Capito? Sind also für Sie derzeit nicht zu sprechen.

KOMPONIST aufgeregt, unruhig. So werde ich mit der Demoiselle die Arie der »Ariadne« repetieren – Will an die vordere Tür rechts.

DER LAKAI hält ihn ab. Hier ist nicht die Demoiselle darin, die Sie suchen, diejenige Demoiselle aber, die hier drin ist, ist derzeitig für Sie ebenfalls nicht zu sprechen.

KOMPONIST naiv stolz. Weiß Er, wer ich bin? Wer in meiner Oper singt, ist für mich jederzeit zu sprechen!

DER LAKAI lacht spöttisch. Hehehe! Winkt ihm herablassend, geht ab.

KOMPONIST klopft an die Tür rechts, bekommt keine Antwort; dann, plötzlich zornrot, dem Lakai nach.

Eselsgesicht! sehr unverschämter frecher Esel!

Der Eselskerl läßt mich allein hier vor der Tür –

Hier vor der Tür mich stehn und geht.

Oh, ich möcht vieles ändern noch

In zwölfter Stund – und heut wird meine Oper –

O der Esel! Die Freud! Du allmächtiger Gott!

O mein zitterndes Herz! Du allmächtiger Gott!

 

Sinnt der Melodie nach, sucht in seinen Rocktaschen nach einem Stück Notenpapier, findet eines, zerknitterts, schlägt sich an den Kopf.

 

Dem Bacchus eintrichtern, daß er ein Gott ist! Ein seliger Knabe! Kein selbstgefälliger Hanswurst mit einem Pantherfell!

Mir scheint, das ist seine Tür.

 

Läuft an die zweite Tür links, klopft; hält indessen mit voller Stimme die gefundene Melodie fest.

 

O du Knabe! Du Kind! Du allmächtiger Gott!

 

Die Tür geht auf, Perückenmacher taumelt heraus, empfängt soeben eine Ohrfeige vom Tenor, der als Bacchus, aber mit kahlem Kopf, die Lockenperücke in der Hand, nach ihm zornig heraustritt.

 

DER TENOR. Das! Für einen Bacchus! Das mit aufzusetzen mutet Er zu. Da hat Er, Lump, für Seinen Bacchuskopf!

 

Gibt ihm einen Fußtritt.

 

KOMPONIST ist zurückgesprungen. Mein Wertester! Sie allerdringendst muß ich sprechen!

PERÜCKENMACHER zum Tenor. Dero mißhelliges Betragen kann ich belächelnd nur einer angenommenen Gemütsaufwallung zurechnen!

KOMPONIST der zurückgetreten war, nun wieder näherkommend. Mein Wertester!

 

Tenor schlägt die Tür zu.

 

PERÜCKENMACHER schreiend gegen die geschlossene Tür. Habe meinerseits keine Ursache, wegen meiner Leistungen vor Ihnen zu erröten!

KOMPONIST sich ihm nähernd, naiv-bescheiden.

Hat der Herr leicht ein Stückerl Schreibpapier?

Hätt mir gern was aufnotiert!

Ich vergeß nämlich gar so leicht.

PERÜCKENMACHER. Kann nicht dienen!

 

Läuft ab.

 

ZERBINETTA noch sehr im Negligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts. Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Stunde gelangweilt haben. Kokett. Oder meinen Sie, es wird mir gelingen?

 

Der Offizier küßt ihr stumm die Hand. Sie gehen nach rückwärts, sprechen weiter.

Die Primadonna mit dem Musiklehrer treten aus der

vorderen Tür links. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Bleibt in der Tür stehen. Der Musiklehrer will sich verabschieden.

 

PRIMADONNA.

Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir!

Ich muß unbedingt sofort den Grafen sprechen.

 

Schließt ihre Tür.

Komponist hat sie gesehen, will hin.

 

MUSIKLEHRER hält ihn auf. Du kannst jetzt nicht eintreten – sie ist beim Frisieren.

 

Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt rückwärts zu Zerbinetta und dem Offizier.

 

KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta; zum Musiklehrer. Wer ist dieses Mädchen?

 

Musiklehrer, verlegen, nimmt ihn beiseite.

 

TANZMEISTER zu Zerbinetta. Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen »Ariadne auf Naxos«.

MUSIKLEHRER mit dem Komponisten ganz vorne. Sei sie wer immer!

KOMPONIST dringender. Wer ist dieses entzückende Mädchen?

MUSIKLEHRER. Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt.

KOMPONIST zurückprallend. Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach »Ariadne«! Sag mirs!

MUSIKLEHRER zaghaft.