Habe meinerseits keine Ursache, wegen meiner Leistungen vor Ihnen zu erröten!

KOMPONIST sich ihm nähernd, naiv-bescheiden.

Hat der Herr leicht ein Stückerl Schreibpapier?

Hätt mir gern was aufnotiert!

Ich vergeß nämlich gar so leicht.

PERÜCKENMACHER. Kann nicht dienen!

 

Läuft ab.

 

ZERBINETTA noch sehr im Negligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts. Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Stunde gelangweilt haben. Kokett. Oder meinen Sie, es wird mir gelingen?

 

Der Offizier küßt ihr stumm die Hand. Sie gehen nach rückwärts, sprechen weiter.

Die Primadonna mit dem Musiklehrer treten aus der

vorderen Tür links. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Bleibt in der Tür stehen. Der Musiklehrer will sich verabschieden.

 

PRIMADONNA.

Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir!

Ich muß unbedingt sofort den Grafen sprechen.

 

Schließt ihre Tür.

Komponist hat sie gesehen, will hin.

 

MUSIKLEHRER hält ihn auf. Du kannst jetzt nicht eintreten – sie ist beim Frisieren.

 

Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt rückwärts zu Zerbinetta und dem Offizier.

 

KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta; zum Musiklehrer. Wer ist dieses Mädchen?

 

Musiklehrer, verlegen, nimmt ihn beiseite.

 

TANZMEISTER zu Zerbinetta. Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen »Ariadne auf Naxos«.

MUSIKLEHRER mit dem Komponisten ganz vorne. Sei sie wer immer!

KOMPONIST dringender. Wer ist dieses entzückende Mädchen?

MUSIKLEHRER. Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt.

KOMPONIST zurückprallend. Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach »Ariadne«! Sag mirs!

MUSIKLEHRER zaghaft. Ich bitte dich um alles. –

KOMPONIST tritt von ihm weg; edel. Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand – Heftig. und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! Lacht kramphaft. O ich Esel!

MUSIKLEHRER. Beruhige dich!

KOMPONIST wütend. Ich will mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses maßlos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! O Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, daß mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie die Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich. Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt – dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben – da hab ich sie gehabt! – Ein Liebesgefühl, ein süß bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist – da: –

 

Den Text improvisierend.

 

Du, Venus' Sohn – gibst süßen Lohn

Für unser Sehnen und Schmachten!

Lalalala – mein junges Herz

Und all mein Sinnen und Trachten:

O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott!

 

Eilig gemütlich.

 

Hast ein Stückerl Notenpapier?

 

Musiklehrer gibt ihm welches.

Komponist notiert.

Zerbinetta im Gespräch, lacht auf.

Harlekin, Scaramuccio, Brighella, Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen.

 

ZERBINETTA vorstellend. Meine Partner! Meine erprobten Freunde! Jetzt mir meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon!

 

Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten.

 

KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch.