In Feld und Flur
sieht 's Mückli tanze, jung und feiß;
's denkt bi nem selber: ›Hätti eis!‹
O Tierli, wie hesch mi verzückt!
Wie bisch so chlei, und doch so gschickt!
Wer het di au die Sache glehrt?
Denkwol der, wonis alli nährt,
mit milde Händen alle git.
Bis z'frieden! Er vergißt di nit.
Do chunnt e Fliege, nei wie dumm!
Sie rennt em schier gar 's Hüsli um.
Sie schreit und winslet Weh und Ach!
Du arme Chetzer hesch di Sach!
Hesch keine Auge bi der gha?
Was göhn di üsi Sachen a?
Lueg, 's Spinnli merkt's enanderno,
es zuckt und springt und het si scho.
Es denkt: ›I ha viel Arbet gha,
jez mußi au ne Brotis ha!‹
I sag's jo, der, wo alle git,
wenn's Zit isch, er vergißt ein nit.
Dem aufrichtigen und wohlerfahrnen Schweizerboten an seinem Hochzeittage
I ha 's jo gseit, und 's isch so cho!
Was hani gseit? 's werd nit lang goh,
se bringt der Bott vom Schwitzerland
es Brütli an der weiche Hand,
es lieblig Brütli mit'm Chranz
zum Chilgang und zum Hochzittanz.
's isch frili wohr, und so ne Ma
es Fraueli, das mueß er ha.
Früeih, wenn er mit'm Morgerot
uf d'Stroß go Brugg und Basel goht,
wer nimmt en z' erst no lieb und warm,
zum Bhüetdigott und Chuß, in Arm?
Und wenn er mittem Abedstern
in d'Heimet chunnt, was hätt er gern?
's sött näumis an der Huustür stoh,
es sött em lieb eggege cho,
und fründli säge: »Grüeß di Gott,
du liebe Ma und Schwizerbott!«
Und säge sött's em: »Liebe Ma,
chumm weidli, leg d'Pantofflen a,
und 's Tschöpli! Uffem Tischtuch stoht
di 's Süppli scho vo wißem Brot.
Chumm liebi Seel, und iß jez z' Nacht!
Und 's Bettli isch der au scho gmacht.«
Das weiß er wohl, mi Schwizerbott,
's isch nit, as wennim 's säge wott.
Drum het er au am lange Rhi
und Kanton us und Kanton i
meng Meidschi scharf in d'Auge gno,
öb nit bald wöll die rechti cho.
Und Kanton us und Kanton i,
bald an der Limmet, bald am Rhi,
wol het er bravi Meidsch'ne gseh,
wie 's Rösli rot, wiß wie der Schnee,
so tusigschön und gut und froh.
Die rechti het nit welle cho.
's macht nüt. Mi liebe Schwizerbott
het gseit: »I find sie doch, will's Gott!«
I glaub es schier, Herr Bottema!
Längst heit er 's in der Nöchi gha.
Tüent d'Augen uf! Bim Saferlot,
sie chunnt nit selbst. Verzeih mir's Gott!
Jez het er sie, und isch er froh,
der Landamma isch's gwüs nit so.
Gib, was de hesch, biet, was de witt,
er tuuschte mit dem Kaiser nit.
Er lueget nu sis Brütli a:
»Jez bisch mi Wib und i di Ma!«
I säg es frei, und säg es lut:
Herr Schwitzerbott mit euer Brut,
Gott gunntich wol e bravi Frau,
und wie 's euch freut, so freut's üs au,
und gebich Gott de alliwil
der liebe neue Freude viel.
Denk, wenn's no einist gwintert het,
was streckt si da im chline Bett,
und lächlet lieb? Mi Bottema,
er luegt si goldig Buebli a.
Er lengt e süße Zuckerring:
»Lueg, was i der von Aarau bring!«
Nu flink dur's Land, Herr Bottema,
mit euer Täschen uf und a,
und bringet, wie mer's gwohnet sin,
viel schöne Bricht und Lehre drinn.
An Zuckerbrot und Marzipa
für d'Chindli soll's nit Mangel ha.
Die Feldhüter
Hinte Wald und Berg bis an die duftige Wulke,
vorne Matte voll Chlee, und Saat und goldene Lewat,
stoht e Hütten im Feld und in der einsame Mittnacht.
Numme d'Sterne wachen, und numme no d'Feldberger Wiese,
und der Schuhu im Wald und öbbe Geister und Hirze.
Aber im Hüttli sitzen und hüte die buschige Felder
's Meiers muntere Fritz und 's Müllers lockige Heiner
»Heinerli«, seit der Fritz, »der Schlof goht lisli um d'Hütte.
Lueg, jez chuunt er is inen, und lueg doch weger, er het di!
Weidli, chumm ins Grün! Mer wenn im lieblige Wechsel
mitenander singen. Es weiht e lustige Nachtluft,
gvätterlet mittem Laub und exerzirt mit de Halme:
»Rechts um kehrt euch! Links her stellt euch! Nonemol rechts um!«
Aber 's Müllers Heiner mit siner lockige Stirne
streckt si und stoht uf, und sucht si gläserni Röhre.
»Fritzli, stoß mi nit!« Jez stehn sie gegen enander,
der am Chriesibaum, der an der duftige Linde,
und probire d'Tön in ihrer Höchi und Tiefi,
setzen ab, und setzen a. »Sing, Heinerli, du z'erst!«
seit der Fritz, »de hesch doch, traui, näume ne Schätzli.«
Heiner.
Tränki früeih am Brunne, so holt au's Meieli Wasser.
Wäscht es am Obe Salat, se chummi wieder und tränki.
»Guten Obe!« – »Dank der Gott! Mer treffe's doch ordli.« –
»Jo, mer treffe's ordli; 's isch hüt e lieblige Tag gsi.«
Fritz.
In der Chilchen im Chor, und wenn der Her Pfarer e Spruch seit,
luegi mi Vreneli a, öb es au ordeli acht git,
und es luegt mi a, öb ich au ordeli acht gib.
Lauft au drüber 's Sprüchli furt, mer chönne's nit hebe.
Heiner.
Schön tönt d'Schopfemer Glocke, wenn früeih der Morgen in d'Nacht luegt;
süeß tönt d'Menschestimm wohl in der Schopfemer Orgle:
Schöner tönt es mi a, und süßer goht's mer zu Herze,
wenn mi's Meieli grüßt, und seit: »Mer treffe's doch ordli.«
Fritz.
Weiht der Früehlig ins Tal, und riesle die lustige Bächli,
und der Vogel zieht, furt möchti riten, und d'Welt us.
Wenn i bi mim Vreneli siz im heitere Stübli,
isch das Stübli mi Welt und, Gott verzeih mer's, mi Himmel.
Heiner.
Ziehni der Nüntelstei, gschickt baui Mühlen an Mühle:
»Uf und zu, und mir die Chue!« – Wer zeigt mer mi Meister?
Aber isch's Meieli do, und höri si Stimm und si Rädli,
oder es lueget mer zu, ne Schulerbüebli chönnt's besser.
Fritz.
Cheigle mer uf em Plaz, sitzt's Vreneli unter der Linde,
fallemer Siebe gwis. Doch seits: »Zeig, triffsch mer der Chünig«,
triffi der Chünig ellei. Doch seit's: »Jez gangi«, und 's goht au,
und isch's nümme do, blind lauft mer d'Chugle dur d'Gasse.
Heiner.
Lieblige Ton und Schall, wo hesch di Gang in de Lüfte?
Ziehsch mer öbben ins Dorf, und chunnsch ans Meielis Fenster,
weck mer's lisli uf: »Es loßt di der Heinerli grüße.«
Frogt's mi früeih, so läugni's. Doch werde mi d'Auge verrote.
Fritz.
Vreneli, schlof frei wohl in dim vertäfelte Stübli,
in dim stille Herz, und chummi der öbben im Traum vor,
lueg mi fründli a, und gib mer herzhaft e Schmützli!
Chummi heim, und triff di a, i gib der en anders.
Heiner.
Her Schulmeister, o Mond, mit diner wulkige Stirne,
mit dim glehrte Gsicht, und mit dim Pflaster am Backe,
folge der dini Chinder, und chönne sie d'Sprüchli und d'Psalme?
Blib mer nit z'lang stoh bi sellem gattige Sternli!
Fritz.
Wülkli der chüele Nacht, in diner luftige Höchi,
seif mer der Schulmeister i mit diner venedische Seife,
mach em e rechte Schuum! So brav, und alliwil besser,
aß er sie nit chüsse cha, die gattige Sternli.
Heiner.
Ruuscht scho der Morgen im Laub? Göhnd' Geister heim uffe Chilchhof?
Arme Steffi, du bisch tief in der Wiesen ertrunke,
und di Chüngeli isch im heimlige Chindbett verschieden.
Aber jez chömmeter z'semmen all Nacht am luftige Chrützweg.
Fritz.
Füürige Manne im Ried und am verschobene Marchstei,
machetich numme lustig! Me weiß scho, werich zum Tanz spielt.
Chömmer kein in d'Nöchi mit siner brennige Stange!
Daß di dieser und jener, du sappermentische Rotchopf! –
»Friederli«, seit der Heiner, gern ißi Eieren-Anke,
Ziebeleweihe so gern, doch chönnti alles vergesse,
höri di lieblige Stimm und dini chünstlige Wise.
Chömme mer heim ins Dorf, o wüßti, was der e Freud wär!
Gell, de nimmsch mer's ab, vier neui weltlichi Lieder
von des Sultans Töchterlein, der Schreiber im Korbe,
's dritt vom Dokter Faust, und 's viert vom Lämmlein im Grünen
's isch nit lang, i ha sie neu am Chanderer Märt gchauft.«
»Heinerli«, seit der Fritz, »i schenk dir e sufere Helge.
d'Mutter Gottis luegt im goldene Helgen in Himmel.
»Jesis Mareie«, seit sie, »wie isch's do oben so heiter«,
und ihr Gsicht wird sunnehell und lächlet so liebli,
aß me möcht katholisch werde, wemme sie aluegt.
Bring's dim Meili, weisch was, 's het au so fründligi Augen,
und bis nit so schüüch, und sag em, wie's der ums Herz isch.
Des neuen Jahres Morgengruß
Der Morge will und will nit cho,
und woni los, schloft alles no;
i weck si nit, so lang i cha,
i lueg e wengeli d'Gegnig a.
Zeig Wülkli, mach jez keini Streich!
Der Mond schint ohni das so bleich.
Kei Blümli rot, kei Blümli wiiß!
An alle Bäume nüt as Ris!
Um alli Brunntrög Strau und Strau,
vor Chellertür und Stalltür au.
Mi Vetter het's drum sölli gmacht,
und lauft jez furt in dunkler Nacht.
Das Ding, das muß mer anderst cho!
Ich bi der Ma, und's blibt nit so.
Die Gärte müen mer gsüfert si,
Aurikeli und Zinkli dri,
und neui Blüten alli Tag,
was Hurst und Nast vertrage mag.
Es rüehrt si nüt. Sie schlofe no. –
Nei lueg, es sizt e Späzli do!
Du arme Tropf bisch übel dra.
Was gilt's, er het e Wibli gha,
und druf isch Not und Mangel cho,
sie hen si müße scheide lo.
Jez het er e bitrübti Sach,
kei Frau, kei Brot, kei Dach und Fach,
und stoht er uf, so spot er mag,
se seit em niemes ›Gute Tag‹;
und niemes schnidt em d'Suppen i.
Wart Bürstli, dir muß ghulfe si.
Es rührt si nüt. Sie schlofe no. –
Ne gattig Chilchli hen si do,
so sufer wie in menger Stadt,
's isch Sechsi uffem Zifferblatt.
Der Morge chunnt. Bi miner Treu,
es friert ein bis in Mark und Bei.
Die Tote gspüre nüt dervo;
ne rüeihig Lebe hen si do.
Si schlofe wohl, und's friert si nit;
der Chilchhof macht vo allem quitt.
Sin echt no leeri Plätzli do?
's cha si, me bruucht e paar dervo.
Ne Chindli, wo ke Mutter het,
denk wohl, i mach em do si Bett.
En alte Ma, en armi Frau,
denk wohl, i bring di Stündli au.
Hesch mengi Stund im Schmerz verwacht,
do schlof, und hesch e stilli Nacht.
Jez brennt emol e Liechtli a,
und dört en anders nebe dra,
und d'Läde schettere druf und druf,
do goht, bim Blust, e Hustür uf!
»Grüß Gott, ihr Lüt, und ich bi do,
i bi scho z'nacht um Zwölfi cho.
Mi Vetter het si Bündel gmacht,
und furt, bi Nebel und bi Nacht.
Wär ich nit uf d'Minute cho,
's hätt weger chönne gföhrli go.
Wie gfall ich in mim Sunntiggwand?
's chunnt fadeneu us Schniders Hand.
E Rübelirock, er stoht mer wohl
zum rote Scharlachkamisol,
und plüschi Hose han i a,
e Zitli drin, e Bendeli dra,
ne gchrüslet Hoor, e neue Huet,
e heiter Aug, e frohe Muet.
Es luegt do ein mi Schnappsack a,
und 's nimmt en Wunder, was i ha.
Ihr liebe Lüt, das sagi nit,
wenn's chunnt, so nimm verlieb dermit!
's sin Rösli drinn und Dorne dra,
me cha nit jedes bsunder ha.
Und Wagleschnür, und Wickelband.
e Fingerring ans Brütlis Hand,
en Ehrechranz ins lockig Hoor,
e Schlüssel au zum Chilchhoftor.
Gent Achtig, was i bitt und sag,
's cha jede treffen alle Tag.
E stille Sinn in Freud und Not,
e rueihig Gwisse gebich Gott!
Und wer's nit redli meint und gut
und wer si Sach nit ordli tut,
dem bring i au kei Sege mit,
und wenni wott, se chönnti nit.
Jez göhnt und leget d'Chinder a,
und was i gseit ha, denket dra,
und wenn der au in d'Chilche went,
se schaffet, was der z'schaffe hent.
Der Tag isch do, der Mond vergoht,
und d'Sunne luegt ins Morgerot.«
Geisterbesuch auf dem Feldberg
Hani gmeint, der Denglegeist, ihr Chnabe vo Todtnau
seig e böse Geist, jez wüßti andere Bricht z'ge.
Us der Stadt, das bini, und will's au redli bekenne,
mengem Chaufher verwandt, vo siebe Suppe ne Tünkli,
aber e Sunntigchind. Wo näume luftigi Geister
uffem Chrützweg stöhn, in alte Gwölbene huse,
und verborge Geld mit füürigen Augen hüete,
oder vergosse Blut mit bittere Träne wäsche,
und mit Grund verscharre, mit rote Nägle verchratze,
sieht's mi Aug, wenn's wetterleicht. Sie wimsle gar sölli.
Und wo heilige Engel mit schöne blauen Auge
in der tiefe Nacht in stille Dörfere wandle,
an de Fenstere lose, und, höre sie lieblig Rede,
gegen enander lächlen, und an de Hustüre sitze,
und die frumme Lüt im Schlof vor Schade bewahre,
oder wenn sie, selbander und -dritt, uf Gräbere wandle,
und enander sage: »Do schloft e treui Mutter,
do en arme Ma, doch het er niemes betroge.
Schlofet sanft und wohl, mer wennich wecke, wenn's Zit isch«,
sieht's mi Aug im Sterneliecht, und höri sie rede.
Menge chenni mit Namen, und wemmer enander bigegne,
biete mer is d'Zit, und wechsle Reden und Antwort:
»Grüß di Gott! Hesch guti Wacht?« – »Gott dank der! so zimli.«
Glaubet's oder nit! – Nemol, se schickt mi der Vetter
Todtnau zu, mit allerhand verdrießlige Gschäfte.
Wo mer's Kaffi trinken und Ankeweckli drin tunke:
»Halt er si nienen uf, und schwetz er nit, was em ins Mul chunnt«,
rüft mer der Vetter no, »und loß er si Tabatiere
nit im Wirtshus lige, wie's sust bim Here der Bruuch isch.«
Uf und furt, i gang, und was mi der Vetter ermahnt het,
hani richtig versorgt. Jez sitzi z'Todtnau im Adler –
und jez gang i spaziere und mein, i chönn nit verirre,
mein, i seig am Dorf; zlezt chresmi hinten am Feldberg,
d'Vögel hen mi g'lockt, und an de Bächlene d'Blümli.
Selle Fehler hani, i cha mi an allem vertörle.
Drüber wird es chüel, und d'Vögel sitzen und schwige.
S' streckt scho dört und do e Stern am düstere Himmel
's Chöpfli use, und luegt, öb d'Sunn echt aben ins Bett seig,
öb es echt dörf cho, und ruft den andere: »Chömmet!«
Und i ha kei Hoffnig meh. Druf leg i mi nieder.
's isch e Hütte dört, und isch en Ärfeli Strau drinn.
›O du liebe Zit‹, so denki, ›wenn i deheim wär!
Oder es wär scho Mitternacht. Es wird doch e Gspenstli
näume dohinte si, und z'nacht um Zwölfi verwache,
und mer d'Zit vertribe, bis früeih die himmlische Lichter
d'Morgeluft verlöscht, und wird mer zeige, wo's Dorf isch.‹
Und jez, woni's sag, und mittem vordere Finger
's Zitli frog, wo's Zeigerli stand, 's isch z'finster für's Aug gsi,
und wo's Zitli seit, 's gang ab den Ölfen, und woni
's Pfifli use leng, und denk: »Jez trinki no Tubak,
aßi nit verschlof‹ – bim Bluest, se fangen uf eimol
ihrer zwee ne Gspröchli a. I mein, i ha gloset.
»Gell, i chumm hüt spoot? Drum isch e Meideli gstorbe
z'Mambech, 's het e Fieberli gha und leidigi Gichter.
's isch em wohl. Der Todesbecher hani em gheldet,
aß es ringer gang, und d'Augen hani em zudruckt,
und ha gseit: Schlof wohl! Mer wen di wecke, wenn's Zit isch. – –
Gang, und bis so gut und hol mer e wengeli Wasser
in der silberne Schale, i will jez mi Sägese dengle.«
›Dengle‹, han i denkt, ›e Geist?‹ und düsele use.
Woni lueg, so sitzt e Chnab mit goldene Fegge
und mit wiißem Gwand und rosefarbigem Gürtel
schön und liebli do, und nebenem brenne zwei Lichtli.
»Alle gute Geister«, sagi »Herr Engel, Gott grüeß di!« –
»Loben ihre Meister«, seit druf der Engel, »Gott dankder!« –
»Nüt für übel, Her Geist! Und wenn e Frögli erlaubt isch,
sag mer, was hesch du denn z'dengle?« – »D'Sägese«, seit er.
»Jo, sel siehni«, sagi, »und ebe das möchti gern wisse,
wozu du ne Sägese bruuchsch.« – »Zum Meihe. Was hesch gmeint?«
seit er zu mer. Druf sagi: »Und ebe das möchti gern wisse«,
sagi zunem: »Isch's verlaubt? Was hesch du denn z'meihe?« –
»Gras, und was hesch du so spoot do hinte z'verrichte?« –
»Nit gar viel«, hani gseit, »i trink e wengeli Tubak.
Wäri nit verirrt, wohl wär's mer z'Todtnau im Adler.
Aber mi Red nit z'vergesse, se sag mer, wenn d' witt so gut si,
was du mittem Gras witt mache.« – »Futtere«, seit er.
»Eben und das nimmt mi Wunder, de wirsch doch, Gott will, ke Chue ha?« –
»Nei, ne Chue just nit, doch Chalbele«, seit er, »und Esel.
Siehsch dört selle Stern?« Druf het er mer obe ne Stern zeigt.
»'s Wiehnechtchindlis Esel, und 's heilige Fridelis Chalble
otme d'Sterneluft dört oben, und warten ufs Futter.
Und dört wachst kei Gras, dört wachse numme Rosinli«,
het er gseit, »und Milch und Honig rieslen in Bäche,
aber 's Vieh isch semper, 's will alli Morge si Gras ha,
und e Löckli Heu, und Wasser us irdische Quelle.
Dordurwille dengli jez, und willi go meihe.
Wärsch nit der Ehre wert, und seisch, de wellsch mer au helfe?«
So het der Engel gseit. Druf sagi wieder zum Engel:
»Lueg, 's isch so ne Sach. Es sott mer e herzligi Freud si,
d'Stadtlüt wisse nüt vo dem; mer rechnen und schribe,
zähle Geld, sel chönne mer, und messen und wäge;
laden uf, und laden ab, und essen und trinke.
Was me bruucht ins Muul, in Chuchi, Cheller und Chammer,
strömt zu alle Toren i, in Zeinen und Chreze;
's lauft in alle Gassen, es rueft an allen Ecke:
Chromet Chirsi, chromet Anke, chromet Andivi!
Chromet Ziebele, geli Rüebe, Peterliwurze!
Schwebelhölzli, Schwebelhölzli, Bodekolrabe!
Paraplü, wer koof? Reckholderberi und Chümmi!
Alles für bar Geld, und alles für Zucker und Kaffee ...
Hesch du au scho Kaffi trunke, Her Engel, wie schmeckt's der?« –
»Schwetz mer nit so närsch«, seit druf der Engel und lächlet.
»Nei, mir trinke Himmelsluft und esse Rosinli,
vieri alli Tag, und an de Sunntige fünfi.
Chumm jez, wenn de mit mer wit, jez gangi go meihe,
hinter Todtnau abe, am Weg, an grasige Halde.« –
»Jo, Her Engel, frili willi, wenn de mi mitnimmsch,
's wird efange chüel. I will der d'Sägese trage.
Magsch e Pfifli Tubak rauche, stoht's der zu Dienste.«
Sieder rüeft der Engel: »Puhuh!« Ne füürige Ma stoht,
wie im Wetter, do. »Chumm, zündis abe go Todtnau!«
Seit's, und voris her marschiert der Puhuh in Flamme,
über Stock und Stei und Dorn, e lebigi Fackle.
»Gell, 's isch chummli so«, seit jez der Engel: »was machsch echt?
Worum schlagsch denn Füür? Und worum zündisch di Pfifli
nit am Puhuh a? De wirsch en doch öbbe nit förchte,
so ne Fraufastechind, wie du bisch – het er di gfresse?« –
»Nei, Her Engel, gfresse nit. Doch mußi bikenne,
halber hani'm numme traut. Gut brennt mer der Tubak.
Selle Fehler hani, die füürige Manne förchi;
lieber sieben Engel as so ne brennige Satan.« –
»'s isch doch au ne Gruus«, seit jez der Engel, »aß d'Mensche
so ne Furcht vor Gspenstere hen, und hätte's nit nötig.
's sind zwee einzigi Geister de Mensche gfährli und furchtbar;
Irrgeist heißt der eint, und Ploggeist heißt der ander;
und der Irrgeist wohnt im Wi. Us Channe und Chruse
stigt er eim in Chopf, und macht zerrüttete Sinne.
Selle Geist führt irr im Wald uf Wegen und Stege,
's goht mit eim z'unterst und z'öberst; der Bode will unter eim breche!
d'Brucke schwanke, d'Berge biwege si, alles isch doppelt.
Nimm di vorem in Acht!« Druf sagi wieder zum Engel:
»'s isch e Stich, er blutet nit! Her Gleitsma, i merk di.
Nüechter bini gwis.
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