie 's ghalte, wie 's recht isch.

Het nit in churzer Zit der Weber e Tragete Garn gholt?

Het's nit alli Johr vom finste glichlige Fade

Tuch und Tuch uf d'Bleichi treit und Strängli zum Färber?

He, me het jo gseit, und wenn's au dussen im Feld seig,

's Rädli spinn elleinig furt, und wie sie der Fade

unten in d'Spuhle zieh, wachs unterm rosige Bendel

d'Riste wieder no – sel müeßt mer e chummligi Sach si.

Und wer het im ganze Dorf die suferste Chleider

Sunntig und Werchtig treit, die reinlichsten Ermel am Hemd gha,

und die suferste Strümpf und alliwil freudigi Sinne?

's Frauwelis im Felseghalt si liebligi Gotte.

Drum het's Simmes Fritz, wo 's achtzeh Summer erlebt het,

zu der Mutter gseit mit ernstliche Miene und Worte:

›Numme 's Riedligers Tochter zu ihre Tugede gfallt mer.‹

Ihn hätten alli gno, er nummen eini von alle.

Mutterherz isch bald verschreckt, zwor sotti's nit sage.

Wo sie wieder emol vo 's Meiers Tochter und Matte

ernstlig mittem redt, und will's mit Dräue probiere:

›'s git e chräftig Mittel‹, seit sie, ›wenn de verhext bisch.

Hemmer für's Riedligers ghuust? Di Vater sezt di ufs Pflichtteil,

und de hesch mi Sege nit, und schuldig bisch du dra.‹

›Mutter‹, erwidert der Simme, ›soll euer Sege verscherzt si,

stand i vom Eveli ab, und gehri vom Vater ke Pflichtteil.

Z'Stette sizt e Werber, und wo me uffeme Berg stoht,

lüte d'Türkeglocken an allen Ende und Orte.

Blut um Blut, und Chopf um Chopf, und Leben um Lebe.

Färbt mi Blut e Türkesebel, schuldig sin ihr dra!‹

Wo das d'Mutter hört, se sizt sie nieder vor Schrecke:

›Du vermesse Chind, se nimm si, wenn de sie ha witt;

aber chumm mer nit go chlage, wenn's der nit gut goht.‹

's isch nit nötig gsi. Sie hen wie d'Engel im Himmel,

mitenander glebt, und am verborgene Sege

vo der Gotte het's nit gfehlt im hüsliche Wese.

He, sie hen jo zletzt vo's Meiers grasige Matte

selber die schönste gmeiht, 's isch alles endlich an Stab cho,

und hen Freud erlebt an frumme Chinden und Enkle.

Tuent jez d'Räder weg, und Jergli der Haspel ufs Chästli!

's isch afange dunkel und Zit an anderi Gschäfte.«

Und so hen sie 's gmacht, und wo sie d'Räder uf d'Site

stellen, und wenn go und schüttle d'Agle vom Fürtuch,

seit no's Vreneli: »So ne Gotte möchti wohl au ha,

wo eim so ne Rad chönnt helsen und so ne Rösli.«

Aber d'Mutter erwidert: »'s chunnt uf kei Gotten, o Vreni,

's chunnt uf 's Rädli nit a. Der Fliß bringt heimlige Sege,

wenn de schaffe magsch. Und hesch nit 's Blümli im Buse,

wenn de züchtig lebsch und rein an Sinnen und Werke?

Gang jez und hol Wasser und glitsch mer nit usen am Brunne!«

Die Überraschung im Garten

 

»Wer sprüzt mer alli Früeih mi Rosmeri?

Es cha doch nit der Tau vom Himmel si;

sust hätt der Mangeld au si Sach,

er stoht doch au nit unterm Dach.

Wer sprüzt mer alle Früeih mi Rosmeri?

Und wenn i no so früeih ins Gärtli spring,

und unterwegs mi Morgeliedli sing,

isch näumis gschafft. Wie stöhn jez reihewis

die Erbse wieder do am schlanke Ris

in ihrem Bluest! I chumm nit us dem Ding.

Was gilt's, es sin die Jumpferen usem See!

Me meint zwar, 's chöm, wie lang scho, keini meh.

Sust sin sie in der Mitternacht,

wenn niemes meh as d'Sterne wacht,

in d'Felder use gwandelt usem See.

Sie hen im Feld, sie hen mit frummer Hand

de brave Lüte gschafft im Garteland,

und isch me früeih im Morgeschimmer cho,

und het jez wellen an si Arbet go,

isch alles fertig gsi – und wie scharmant!

Du Schalk dört hinte, meinsch i seh di nit?

Jo, duck di numme nieder, wie de witt!

I ha mer's vorgstellt, du würsch's si.

Was falleder für Jesten i? –

O lueg, vertritt mer mini Sezlig nit!« –

»O Kätterli, de hesch's nit solle seh!

Jo, dine Blume hani z'trinke ge,

und wenn de wotsch, i gieng für di dur's Füür

und um mi Lebe wär mer dis nit z'tüür

und 's isch mer, o gar sölli wohl und weh.«

So het zum Kätterli der Friedli gseit;

er het e schweri Lieb im Herze treit,

und het's nit chönne sage just,

und es het au in siner Brust

e schüüchi zarti Lieb zum Friedli treit.

»Lueg, Friedli, mini schöne Blüemli a!

's sin nummen alli schöne Farbe dra.

Lueg, wie eis gegen em andere lacht

in siner holde Früehligstracht,

und do sitzt scho ne flißig Immli dra.« –

»Was helfe mer die Blüemli blau und wiß?

O Kätterli, was hilft mer's Immlis Fliß?

Wärsch du mer hold, i wär im tiefste Schacht,

i wär mit dir, wo au kei Blüemli lacht

und wo kei Immli summst, im Paradies.«

Und drüber hebt si d'Sunne still in d'Höh,

und luegt in d'Welt, und seit: »Was muß i seh

in aller Früeih?« – Der Friedli schlingt si Arm

um's Kätterli, und 's wird em wohl und warm.

Druf het em 's Kätterli e Schmützli ge.

Das Gewitter

 

Der Vogel schwankt so tief und still,

er weiß nit, woner ane will.

Es chunnt so schwarz, und chunnt so schwer,

und in de Lüfte hangt e Meer

voll Dunst und Wetter. Los, wie's schallt

am Blauen, und wie's widerhallt.

In große Wirble fliegt der Staub

zum Himmel uf, mit Halm und Laub,

und lueg mer dört sel Wülkli a!

I ha ke große Gfalle dra;

lueg, wie mers usenander rupft,

wie üser eis, wenn's Wulle zupft.

Se helfis Gott, und bhüetis Gott!

Wie zuckt's dur's Gwülch so füürig rot,

und 's chracht und stoßt, es isch e Gruus,

aß d'Fenster zitteren und 's Hus.

Lueg 's Bübli in der Waglen a!

Es schloft, und nimmt si nüt drum a.

Sie lüte z'Schlienge druf und druf,

je, und 's hört ebe doch nit uf.

Sel bruucht me gar, wenn's dundere soll,

und 's lütet eim no d'Ohre voll. –

O, helfis Gott! – Es isch e Schlag!

Dört siehsch im Baum am Gartehag?

Lueg, 's Bübli schloft no alliwil

und us dem Dundere macht's nit vil.

Es denkt: ›Das ficht mi wenig a,

er wird jo d'Auge binem ha.‹

Es schnüfelet, es dreiht si hott

ufs ander Öhrli. Gunn der's Gott!

O, siehsch die helle Streife dört?

O los! Hesch nit das Raßle ghört?

Es chunnt. Gott wellis gnädig si!

Göhnt weidli, hänket d'Läden i!

's isch wieder akurat wie fern.

Gut Nacht, du schöni Weizenern.

Es schettert uffem Chilchedach;

und vorem Hus, wie gäutscht's im Bach,

und 's loßt nit no – daß Gott erbarm!

Jez simmer wieder alli arm. –

Zwor hemmer au scho gmeint, 's seig so,

und doch isch 's wieder besser cho.

Lueg, 's Bübli schloft no allewil,

und us dem Hagle macht's nit viel!

Es denkt: ›Vom Briege loßt's nit no,

er wird mi Teil schon übrig lo.‹

He jo, 's het au, so lang i's ha,

zu rechter Zit si Sächli gha.

O gebis Gott e Chindersinn!

's isch große Trost und Sege drinn.

Sie schlofe wohl und traue Gott,

wenn's Spieß und Nägel regne wott,

und er macht au si Sprüchli wohr

mit sinen Englen in der Gfohr. –

Wo isch das Wetter ane cho?

D'Sunn stoht am heitre Himmel do.

's isch schier gar z'spot, doch grüß di Gott!

»He«, seit sie, »nei, 's isch no nit z'spot;

es stoht no menge Halm im Bah

und menge Baum, und Öpfel dra.« –

Potz tausig, 's Chind isch au verwacht.

Lueg, was es für e Schnüüfeli macht!

Es lächlet, es weiß nüt dervo.

Siehsch, Friederli, wie's ussieht do? –

Der Schelm het no si Gfalle dra.

Gang, richt em eis si Päppli a!

Agatha an der Bahre des Paten

 

Chumm, Agethli, und förcht der nit,

i merk scho, was de sage witt.

Chumm, bschau di Götti nonemol,

und brieg nit so, es isch em wohl.

Er lit so still und fründli do,

me meint, er los und hör mi no,

er lächlet frei, o Jesis Gott,

as wenn er näumis sage wott.

Er het e schweri Chranket gha.

Er seit: »Es griift mi nümmen a,

der Tod het jez mi Wunsch erfüllt

und het mi hitzig Fieber gstillt.«

Er het au menge Chummer gha.

Er seit: »Es ficht mi nümmen a,

und wienes goht, und was es git,

im Chilchhof niede höri's nit.«

Er het e böse Nochber gha.

Er seit: »I denk em nümme dra,

und was em fehlt, das tröst en Gott

und gebem au ne sanfte Tod.«

Er het au sini Fehler gha.

's macht nüt! Mer denke nümme dra.

Er seit: »I bi jez frei dervo,

's isch nie us bösem Herze cho.«

Er schloft, und luegt di nümmen a,

und het so gern si Gotte gha.

Er seit: »Wills Gott, mer werde scho

im Himmel wieder zsemme cho!«

Gang, Agethli, und denk mer dra!

De hesch e brave Götti gha.

Gang, Agethli, und halt di wohl!

Di Stündli schlacht der au ne mol.

Die Häfnet-Jungfrau

 

Vetter, wo simmer doch echterst? Bald glaubi, mer seige verirret,

's schlacht kei Uhr, me hört ke Guhl, es lütet ke Glocke;

wo me lost, und wo me luegt, se findt me ke Fußtritt.

Chömmet do das Wegli ab! Es isch mer, mer seige

nümme wit vom Häfnetbugg. Sust gruset's mer, wenni

drüber muß; jez wäri froh.