Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, über die Lösung nachzudenken.
KOMPONIST. Darüber willst du nachdenken? Wo menschliche Gemeinheit, stier wie die Meduse, einem entgegengrinst. Fort, was haben wir hier verloren?
MUSIKLEHRER. Was wir hier verloren haben? Die fünfzig Dukaten unter anderm, von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest!
KOMPONIST vor sich. Ich habe nichts mit dieser Welt gemein! Wozu leben in ihr?!
TANZMEISTER nimmt den Musiklehrer beiseite. Ich weiß wirklich nicht, warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen!
MUSIKLEHRER. Meinen Sie denn im Ernst, es ließe sich machen?
TANZMEISTER. Nichts leichter als das. Es sind Längen in der Oper – Leiser. gefährliche Längen. Man läßt sie weg. Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation.
MUSIKLEHRER. Still, wenn er uns hört, begeht er Selbstmord.
TANZMEISTER. Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will, oder ob er sie niemals hören will. Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer! Zum Komponisten. Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten!
KOMPONIST drückt die ihm von allen Seiten gereichten Noten leidenschaftlich an die Brust. Lieber ins Feuer!
Man bringt Tinte, Feder, ein Licht dazu; schiebt den Tisch nach vorne.
TANZMEISTER. Hundert große Meister, die wir auf den Knien bewundern, haben sich ihre erste Aufführung mit noch ganz anderen Opfern erkauft.
KOMPONIST rührend, hilflos. Meinen Sie? Hat er recht, du? Darf ich denn? Muß ich denn?
TANZMEISTER drückt ihn sanft an den Tisch, wo man die Noten ausbreitet und das Licht daneben stellt; zum Musiklehrer. Sehen Sie zu, daß er genug streicht. Ich rufe indessen Zerbinetta her, wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung! Sie ist eine Meisterin im Improvisieren; da sie immer nur sich selber spielt, findet sie sich in jeder Situation zurecht, die anderen sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen. Er holt sich Zerbinetta aus dem Zimmer, spricht zu ihr. Komponist fängt an, beim Schein der Kerze zu streichen.
PRIMADONNA zum Musiklehrer, leise. Sehen Sie zu, daß er dem Bacchus einiges wegnimmt; man erträgt es nicht, diesen Mann so viel singen zu hören.
TENOR tritt verstohlen zum Komponisten, beugt sich zu ihm. Der Ariadne müssen Sie streichen. Niemand hält es aus, wenn diese Frau unaufhörlich auf der Bühne steht.
MUSIKLEHRER flüsternd, nimmt den Tenor beiseite. Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note. Verraten Sie mich nicht. Tritt ebenso zur Primadonna hinüber, nimmt sie beiseite.
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