Ich bitte dich um alles. –

KOMPONIST tritt von ihm weg; edel. Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand – Heftig. und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! Lacht kramphaft. O ich Esel!

MUSIKLEHRER. Beruhige dich!

KOMPONIST wütend. Ich will mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses maßlos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! O Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, daß mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie die Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich. Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt – dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben – da hab ich sie gehabt! – Ein Liebesgefühl, ein süß bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist – da: –

 

Den Text improvisierend.

 

Du, Venus' Sohn – gibst süßen Lohn

Für unser Sehnen und Schmachten!

Lalalala – mein junges Herz

Und all mein Sinnen und Trachten:

O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott!

 

Eilig gemütlich.

 

Hast ein Stückerl Notenpapier?

 

Musiklehrer gibt ihm welches.

Komponist notiert.

Zerbinetta im Gespräch, lacht auf.

Harlekin, Scaramuccio, Brighella, Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen.

 

ZERBINETTA vorstellend. Meine Partner! Meine erprobten Freunde! Jetzt mir meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon!

 

Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten.

 

KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch. Und du hast es gewußt! Du hast es gewußt!

MUSIKLEHRER. Mein Freund, ich bin halt dreißig Jahrln älter als wie du und hab halt gelernt, mich in die Welt zu schicken!

KOMPONIST. Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen, gewesen, gewesen, gewesen!

 

Zerreißt wütend das Notierte.

Primadonna öffnet die Türe.

Komponist wirft die Fetzen Papier auf den Boden, beißt wütend seine Nägel, läuft auf und nieder, dann nach hinten.

 

PRIMADONNA winkt dem Musiklehrer. Haben Sie nach dem Grafen geschickt? Tritt ein wenig vor, bemerkt Zerbinetta und die übrigen. Pfui! Was gibts denn da für Erscheinungen!

 

Zerbinetta hat auf dem Strohstühlchen rechts im Vordergrund Platz genommen, schminkt sich zu Ende, von ihren Partnern bedient; Harlekin hält das Licht, Brighella den Spiegel.

 

PRIMADONNA zum Musiklehrer, nicht gerade leise. Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf! Weiß man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf –

ZERBINETTA mit einem frechen Blick auf die Sängerin und absichtlich laut. Wenn das Zeug so langweilig wird, dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen, bevor sie übellaunig werden. Haben sie sich eine Stunde lang gelangweilt, so ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen.

TANZMEISTER zu Zerbinetta. Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch, man ist beschwert und wenig aufgelegt, man macht unbemerkt ein Schläfchen, klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen. Indessen ist man ganz munter geworden: »Was kommt jetzt?« sagt man sich. »Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber«, ein heiteres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefällige Melodien, ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiß man, woran man ist, das ist unser Fall, sagt man sich, da wacht man auf, da ist man bei der Sache! – Und wenn sie in ihren Karossen sitzen, wissen sie überhaupt nichts mehr, als daß sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehen.

MUSIKLEHRER zur Primadonna. Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts. Ariadne ist das Ereignis des Abends, um Ariadne zu hören, versammeln sich Kenner und vornehme Personen im Hause eines großen Mäzens, Ariadne ist das Losungswort, Sie sind Ariadne, morgen wird überhaupt niemand mehr wissen, daß es außer Ariadne noch etwas gegeben hat.

DER JUNGE LAKAI läuft rückwärts vorüber. Die Herrschaften stehen vom Tisch auf! Man sollte sich hier beeilen.

MUSIKLEHRER. Meine Damen und Herren, an Ihre Plätze.

 

Alles kommt in Bewegung, die Arbeiter rückwärts sind fertig. Der Tenor, als Bacchus, sowie Nymphe, Najade, Dryade, Echo, sind aus der zweiten Tür links hervorgetreten.

 

DER HAUSHOFMEISTER kommt eifrig von links rückwärts, tritt auf den Musiklehrer zu; mit Wichtigkeit. Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung meines gnädigen Herrn auszurichten.

MUSIKLEHRER. Ist schon geschehen, wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper »Ariadne« anzufangen.

HAUSHOFMEISTER mit Grandezza. Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen.

MUSIKLEHRER.