Zuvörderst diese, danach das für punkt neun Uhr anbefohlene Feuerwerk und zwischen beiden die eingeschobene Opera buffa. Womit ich die Ehre habe, mich zu empfehlen.
Geht ab.
MUSIKLEHRER. Wie soll ich das meinem Schüler beibringen? Ab nach der anderen Seite.
Ein junger Lakai führt einen Offizier herein, dem er voranleuchtet.
DER LAKAI. Hier finden Euer Gnaden die Mamsell Zerbinetta. Sie ist bei der Toilette. Ich werde anklopfen.
Horcht und klopft an die Tür rechts vorne.
DER OFFIZIER. Laß Er das sein und geh Er zum Teufel.
Stößt den Lakai heftig weg und tritt ein.
DER LAKAI taumelt, rettet den Leuchter auf einen Wandtisch rechts zwischen den beiden Türen und klaubt sich zusammen. Das ist die Sprache der Leidenschaft, verbunden mit einem unrichtigen Objekt.
KOMPONIST kommt eilig von rückwärts. Lieber Freund! Verschaffen Sie mir die Geigen. Richten Sie ihnen aus, daß sie sich hier versammeln sollen zu einer letzten kurzen Verständigungsprobe.
DER LAKAI. Die Geigen werden schwerlich kommen, erstens weils keine Füß nicht haben, und zweitens, weils in der Hand sind!
KOMPONIST naiv, belehrend, ohne sich verspottet zu glauben. Wenn ich sage: die Geigen, so meine ich die Spieler.
DER LAKAI gemein, von oben herab. Ach so! Die sind aber jetzt dort, wo ich auch hin sollt! und wo ich gleich sein werd – anstatt mich da mit Ihnen aufzuhalten.
KOMPONIST ganz naiv, zart. Wo ist das?
DER LAKAI gemein, plump. Bei der Tafel!
KOMPONIST aufgeregt. Jetzt? Eine Viertelstunde vor Anfang meiner Oper beim Essen?
DER LAKAI. Wenn ich sag: bei der Tafel, so mein ich natürlich bei der herrschaftlichen Tafel, nicht beim Musikantentisch.
KOMPONIST. Was soll das heißen?
DER LAKAI. Aufspielen tun sie. Capito? Sind also für Sie derzeit nicht zu sprechen.
KOMPONIST aufgeregt, unruhig. So werde ich mit der Demoiselle die Arie der »Ariadne« repetieren – Will an die vordere Tür rechts.
DER LAKAI hält ihn ab. Hier ist nicht die Demoiselle darin, die Sie suchen, diejenige Demoiselle aber, die hier drin ist, ist derzeitig für Sie ebenfalls nicht zu sprechen.
KOMPONIST naiv stolz. Weiß Er, wer ich bin? Wer in meiner Oper singt, ist für mich jederzeit zu sprechen!
DER LAKAI lacht spöttisch. Hehehe! Winkt ihm herablassend, geht ab.
KOMPONIST klopft an die Tür rechts, bekommt keine Antwort; dann, plötzlich zornrot, dem Lakai nach.
Eselsgesicht! sehr unverschämter frecher Esel!
Der Eselskerl läßt mich allein hier vor der Tür –
Hier vor der Tür mich stehn und geht.
Oh, ich möcht vieles ändern noch
In zwölfter Stund – und heut wird meine Oper –
O der Esel! Die Freud! Du allmächtiger Gott!
O mein zitterndes Herz! Du allmächtiger Gott!
Sinnt der Melodie nach, sucht in seinen Rocktaschen nach einem Stück Notenpapier, findet eines, zerknitterts, schlägt sich an den Kopf.
Dem Bacchus eintrichtern, daß er ein Gott ist! Ein seliger Knabe! Kein selbstgefälliger Hanswurst mit einem Pantherfell!
Mir scheint, das ist seine Tür.
Läuft an die zweite Tür links, klopft; hält indessen mit voller Stimme die gefundene Melodie fest.
O du Knabe! Du Kind! Du allmächtiger Gott!
Die Tür geht auf, Perückenmacher taumelt heraus, empfängt soeben eine Ohrfeige vom Tenor, der als Bacchus, aber mit kahlem Kopf, die Lockenperücke in der Hand, nach ihm zornig heraustritt.
DER TENOR. Das! Für einen Bacchus! Das mit aufzusetzen mutet Er zu. Da hat Er, Lump, für Seinen Bacchuskopf!
Gibt ihm einen Fußtritt.
KOMPONIST ist zurückgesprungen. Mein Wertester! Sie allerdringendst muß ich sprechen!
PERÜCKENMACHER zum Tenor. Dero mißhelliges Betragen kann ich belächelnd nur einer angenommenen Gemütsaufwallung zurechnen!
KOMPONIST der zurückgetreten war, nun wieder näherkommend. Mein Wertester!
Tenor schlägt die Tür zu.
PERÜCKENMACHER schreiend gegen die geschlossene Tür.
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