–
Mein Schatz hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von hier gezogen,
Fort in ein fremdes Land.
Die Augen sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde
Das ist mein Zauberkreis.
Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh,
Vor Schmerzen möcht' ich sterben,
Wenn ich mein Bildnis seh'.
Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben, wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden,
Weil er nicht bei mir ist.«
Drei Ritter läßt er holen:
»Bringt sie ins Kloster hin,
Geh Lore! – Gott befohlen
Sei dein berückter Sinn.
Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß,
Bereite dich auf Erden
Zu deines Todes Reis'.«
Zum Kloster sie nun ritten,
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.
»O Ritter laßt mich gehen,
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen
Nach meines Lieben Schloß.
Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen
Und Gottes Jungfrau sein.«
Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Doch klimmt sie in die Höhe,
Bis daß sie oben stand.
Es binden die drei Ritter,
Die Rosse unten an,
Und klettern immer weiter,
Zum Felsen auch hinan.
Die Jungfrau sprach: »da gehet
Ein Schifflein auf dem Rhein,
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein.
Mein Herz wird mir so munter,
Er muß mein Liebster sein! –«
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.
Die Ritter mußten sterben,
Sie konnten nicht hinab,
Sie mußten all verderben,
Ohn' Priester und ohn' Grab.
Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Schiffer auf dem Rhein,
Und immer hat's geklungen
Von dem drei Ritterstein:1
Lore Lay
Lore Lay
Lore Lay
Als wären es meiner drei.
Fußnoten
1 Bei Bacharach steht dieser Felsen, Lore Lay genannt, alle vorbeifahrende Schiffer rufen ihn an, und freuen sich des vielfachen Echos.
Lureley
Zu Bacharach am Rheine,
Wohnt eine Zauberin,
Die war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin,
Und machte viel zuschanden
Der Männer rings umher,
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.
Der Bischof ließ sie laden
Vor geistliche Gewalt,
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr' Gestalt.
Er sprach zu ihr gerühret,
»Du arme Lore Lay.
Wer hat dich dann verführet
Zu böser Zauberei.«
»Herr Bischof laßt mich sterben,
Ich bin des Lebens müd,
Weil jeder muß verderben
Der meine Augen sieht.
Die Augen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab,
O schickt mich in die Flammen,
O brechet mir den Stab.«
»Den Stab kann ich nicht brechen,
Du schöne Lore Lay,
Ich müßte dann zerbrechen,
Mein eigen Herz entzwei.
Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst bekennt
Warum in deinen Flammen
Mein eignes Herz schon brennt.«
»Herr Bischof mit mir Armen
Treibt nicht so bösen Spott,
Und bittet um Erbarmen
Für mich den lieben Gott,
Ich darf nicht länger leben,
Ich lieb' kein Leben mehr,
Den Tod sollt ihr mir geben,
Drum kam ich zu euch her.
Ein Mann hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von mir gezogen
Fort in ein andres Land.
Die Blicke sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde,
Die sind mein Zauberkreis.
Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh,
Vor Jammer möcht' ich sterben,
Wenn ich zum Spiegel seh'.
Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben, wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden
Weil er mir treulos ist.«
Drei Ritter ließ er holen:
»Bringt sie ins Kloster hin,
Geh Lore! Gott befohlen,
Sei dein berückter Sinn.
Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß.
Bereite dich auf Erden
Zum Tod mit Gottes Preis.«
Zum Kloster sie nun ritten
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.
»O Ritter laßt mich gehen,
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen,
Nach meines Buhlen Schloß,
Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen,
Und Gottes Jungfrau sein.«
Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Sie klimmen in die Höhe,
Da tritt sie an den Rand,
Und sprach: »Willkomm, da wehet
Ein Segel auf dem Rhein,
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein.
Mein Herz wird mir so munter,
Er muß der Liebste sein,«
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.
Es fuhr mit Kreuz und Fahne
Das Schifflein an das Land,
Der Bischof saß im Kahne,
Sie hat ihn wohl erkannt.
Daß er das Schwert gelassen,
Dem Zauber zu entgehn,
Daß er zum Kreuz tät fassen,
Das konnt' sie nicht verstehn.
Wer hat dies Lied gesungen
Ein Priester auf dem Rhein
Und immer hat's geklungen,
Vom hohen Felsenstein
Lureley
Lureley
Lureley.
Als wären es meiner drei!
Ich wollt' ein Sträußlein binden,
Da kam die dunkle Nacht,
Kein Blümlein war zu finden,
Sonst hätt' ich dir's gebracht.
Da flossen von den Wangen
Mir Tränen in den Klee,
Ein Blümlein aufgegangen
Ich nun im Garten seh'.
Das wollte ich dir brechen
Wohl in dem dunklen Klee,
Doch fing es an zu sprechen:
»Ach tue mir nicht weh!
Sei freundlich in dem Herzen,
Betracht' dein eigen Leid,
Und lasse mich in Schmerzen
Nicht sterben vor der Zeit.«
Und hätt's nicht so gesprochen,
Im Garten ganz allein,
So hätt' ich dir's gebrochen,
Nun aber darf's nicht sein.
Mein Schatz ist ausgeblieben,
Ich bin so ganz allein.
Im Lieben wohnt Betrüben,
Und kann nicht anders sein.
Alle Schmerzen fassen,
Alle Freuden meiden,
Alle Hoffnung lassen,
Soll ein liebend Herz voll Leiden.
Wenn die Sonne weggegangen,
Kömmt die Dunkelheit heran,
Abendrot hat goldne Wangen,
Und die Nacht hat Trauer an.
Seit die Liebe weggegangen,
Bin ich nun ein Mohrenkind,
Und die roten, frohen Wangen,
Dunkel und verloren sind.
Dunkelheit muß tief verschweigen,
Alles Wehe, alle Lust,
Aber Mond und Sterne zeigen,
Was ihr wohnet in der Brust.
Wenn die Lippen dir verschweigen
Meines Herzens stille Glut,
Müssen Blick und Tränen zeigen,
Wie die Liebe nimmer ruht.
Was mag dich nur betrüben?
Daß du so traurig denkst.
Du mußt wohl Buße üben,
Weil du die Blicke senkst.
Wie durch die stillen Wiesen
Die Bächlein murmelnd gehn,
Die Blumen, die dran sprießen,
Wie die hinuntersehn,
So seh' ich zu, so horch' ich zu,
Bin freundlich mit ihnen auf du und du,
Und wollt' daß es mein Liebchen wär',
Ei das begreifst du wohl nimmermehr.
Was ist dir nur geschehen?
Daß du so ganz allein
Im dunkeln Wald magst gehen,
Du mußt wohl närrisch sein.
Wie grüne Büsche lauschen,
Und Echo widerklingt,
Was leis die Büsche rauschen,
Und froh das Vöglein singt.
So horch' ich zu, so ruf' ich zu,
Bin freundlich mit ihnen auf du und du,
Und wollt', daß es mein Liebchen wär',
Ei das begreifst du wohl nimmermehr.
Ich kann es wohl begreifen,
Sieh nicht so vor dich hin,
So wirst du wohl begreifen,
Daß ich dein Liebchen bin.
So laß uns tanzen, springen
Im kühlen, grünen Wald,
Die Töne laß erklingen,
Daß alles freudig schallt,
Tur, lu, tu, tu, tur, lu tu, tu,
Wir leben und schweben auf du, und du,
Und wenn es nicht mein Liebchen wär'
Ei so begriff' ich's wohl nimmermehr.
Ponce
Hier, wo neue Liebe mich gefangen,
Der ich nimmer, nimmermehr entgehe,
Denk' ich gerne deiner, die vergangen,
Süße Liebe voller Lust und Wehe!
Valeria
Zürnet seiner nicht ihr roten Lippen,
Wollet Trost aus andern Küssen saugen,
Denn er scheiterte an fremden Klippen,
Wendet nimmer heimwärts seine Augen.
Ponce
Wenn das Leben nicht hinaus mich triebe,
Nicht nach Ferne Sehnsucht mich verzehrte,
Blieb' ich dir du Heimat meiner Liebe,
Die mich scherzen, tändeln, küssen lehrte.
Valeria
So sei dann feierlich entbunden,
Wie dieses Kusses Feuer leicht verglühet,
So schließen sich der frühen Liebe Wunden,
Und neue, schönre Liebe bald erblühet.
Nach Sevilla, nach Sevilla,
Wo die hohen Prachtgebäude
In den breiten Straßen stehen,
Aus den Fenstern reiche Leute,
Schön geputzte Frauen sehn,
Dahin sehnt mein Herz sich nicht!
Nach Sevilla, nach Sevilla,
Wo die letzten Häuser stehen,
Sich die Nachbarn freundlich grüßen,
Mädchen aus dem Fenster sehn,
Ihre Blumen zu begießen,
Ach, da sehnt mein Herz sich hin!
In Sevilla, in Sevilla
Weiß ich wohl ein reines Stübchen,
Helle Küche, stille Kammer,
In dem Hause wohnt mein Liebchen,
Und am Pförtchen glänzt ein Hammer.
Poch' ich, macht die Jungfrau auf!
Guten Abend, guten Abend –
Lieber Vater, setzt euch nieder,
Ei, wo seid ihr dann gewesen?
Und dann singt sie schöne Lieder,
Kann so hübsch in Büchern lesen,
Ach! und ist mein einzig Kind.
Es fiel ein Himmelstaue
Auf eine Jungfrau fein
Als Kind in dieser Fraue
Trat in die Welt Gott ein –
O Gott mein Lieb! o Gott mein Lieb!
Wie kömmst du so freundlich, o Gott mein Lieb!
Wie sich auch die Zeit will wenden, enden
Will sich nimmer doch die Ferne,
Freude mag der Mai mir spenden, senden
Möcht' Dir alles gerne, weil ich Freude mir erlerne,
Wenn Du mit gefaltnen Händen
Freudig hebst der Augen Sterne.
Alle Blumen mich nicht grüßen, süßen
Gruß nehm' ich von Deinem Munde.
Was nicht blühet Dir zu Füßen, büßen
Muß es bald zur Stunde, eher ich auch nicht gesunde,
Bis Du mir mit frohen Küssen
Bringest meines Frühlings Kunde.
Wen die Abendlüfte wehen, sehen
Mich die lieben Vöglein kleine
Traurig an der Linde stehen, spähen
Wen ich wohl so ernstlich meine, daß ich helle Tränen weine,
Wollen auch nicht schlafen gehen,
Denn sonst wär' ich ganz alleine.
Vöglein euch mag's nicht gelingen, klingen
Darf es nur von ihrem Sange,
Wie des Maies Wonneschlingen, singen
Alles ein in neuem Zwange; aber daß ich Dein verlange
Und Du mein, mußt Du auch singen,
Ach das ist schon ewig lange.
Am Berge hoch in Lüften,
Da baute er sein Haus;
Am Tore liegt Gewitter,
Nun kann er nicht hinaus.
Die Wolken, sie wollen nicht ziehen,
Der Pfad ist steil und schwer,
O Lieber, Herzlieber in Lüften,
O wenn ich bei Dir wär'!
Wohl bei Dir über Wolken,
Wohl bei Dir über Wind,
Wo fromme Vöglein schweben
In Himmelsluft so lind.
Meine Flüglein, die sind mir gebrochen
Und heilen auch nicht eh'
Bis ich zu der Herzliebsten
Durch Tür und Tor eingeh'!
Daß ich so stolz in Lüften
Mein Haus gebauet hab',
Das muß mich gar betrüben,
Ich kann nicht mehr hinab;
Die Riegel sind alle verrostet,
Die Tore sie gehen so schwer,
O Liebchen, Herzliebchen im Tale,
O wenn ich bei Dir wär'!
Wohl bei Dir in dem Garten,
Wohl bei Dir in dem Wald,
Wo dichte Bäume stehen
Und Vogelsang erschallt.
Ich kann kein' Kranz mehr flechten
Und singen auch nicht eh'
Bis ich zu Dir Herzliebste
Durch Flur und Wald eingeh'.
Sie dringt wohl durch die Wolken,
Geht ein durch Tür und Tor,
Die Flüglein schnell ihr heilen
Und heben sie empor,
Wohl über die Wolken und höher
Zu Gott wohl in die Höh',
Trägt sie das treue Herze,
Ade, Herzlieber, ade! –
Er dringt wohl durch die Wolke,
Geht ein durch Flur und Wald,
Ein Kranz wird ihm geflochten,
Ein Lied ihm auch erschallt,
Wohl unter dem Baum und wohl tiefer
Wohl unter grünem Klee
Ruht nun sein stolzes Herze,
Ade, Herzliebste, ade! –
O kühler Wald
Wo rauschest Du,
In dem mein Liebchen geht,
O Widerhall
Wo lauschest Du
Der gern mein Lied versteht.
O Widerhall,
O sängst Du ihr
Die süßen Träume vor,
Die Lieder all,
O bring' sie ihr,
Die ich so früh verlor. –
Im Herzen tief,
Da rauscht der Wald
In dem mein Liebchen geht,
In Schmerzen schlief
Der Widerhall,
Die Lieder sind verweht.
Im Walde bin
Ich so allein,
O Liebchen wandre hier,
Verschallet auch
Manch Lied so rein,
Ich singe andre Dir.
Wenn ich ein Bettelmann wär'
Käm' ich zu Dir,
Säh' Dich gar bittend an
Was gäbst Du mir? –
Der Pfennig hilft mir nicht
Nimm ihn zurück,
Goldner als golden glänzt
Allen Dein Blick;
Und was Du allen giebst
Gebe nicht mir
Nur was mein Aug' begehrt
Will ich von Dir.
Bettler wie helf' ich Dir? –
Sprächst Du nur so,
Dann wär' im Herzen ich
Glücklich und froh.
Laufst auf Dein Kämmerlein
Holst ein Paar Schuh
Die sind mir viel zu klein,
Sieh einmal zu. –
Sieh nur wie klein sie sind
Drücken mich sehr,
Jungfrau süß lächelst Du
O gieb mir mehr.
Heute kömmst du nicht lieb Liebchen,
Heute nicht, doch harr' ich deiner,
Komm doch schnelle, eh' es nachtet
Ei wie kannst du so verweilen.
Traurig späh' ich aus dem Fenster,
Heute wirst du nicht erscheinen,
Wo das Herz so liebt und strebet,
Vieles Liebchen dir zu teilen.
Eins – zwei – drei – willst du nicht kommen
Sieh da hast du's, ich muß weinen,
Weil du so dein Glück versäumest,
Wer nicht hören will muß leiden.
Aber Liebe ist so sparsam,
Daß sie mit den Schmerzen geizet
Nur mir fehlst du, wenn du fehlest,
Da ich nur dein Fehlen leide.
Täglich will es Abend werden,
Sind es denn nicht jene Saiten,
Herzlein die sich wieder regen,
Seid gegrüßt ihr Lieblichkeiten,
Täglich will es Morgen werden,
Wirst du morgen wieder schweigen,
Herzlein, wenn die Welt sich reget,
Sei gegrüßt im frommen Streite.
Tausend gute Nacht mein Liebchen,
Ich will einen Traum bereiten
Ohne Vater, ohne Mutter,
Einen Traum nur für uns beide.
Sieh so sprachen Orgeltöne,
Abends still in Melodeien,
Und zu wichtig schien die Sache,
Um sie dir nicht mitzuteilen.
Am Rheine schweb' ich her und hin
Und such' den Frühling auf
So schwer mein Herz, so leicht mein Sinn
Wer wiegt sie beide auf.
Die Berge drängen sich heran,
Und lauschen meinem Sang,
Sirenen schwimmen um den Kahn,
Mir folget Echoklang.
O halle nicht, du Widerhall,
O Berge kehrt zurück,
Gefangen liegt so eng und bang
Im Herzen Liebesglück.
Sirenen tauchet in die Flut,
Mich fängt nicht Lust nicht Spiel,
Aus Wassers Kühle trink' ich Glut,
Und ringe froh zum Ziel.
O wähnend Lieben, Liebeswahn,
Allmächtiger Magnet,
Verstoße nicht des Sängers Kahn,
Der stets nach Süden geht.
O Liebesziel so nah so fern,
Ich hole dich noch ein,
Die Frommen führt der Morgenstern,
Ja all zum Krippelein.
Geweihtes Kind erlöse mich,
Gieb meine Freude los,
Süß Blümlein ich erkenne dich,
Du blühest mir mein Los,
In Frühlingsauen sah mein Traum
Dich Glockenblümlein stehn,
Vom blauen Kelch zum goldnen Saum
Hab' ich zu viel gesehn,
Du blauer Liebeskelch in dich,
Sank all mein Frühling hin,
Vergifte mich, umdüfte mich,
Weil ich dein eigen bin.
Und schließest du den Kelch mir zu
Wie Blumen abends tun,
So lasse mich die letzte Ruh',
Zu deinen Füßen ruhn.
Frühes Liedchen
Lieb' und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben
Aus dem Spiegel schauen Bilder,
Blicken milder, blicken wilder.
In dem Strome Well' auf Welle
Sich geselle, trüb und helle,
Schauet nieder arme Triebe
Hell und trübe ist die Liebe.
Frühling muß mit süßen Blicken
Mich entrücken den berücken
Sommer muß mit Frucht und Mirten
Mich bewirten und umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren
Zu begehren zu entbehren
Winter lehre mich erwerben,
Gerne sterben, Frühling erben.
Wasser fallen um zu springen,
Um zu klingen um zu singen
Schweig' ich stille, denn zu sagen
Wäre wagen und entsagen.
Lieb' und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen
Nur verlangen, nie erlangen,
In den Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fortzuträumen, fortzuschäumen.
Frühling muß mit süßen Blicken
Sie beglücken, sie berücken,
Sommer sie mit Frucht und Myrten,
Froh bewirten, froh umgürten.
Herbst muß ihr den Haushalt lehren,
Zu begehren, zu entbehren,
Winter, Winter lehr mich sterben
Mich verderben, Frühling erben.
Wasser fallen um zu springen.
Um zu klingen, um zu singen,
Muß ich schweigen. Wie und wo?
Trüb und froh? nur so, so.
Der Spinnerin Nachtlied
Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.
Ich sing' und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein
So lang der Mond wird scheinen.
Als wir zusammen waren
Da sang die Nachtigall
Nun mahnet mich ihr Schall
Daß du von mir gefahren.
So oft der Mond mag scheinen,
Denk' ich wohl dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Ich denk' bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen
Hier spinn' ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing' und möchte weinen.
Es ging verirrt im Walde
Ein Königstöchterlein
Laut weint sie, daß es schallte
Tief in den Wald hinein.
An meiner Krone blinken,
Schmaragd und auch Rubin,
Um einmal nur zu trinken,
Gäb' ich sie gerne hin.
Da schwebt zu ihrem Haupte
Ein edler Falke bald,
Der ihr die Krone raubte
Und tiefer flog zum Wald.
Sie folgt ihm, hoch in Lüften
Trägt er die Krone hell
Bis wo in dunklen Klüften
Erbraust ein kühler Quell.
O Falke Luftgeselle
Nimm hin die Krone mein,
So kühl als diese Quelle
Mag keine Krone sein.
Es braust so wonnig unten
Tief in der Felsen Schoß,
Von Schatten still umwunden,
Ruht sie auf weichem Moos,
Die Locken aufgewunden
Die zarten Glieder bloß,
Erkühlt sie sich da unten
Tief in der Felsen Schoß.
Sie ließ sich an den Zweigen
Hinab ins kühle Bad,
Bald will sie rückwärts steigen,
Doch zeiget sich kein Pfad,
Sie streckt wohl nach den Zweigen,
Mit Macht die Arme hin,
Doch keiner will sich neigen,
Zur Königstochter hin.
Wer kann heraus mich heben,
Weint da die holde Magd,
Gern wollte ich ihm geben,
Mein Ringlein von Schmaragd,
Wie sie die Hände ringet
Das schöne Ringelein
Ihr von dem Finger springet,
Tief in den Quell hinein.
Sie sucht und findt in Klippen
Ein Horn von Gold so rein,
Und setzt es an die Lippen,
Es schallt zum Wald hinein.
Die Felsen laut erklingen,
Und laut von Stein zu Stein
Die muntern Töne springen,
Ums Königstöchterlein.
Die Zweige sich auch neigen
Der edle Falke wiegt,
Sich fröhlich auf den Zweigen
Die er hinunter biegt.
Dann hört sie Worte schallen,
Wer bläst auf meinem Horn,
Das gestern mir gefallen
Hinab zum Felsenborn.
Wer hütet mich vor Schande,
Weint laut das Töchterlein,
Wer giebt mir die Gewande,
Wer schützt die Ehre mein,
Mich liebte einst ein Knabe
Der Züchten wohl verstand,
O daß ich ihn nicht habe,
Er gäb' mir mein Gewand.
Die Augen zugebunden,
Der Knabe vor ihr stand
Der Knabe ist gefunden
Er reicht ihr das Gewand.
Verloren ist die Krone,
Und auch das Fingerlein,
Ohn' Ringlein und ohn' Krone,
Muß sie das Kleinod sein.
Da ruhte der Geselle
Wohl bald in ihrem Schoß,
Im Herzen ward's ihm helle
O mach die Binde los.
In ihr Gewand geschwinde
Hüllt sich das holde Kind,
Dann löst sie ihm die Binde,
Läßt nicht die Liebe blind.
Da schallt es in den Buchen
Da hallt es am Gestein,
Der König kommt zu suchen,
Das Königstöchterlein.
Nun rege deine Hände,
Spricht da das Töchterlein,
Wenn uns der König fände
Müßt' es gestorben sein.
Der Falke nahm die Krone,
Der Quell das Fingerlein,
Der Jäger nimmt zum Lohne
Das Königstöchterlein.
Es nahm der Jagdgeselle
Sein Horn und sein Geschoß
Und trug die Jungfrau schnelle
Zum hohen Felsenschloß.
Auf Felsen hoch ich wohne,
Der Falke und die Braut
Am Turme hängt die Krone
Sein Nest hineingebaut.
Ich will des Mais mich freuen
In dieser heil'gen Zeit
Und gehe zu der Maien,
Und seh' des Heilands Leid.
Leid gab mir die Freudigkeit,
O Mai, in grünem Scheine
Du blühest kurze Weil,
O Maie, die ich meine,
Du blühest ew'ges Heil.
Heil gab mir des Todes Pfeil.
Du stehst in ew'ger Blüte
Seit unser höchstes Gut
In deinen Zweigen glühte,
Du trankst sein heil'ges Blut.
Blut gab mir so hohen Mut.
Du drangst in heil'gem Taue
So freudig Himmelwärts,
Dich tränkte die Jungfraue
Mit ihrer Tränen Schmerz.
Schmerz erquickte mir das Herz.
Des heil'gen Todes Weihe
Gab mir des Lebens Wein:
O Jesus an der Maie,
Mich heilte deine Pein.
Pein führt mich zum Himmel ein.
Ich grüß' dich, zarte schöne Fraue,
Und biet' dir freundlich gute Nacht,
Bis daß der ew'ge Tag im Taue
Vor deinem Kämmerlein erwacht.
Ein heil'ger Engel soll zur Seiten
An deinem Bettlein wachend stehn,
Den goldnen Flügel ob dir spreiten
Und schwere Träume von dir wehn.
Daß sie sanft erwache
Aus ihres Schlummers Ruh',
Der Morgenstern, der scheine
Ihr recht mit Liebe zu.
Sie schlafe, sie wache,
Sie stehe, sie gehe,
Die Fraue meine,
Oder was sie tu'.
Ich grüß' vor aller Blüt' die Rose,
Die an dem Abendhimmel blüht,
Ihr Herz ergießt sich dir im Schoße,
Wenn sie zur Erde niederglüht.
Ich grüß' dich, klarer Abendsterne,
Du brennest auf dem Haupte mein.
Bei ihr, bei ihr so wär' ich gerne
In ihrem engen Kämmerlein.
Daß ein Engel bringe
Der Zarten meinen Gruß,
Leis wie im Maienscheine
Der Honigblumen Kuß.
Sie bete, sie singe,
Daß eile die Weile,
Da ich alleine
Ohne sie sein muß.
Herbstlied
Die grünen Blätter sind gefallen,
Die Schwalben fortgezogen sind,
Da will zu seiner Heimat wallen,
Bin armes elternloses Kind.
Als Führer auf der weiten Reise,
Fliegt vor ihm hin ein Schmetterling,
Ihr Bündelchen trägt selbst die Waise,
Ihr Hab und Gut ist sehr gering.
Der Vater ist ihm früh gestorben,
Die Mutter hat es weggesandt,
Im Ausland hat es nichts erworben,
Und arm kehrt es zum Vaterland.
Und wie sie durch die Wälder gingen,
Der Schmetterling zum Kinde spricht:
»Um meinen Lohn ist noch zu dingen,
Den kleinen Freund vergesse nicht.
Ich werde nicht mehr lange leben
Und möchte mich noch einmal freun,
Zu deiner Heimat will ich schweben,
Zum Lohn gieb mir ein Blümelein.«
Das Kind sprach: »Keins ist hier zu sehen,
Doch ist in meinem Vaterland
Ein stiller Garten, darin stehen
Der süßen Blumen allerhand.
Ein Engel gehet in dem Garten,
Der giebt dir sicher doppelt Lohn,
O wolle bis zur Heimat warten,
Ich irre, wenn du mir entflohn.
In einem stillen Tale wohnet
Der Engel und ich bin sein Kind,
Ich weiß, daß er dich reich belohnet,
Drum laß uns eilen, schnell geschwind.«
Der Führer hebt die bunten Schwingen,
Der kleine Wandrer folgt ihm schnell.
Er spricht: »hörst du die Vöglein singen,
Im Garten singen sie so hell.
Ich atme schon die Blumendüfte,
O lieber Führer eile schnell.«
»Ich fühle nur die kühlen Lüfte,«
Spricht da der bunte Reis'gesell.
»O willst du nicht den Lohn mir geben,
Ich sterb', eh' ich die Heimat seh',
Ich werde nicht mehr lange leben,
Die kühlen Lüfte tun mir weh.«
»So nehme alles, was ich habe,«
Sprach weinend da das arme Kind,
»Von jenem Engel eine Gabe,
Die welken Rosenblätter sind.«
Der Führer stirbt und in den Rosen,
Weiht ihm das Kind ein frommes Grab.
Schon hört es nah des Stromes Tosen,
Und steiget zu dem Tal hinab.
Da steht es an der Heimat Schwellen,
Und ruft: »o Mutter höre mich,
O führ' mich zu dir durch die Wellen,
Zum süßen Garten führe mich!
Mein armer Führer ist gestorben,
Da Freude floh und Sonnenschein,
Zum Lohn hat er ein Grab erworben,
Wohl in den süßen Rosen dein.«
Die Mutter höret nicht sein Klagen,
Da ward dem Kinde Mut verliehn.
Die Wellen es hinübertragen,
Es eilet zu dem Garten hin.
Die Blumen all die Kelche neigen,
Und gießen still die Liebe aus,
Die Mutter will sich nirgends zeigen,
Im Garten nicht, und nicht im Haus.
»O Heimat in dem Frühlingsscheine,
O Jugend liebste Mutter mein,
Dein Kind die Liebe ist alleine,
O wollet nicht verloren sein!«
Da sprach ein Vöglein von dem Baume,
»Gott grüß' dich, bist du wieder hier?
Es denkt mir dunkel wie im Traume,
Du trugst einst treue Lieb' zu mir.
Im Maie wardst du hier geboren,
Da lernte ich ein Lied von dir,
Ist Mai, und Jugend auch verloren,
Dein süßes Lied, das bleibet mir.«
Da fing das Vöglein an zu singen,
»Der Frühling blüht, der Sommer glüht,
Die Liebesblumen süß entspringen,
Der Zweig ist müd, die Frucht ihn zieht.
Die Liebe kehrt zur Heimat wieder,
Zur Fremde sie getrieben ward,
Der Herbst sinkt zu der Erde nieder,
Die Lieb' erstarrt im Winter hart.«
Und was das Vöglein freundlich singet,
Wohl schmerzlich zu dem Kinde klang,
Die Zeit wohl streng zur Wahrheit bringet,
Was einst das Kind prophetisch sang.
Die Mutter hat es hart verstoßen,
Wo es der Frühlingsschein gewiegt,
Da ist sein Grab nun bei den Rosen,
Und treu das Vöglein niederfliegt,
Und deckte es mit welken Blüten
Aus alter, treuer Freundschaft zu,
Dem Vöglein mög' es Gott vergüten,
Es sang das Kind wohl in die Ruh'.
»O Heimat in dem Frühlingsscheine,
O Jugend, harte Mutter sein,
Dein Kind, die Liebe ich beweine
Sein einz'ger Freund ein Vögelein.«
Die grünen Blätter sind gefallen,
Die Schwalben fortgezogen sind,
Da will zu seiner Heimat wallen
Ein armes elternloses Kind.
Als Führer auf der weiten Reise,
Fliegt vor ihm her ein Schmetterling,
Ihr Bündelchen trägt selbst die Waise
Ihr Hab und Gut ist gar gering.
Und wie sie durch die Wälder gingen,
Der Schmetterling zum Kinde spricht,
»Um meinen Lohn ist noch zu dingen,
Den kleinen Freund vergesse nicht.
Ich werde nicht mehr lange leben,
Und möchte mich noch einmal freun,
Zur Heimat will ich mit dir schweben
Doch gieb mir erst ein Blümelein.«
Das Kind sprach: »Keines ist zu sehen,
Doch ist in meinem Vaterland
Ein schöner Garten darin stehen,
Der süßen Blumen allerhand.
Ein Engel gehet in dem Garten,
Der giebt dir sicher doppelt Lohn,
O wolle bis zur Heimat warten,
Ich irre, wenn du mir entflohn.
Der Engel, der den Lohn dir zahle,
Ist meine Mutter, ich sein Kind,
Er wohnt in einem stillen Tale,
O laß uns eilen, fort, geschwind.«
Der Führer hebt die bunten Schwingen,
Der kleine Wandrer folgt ihm schnell,
Er spricht »hörst du die Vöglein singen,
Im Garten singen sie so hell,
Ich atme schon die Blumendüfte,
O lieber Führer eile schnell,«
»Ich fühle nur die kalten Lüfte,«
Sprach da der bunte Reis'gesell.
»Kannst du nicht bald den Lohn mir geben?
Die kühlen Lüfte tun mir weh,
Ich werde nicht mehr lange leben,
Ich sterb' eh' ich den Garten seh'.«
»So nehme alles, was ich habe«
Sprach weinend da das arme Kind.
»Von jenem Engel alle Gabe,
Die welken Rosenblätter sind.«
Der Führer starb, und in den Rosen,
Weiht ihm das Kind ein frommes Grab
Schon hört es nah des Stromes Tosen,
Und steiget zu dem Tal hinab.
So freudig an der Heimat Schwellen
Ruft es, »o Mutter höre mich
O führ' mich zu dir durch die Wellen,
Zum süßen Garten führe mich.
Mein bunter Führer ist gestorben,
Da Freude floh und Sonnenschein,
Zum Lohn' hat er ein Grab erworben,
Wohl in den welken Rosen dein.«
Die Mutter höret nicht sein Klagen,
Da ward dem Kinde Mut verliehn,
Die Wellen es hinüber tragen,
Es eilet zu dem Garten hin.
Die Blumen all die Kelche neigen
Und gießen still die Liebe aus,
Die Mutter will sich nirgend zeigen,
Im Garten nicht, und nicht im Haus.
»O Vaterland im Frühlingsscheine!
O Jugend liebste Mutter mein!
Dein Kind die Liebe ist alleine,
O wollet nicht verloren sein!«
Da sprach ein Vöglein von dem Baume,
»Gott grüß' dich, bist du wieder hier,
Es denkt mir dunkel wie im Traume,
Du trugst einst treue Lieb' zu mir.
Im Maie, da du hier geboren,
Da lernte ich ein Lied von dir,
Ist Mai und Jugend auch verloren,
Dein süßes Lied, das bleibet mir.«
Da fing das Vöglein an zu singen,
»Der Frühling blüht, der Sommer glüht,
Die Liebesblumen süß entspringen,
Der Zweig ist müd, die Frucht ihn zieht,
Die Liebe kehrt zur Heimat wieder,
Zur Fremde sie getrieben ward,
Es sinkt der Herbst zur Erde nieder,
Die Lieb' erstarrt im Winter hart.«
Und wie das Vöglein freundlich singet,
Wie hier das Kind im Frühling sang,
Der Winter wohl zur Wahrheit bringet,
Des Kinds prophetischen Gesang.
Es starb das Kind wohl bei den Rosen,
Wo es der Frühlingsschein erzog,
Die Mutter hat es hart verstoßen,
Das Vöglein zu ihm niederflog.
Und deckte es mit welken Blüten,
Aus alter treuer Liebe zu,
Dem Vöglein woll' es Gott vergüten,
Es sang dem Kinde in die Ruh'.
»O Vaterland im Frühlingsscheine!
O Jugend harte Mutter sein!
Dein Kind die Liebe ich beweine,
Sein einz'ger Freund – ein Vögelein!«
Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
Und milden Tau und süßen Honig trinkt,
Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne.
So singt mein tiefstes Freudenlied,
Ach meine Rose blüht!
Die Rose blüht, o Sonnenschein verziehe,
Daß lange noch der liebe Sommer währt,
Und mir kein Sturm die süße Lust versehrt,
Daß all mein Heil aus dieser Rose blühe,
So freut sich innig mein Gemüt,
Weil meine Rose blüht!
Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen,
Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit,
Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen,
Weil alle Liebe, die erglüht,
Aus Dir Du Rose blüht!
Du Fremdling, der fast halb Europa sah,
Kein' Albus, nein Karbatschen sollst du kriegen,
Was gestern dir mit Unrecht nicht geschah,
Dem Schicksal sollst du heute unterliegen,
Kömmst du La Rochens Enkelsohn zu nah,
So wirst du gleich die Trepp' hinunter fliegen.
Fabiola
Hör', es klagt die Flöte wieder,
Und die kühlen Brunnen rauschen.
Piast
Golden wehn die Töne nieder,
Stille, stille, laß uns lauschen!
Fabiola
Holdes Bitten, mild Verlangen,
Wie es süß zum Herzen spricht!
Piast
Durch die Nacht, die mich umfangen,
Blickt zu mir der Töne Licht.
Es wandeln zum Glücke
Die Sterne die Bahn,
Mit gütigem Blicke,
Sehn alle uns an.
Die Jungfrau, die süße,
Im himmlischen Reihn,
Giebt freundliche Grüße,
Und strahlet so rein.
Im spiegelnden Schilde
Sieht Liebe sich an,
Und Mars blicket milde
Zu Venus hinan.
Die Waage ruht eben,
Ihr Zünglein steht ein;
Auch lächeln daneben,
Die Zwillinge klein.
Die Liebe lehrt
Mich lieblich reden,
Da Lieblichkeit
Mich lieben lehrte.
Arm bin ich nicht
In Deinen Armen,
Umarmst du mich
Du süße Armut.
Wie reich bin ich
In Deinem Reiche,
Der Liebe Reichtum
Reichst du mir.
O Lieblichkeit!
O reiche Armut!
Umarme mich
In Liebesarmen.
Wie auch walte der Arm des Menschen, so faßt er das Eigne
Ihm nur tödet der Tod, Leben lebet nur ihm.
Sieh so sitzet der Zimmrer im grünenden Wipfel der Eiche,
Rühmlich erklingt ihm der Hain, unter dem Schlage der Axt,
Und es fallen die Splitter, da glaubt er, die Arbeit zu fördern,
Bis dann der Zweig der ihn trug, stürzt mit dem Splittrer hinab.
Ferner soll auch der Name den Splitterrichter nicht schimpfen,
Fällt das vollendete Werk, selbst doch dem Splittergericht.
Wie auch walte der Arm des Menschen, so faßt er das Eigne,
Ihm nur tödet der Tod, Leben lebet nur Ihm
Sieh so sitzet der Zimmrer im grünenden Wipfel der Eiche
Rühmlich erklingt ihm der Hain, unter dem Schlage der Axt,
Und es fallen die Splitter, das nennt er die Arbeit befördern,
Bis auch der Zweig, der ihn trug, stürzt mit dem Splittrer hinab.
Ferner sei es kein Schimpf mehr ein Splitterrichter zu heißen
Fällt das vollendete Werk selbst doch dem Splittergericht.
Aus Köllen war ein Edelknecht,
Um Botschaft ausgegangen
Den Vater hielt ihm Engelbrecht
Der Bischof hart gefangen.
Er gieng gen Arle manchen Tag
Er gieng in schweren Sorgen,
Sein Liebchen ihm im Sinne lag,
Der hätt' er es verborgen,
Ganz traurig er am Brunnen lag,
In Busch und grünen Hecken,
Da hört er schallen Hufesschlag,
Und gieng sich zu verstecken.
Er sah da einen frohen Mann
Sein Roß zur Quelle lenken,
Ein andrer ritt betrübt heran,
Sein Pferd am Born zu tränken.
Betrübter Mann! der frohe sprach
Gott woll' dir Trost verleihen!
O froher Mann! der andre sprach
Was mag dich so erfreuen!
Herr Gottschalk sprach der frohe Mann
Geht frei aus seinen Banden,
Durch ein Mirakel er entrann
Mit allen den Verbannten.
Er hatte eine kleine Maus
Im Kerker zahm erzogen,
Die gieng da freundlich ein und aus,
Und war ihm gar gewogen.
Doch einst sein kleiner Freund entlief,
Und wollte nicht mehr kehren,
Herr Gottschalk ihr gar traurig rief
Das Mäuslein wollt' nicht hören.
Das schmerzte den getreuen Mann,
Sein Mäuslein wollt' er haben,
Mit seinen Freunden er begann,
Nach ihrem Freund zu graben.
Und in der Erde eingescharrt
Fand Meißel er und Feilen,
Womit er ihre Bande hart,
Gar leichtlich konnt' zerteilen.
Der andre sprach, mein Schwesterlein
Es liegt gar schwer gefangen,
Und selbst das treue Mäuslein dein
Könnt' nicht zu ihr gelangen.
Des Schlosses Dach ist Himmelblau,
Die Mauren grüne Wellen,
Die Graben rings sind Flur und Au,
Die Fenster Fluß und Quellen.
Der süße Knecht die Liebe brach
In ihres Herzens Kammer,
Ihm stürzten die Gesellen nach,
Der Schmerz und böser Jammer.
Die Liebe blies das Lämpchen aus
Die Schmerzen sie bezwangen,
Und legten sie ins kühle Haus
Wohl auf den Tod gefangen.
Am Fels wo wild der Rhein zerschellt,
Wo bös die Schiffe stranden,
Dort ewig Sie gefangen hält,
Der Schlund in kühlen Banden.
Ein Freund des Bischofs sie belog,
Herr Hermann sei erschlagen,
Der insgeheim aus Köllen zog
Den Vater zu erfragen.
Dann zäumten sie die Rosse auf
Und rüst'ten sich zu scheiden
Und gaben sich den Handschlag drauf
Den Bischof zu bestreiten.
Und da sie aus dem Walde schon,
Trat wieder zu der Quelle
Hermann des treuen Gottschalks Sohn
Der traurige Geselle.
Er schrie hinab zum Wasserschloß,
Wo bös die Schiffe stranden,
Wer macht mein Lieb von Feßlen los,
Wer löset ihr die Banden,
Lebwohl lebwohl, Herr Vater mein,
Leb' frei in großen Ehren,
Ich hab' verlorn das Mäuslein klein,
Das tut mich gar beschweren,
Lebwohl lebwohl, o Kerker mein
Das Mäuslein ist verloren,
Mein Schwert muß meine Feile sein,
Da tät er sich durchbohren.
Und stürzt hinab ins kühle Haus,
Wo Liebchen liegt gefangen,
O Liebchen breit' die Arme aus
Ihn treulich zu umfangen.
Und läg' gefangen im kühlen Haus
Die mich so hart betrogen,
Sie hätte, eh' dies Liedchen aus
Mich auch hinab gezogen –
Hermann des treuen Gottschalks Sohn
Von Köllen war ein Edelknecht
Um Kundschaft ausgegangen
Sein Vater lag durch Engelbrecht
Den Bischof hart gefangen.
Er sucht durchs Land wohl manchen Tag
Er sucht in schweren Sorgen,
Sein Liebchen ihm im Sinne lag,
Der hätt' er es verborgen.
Gar traurig er am Bronnen lag
In Busch und grünen Hecken,
Da hört er schallen Hufesschlag,
Und eilt sich zu verstecken.
Er sah wohl einen frohen Mann
Zum Born sein Rößlein lenken
Ein andrer ritt betrübt heran,
Der tät die Augen senken.
O froher Mann der eine sprach
Was mag dich nur erfreuen
Betrübter Mann der Frohe sprach
Gott woll' dir Trost verleihen.
Herr Gottschalk der getreue Mann
Geht frei in unsren Landen
Durch wunderbare Hülf' entrann
Er aus des Bischofs Banden.
Er hatte eine kleine Maus
Im Kerker zahm gezogen,
Sie gieng als Gastfreund ein und aus,
Und war dem Herrn gewogen.
Die harte Rinde, die sie nagt
Tränkt er im Lampenöle
Und wenn er Lebewohl gesagt
Kehrt sie nach ihrer Höhle.
Und wenn er traurig niederkniet
Und singt den Morgensegen
So tönt ihm auch ihr frommes Lied
Aus ihrem Haus entgegen.
Doch einst sein treuer Freund entlief
Und wollte nicht mehr kehren
Und wie Herr Gottschalk lockt' und rief,
Das Mäuslein wollt' nicht hören.
Bei Mittagsbrot und Abendbrot
Blieb unbenagt die Rinde:
Er grub nach ihr, ob mausetot,
Er wohl die Treue finde.
Und in der Erde eingescharrt
Fand Meißel er und Feilen,
Womit er seine Bande hart
Gar leichtlich konnt' zerteilen.
Nun geht er frei, der fromme Mann
Und wird sein Schwert bald rühren,
Ihm schließen sich die Freunde an,
Das soll der Bischof spüren.
Der andre sprach mein Schwesterlein,
Das liegt gar hart gefangen
Und selbst das treue Mäuslein dein
Könnt' nicht zu ihr gelangen.
Der falsche Knecht, die Liebe brach
In ihres Herzens Kammer,
Ihm stiegen die Gesellen nach
Das Leid und böser Jammer.
Ein Freund des Bischofs sie belog
Herr Herrmann sei erschlagen
Der heimlich gegen Arle zog,
Den Vater zu erfragen.
Da gieng ihr alle Hoffnung aus
Die Schmerzen sie bezwangen
Und legten in ein festes Haus
Auf ewig sie gefangen.
Des Schlosses Dach ist himmelblau,
Die Mauren grüne Wellen,
Die Graben breit, sind Flur und Au
Die Fenster Flüss' und Quellen.
Am Fels, wo wild der Rhein zerschellt
Wo bös die Schiffe stranden,
Dort ewig sie gefangen hält
Der Schlund in kühlen Banden.
Da sprach zu ihm der frohe Mann,
Laß uns zu Gottschalk reiten,
Da treffen wir den Sohn auch an,
Den Bischof zu bestreiten.
Und da sie aus dem Walde schon
Trat wieder zu der Quelle
Herrmann des frommen Gottschalk Sohn
Der traurige Geselle.
Streit' wohl, streit' wohl, o Vater mein,
Streit wohl, und stirb in Ehren,
Ich hab' verloren das Mäuslein mein,
Es will mir nicht mehr kehren.
Mich soll wie dich o Vater mein,
Verlorne Liebe retten,
Mein Schwert, es muß die Feile sein
Und lösen meine Ketten,
Da eilt er zu dem Wasserschloß
Wo bös die Schiffe stranden
Und macht sich mit dem Schwerde los
Aus seines Kerkers Banden.
Und stürzt hinab ins kühle Haus
Wo Liebchen liegt gefangen,
O Liebchen breit' die Arme aus
Ihn treulich zu empfangen.
Und läg' gefangen im kühlen Haus
Die mich so hart betrogen,
Sie hätte, eh' dies Lied noch aus
Mich auch hinabgezogen.
Kaum hörst Du auf, so fang' ich an,
Dich erst recht zu vermissen,
Ich habe ein Gelübd' getan,
Kein andres Weib zu küssen.
Gewaltig, regt es sich in mir,
Zu leben und zu lieben,
O süße Frau wär' ich bei Dir,
Ich wollt' Dich nicht betrüben.
Du letzter Preis von Lieb' und Lust,
Wie konnte ich Dich quälen,
Ach hätt' ich jemals was gewußt,
Wie könnt' ich dann erzählen.
Die Lippe schließt der Liebe Kuß,
Ich hab' ihn nie empfangen,
Es rühmt sich nur der Überdruß,
Es seufzt nur das Verlangen.
Kaum hörst Du auf, so fang' ich an
Versäumnis muß ich büßen,
O wandelte die Lust mich an
Ein andres Weib zu küssen.
Mein Kuß ist jung, mein Kuß ist alt,
Ich küss' mit weisen Listen,
Es würde Liebe und Gewalt,
Die Untreu' Dir nicht fristen.
So lebe wohl, verzeihe Dir!
Die keusche Bahn zu wandlen,
Ich lebe wohl, verzeihe mir,
Im Traum Dich zu – mißhandlen.
Es setzten zwei Vertraute
Zum Rhein den Wanderstab,
Der braune trug die Laute,
Das Lied der blonde gab.
Claudia
Am Geburtstage einer Freundin den 19. März
Durch grüne Auen wollt' ich mit dir schweifen,
Wärst du des süßen Maien frohes Kind,
Und wollte sinnreich nach den Blumen greifen,
Zu flechten dir ein zärtliches Gewind',
Wir Blüten werden all in Liebe reifen,
So spräch' der Kranz, weil wir dir ähnlich sind.
Doch keine Blume ist vor dir entsprungen,
Der ungeteilten Kraft bist du gelungen.
In leisem Schlummer träumend sinnt die Erde,
Wie sie die Junge Zeit erfreuen soll,
Da sieht sie dich, in züchtiger Geberde
Stehst du vor ihr so sinnend, liebevoll,
Und jungfräulich begrüßte Dich ihr Werde,
Der keine Blume noch am Busen schwoll.
Doch bald die Einsamkeit dir zu versüßen,
Läßt als Gespielen sie dich Veilchen grüßen.
So fehlen Blumen, Blume dich zu kränzen,
Die selbst des Jahres frühste Blume blüht,
Doch in des Lebens Garten ohne Grenzen,
In dem der Frühling ewig kehrt und flieht,
Seh' eine edle Blume fern ich glänzen,
Die bis zum Namen selbst dir ähnlich sieht,
Das Herrliche kehrt ewig zu dem Leben,
Und jeder Sommer muß uns Lilien geben.
Dich Römerin, Vestale seh' ich wieder,
Dich Claudia, die treu den Vater ehrt,
Keusch hüllt ein reiner Schleier dir die Glieder,
Die aller Liebe reine Flamme nährt.
Es priesen uns noch keines Sängers Lieder,
Den hohen Sinn, den uns dein Leben lehrt,
Bescheidne, zürne nicht, laß es gelingen,
Die Römerin will der Barbare singen.
Da Claudius, der Feldherr, siegreich kehrte,
Will er, als Sieger soll ihn Roma sehn,
Der in der eignen Tat den Römer ehrte,
Will im Triumphe auch die Tat erhöhn,
Doch ein Tribun, der tiefen Haß ihm nährte,
Will ungepriesen soll sein Werk vergehn:
Es läßt der Mächtige dem Sieger sagen,
Du sollst durch Rom nicht deine Lorbeern tragen.
Doch achtet, trotzend auf des Sieges Flügel,
Der Feldherr nicht des Richters ernsten Stab,
Im Heeresprunk grüßt er die sieben Hügel,
Von seines Wagens goldner Höh' herab,
Und tausendfach in heller Waffen Spiegel
Grünt ihm der Lorbeer, den der Sieg ihm gab,
Es lenket durch des Volkes laute Mitte,
Der Zug zum Kapitole hin die Schritte.
Da öffnet zweien sich des Volks Gedränge,
Erzürnt tritt der Tribun zum Sieger hin,
Ihn, dem er untersagt des Siegs Gepränge,
Will er gewaltsam von dem Wagen ziehn:
Auch Claudia dringt durch der Bürger Menge,
Zu ihrem Vater und umfasset ihn.
Besiegt muß der Tribun zum Volke kehren,
Den sie berührte, muß er zürnend ehren.
Die Jungfrau gab dem Sieger das Geleite,
Der mit dem Adler nun die Taube trug,
So stand sie schüchtern an des Vaters Seite,
Und um die Tochter er den Purpur schlug,
In schönerm Sieg trug sie aus schönerm Streite,
Zum Capitole hin der laute Zug:
So Heldenmut und Schönheit sich gesellten,
Es triumphiert die Holde mit dem Helden.
Wer auf der Erde gleich den Göttern handelt,
Dem öffnet sich der hohen Götter Kreis,
Auf Erden sind sie menschlich einst gewandelt,
Und waren edel, sinnbegabt, und weis',
Zu Göttern hat der Glaube sie verwandelt,
Denn Göttlichkeit ist aller Schönheit Preis,
So wollte Rhea gern, da du gebeten,
In deiner Heimat Götter Mitte treten.
Zu Schiffe auf der gelben Tiber Wogen
Führt man Cybelens Bild von Pessinunt,
Schon nahet sich des Segels voller Bogen,
Der Göttin Ankunft eilt von Mund zu Mund,
Sie zu empfangen kommt das Volk gezogen,
Doch plötzlich faßt den Kiel des Flusses Grund,
Und wie sich auch der Schiffer Arme regen,
Fest ruht das Schiff, und läßt sich nicht bewegen.
Da flehet knieend Claudia am Strande,
Der hohen Götter gute Mutter an,
Löst dann den keuschen Gürtel vom Gewande,
Und zu dem Schiffe führet sie der Kahn,
Den Gürtel knüpft sie an des Kieles Rande,
Und gütig folgt Cybele ihrer Bahn.
Stumm sieht das Volk sie durch die Wellen gleiten
Von Reinen lassen Götter gern sich leiten.
So in des Vaterlandes großer Sitte
Lebt Claudia die Römerin auch groß,
Nun teilst du, Claudia, in unsrer Mitte,
Ein frommes treues Kind des Vaters Los.
Was göttlich noch auf Erden, folgt dem Schritte
Der Jungfrau gern noch in des Hauses Schoß.
Strebt Ihr zu gleichen, der wir uns verbanden,
Ich liebe Sie, die früher ich verstanden.
Es stehet im Abendglanze
Ein freies heiliges Haus
Da sehen mit schimmernden Augen
Viel Knaben und Jungfraun heraus,
Dort hab' ich mein Liebchen gesehen
Ein freundliches zierliches Kind,
Sie konnte wohl schweben und drehen,
Wie fallende Blüten im Wind.
Und die in dem Hause wohnen
Sind heilig und wissen es nicht
Sie leben mit Kränzen und Kronen
Alltäglich ein neues Gedicht
Sie sind gleich den Göttern und handlen,
Wohl täglich in andrer Gestalt,
Mein Liebchen wird auch sich verwandlen
Das tut meinem Herzen Gewalt.
O Liebchen, wo bist du geblieben,
Ich steh' vor dem schimmernden Haus,
Und will dich bescheiden nur lieben
O Liebchen o sehe heraus
Ich will dein pflegen und warten,
Im Herzen so treu, als ich kann,
Da seh' ich dich sitzen im Garten
Wohl bei einem reichen Mann.
So kauf' ich mir Rechen und Spaten
Bind' mir ein grün Schürzelein vor
Und gehe wohl als ein Gärtner
An des reichen Mannes Tor
Tu auf, tu auf den Garten,
Ich will dir wohl ohne Sold
Die Blumen all pflegen und warten
Sie sind ja mein Silber und Gold.
So sei mir o Gärtner willkommen
Zieh hoch die Blumen mir,
Zieh lang sie zu blühenden Ketten
Ich habe ein Vögelchen hier,
Zieh hoch und dicht eine Laube
Zieh mir ein Gitterhaus
Daß keiner mein Vögelchen raube,
Und es nicht fliege aus,
Da klingt wohl sanft und süße
Im Garten ein heilig Lied
Die Bäume senden Grüße,
Die Blume lauschend blüht,
Da seh' ich mein Liebchen so weinen,
So blicken zu mir herauf,
Die Sonne will nicht mehr scheinen,
Die Blumen sie gehen nicht auf.
So hast du dann verlassen
Der Götter freies Haus
Der Locken Gold muß blassen,
Der Augen Licht geht aus
O Liebchen o sei nicht so munter,
Du hast vergeudet dein Los,
Dein Sternlein, es gieng ja unter
Tief in des Meeres Schoß.
Ans Meer will ich mich stellen
Betrübt im Abendschein,
Und sehn, wie in die Wellen
Versinkt dein Sternelein,
Und niedersehn und weinen,
Die Tränen all hinab,
Sie wollen sich ja vereinen
Mit deines Sternes Grab.
Dies Lied hab' ich ersonnen
Wohl vor dem Zauberhaus,
Das glänzt in der Abendsonnen,
Du blickst nicht mehr heraus
Als Jugend um Liebe mußt brennen
In irrem Liebeswahn,
Da konnte sie ihn nicht erkennen,
Und blickte so hell ihn doch an.
Es stehet im Abendglanze
Ein hochgeweihtes Haus,
Da sehen mit schimmernden Augen
Viel Knaben und Jungfraun heraus.
Sie wechslen mit Weinen und Lachen,
Sie wechslen mit Dunkel und Hell,
Mit schimmernden Augen und Wangen
Sie wechslen ihre Röcklein gar schnell! –
Dort hab' ich mein Liebchen gesehen
Ein freundliches zierliches Kind;
Sie konnte wohl schweben und drehen
Wie fallende Blüten im Wind.
Und die in dem Hause dort wohnen
Sind heilig und wissen es nicht,
Sie spielen mit Kränzen und Kronen
Alltäglich ein neues Gedicht.
Sie sind gleich den Göttern und handlen
Alltäglich in andrer Gestalt,
Mein Liebchen wird auch sich verwandlen
Das tut meinem Herzen Gewalt.
O Liebchen wo bist du geblieben?
Ich steh' vor dem schimmernden Haus,
Und will dich bescheiden nur lieben
O Liebchen, o sehe heraus!
Ich will dein pflegen und warten
Im Herzen so treu als ich kann,
Da seh' ich sie sitzen im Garten
Wohl bei einem reichen Mann.
So kauf' ich mir Harke und Spaten,
Bind' mir ein grün Schürzelein vor.
Ich stell' mich als wär ich der Gärtner
Und klopf' bei dem Reichen ans Tor.
Tu auf, o Reicher den Garten,
Ich will dir so gern ohne Sold
Die Blumen all pflegen und warten
Sie sind ja mein Silber und Gold.
So sei mir o Gärtner willkommen,
Zieh höher die Rosenwand mir.
Verflecht sie zu Netzen und Schlingen,
Ich habe ein Vögelchen hier.
Zieh höher und dicht mir die Laube,
Zieh mir ein gitternes Haus,
Daß keiner das Vögelchen raube,
Daß es nicht fliege heraus.
Da klinget so herzlich und süße
Im Garten ein inniges Lied,
Die Bäume sie senden ihr Grüße,
Die Blume lauschend ihr blüht.
Da seh' ich mein Liebchen so weinen,
Sie sieht zu mir heimlich herauf.
Die Sonne will nicht mehr scheinen,
Die Blumen sie gehen nicht auf.
So hast du dann es verlassen
Das schimmernde Götterhaus,
Deiner Locken Gold wird blassen,
Deiner Augen Licht gehet aus.
O Liebchen, o sei nicht so munter
Du hast vergeudet dein Los;
Dein Sternlein, es gehet ja unter
Tief in des Meeres Schoß.
Ans Meer will ich und stehen
Still in dem Abendschein,
Da muß in den Wellen ich sehen
Versinken dein Sternelein.
Im Niedersehen da rollen
Die Tränen still hinab,
Die sich vereinen wollen
Mit deines Sternes Grab.
Dies Lied hab' ich ersonnen
Wohl vor jenem Zauberhaus,
Das glänzt in der Abendsonne,
Wo du nicht mehr siehst heraus.
Als Jugend um Liebe brennte
In irrem Liebeswahn,
Da wolltest du ihn nicht erkennen
Die hell mich blickte an.
Am Sophientag
Süßer Mai du Quell des Lebens
Bist so süßer Blumen voll
Liebe sucht auch nicht vergebens
Wem sie Kränze winden soll.
Süßer Mai, mit Blumenglocken
Läutest du das Fest mir ein
Ich bekränze ihre Locken,
Will ein frommer Gast auch sein.
Süßer Mai, zum Liebesmahle
Trägst du Blumenkelche ein
Blütensäulen stehn im Saale
Drüber wölbt sich Sonnenschein.
Süßer Mai, in deinen Kelchen
Küssen fromme Bienen sich
Aber unter allen welchen
Hast du eingefüllt für mich!
Süßer Mai! du bringest nieder
Blume, Blüte, Sonnenschein,
Daß ich wisse, wem die Lieder,
Wem das Herz, das Leben weihn.
Ich wohnte unter vielen vielen Leuten
Und sah sie alle tot und stille stehn,
Sie sprachen viel von hohen Lebensfreuden
Und liebten, sich im kleinsten Kreis zu drehn;
So war mein Kommen schon ein ewig Scheiden
Und jeden hab' ich einmal nur gesehn,
Denn nimmer hielt mich's, flüchtiges Geschicke
Trieb wild mich fort, sehnt' ich mich gleich zurücke.
Und manchem habe ich die Hand gedrücket,
Der freundlich meinem Schritt entgegensah,
Hab' in mir selbst die Kränze all gepflücket,
Denn keine Blume war, kein Frühling da,
Und hab' im Flug die Unschuld mit geschmücket,
War sie verlassen meinem Wege nah;
Doch ewig ewig trieb mich's schnell zu eilen,
Konnt' niemals nicht des Werkes Freude teilen.
Rund um mich war die Landschaft wild und öde,
Kein Morgenrot, kein goldner Abendschein,
Kein kühler Wind durch dunkle Wipfel wehte,
Es grüßte mich kein Sänger in dem Hain;
Auch aus dem Tal schallt keines Hirten Flöte,
Die Welt schien mir in sich erstarrt zu sein.
Ich hörte in des Stromes wildem Brausen
Des eignen Fluges kühne Flügel sausen.
Nur in mir selbst die Tiefe zu ergründen,
Senkt' ich ins Herz mit Allgewalt den Blick;
Doch nimmer konnt' es eigne Ruhe finden,
Kehrt' trübe in die Außenwelt zurück,
Es sah wie Traum das Leben unten schwinden,
Las in den Sternen ewiges Geschick,
Und rings um mich ganz kalte Stimmen sprachen:
»Das Herz, es will vor Wonne schier verzagen.«
Ich sah sie nicht die großen Süßigkeiten,
Vom Überfluß der Welt und ihrer Wahl
Mußt' ich hinweg mit schnellem Fittich gleiten.
Hinabgedrückt von unerkannter Qual,
Konnt' nimmer ich den wahren Punkt erbeuten
Und zählte stumm der Flügelschläge Zahl,
Von ewigen unfühlbar mächt'gen Wogen
In weite weite Ferne hingezogen.
Herder ist von uns gegangen,
Goethe sieht ihm traurig nach;
Wieland trocknet seine Wangen
Und Amaliens Herze brach. –
Es saß der Meister vom Stuhle,
Gar frech im eignen Kot,
Wer wagt sich zu dem Pfuhle,
Es tun ihm Prügel not,
Wer schmeißt mich über und über,
Wer bläst das Licht mir aus,
Wer giebt mir Nasenstüber,
Wer schickt mich recht nach Haus.
Und kömmt er einst zum sterben,
So stirbt sein ganzes Reich,
Die Frösche all verderben,
Krepiert er in dem Teich.
Er saß einst an der Saale,
Nun sitzt er auf dem Sand,
Und hat bei seinem Mahle
Die Esel all zur Hand.
Da sitzt er, keiner frecher,
Und platzet fast vor Wut,
Und reicht den giftigen Becher
Sich selbst und seiner Brut.
Wir sehn ihn platzen, sinken
Und stinken in eigner Schmer,
Laßt ihn nur aus sich stinken,
Dann stinkt es nimmermehr.
Der Jäger an den Hirten
Durch den Wald mit raschen Schritten
Trage ich die Laute hin,
Freude singt, was Leid gelitten,
Schweres Herz hat leichten Sinn.
Durch die Büsche muß ich dringen
Nieder zu dem Felsenborn,
Und es schlingen sich mit Klingen
In die Saiten Ros' und Dorn.
In der Wildnis wild Gewässer
Breche ich mir kühne Bahn,
Klimm' ich aufwärts in die Schlösser,
Schaun sie mich befreundet an.
Weil ich alles Leben ehre,
Scheuen mich die Geister nicht,
Und ich spring' durch ihre Chöre
Wie ein irrend Zauberlicht.
Haus' ich nächtlich in Kapellen
Stört sich kein Gespenst an mir,
Weil sich Wandrer gern gesellen,
Denn auch ich bin nicht von hier.
Geister reichen mir den Becher,
Reichen mir die kalte Hand,
Denn ich bin ein frommer Zecher,
Scheue nicht den glühen Rand.
Die Sirene in den Wogen,
Hätt' sie mich im Wasserschloß,
Gäbe, den sie hingezogen,
Gern den Fischer wieder los.
Aber ich muß fort nach Thule,
Suchen auf des Meeres Grund
Einen Becher, meine Buhle
Trinkt sich nur aus ihm gesund.
Wo die Schätze sind begraben
Weiß ich längst, Geduld, Geduld,
Alle Schätze werd' ich haben
Zu bezahlen alle Schuld.
Während ich dies Lied gesungen,
Nahet sich des Waldes Rand,
Aus des Laubes Dämmerungen
Trete ich ins offne Land.
Aus den Eichen zu den Myrten,
Aus der Laube in das Zelt,
Hat der Jäger sich dem Hirten,
Flöte sich dem Horn gesellt.
Daß du leicht die Lämmer hütest
Zähm' ich dir des Wolfes Wut,
Weil du fromm die Hände bietest,
Werd' ich deines Herdes Glut.
Und willst du die Arme schlingen
Um dein Liebchen zwei und zwei,
Will ich dir den Fels schon zwingen,
Daß er eine Laube sei.
Du kannst Kränze schlingen, singen,
Schnitzen, spitzen Pfeile süß,
Ich kann ringen, klingen, schwingen
Schlank und blank den Jägerspieß.
Gieb die Pfeile, nimm den Bogen,
Mir ist's Ernst und dir ist's Scherz,
Hab' die Senne ich gezogen
Du gezielt, so trifft's ins Herz.
Sieh dort auf dem Wiesengrunde
Tanzen jetzt ein Elfchen munter
Unterm Rosenbusch hinunter,
Der die Blätter niederstreut.
Elfchen spielen Lotto heut,
Schreiben auf die Blätter Nummern,
Ja du darfst nur kühnlich schlummern,
Denn dein Glück kommt dir im Schlummer.
Du gewinnst die beste Nummer:
Eine Braut wirst du im Schlummer,
Drum erwachst du ohne Kummer,
Hochzeit Hochzeit, hohe Zeit. –
Sieh wie scheint der Mond so weit,
Und die Frösche und die Unken
Singen bei Johannisfunken
Ihre Metten ganz betrunken.
Brünstig glühn Johannisfunken,
Sternlein kühl am Himmel prunken,
Und das Irrlicht hüpft betrunken,
Wo Du gingst ein Jungfräulein.
Auf dem Acker glüht ein Schein,
Wo beim Drachen eingetruhet,
Kaltes Gold das rot erglutet,
Fiel dein Kränzlein unvermutet
In des Drachen Gruft hinunter
Und der Drache ist gebunden,
Und der Schatz ist dir gefunden:
Gold und Silber, Edelstein,
Und drei Rosen die sind dein.
Laß Dich, mein Kind den Tadel nicht verführen,
Vertrau wenn du ihn hast, dem guten Sinn,
Und sprich: Nur weil ich nicht unsterblich bin
Will die Versöhnung liebend mir gebühren.
Denn Gottes Hand sie kann uns plötzlich rühren,
Und stürb' der Freund mir unversöhnet hin,
So würde scharfer Tadel, den Gewinn
Daß Liebe ich gegeben, mir entführen.
Bis dahin suche Trost in dem Sprüchworte,
Daß Rom nicht ist in einem Tag gebauet,
Daß alle alles auch zugleich nicht können.
Daß vor dem Morgen erst, der Himmel grauet,
Daß trunken bunt Aurora pflegt zu brennen,
Bevor der Gott tritt aus der Sonnenpforte.
Gesang der Liebe als sie geboren war
O Mutter halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle,
Und leg' es sanft in deinen Arm
An deines Herzens Schwelle.
Leg' still es wo dein Busen bebt
Und hold herabgebücket,
Harr' liebvoll, bis es die Äuglein hebt,
Zum Himmel selig blicket.
Du strahlender Augenhimmel du,
Du taust aus Mutteraugen
Ach Herzenspochen, ach Lust, ach Ruh'!
An deinen Brüsten saugen.
Ich schau' zu dir, so Tag als Nacht
Muß ewig zu dir schauen
Du mußt mir, die mich zur Welt gebracht,
Auch eine Wiege bauen.
Um diese Wiege laß Seide nicht,
Laß deinen Arm sich schlingen
Und nur deiner milden Augen Licht
Laß zu mir niederdringen.
Und in deines keuschen Schoßes Hut
Sollst du dein Kindlein schaukeln,
Daß deine Worte so mild so gut
Wie Träume es umgaukeln.
Da träumt mir, wie ich so ganz allein,
Gewohnt dir unterm Herzen
Wie nur die Freuden und Leiden dein
Mich freuten und mich schmerzten.
Oft rief ich dir, komm! o Mutter komm!
Kühl' dich in Liebeswogen,
Da fühltest du dich so sanft, so fromm
Zu dir hinabgezogen,
Mit meiner Seele hielt treu und warm
Ich dich in dir umschlungen,
Und hab' dir kindisch Sorg' und Harm
In Liedern weggesungen.
Was heilig in dir zu aller Stund,
Das bin ich all gewesen
O küß mich süßer Mund gesund,
Weil du an mir genesen.
So lallt zu dir mein frommes Herz,
Und nimmer lernt es sprechen,
Blickt ewig zu dir, blickt himmelwärts
Und möcht' in Freude brechen,
Bricht's nicht in Freud', bricht's doch in Leid,
Bricht es uns alle beiden
Denn Wiedersehn geht fern und weit,
Und nahe geht das Scheiden.
O Mutter halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg' es leis, bist du zu arm,
Hin an des Grabes Schwelle.
Leg' es in Linnen, die du gewebt,
Zu Blumen, die du gepflücket,
Stirb mit, daß wenn's die Äuglein hebt,
Bei Gott es dich erblicket.
Meine Liebe an Sophien, die ihre Mutter ist
O Mutter, halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg' es sanft in deinen Arm,
An deines Herzens Schwelle.
Leg' still es, wo dein Busen bebt,
Und treu herabgebücket,
Harr' liebend, bis es die Äuglein hebt,
Zum Himmel selig blicket.
Du strahlender Augenhimmel, du,
Du taust aus Mutteraugen,
Ach Herzenspochen, ach Lust, ach Ruh'!
An deinen Brüsten saugen!
Ich schau' zu dir so Tag als Nacht,
Muß ewig nach dir schauen,
Du mußt mir die mich zur Welt gebracht,
Auch eine Wiege bauen.
Um meine Wiege laß Seide nicht,
Laß deinen Arm sich schlingen,
Und nur deiner milden Augen Licht,
Laß zu mir niederdringen.
Und in deines keuschen Schoßes Hut,
Sollst du dein Kindlein schaukeln,
Daß deine Worte so mild und gut
Wie Träume um es gaukeln.
Da träumt mir, wie ich so ganz allein,
Gewohnt dir unterm Herzen,
Wie all die Leiden die Freuden dein
Mich freuten und mich schmerzten.
Und war deine Sehnsucht ja allzugroß,
Und wußtest nicht, wem klagen,
Da weint' ich still in deinem Schoß,
Und konnte dir's nicht sagen.
Oft rief ich, komm o Mutter komm
Kühl' dich in Liebeswogen,
Da fühltest du dich so still und fromm,
Zu dir hinabgezogen.
Mit Unschuldsarmen hielt fest und warm
Ich dich in dir umschlungen,
Und hab' dir kindisch Sorg' und Harm
In Liedern weggesungen.
Was heilig in dir zu aller Stund',
Das bin ich all gewesen,
O küß' mich süßer Mund gesund,
Weil du an mir genesen.
O Mutter halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg' es sanft, bist du zu arm,
Hin an des Todes Schwelle.
Leg' es in Linnen die du gewebt,
Zu Blumen die du gepflücket,
Stirb mit, daß wenn es die Äuglein hebt,
Im Himmel es dich erblicket.
So lallt zu dir mein frommes Herz,
Und nimmer lernt es sprechen,
Blickt ewig zu dir, blickt himmelwärts,
Und will in Freuden brechen.
Bricht's nicht in Freude bricht's doch in Leid,
Bricht es uns alle beiden,
Denn Wiedersehen geht fern und weit,
Und nahe geht das Scheiden.
[1804–]
Süßer Maie Blütenjunge
Bring' ihr blühnde Friedenszweige,
Bitte sie mit süßer Zunge,
Daß sie dir die Blume zeige
Der sie gerne mag vertrauen
In den Busen ihr zu blicken.
Und dann will ich auf den Auen
Einen lieben Kranz ihr pflücken,
Will die Blumen sprechen lehren:
»Wolle Huld der Schuld gewähren,
Die schon harte Straf' erlitte.«
Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg und seinem Traum auf der Brücke; worin ein schöner Dialogus zwischen Frau Pallas und Karl Theodor
In der Nacht vor dem Dankfeste den 26. Juli 1806
Im achtzehnhundertsechsten Jahr
Der sechsundzwanzigst' Juli war,
Für mich ein schöner Reisetag,
Mein Bündlein leichter auf mir lag,
Ein Säbel oben drüber hieng,
Ganz froh ich durch die Bergstraß' gieng.
Und sah mich ganz vergnüget um
In Gottes Welt, dem Heiligtum,
Die Berge rechts mit Wein begrenzt,
Die Ebne links wie Gold erglänzt,
Von mancherlei Frucht und Getreid',
Darin viel schwäb'sche Schnittersleut',
Die Sonn' sank nieder überm Rhein,
Gab Himmel und Erd' ein' schönen Schein,
Die Wölklein, die am Himmel schwammen,
Die zogen gülden sich zusammen,
Ein warmer Regen goß herab,
Den wart' ich unterm Nußbaum ab,
Ein Bäuerlein trat auch darunter,
Und grüßt' mich da ganz froh und munter:
»Ein' guten Abend, ein' gute Zeit,
Wohin geht noch die Reise heut'?«
»Nach Heidelberg, bin ein Student,
Von Jena komm' ich hergerennt,
Die Sonn' sich neigt, hab' ich noch weit?«
Der Landmann sprach: »Nehm' er sich Zeit,
Ein' kleine Stund', dort um die Eck',
Da schaut es ihm entgegen keck.«
Da bot ich ihm ein' gute Nacht
Und hab' mich auf den Weg gemacht,
Und da ich um die Ecke bog,
Ein kühl Lüftlein mir entgegen zog,
Der Neckar rauscht aus grünen Hallen
Und giebt am Fels ein freudig Schallen,
Die Stadt streckt sich den Fluß hinunter,
Mit viel Geräusch und lärmt ganz munter,
Und drüber an grüner Berge Brust,
Ruht groß das Schloß und sieht die Lust,
Und da ich auf zum Himmel schaut',
Sah ich ein Gottes Werk gebaut,
Vom Königstuhl zum heil'gen Berges Rücken
Sah ich gesprengt eine goldne Brücken,
Sah ich gewölbt des Friedens Regenbogen,
Und sah ihn wieder in Flusses Wogen.
Da war er doch nicht also klar,
Der wilde Fluß zerriß ihn gar,
Gab mir so recht ein Beispiel breit
Von Gottes Fried', und Menschenstreit,
Und wie ich denk' und seh' in Fluß,
Da fällt ein schwerer Kanonenschuß,
Frau Echo murrt im Tal noch lang,
Da hebt sich aber ein froher Klang,
In allen Türmen die Glocken schwanken,
Beginnen ein hell harmonisch Zanken,
Da war mein Herz mir ganz bewegt,
All Bangigkeit ich von mir legt,
Den Sinn in freud'gen Ernst gestellt
War mir's beinah als einem Held,
Tat auch den Säbel um mich schnallen,
Ein Epheukranz vom Hut ließ wallen,
Und grüßte froh die werte Stadt,
Die mein Ahnherr1 besungen hat,
Mir war, als wär' das Läuten und Schießen,
Für mich ein freudiges Begrüßen,
Mein Herz auch ganz in Jugend sprang,
Und erzittert' im hellen Glockenklang,
Da eilt' ich schnell, sah nicht zurück,
Bis auf die kühne Neckarbrück',
Dragoner fragten sehr höflich
Um meinen Stand und Namen mich.
»Opitz von Boberfeld, Student,«
– Passiert – ich macht' ein Kompliment,
Und auf der Brücken, die fest und rein,
Sah ich zwei künstlich Bild von Stein,
Frau Pallas schaut' ernst ins grüne Tal,
Mit vier Fakultäten allzumal,
Ich tat sie höflich salutieren
Und meinen Säbel präsentieren,
Steckt' ihn doch wieder ein gar schnell,
Als ein bescheidener Gesell
Beim zweiten Bild, gleich an dem Tor,
Dem verstorbnen Fürst, Karl Theodor.
Mein Bündel legt' ich ab im Hecht,
Der Wirt, der Kellner und Hausknecht
Erquickten mich auf alle Weis'
Mit Wasser, Wein und guter Speis'.
Nach Tisch konnt' ich nicht sitzen bleiben,
Wollt' mich noch durch die Stadt rumtreiben,
Es fiel ein heller Mondenschein
Gar lockend in die Straßen ein;
Viel Volks sah ich herummerschweifen,
Den einen singen, den andern pfeifen,
Viel Jungfern, sich in Arm gehängt,
Kamen da auf und abgeschwenkt,
Auf einmal geht es an ein Laufen,
Sie rennen sich gar übern Haufen,
Stehn auf und hören's gar nicht an,
Spricht einer: »Hab's nicht gern getan.«
Einen Trompeter hört man blasen,
Musik sticht ihnen in die Nasen,
Da lauf' ich immer hintendrein,
Bis zu dem Mitteltor hinein.
Da steht gedrückt ein großer Klumpen
Von Mägd' und Knechten, die sich stumpen,
Ein' lebend'ge Schanz, von Leuten dick,
Drückt rings sich um die Nachtmusik.
Am Wachthaus schleich' ich mich heran,
Und komm' auf einen weiten Plan,
Da war mir's wohl, da hört' ich's schallen,
Von hohen Häusern widerhallen,
Oben über eine andre Welt,
Grüne Berge rings herum gestellt,
Fagott und Flöt' und Klarinetten
Beginnen da ein lieblich Wetten,
Die süßen Pfeifen drumher schleifen,
Trompeten scharf in die Nacht eingreifen,
Waldhorn bald fern, bald nahe ruft,
Musik schwamm selig in Sommerluft.
Auf einer Bank ich niedersaß,
Und in den Melodeien las,
Da hob sich an ein' Melodei
Gar ernst von aller Weltlust frei,
God save the King, so heißt das Lied,
Das feierlich zum Himmel zieht,
Und fleht mit rührenden Geberden,
O Schöpfer Himmels und der Erden!
Erhalte uns den guten Herrn,
Wir wissen's wohl, du hast ihn gern,
Doch sieh sein treues Volk auch an,
Wir sind mit Freuden untertan,
In hoher Tugend führt der Greis
Des Landes Glück in sicherm Gleis,
Brichts ringsumher in dieser Zeit,
Er führt uns herrlich durch den Streit,
Die Künste sind ihm wohl vertraut,
Hat ihnen manchen Sitz erbaut,
Was göttlich in dem Geist ersteht,
Was lebend hinterm Pflug aufgeht,
Den geistlichen und ird'schen Samen
Streut fromm er aus in Gottes Namen,
Laß ihn der Frucht teilhaftig werden,
O Schöpfer Himmels und der Erden!
Erhalte uns den guten Herrn,
Wir wissen's wohl, du hast ihn gern!
God save the King! sprach Melodei,
Und Widerhall sprach laut: Es sei!
Dann spielten, sie was Lust'ges auf,
Doch gab ich nicht recht acht darauf,
Denn zu mir auf die Bank sich setzten
Zwei Ehrenleut', die freundlich schwätzten,
Die Frau sprach: »Leg' mir's deutlich aus,
Wo will's mit all dem Jubel 'naus,
Was soll das Schießen und das Läuten,
Und wiedrum die Musik bedeuten?«
Der Mann sprach: »Morgen wirst erst fragen,
Wenn ich werd' einen Degen tragen,
Und den bordierten Federhut,
Dann, Alte, sei auf deiner Hut.
Das heißt's nicht viel: ergebner Diener,
Da heißt's: reich mir den Karabiner,
Patrontasch' her, und Pulver und Blei,
Da bricht der Hausfried' leicht entzwei.«
Die Frau sprach: »Ist's der Hausfried' nur,
So ist mir's eine leichte Schur,
Und zankst du gleich, freut's mich doch sehr,
Wenn's heißt: Achtung, präsentiert's Gewehr.
'S giebt wieder Huldigung, nicht wahr?«
Der Mann sprach: »Ei, warum nicht gar,
Es ist ein frommes Freudenfest,
Denn unser Herr ist krank gewest,
Sehr krank und ist wiedrum genesen,
Ich hab's in Zeitungen gelesen.«
Die Frau sprach: »Hätten wir's recht gewußt,
Das Fest macht' uns wohl doppelt Lust,
Hätten wir gebetet mit unsern Kleinen,
Wir würden jetzt vor Freuden weinen.«
Der Mann sprach: »Das ist so ein' Sach',
Wenn man ihr denkt recht ernstlich nach,
Man glaubt schier, 's gieng ein'm gar nichts an,
Man sei halt so der Untertan.
'S ist grad, wie mit der Religion,
Der Pfarrer spricht zwar viel davon,
Doch gieng's ein'm nicht im Innern auf,
Man käm' sein Lebtag nicht darauf.«
Die Frau sprach: »Hör', welch lust'ger Tanz!
Vor war die Musik ernsthaft ganz.«
Der Mann sprach: »Jen's zum Himmel ging,
Ein Gott sei Dank, God save the King!
Dies ist ein muntres Hochzeitsstück,
Es wünscht dem jungen Paare Glück,
Dem lieben Erbprinz und seiner Gemahl,
Die ihm geschenkt durch Gottes Wahl.
Durch Gottes Wahl, ja wohl, ja wohl,
Als ich Sie sah, da ward mir wohl,
So freundlich, hell, so klar und fromm,
Als ob Sie aus dem Himmel komm'.
Wie ist's wohl unserm Herrn gewesen,
Als er war wiedrum neu genesen,
Und ihm der Enkel, der stattliche Mann,
Das liebe Weib geführt heran.«
Die Frau sprach: »Das war neues Leben,
Neu Hoffnung ihm und uns gegeben!«
Der Mann sprach: »Komm, es schlägt schon zehn,
Du mußt noch mein' Montur nachsehn,
Ans Licht wolln wir den Rock recht halten,
So fliehn die Motten aus den Falten;«
Die Frau sprach: »keine sind darein,
Ich streut' ihn dir mit Pfeffer ein;«
Der Mann sprach: »ach, da werd' ich nießen,
Das wird den Kapitän verdrießen,
Wenn's ganze Corps wird Prosit sagen;«
Die Frau sprach: »'s kann sich wohl vertragen,
Ein gesegne's Gott, ein herzlich Nießen,
Ist ja ein Vivat, ein Freudenschießen.
Nun komm, der Abend ist schön verflossen,
Die Ehen werden im Himmel geschlossen.«
Dann giengen heim die Ehrenleut',
Gott geb' ihn'n in den Kindern Freud'!
Auch ich sagt' der Musik gut' Nacht,
Und hab' mich auf den Weg gemacht;
Manch Bierhaus da noch offen stand,
Sie sangen, als gieng's fürs Vaterland,
Auch hört' ich seltsam Disputieren
Von zweien alten Bürgern führen.
Der ein' sprach: »Ja die Hosen hier
Behalt' ich an, das glaub' du mir,
In runden Stiefeln werd' ich gehn;«
Der andre sprach: »Das wolln wir sehn,
Wolln sehn, wer zu befehlen hat.
Du beschimpfst das Corps, beschimpfst die Stadt.«
Der erst' sprach: »Ei, was Stadt, was Corps!
Geb' ich kein roten Heller vor.«
Der zweit' sprach da in großem Zorn:
»Steifstiefel, gelbe Hosen und Sporn,
Also mußt du dich stellen ein,
Wir wollen sehn, wer Herr wird sein.«
Der erst' sprach wieder: »Ja, Ja, Ja,
Nicht anders, diese Hosen da,
Und meine runden halben Stiefeln.«
Der zweite: »Ich will dich schon zwiefeln,
Du kömmst, wie beim Karl Theodor,
Beim Grundstein an dem neuen Tor.«
Der erst' sprach: »Morgen wirst du's sehn,
Wir wollen jetzt nur schlafen gehn.«
Der zweit': »Geschieht's, glaub' sicherlich,
So richt' ich ein' Kanon' auf dich.«
Da lachten beid', ich auch dazu,
Und gieng auf meine Herberg zu. –
Und wie ich gen die Brücke schaut,
Hört' ich den Neckar rauschen laut,
Der Mond schien hell zum Tor herein,
Die feste Brück' gab klaren Schein,
Und hinten an der grüne Berg!
Ich gieng noch nicht in mein' Herberg,
Der Mond, der Berg, das Flußgebraus
Lockt' mich noch auf die Brück' hinaus.
Da war so klar und tief die Welt,
So himmelhoch das Sterngezelt,
So ernstlichdenkend schaut das Schloß,
Und dunkel, still das Tal sich schloß,
Und ums Gestein erbraust der Fluß,
Ein Spiegel all dem Überfluß,
Er nimmt gen Abend seinen Lauf,
Da tut das Land sich herrlich auf,
Da wandelt fest und unverwandt
Der heil'ge Rhein ums Vaterland,
Und wie ans Vaterland ich dacht'
Das Herz mir weint, das Herz mir lacht',
Setzt' nieder mich auf einen Stein,
Als wär ich auf der Erd' allein,
Das steinen Bild von Frau Minerven
Tat zu mir her ein'n Schatten werfen,
Ich sah den Helm, ich sah den Speer,
Die Augen waren müd und schwer,
Recht innerlich geheim mein Denken,
Ein Schlummer tät sich niedersenken,
Der Mond hinter ein Wölklein trat,
Ein Traum mich auch umgeben hat,
Ein' seltsam Zwiesprach' ich vernimm,
Karl Theodors Bild erhebt die Stimm.
Karl Theodor:
»Frau Pallas, sagt, was will man heut'
Mit all dem Schießen und Geläut'?«
Pallas:
»Karl Friederich ist krank gewesen,
Wir danken Gott, daß er genesen.«
Karl Theodor:
»Wir, sprichst du, bist du auch dabei,
Ich glaubt', dir wär's ganz einerlei.«
Pallas:
»O sprich nicht so, und denk daran,
Was alles Er für mich getan:
Die Stadt stellt mich hierher in Stein,
Er stellt ins Leben mich hinein –
Zu meinen Füßen Gerechtigkeit,
Durch Ihn sich großer Lehrer freut,
Daneben Handel und Ackerbau
Lebendig gehn durch Land und Au,
Der Medizin schenkt er ein Haus,
Manch Kranker geht gesund heraus.
Chemia, Phisika, Philosophei,
Studiern und sprechen, was Leben sei.
Auch durch der Theologia Schleier
Strahlt neu ein Licht, ein Augenfeuer,
Gern nennt' ich allem Volk dies Licht,
Weil's aber taub ist, brauch' ich's nicht.
Sonst sah die Nase nur heraus,
Und sprach, ich bin heut' nicht zu Haus,
Aufklärung füllte jedes Maul,
Schaut' durch die Eier und nannt sie faul,
Weil sie nicht konnt durchs Hühnlein sehn,
Blieb der Verstand ihr stille stehn,
Sie blies das Ei aus, malt es an,
Steckt auch ein Lichtlein hinten dran,
Aufklärung heißt's, aus Religion
Ward schier ein' schlecht Illumination;
Doch jetzt durch der Theologia Schleier
Strahlt neu ein Licht, ein Augenfeuer.
Was nur die großen Heiden dachten,
Daß sie so gar nichts Schlechtes machten,
Das tut Philologia lehren,
Der Alten Spiegel recht sauber kehren,
Daß Mann und Jüngling und auch Kind
Die Helden schau, die nicht mehr sind,
Paßt gleich der Spiegel nicht in die Zeit,
Erquickt sich drein die Ewigkeit.
Historia naht sich auch herzu,
Und was geschehn, was man noch tu,
Das spricht sie aus, das sieht sie ein,
Sie soll des Lebens Herold sein,
Und wenn mit Gott das Werk gedeiht,
So geht hervor ein' neue Zeit,
Dann mag der Herold, so wie ich,
Laut preisen den Karl Friederich!«
Solch Red' Frau Pallas ernsthaft führt,
Zu ihren Füßen es sich rührt,
Justitia mit der Waage klingt,
Merkurius die Flüglein schwingt,
Feldbau rauscht mit dem Erntekranz,
Religios Haupt umgiebt ein Glanz. –
Ein jedes tät sein'n Beifall geben,
Karl Theodor wollt' die Stimm' erheben,
Da kommt ein großer Zug durchs Tor,
Von alten Männern ein Ehrenchor,
Sie trugen Bärt', seltsam Gewand,
Wie ich etwa gemalet fand
In alten Büchern die Doktoren,
Die Philosophen und Professoren.
Ich schaut' sie gar andächtig an,
Erkannt' auch manchen großen Mann,
Den ich etwa im Bildnis sah,
Erasmus, Dalberg, Agricola,
Reuchlin, Wimpfling, Öcolampadius,
Melanchthon und auch Münsterus,
Marquardus Freher und auch Mizyll,
Donellus dann und andre viel,
Die all einst hier gelehret hatten,
Und auch gelernt, die heil'gen Schatten
Umgaben feierlich mit Fleiß
Frau Pallas Bild in halbem Kreis.
Ihr Antlitz strahlt' in Freude ganz,
Ihr' weiße Bärt' gaben einen Glanz,
Die Lippen sie bewegen täten,
Doch war es still, ich hört' nicht reden,
Die Hüt' und Barett täten sie schwingen,
Als ließen sie ein Vivat erklingen,
Weil aber ich kein' Stimm' hört' schallen,
Wollt' mir das Ding nicht recht gefallen;
Beim Mantel zupft' ich einen da,
Den ich vor nicht im Antlitz sah,
Er dreht sich um – der Musenheld,
– Gekrönt – Opitz von Boberfeld!
Der teure, werte Ahnherr mein,
Schaut feurig mir ins Herz herein,
Das wallt mir auf, die Zung' erbebt,
Die Stimme mein sich laut erhebt,
Ich tät ein Lebehoch ausbringen,
Karl Friedrich hoch! tät's widerklingen,
Weiß nicht, ob es Frau Echo war,
Oder der alten Gelehrten Schar,
Es gab ein'n Schall, daß ich erwacht,
War ganz allein um Mitternacht;
Von meinem Burschenhut ich nahm
Den Epheukranz, mit Zucht und Scham
Tät ich ihn hin nach Frau Minerven,
Als eines Jünglings Opfer werfen;
Ich dacht', bleibt er nur hängen oben,
Als gutes Zeichen will ich mir's loben.
Da flog der Kranz, da fiel der Kranz
Ihr um den Helm im Mondesglanz!
Gott gebe seinen Segen zu!
Gut' Nacht, ich geh' nach Haus zur Ruh';
Und wie ich in das Tor eintrat,
War schlummerstill die ganze Stadt,
Nur fern noch hört' ich jubilieren,
Ein einsam nächtlich Kommerschieren,
Den Landesvater hört' ich Euch singen,
Tät Euch Studenten gut gelingen.
Seid fleißig nur – fromm – toll – mit Witz,
Dies wünscht von Boberfeld Opitz.
Fußnoten
1 Anmerk. Martin Opitz von Boberfeld, ein Schlesier, ward 1619 den 17. Juli in Heidelberg immatrikuliert. Er und seine Muse liebten die Stadt. Davon künftig.
An die Nymphe der Heilquelle zu Baden bei der Ankunft unsers geliebten Landesherrn
Die du aus der Erde warmen
Adern, Kraft und Leben saugst
Und mit segnendem Erbarmen
Heilung in die Glieder hauchst,
Nymphe! Alle deine Gäste
Lasse fröhlich bei dir sein,
Schmücke selbst dich fromm zum Feste,
Denn der Herr geht zu dir ein.
Deine Berge, deine Auen
Lasse schimmern frisch belaubt,
Denn es will sich dir vertrauen
Dieses Landes teures Haupt,
Weihe deines Hauses Schwelle
Mit der heil'gen Freude Tau,
Daß er sich in deiner Welle
Göttlich neu verjünget schau,
Sag' ihm: »Du, dem jeder Busen
Fromm in treuer Liebe brennt,
Den der keusche Mund der Musen
Mit des Ruhmes Namen nennt,
Gönne Deinem milden Herzen
Hier der Ruhe lieben Wahn,
Und Dir werden Sorg und Schmerzen,
Wie die Herzen untertan,
Nimm von mir das Heil zurücke,
Das Dein Geist dem Lande gab,
Scheide dann mit heiterm Blicke,
Gieb mir nichts, als Deinen Stab.
Deines Stammes Eiche dringet
Über meinem Haus herauf,
Finde Heil, wo Heil entspringet,
Heil Dir, Heil Dir, sprudl' ich auf.«
Wo in Gewölben von Schmaragd
Die frischen Bächlein spülen
Will sich bei Hörnerklang die Jagd
Mit Kuß und Wein erkühlen.
Wie schallet und hallet der Hörnerklang
Wie rauscht der wilde Bronnen
Es widerklinget der Felsenhang
Die Fliege tanzt in der Sonnen
Aber Frau Echo, Frau Echo, Frau Echo,
Du widerspiegelst die Wonnen.
Gegrüßet sei du Waldgebäu,
Ihr hochbelaubten Eichen,
Komm Mägdlein, setz dich neben bei,
Tu mir den Becher reichen.
Wie webet und schwebet das grüne Dach
Wie stehn die ew'gen Eichen,
Und schau wie die Blümlein zu dem Bach
Die Kelche durstig neigen.
Aber dir Bachus, dir Bachus, dir Bachus
Muß alle Seligkeit weichen.
Und den vielgoldnen Sonnenglanz
Laß in den Becher schauen,
Und flicht mir einen Blumenkranz
Und wolle mir vertrauen.
Es blinket und winket der goldne Wein
Es lassen die Blumen sich pflücken
Sie möchten gern all gebrochen sein,
So schön weiß sie sich zu bücken.
Aber Frau Venus, Frau Venus, Frau Venus
Kredenzet das ird'sche Entzücken.
Und weil die Sonne heißer scheint
Komm in die dunkle Laube,
Wenn gleich die wilde Rebe weint
Lacht doch die Turteltaube.
Mag weinen die Rebe, die Taube lacht
Die Lerche jubelt in Lüften
Das Birkhuhn falzt in Waldesnacht,
Die Hirschkuh lockt in den Klüften
Keusche Diana, Diana, Diana
Endimion naht in den Triften.
Sie bringt den Wein in Bechersglanz,
Aus Veilchen und Narzissen
Reicht sie ihm einen süßen Kranz
In Waldes Finsternissen.
Da lispelt und wispelt die Nachtigall,
Ihr Stimmlein wollt' übersteigen,
Es lacht und klagt der süße Schall
Wie Orgel, Laute und Geigen,
Aber du Amor, du Amor, du Amor
Vor dir muß alles ja schweigen.
Trippel Trippel trap, trap, trap
Heut schließ' ich die Tür' nicht ab
Wenn ich dich erst bei mir hab'
Küss' ich dich recht tüchtig ab.
Weck' mir nicht die Mutter auf
Nur nicht hust', nicht nies', nicht schnauf',
Nicht zu stolz renn' mir herauf,
Wer hoffärtig fällt leicht drauf.
Weck' mir nicht die Martinsgans,
Tritt dem Hund nicht auf den Schwanz,
Schleiche wie der Mondenglanz,
Wie ein Floh im Hochzeitskranz.
Stoß' mir nicht die Kübel um
Liebster Schatz, ich bitt' dich drum
Rumpelt er rumpidipum
Liebster Schatz, das wäre dumm.
Und vor allem ich dich bitt'
Auf der Treppe in der Mitt'
Mache einen großen Schritt
Von vier Stufen fehlt die dritt'.
In das Maul nimm deine Schuh'
Kömmt die Magd, so fahr' drauf zu
Dann glaubt sie, du seist Wu Wu
Kriecht ins Bett und läßt uns Ruh'.
Gehe links, ach geh nicht recht
Sonst kömmst du zum Oberknecht
Und da kriegst du ein Gefecht
Und der Jockel schmeißt nicht schlecht.
Steig auch nicht bis unters Dach
Kömmst du in das Taubenfach,
Da wird gleich mein Bruder wach,
Eilet schnell dem Marder nach.
Bist du vor der Kammertür
Klage deinen Jammer mir,
Dann schieb' ich die Klammer für
Schrei', wer ist, Potz Hammer, hier.
Und da wachet alles auf
Mutter, Bruder, Knecht im Lauf
Nahn, es wird 'ne Prügeltrauf
Besser als 'ne Kindertauf.
Doch es gieng 'nen andern Gang,
Mutter nach neun Monden sang
Mädel, 's wird mir angst und bang,
Sonst war ja dein Röckchen lang.
Die Zigeunerin
Liebe Frau, daß Gott dich segne,
Und daß dir sein Glück begegne!
Sei willkommen altes Männlein!
Da mit deinem schönen Kindlein!
Mutter
Gar willkomm' auf unserm Pfade,
Schwester mein, daß Gott dir gnade,
Deiner Schuld Verzeihung sende,
Der barmherzig ist ohn' Ende.
Zigeunerin
Pilger, ihr müßt wohl gar müd sein,
Und ich glaub', ihr armen Leutlein
Mögt ein Obdach gern erreichen,
Die lieb Frau auch gern absteigen.
Mutter
Ihr, wer seid ihr, Schwester meine?
Ihr seid höflich ungemeine,
Ihr seid recht erfüllt mit Güten,
Mir die Hülfe anzubieten.
Zigeunerin
Ich bin ein Zigeunerweiblein,
Und wenn gleich ein armes Schelmlein,
Lad' ich euch zu meiner Hütte,
Nehmt's vor Liebe an, ich bitte.
Mutter
Immer sei gedankt, gelobet
Gott der Herr im Himmel droben,
Deine freundlich lieben Reden
Trösteten mein Herz in Nöten.
Zigeunerin
Schnell, steig ab, o meine Fraue!
Eine Göttin ich dich schaue,
Ich die Kreatur mit Bangen
Fühl' dies Herz mit Lieb umfangen!
Mutter
Wir von Nazareth herkommen,
Fanden nirgends Unterkommen,
Müd vom Weg und ohn' Bekannte,
Sind wir nun im frenden Lande.
Zigeunerin
Ich hab' einen kleinen Stall hier,
Da kann stehen euer Saumtier,
Heu und Stroh will ich drin streuen,
Daß wir all uns drin erfreuen.
Liebe Frau, ist's nicht nach Würden,
So verzeiht, wie mag bewirten
Eine Königin ich Arme,
Ach daß Gott sich mein erbarme!
Und du Alterchen sitz nieder,
Kamst zu Fuß, hast müde Glieder,
Schöne Tochter ohn' Verweilen
Machtet ihr dreihundert Meilen.
Eine Königin der Gnaden
Bist du, wie's mein Herz erraten,
Dieser ist dein Eh'herr, denk ich,
Ei wie ist er gut und freundlich!
Und gefällt dir's, liebe Fraue,
Daß ich in die Hand dir schaue,
Wenn gleich arm und zu beklagen,
Will ich dir dein Glück wahrsagen.
Doch was ich werd' sagen müssen,
Wirst du all schon besser wissen,
Denn es läßt dein schönes Wesen,
Eine große Weisheit lesen.
Töricht werd' ich noch vor Freude,
Glücklich war mein Ausgang heute,
Du bist, ich kann's unterscheiden,
Auserwählt von Ewigkeiten.
Du warst stets die Gottgeliebte,
Reine, keusche, ungetrübte,
Du bist Mutter von dem Sohne
Dessen Vater himmlisch wohnet.
Gott zum Boten dir bestellte
Gabriel, den Glanz umhellte,
Dir im Kämmerlein verschlossen,
Hat die Botschaft sich ergossen.
Wußtest, daß und wie der Willen
Gottes, sich ins Fleisch zu hüllen,
O was Trost ist aufgegangen,
Weib in deinem Gottempfangen.
Gnadenvoll bist du gewesen,
Himmelskönigin erlesen,
Als er sprach mit Worten süße,
Ave Maria, Gott dich grüße!
Und als er dich so gegrüßet,
Angst dein reines Herz durchfließet,
Deine Frucht sei benedeiet,
Die die Welt erlöst, befreiet.
Und von Demut ganz erfüllet,
Mir gescheh', wie Gott gewillet
Mir der Magd des Herrn, es komme,
Der Erlöser, sprachst du fromme.
Aber Joseph dort der gute
Dachte nach in trübem Mute,
Und ob deines Leibes Segen
Tät sein Herz viel Sorgen hegen.
Doch vom Engel unterrichtet,
Ward mit Trost er aufgerichtet,
Und dich Schöne Gottbegehrte
Höher er fortan verehrte.
Und als nun die Zeit gekommen,
Hast du Joseph mitgenommen,
Um nach Bethlehem zu gehen,
Mußtest viele Not ausstehen.
Konntest nirgend Obdach finden,
Deiner Frucht dich zu entbinden,
Ach du mußtest, Weib der Ehren,
Einsam unterwegs gebären.
O welch arm elende Stätte,
Ohne Feuer, ohne Bette,
In dem Stall, du Gottbeschwerte,
Unter dir die harte Erde.
In der heil'gen Weihnacht Taue,
Da gebarst du o lieb Fraue,
Diesen schönen Gottesknaben,
Hirten ihn verehret haben.
Betetest ihn Lieb erfüllet
An, ins Schleierlein gehüllet
Legtest du dein schönes Knäblein,
Zwischen's Öchslein und das Es'lein.
In der Krippe statt der Wiege,
Schöne Frau dein Kindlein lieget,
So gebarst du Gott hienieden,
Krieg nahm er und gab den Frieden.
Solcher Glanz die Nacht entzückte,
Daß die Welt erstaunend blickte,
Alle Hirten sangen Lieder,
Der Erlöser kam hernieder.
Und der Engel Melodeien,
Konnten alle Welt erfreuen,
O du Nacht der Seligkeiten
Ganz voll Licht und Himmelsfreuden.
Hirten kamen ihn zu ehren,
Gaben groß ihm zu bescheren,
Ihr Geschrei drang zu den Ohren,
Der Messias ist geboren.
Und weil ihr so mild und huldreich
Zeigt mir auch, lieb Frau, ich bitt' euch,
Zeigt, mir Armen, euer Kindlein,
Den Erlöser in den Windlein.
Mutter
Schwester, blick zum Himmelskinde,
Zum Erlöser aller Sünde,
Ach schau wohl, in seinen Blicken
Paradiesisches Entzücken.
Zigeunerin
Ach du lieb Frau Kaiserinne,
Bin nur eine Sünderinne,
Doch wem kann geliebter sein
Dies mein liebes Jesulein.
Ach mein Weg war wohl gesegnet,
Daß ich euch allhier begegnet,
Drum schlug mir mein Herz voll Bangen,
Da ich hier herausgegangen.
Doch weil es der Himmel wollte,
Daß ich dir wahrsagen sollte,
Ich dir mit betrübter Seele,
Des Erlösers Leid erzähle.
Schöne Mutter voller Güte,
Duldsam bist du im Gemüte,
Deine Äuglein nur bereite,
Weinen solln wir alle beide.
Jesus beten wird im Garten,
Gottes Stärkungskelch erwarten,
Blut'ger Angstschweiß wird ihn decken,
Ach mein Herz erbebt vor Schrecken.
Dann kömmt Judas hergegangen,
Küßt verratend seine Wangen
Und um dreißig Silberlinge
Wird verkauft der Herr geringe.
An die Säule fest gebunden
Und geschlagen voller Wunden
Und gekrönet, ich ihn schaue,
Ach mit Dornen, liebe Fraue.
Von des Kreuzes Last gebeuget,
Traurig er zum Berge steiget,
Und erschöpfet und entkräftet
Wird er an das Kreuz geheftet.
Liebe Frau, nach seinem Ende
Wird er in das Grab gesenket,
Und nach dreien Tagen wieder
Hebt er lebend auf die Glieder.
Und zwölf Jahr nach diesem Tage,
Liebe Frau, wie ich euch sage,
Kehrt er sich zum andern Leben,
Wird zum Himmel sich erheben.
Dann o Mutter voller Leiden,
Wirst du für uns Sünder streiten,
Weil du kamst zu solchen Ehren
Um die Schlange zu zerstören.
Liebe Frau, nun will ich schweigen,
Euch nicht länger niederbeugen.
Gebt, daß ich nach meinem Ende
Wieder schau in eure Hände.
Die Einsiedlerin
O lasse Geliebter mich einsam leben!
Dem Tode bin ich früh geweiht,
Ich kann dir nicht Friede nicht Freude geben,
Doch beten für dich in Einsamkeit.
Ich will dir Geliebte dein Zellchen bauen,
Mein Herz ist einsam und dir geweiht.
Und durch meine Augen kannst du wohl schauen
Den Himmel so nah, die Welt so weit.
Die Arme, ich will sie dicht um dich schlingen,
Wie Liebeszweige, an Früchten schwer,
Die Lippe, sie soll dir wie Echo klingen,
Wie Vöglein springen mein Lied umher.
Dein Händchen, o leg's an mein Herz, es schläget
Im Busen mir ein lebend'ger Quell
Und wie sich in Liebe Liebe beweget,
Springt er dir entgegen so freudig hell.
Du kannst nicht lieben, nicht glauben, so ziehe
So ziehe nur hin in deinen Tod,
Die Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,
Verschlafe nur nicht dein Abendrot.
Noch alle Tag' ist's nicht Abend geworden,
Mir bringet die Zeit noch Rosen einst,
Ich ziehe nach Süden, leb' wohl in Norden,
Du lachst mir noch, wie du nun weinst.
Und hinter dem Berge der Freund verschwindet,
Die Sonne geht durchs Himmelstor,
Sein Bündelchen traurig das Mädchen bindet,
Steigt mit dem Mond am Berg empor.
Es stehen die Wälder so stille, stille,
Des Berges Ströme sausen wild,
O stärke den Mut mir, stark ist der Wille,
So betet sie am Heil'genbild.
Da läutet im Winde ein Silberglöckchen,
Sie tritt in die Zelle von Rosenholz,
Und nimmt das braunseidene Klausnerröckchen,
Legt an die Demut, legt ab den Stolz.
Und wie sie die bunten Kleider hinleget,
Schlägt ihr das Herz im Busen laut,
Die Flöte der Wanduhr so sanft sich reget,
und singt das Nachtlied der Himmelsbraut.
»Gut Nacht, o mein Liebchen, auf seidnem Moose,
Ach wie so sehnend die Nachtigall singt,
Am Fensterchen glühet die treue Rose,
Die Rose, die einst die Zeit mir bringt.
Ich mußte die Hütte, den Garten geben,
Zu bauen dein Zellchen so schön und fein,
Und muß nun wie du in der Wildnis leben,
Mit meiner Sehnsucht so einsam sein.
O Liebchen schlaf wohl, von deinem Schoße,
Fällt klingend der perlene Rosenkranz,
Es schläft nicht der Treue auf seidnem Moose,
Ihm flicht wohl die Liebe den Dornenkranz.«
So singt ihr die Flöte, doch verstehen
Kann Liebchen nicht des Liedes Leid,
Der Liebe Bitten, der Liebe Flehen,
Scheint ihr das Lied der Einsamkeit.
So lebt sie lange, ungeschmücket
Die Tage hin, die Nächte hin,
Und schon die Rose sich niederbücket
Sieht nicht mehr nach der Klausnerin,
Die Stürme sausen in wilden Nächten,
Wohl lauter als die Flöte sang,
Im Walde die Hirsche brünstig fechten
Die Welt wie wild, die Zeit wie lang.
Und sitzet sie traurig an der Türe,
So eilen auf verschlungner Bahn
Die Rehe paarweis, die scheuen Tiere
Und stehen still und sehn sie an.
»O Zeit o wolle die Rosen brechen,
Wie einsam ist Liebchen, wie allein,
In Sehnsucht will ihr das Herz zerbrechen,«
So schreibt sie oft auf Täfelein.
Und heftet sie dann an die Geweihe
Der Hirsche, die sie zahm gemacht,
Und mustert sie ängstlich nach der Reihe,
Ob keiner Antwort ihr gebracht.
Weint Liebestränen, schlingt durch die Locken
So weltlich den perlernen Rosenkranz,
Und schürzt das Röckchen, schmückt ihre Socken
Mit Waldes Blumen, möcht' gern zum Tanz.
Und regen die Büsche im Mond sich helle,
Und flötet die Nachtigall süß und mild
So kann sie nicht schlafen, steht an der Zelle,
Und glaubet, sie sähe des Lieben Bild.
Umarmt die Bäume mit Liebesgeberde,
Und reicht den blühenden Zweigen die Hand,
Und kühlt sich den Busen an kühler Erde,
Und zeichnet sein Bildnis in reinen Sand.
Oft hebt sie die Füßchen, sie tanzt so gerne
Und beißt sich die Lippen, sie küßt so gern,
Am Himmel da stehen so ruhig die Sterne,
O weh mir wie einsam, die Liebe ist fern.
So eilet der Frühling, der Sommer gehet,
Es senken die Büsche das grüne Dach,
Und sie wird nicht ernten, die nicht gesäet,
Nicht ruhig schlafen, die Reue ist wach.
»Du hast nicht geglaubt, nicht geliebt, so blühe
Verblühe nur hin in deinen Tod
Die Sonne schien in dein Bettchen zu frühe,
Verschlafe nur nicht dein Abendrot.«
So wiederholt sie im Traum seine Worte
Es pochet im Herzen, ja poche nur,
Sie gehet im Traume wohl an die Pforte,
O wehe es pochte im Herzen nur!
Sie weinet getäuschet, und bleibet stehen,
Da tönen Worte zu ihr hin,
O laßt ohn' Obdach mich nicht gehen
Gott lohnt euch, fromme Klausnerin.
Sie öffnet die Türe, in lauter Freude
Kann sie nicht reden, ihr Auge bricht,
In Liebestränen, und Freud und Leide,
Denn ach es ist der Geliebte nicht.
Und wie sie so weinet, steht still der Alte
Das Haupt gesenket, blickt sie nicht an,
O Jungfrau verzeih', daß ich krank dich halte,
Du bist wohl der Welt noch zugetan.
So redet er zürnend, und vor ihm nieder,
Kniet weinend die arme Klausnerin,
Und fleht, gieb mir den Geliebten wieder,
O führ' mich wieder ins Leben hin.
Der Alte spricht ruhig in jener Klause,
Die gestern mein Dach gewesen ist,
Ist Andacht und Friede wohl mehr zu Hause
Da wohnet wohl ein beßrer Christ.
Da wohnet ein Jüngling, fromm und stille,
Und tuet Gutes, ist ohne Tand,
Er wählte durch der Geliebten Wille
Sich also schwer betrübten Stand.
Die Klausnerin jammert und ringet die Hände,
Und will nicht bleiben, will zu ihm hin,
O sage mir Greis, wohin ich mich wende,
In welchem Tale finde ich ihn.
Es weinet der Alte, so tief gerühret
Hat ihn der ird'schen Liebe Streit,
Es schmückt sich die Holde, als Braut gezieret
Steht sie im braunen seidnen Kleid.
Und hastig zieht sie ihn von der Schwelle,
Will mit ihm nach dem Tale gehn,
Die Nacht ist so ruhig, der Mond so helle,
Der Greis bleibt bei den Rosen stehn.
Und bricht die Rosen, und knieet nieder
Ein Jüngling vor der geliebten Braut,
Sie kann ihn umarmen, und wieder, wieder,
Sie weint so stille und lacht so laut.
Schlaf' wohl, o mein Liebchen auf seidnem Moose,
Die Zeit bringt Rosen, o süße Zeit!
Das Einsiedlerröckchen ist leicht und ist lose,
Der Himmel so nahe die Welt so weit.
Auf, auf o mein Liebchen, ich will uns bringen,
Zur Freude hin, geschwind wie der Wind,
Und auf die gesattelten Hirsche sich schwingen.
Der Jüngling und sein getreues Kind.
Es fliehen die Berge, es fliehen die Haine,
Die Städte stehen, und sehen nach,
Dann setzt er sie nieder und küßt sie am Rheine,
O Liebchen, wer flöhe den beiden nicht nach.
Über eine Skizze:
Verzweiflung an der Liebe in der Liebe
In Liebeskampf? In Todeskampf gesunken?
Ob Atem noch von ihren Lippen fließt?
Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt?
Kein Öl die Lampe? oder keinen Funken?
Der Jüngling – betend? tot? in Liebe trunken?
Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt?
Was ist's, das der gefallne Becher gießt?
Hat Gift, hat Wein, hat Balsam sie getrunken.
Des Jünglings Arme, Engelsflügel werden –
Nein Mantelsfalten – Leichentuches Falten.
Um sie strahlt Heil'genschein – zerraufte Haare.
Strahl' Himmelslicht, flamm' Hölle zu der Erde
Brich der Verzweiflung rasende Gewalten,
Enthüll' – verhüll' – das Freudenbett – die Bahre.
Auf einen grünen Zweig
Zur Fremde zog ein frommer Knabe
An Gold so arm, wie Gold so treu,
Er sang ein Lied um milde Gabe,
Sein Lied war alt, die Welt war neu.
Wie Freiheit singt in Liebesbanden,
So stieg das Lied aus seiner Brust;
Die Welt hat nicht sein Lied verstanden,
Er sang mit Schmerzen von der Lust.
Das Leben leichter zu erringen,
Tut er der eignen Lust Gewalt;
Will nimmer spielen, nimmer singen,
Geht Kräuter suchen in den Wald.
Die Füße muß er wund sich laufen
Zum heißen Fels, zum kühlen Bach,
Und muß um wenig Brot verkaufen,
Die Blume, deren Dorn ihn stach.
Und wie er durch die Wälder irret,
Ein seltsam Tönen zu ihm drang;
Durch wildes Singen rasselnd schwirret,
Ein schmerzlicher metallner Klang.
Der Knabe teilt die wilden Hecken,
Und vor ihm steht ein gift'ger Baum;
Die Zweige dürr hinaus sich strecken,
Mit Blech geziert und goldnem Schaum.
Und viel gemeine Vögel kreisen,
Rings um des Baumes schneidend Laub;
Und die von seinen Früchten speisen,
Sie sind des goldnen Giftes Raub.
Da rührt der Knabe seine Laute,
Er singt ein schmerzlich wildes Lied;
Und in dem Baum, zu dem er schaute,
Er einen bunten Vogel sieht.
Er sitzt betrübt, die bunten Schwingen
Senkt an der Silberbrust er hin,
Und kann nicht fliegen, kann nicht singen
Des Baumes Gifte fesseln ihn.
Dem Knaben regt sich's tief im Herzen,
Das Vöglein zieht ihn mächtig an,
Und seines Liedes kind'sche Schmerzen
Hört gern das kranke Vöglein an.
Und weil im Wind die Blätter klingen,
So kann es nicht das Lied verstehn;
Doch er hört nimmer auf zu singen,
Bleibt treu vor seiner Liebe stehn.
Und singt ihm vor zu tausendmalen
Von Liebeslust und Frühlingslust,
Von grünen Bergen, milden Talen
Und Ruhe an geliebter Brust.
Schon regt das Vöglein seine Schwingen,
Schaut freundlich zu dem Knaben hin;
Des Arme um den Baum sich schlingen,
Die Liebe machet mutig ihn.
Er klimmet in den gift'gen Zweigen
Zerreißt mit Lust die Hände sich,
Das kranke Vöglein zu ersteigen,
Es spricht: Ach nimmer heilst du mich.
Und sinket stille zu ihm nieder,
An seinem Herzen hält er's warm;
Und ordnet sorglich sein Gefieder,
Und trägt's zur Sonne auf dem Arm.
Steigt auf die Berge, läßt es trinken
Des blauen Himmels freie Luft,
Und weiß zu blicken, weiß zu winken,
Bis er die Freude wieder ruft.
Die Freude kömmt, die bunten Schwingen,
Sie funkeln Liebesstrahlen gleich;
Das Vöglein weiß so süß zu singen,
Es singt den armen Knaben reich.
Wie auch zum Flug die Flüglein streben,
So bleibt es doch dem Treuen treu;
In Liebesfesseln will es schweben,
In Liebesfesseln ist es frei.
Und ich der ich dies Lied dir singe
Bin wohl dem treuen Knaben gleich,
Vertrau mir Vöglein, denn ich bringe
Dich noch auf einen grünen Zweig.
Grüße alle, die mich lieben
Und noch übrig sind geblieben.
Und wenn Du zum Landtag schreitest,
Daß Du ja die Zugluft meidest!
Trete nicht zu nah zur Türe,
Denn da stehn die Musketiere;
Trete nicht zu nah zum Ofen,
Denn da sitzen viele Zofen;
Trete nicht zu nah ans Fenster,
Denn da stehen Hirngespenster;
Trete auch nicht in die Mitte,
Denn da giebt es Stöß' und Tritte.
Vorne mußt Du auch nicht stehen
Bei den Dicken, die stark blähen,
Und deswegen auch nicht hinten,
Denn da schmeckt man alle Sünden!
Wie Aphrodite einst mit göttlicher Gewalt
In Galatheas kalten Marmorbusen
Des Lebens holde Flamme senkte, und
Die Liebliche das Licht des Tages grüßte;
So weißt Du, Zauberin, zum höhern Leben,
Vom ird'schen, engen, uns empor zu heben.
Die Gegenwart, die ängstliche, entflieht,
Von der Vergangenheit seh' ich den Schleier fallen,
Die heil'ge Vorwelt zeigt sich mir enthüllt,
Und magische Gestalten seh' ich wallen,
Wie Isis ernst, und Psyche schön und mild. –
Dir ward, fürwahr, das höchste Los gegeben;
Durch Dich erhält die Mythe Leben,
Das Schöne, Große aller Zeiten
Läßt Du dem Auge still vorübergleiten!
Kantate auf den Tod Ihrer Königlichen Majestät, Louise von Preußen
Der rührenden Zuneigung Ihrer Majestät der Kaiserin von Österreich für die Verewigte gewidmet
Zueignung
Sieh mild, o hohe Frau, auf diese Zeilen
Du liebtest Sie, wenngleich Dir unbekannt.
Als Du, von ird'schem Schmerze Dich zu heilen
Zur vaterländ'schen Quelle Dich gewandt
Erweckte, Deine Liebe Ihr zu teilen
In Deiner Brust, die Sehnsucht Gottes Hand
Auch Sie war krank in Sehnsucht, Dich zu sehen,
Sie wollt' zu Dir, Sie mußt' zum Himmel gehen.
Und weil auf Erden würdig keine Stelle,
Von Sünde und von Lüge unentweiht
Daß Unschuld sich und Hoheit fromm geselle,
Sich zuzuspieglen eine schönre Zeit,
Rief Sie der Herr zu alles Lichtes Quelle.
Dort bleibt ein selig Anschaun auch bereit,
Wenn unter Dir auch ruht dies dunkle Leben
Dem Deine Tugend noch muß Schimmer geben.
Verzeihe, daß der Tod mir herrlich scheinet.
Erfüllet von des Schicksals Bitterkeit,
Hab' ich als Mensch um deutsche Not geweinet,
Als Christ erkannt des Lebens Eitelkeit –
Doch ist zum Felsengrab die Zeit versteinet,
Durchbricht sie Christi Sieg mit Herrlichkeit
Mit ihm erstehn, die treu mit ihm gestorben,
Es hat solch Heil, die Selige erworben.
Clemens Brentano.
O Herr! Sie ist bei dir, Sie ist bei dir!
Tief unter Ihr
Ruht diese dunkle Erde,
Und aller Tränen Fall,
Und aller Klagen Schall,
Kauft Sie nicht los,
Allmächtiger! aus deiner Liebe Schoß.
Aber wir dürfen weinen,
Weinen um Sie!
Uns gehöret die Erde noch
Und das Leid und die Trauer!
Uns kehrt noch der Frühling wieder
Läßt sich mit Blumen nieder,
Und mit irdischem Entzücken
Lassen wir uns noch berücken,
O ihr Blumen! zu euch nieder
Weinen, die euch künftig pflücken,
Uns bleibt nur Ihr Bild zu schmücken,
Sie kehrt nimmer, nimmer wieder!
Weh! wie gehet ein Ruf
Durch die Gefilde des Landes
Wie schallet schreckend einer Posaune Schall
An die Tore der Stadt!
Ach, des Leides Maß, voll war es nicht
In eiserner Zeit
Sind die Schwerter unzählige
Und überschwenglich
Ist der Becher der Not!
Die Tränen brechen aus,
Sollen wir sprechen aus,
Wie Sie gewesen ist,
Die nun genesen ist,
Von allem Leid,
Die in der Krone Glanz,
Die in der Blumen Kranz
Glorreich und huldreich war,
Die ein Gestirne klar
Stand in der Zeit.
In des Meeres öder Wüste,
Wo die Sehnsucht ewig sucht,
Uns ein klar Gestirn begrüßte
Über unsrer Heimat Bucht.
Freudig nach dem Sterne schauend,
War das Segel aufgerollt,
Und wir steuerten vertrauend,
Wie es Plan und Fahrt gewollt.
Aber o Trauer, wie tief dein Flug,
Wie steigt eine Finsternis auf
Unter dem schweren Fittich des Wehs,
Eine Nacht decket unsre Augen
Tränen, Tränen sind all unser Trost!
Die Geliebte,
Die uns liebte,
Sie war selig
Sie war selig
Sie war selig unter uns!
Die Geliebte,
Die uns liebte,
Sie ist selig
Sie ist selig
Sie ist selig ohne uns!
Und wie wir auch bitter trauren
Tränen zu den Tränen gießen
Wachsen nur des Todes Mauren
Die Sie ewig uns verschließen.
Unerbittlich, unerschütterlich
Ein kaltes Felsenhaus
Stößet das Grab die Klage zurück.
Heilig, heilig sind die Schmerzen
Wölben einen festen Bogen
Über unsre treuen Herzen
Die die Trauer hat umzogen.
Widertönend, widerspieglend,
Ein Liebe schallender Tempel,
Hallet das Grab die Klage zurück.
Herrlich war Sie vor der Sonne
Herrlich war Sie vor dem Licht
Und es lachte hohe Wonne
Auf dem holden Angesicht.
Sie trug auf der hohen Stirne
Würdig dieses Lands Gestirne
Eine goldne Königskrone.
Sie trug auf der edlen Stirne
Aller Tugend schön Gestirne
Eine süße Blumenkrone.
Herrlich war Sie vor der Sonne,
Herrlich war Sie vor dem Licht,
Und es lachte hohe Wonne
Auf dem holden Angesicht.
Einen kenne ich,
Wir lieben ihn nicht,
Einen nenne ich,
Der die Kronen zerbricht.
Weh! sein Fuß steht im Staub,
Sein Haupt in der Mitternacht
Vor ihm wehet das Laub
Zur dunklen Erde hernieder,
Ohn' Erbarmen
In den Armen
Trägt er die kindische taumelnde Welt,
Tod, so heißt er
Und die Geister
Beben vor dir, du eiserner Held!
Einen kenne ich
Wer liebt ihn genug
Einen nenne ich
Der die Dornkrone trug.
Heil! sein Fuß stehet im Licht
Sein Haupt in der Glorie,
Wo er gehet, zerbricht
Des Todes eiserner Riegel.
Voll Erbarmen
In den Armen
Trägt er die sterbliche liebende Welt,
Jesus heißt er
Und die Geister
Beten dich an, du ewiger Held!
Laß mich in die Mitte treten
Wo die frommen Seelen stehn,
Laß mich lieben, laß mich beten,
Zu dem Grabe laß mich gehn.
Seele, du Kristall!
Gottheit, Lichtesschein!
Du strömst überall
In die Seele ein,
Leib du herrlich Haus!
Beide schließt du ein,
Wie ein Blumenstrauß
Duft und Farbenschein.
Und ich will die Blumen pflegen
Weil die Farbe ewig lebet,
Wohlgeruch auch ewig schwebet,
Muß sich gleich die arme Blume,
Dieser Schrein der Heiligtume
Welkend an die Erde legen.
Ewig, ewig ist das Leben,
Denn ich kann die Augen heben
Kann in tiefer Klage beben,
Kann auf Trauerliedern schweben,
Und mein Herz ist hoch erheitert,
Wenn der Schmerz es so erweitert.
Und ich seh' Sie in der Blüte,
In der Reife vollem Segen,
In dem Ernste, in der Güte,
Wie Sie ging auf unsern Wegen,
Bringet her die Blumenkränze
Wölbet hohe Ehrenbogen,
Daß Sie freudig nochmals glänze
Wie Sie zu uns eingezogen.
Teppiche breitet
Auf Ihren Wegen
Streuet die Blumen
Der herrlichen Braut,
Sehet, wie schreitet
Der irdische Segen,
Durch unsre Tore,
Von Treue erbaut.
Doch wie wir auch Palmen schwingen,
Ihr die Lebenswünsche bringen,
Wie wir Ihr auch Kränze schlingen
Ach, es kann uns nicht gelingen,
Ihre Milde, Ihre Güte,
Ihrer Anmut grüßend Neigen,
Ihrer Schönheit lichte Blüte,
Kann kein Lobgesang erreichen.
Stille, stille!
Rede von Freude nicht,
Singe mir heute nicht,
Von der verlorenen, schimmernden Zeit.
Hülle, hülle
Schwarz deine Töchter ein
Sie sollen Wächter sein
Ehrend die Tote, mit Blumen bestreut.
Ich will mir das Herz zerreißen
Will die sel'gen Tage preisen
Bis mich tödlich trifft das Leid.
Überm Grab ist eine Höhe,
Und ich schreie, Wehe, Wehe!
Schau' ich rückwärts in die Zeit.
Überm Grabe ist ein Hügel
Daß die Trauer ihren Flügel
Hebe zu der höhern Welt,
Überm Grabe ist ein Gipfel
Wo an steilem Kreuzeswipfel
Triumphierte unser Held!
Stille, stille
Irdischer Klage Ruf,
Er, der die Tage schuf,
Stellt in die Nächte die Sterne hinein.
Hülle, hülle
Dich in die Nächte ein,
Dort ist der echte Schein,
Laß deinen Mantel voll Sternen sein.
Auf dem hohen Tore flagget,
Wo die Siegesgöttin stand,
Eine schwarze Trauerfahne
Ihre Schatten übers Land,
Und auf dunkelem Gerüste
Singt gehüllt in schwarzen Flor,
Der Sie jubelnd sonst begrüßte
Nun der Schüler Trauerchor:
Du giengst in den Jugendgarten,
Wolltest nach den Blumen sehn
Die Du kindisch einst gepflanzet,
Die in Gottes Sonne stehn.
Wie Du so die Augen lenkest
Auf des Gartens grünen Saum,
Und der Blumen Leben denkest
Trittst Du aus des Lebens Traum.
Süßre Kelche sich erschließen,
Jenseits liegt die trübe Welt,
Und Du trittst zu Paradiesen
Aus dem ird'schen Rosenzelt,
Und Dein Purpurmantel sinket
Und es sinkt Dein Myrtenkranz,
Aber Deine Krone blinket,
Heller in des Himmels Glanz.
Öffnet, öffnet die Tore der Stadt, ihr Männer,
Zu euch ziehet die Trauer ein.
Und der bittre Schmerz
Pflanzt sein Panier auf eure Mauern.
Stark ist die Liebe,
Sie hat gerungen fürs Vaterland,
Aber stärker der Tod,
Er hat euch geschlagen
Wo ihr tödlich waret.
Was wir liebten,
Was wir ehrten,
Was wir alle lieben lehrten,
Was wir ewiglich begehrten,
Ist entwichen, ist verblichen,
Und es bringt ein dunkler Wagen,
Was der Erde ist, getragen.
Abendröte, Trauerbote,
Unsre Tore stehen offen:
Du hast uns mit Weh getroffen.
Morgenröte, Mittag strahlend,
O ihr sonnenvollen Tage,
Die ich an dem Abend klage.
Öffnet, öffnet die Tore der Stadt, ihr Männer
Leget die Schlüssel
Auf der Siegerin Wagen,
Die uns geführet mit Liebe sonst,
Die uns besieget mit Trauer jetzt,
Ehret die Asche, ihr sterblichen Männer,
Und weinet der Siegerin!
Die Krieger, die zur Schlacht Sie führte
Und denen Sie die Fahne gab,
Sind Ihres letzten Weges Zierde,
Geleiten Sie zum stillen Grab.
Eine Halle ganz von Schmerzen
Bilden Ihr des Volkes Reihn,
Und Sie zieht durch tausend Herzen,
Die Ihr fromme Tränen weihn.
Und Ihr Auge ist geschlossen
Siehet nicht des Volkes Leid,
Sie hat Tränen sonst vergossen,
Als uns traf die schwere Zeit.
Sie ziehet ein
Des Landes Wonne.
Des Himmels Sonne
Giebt keinen Schein.
Weh, o Wehe unter Klagen
Lassen wir den Trauerwagen
Also still vorüberziehn,
Können wir Sie zu erfreuen
Nicht mehr jubelnd Blumen streuen
Ihr der Blumen Königin.
Auf Ihrem Sarge liegen Blumen
Des frühen Todes rührend Bild,
Auch Sie war eine schöne Blume,
Sie decket jetzt des Todes Schild.
Ich glaube keinen Tod,
Und stürb' ich alle Stunden,
Ein schönres Morgenrot,
Ist immer mir gefunden.
Ewig, ewig wird Sie leben,
Ist Sie nicht der Zeit geblieben,
Hat Sie uns doch Kraft gegeben,
Daß wir Sie auf ewig lieben.
Ewig, ewig wird Sie leben,
Denn Sie hat Ihr Lebensende
Eine Christin hingegeben
In des Endelosen Hände.
Sehet, wie dränget das Volk sich
Zu den Kleinodien des Reichs,
Die auf des Landes Palast
Traurig schimmern auf schwarzen Kissen.
Dies ist die Krone,
Ihr Männer des Landes,
Die Sie getragen auf würdigem Haupt;
Einsam ruhet der goldene Reif,
Nimmer umschließt er die herrliche Stirn,
Hoher Gedanken Tempel.
Dies ist der Zepter,
Den sie geführet in segnender Hand,
Einsam ruhet der goldene Stab,
Und Ihre Hände sind gefaltet
Über Ihrem Herzen, das fromm war,
Zu Gott, der Ihr gnädig sei!
Tausend kommen, Tausend gehen
Ihre Königin zu sehen,
So die frommen Bienen ziehen,
Wo die letzten Blumen blühen,
Tragen Tränen in die Zellen,
Wollen gern ein Grab bestellen
Ganz aus Liebe, ganz aus Trauer,
Ihrer hohen Königin!
Stille, stille,
Über den Toten
Ruhet ein Traum
Reißet nicht nieder
Mit irdischem Schmerz
Den Schirm, der die Toten schützet,
Stille, stille
Stehet das Herz
Der Erblichenen,
Und ihre Lippe schweigt,
Stille gebietend.
Und nun weichet von dem Lager,
Einsam sei der Klage Haus,
Denn es nahet Ihr der Nächste,
Weinet seine Tränen aus.
Meine Seele ist betrübet bis in den Tod
Bleibet hier und wachet mit mir,
Mein Vater ist es möglich,
So gehe dieser Kelch von mir,
Doch nicht, wie ich will,
Sondern wie du willst.
Mein Vater ist es nicht möglich,
Daß dieser Kelch von mir gehe,
Ich trinke ihn denn.
So geschehe dein Wille.
Es erschien ihm aber ein Engel
Vom Himmel und stärkete ihn.
Stillet die Klage,
Schmücket die Trauer,
Ihr sollet nicht zagen,
Vor des Todes Schauer.
Gebet der Erde,
Was sie gegeben,
Es blühet Leben
Über dem Grab.
Mit Blumen sei der Staub gezieret,
Ein glänzend Haus sei ihm erbaut,
Weil jetzt die Seele triumphieret,
Und ihren Gott im Himmel schaut.
Schwarz ist der Leichenzug, ein Schatten
Vom Brautzug in des Himmels Höhn,
Und ach! wir weinen in dem Schatten,
Sie leuchtet in dem Lichte schön.
Des Landes Herrn,
Ich sah ihn weinen,
Des Herzens Stern
Will nicht mehr scheinen,
Er steigt des Domes Stufen
Er folget Ihr, Sie gieng ihm einst zur Seite
Im Frieden, und im Streite,
Und alle Herzen rufen:
O Herr! Du warst mit Ihr,
Der Bürgertugend Bild
Auf unserm Throne,
O Herr! Du trugst mit Ihr,
Des treuen Volkes Schild,
Die ernste Krone,
O Herr! Sie stand bei dir
So gütig und so mild,
Der Himmel gab Sie dir zum Lohne,
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen,
Der Wille des Herrn sei gelobet!
Sieh, es folgen auch die Kinder,
Die Sie auf der Erde ließ,
Drei sind Ihr vorausgegangen,
Sie im Himmel zu empfangen,
Engel Ihrer Seligkeit!
Und der Säugling schwarz verhüllet
Wird den Brüdern nachgetragen,
Nie betrat er noch die Erde,
Die die Mutter ihm verschließt,
Und er schlummert –
Selig die Schlummernden,
Ruhig pochet das Herz,
Und es gaukelt der Schmerz,
Ein Traum, über die Wiege hin,
Selig die Unmündigen,
Bunte Blumen und Flitterglanz,
Schimmern im Totenkranz,
Und ihr weinet und lächelt,
Denn ihr versteht, ihr Unschuldige
Das unsterbliche Leben!
Universitati Litterariae
Kantate auf den 15ten Oktober 1810
Chor der Vorsteher.
Herr, Gott, dich loben wir,
Dich Herrn bekennen wir,
Dich ewigen Vater
Spiegelt die Erde;
Und der Mensch, dein Ebenbild,
Suchet Erkenntnis.
Lasset uns dem Ew'gen danken,
Was wir wollten, ward gesegnet,
Wir sind seinem Will' begegnet,
Sein sind göttliche Gedanken.
Es ist ein göttlich Werk, zu lehren;
Er selbst, er hat gelehret
Die hohen Priester in dem Tempel,
Da er, ein Kind noch, wandelte
Auf seiner Erde.
Zu lehren ist er Mensch geworden,
Zu lehren hat er aller Orten
Die Jünger ausgesendet,
Zu lehren ist sein Wort uns Fleisch geworden,
Hat uns das ew'ge Licht erworben,
Ist um die Lehre
Für uns am Kreuz gestorben.
Chor der Lehrer
Allwissender, wir gehen
In deines Sinnes Spur,
Und was wir auch verstehen,
Und was wir immer lehren,
Dein Wesen sei es nur.
Der König hat gegründet
Ein Haus der Wissenschaft,
Wir Männer stehn verbündet
In seiner Gnade Kraft.
Gott segne unsern Willen,
Laß uns den Schwur erfüllen,
Zu seinem Lob und Ehren
Die Wahrheit treu zu lehren.
Wechselchor der Gelehrten und Bürger
Heil Friedrich Dir,
Heil, Ruhm und Preis!
Dir war zu mächtig nicht die Zeit,
Du zogest einen Ehrenkreis
Von weisen Lehrern um den Thron,
Und, mitten in dem harten Streit,
Deckst Du die Wissenschaft
Mit Deiner Gnade Schild
Und brichst im Sturm ein Lorbeerreis;
Denn also ist der Helden Kraft,
Daß strenge sie und mild
Mit einer Hand die Waffen führt,
Indes die andre fromme Saat
In guten Boden streut;
Und also Herr, ist Deine Tat
Der Helden fromme Tat,
Des preiset heut
Dein treues Volk Dich, Friederich!
Erhalter, Gründer, deutscher König!
Stimme des Dichters
Zu dir, zu dir mein Vaterland,
Mein deutsches Land,
Wend' ich jetzt Stimme, Gruß und Lied:
Solang die Sprache dich verband,
In fester Hand
Der ernsten Künste Lorbeer dir erblüht.
Mein Deutschland, du stehst ewiglich,
Tief innerlich
Verbindet dich ein hoher Weisheitstrieb
Und deine Männer ernstiglich
Erhalten dich,
Denn Wahrheit, Glauben, Hoffnung sind dir lieb.
Die Berge haben Eisen dir gegeben,
Und deine Schmieden Klingen,
Und deine Wälder Söhne, die sie heben,
Und sie in gutem Kampfe gut auch schwingen!
Und segnet deinen Pflug das Gold der Ähren,
Des Webers Schiff die reine Flut der Linnen,
Und wissen deine Jungfraun klar zu spinnen,
Weißt du zu wehren dich und auch zu nähren,
So weißt du herrlicher doch noch zu lehren,
In deinen Kreisen stehn verbündet
Die hohen Schulen fest gegründet,
Und heben ernst ihr Haupt in hohen Ehren.
Chor der Bürger
Hohe Häupter deutscher Lande,
Treue Kaiser alten Bundes,
Dem ihr gern das Blut geweiht,
Anders schlingen sich die Bande
Um die Gauen deutschen Grundes,
Anderes gebar die Zeit;
Aber eure schönsten Werke
Hat die neue Macht geehret,
Eurer hohen Schulen Kreis;
Also hat euch eure Stärke
Selbst der Sieger noch gemehret,
Und dies sei sein höchster Preis!
Allgemeiner Chor
Fleiß ziert Deutschland,
Wenn es nähret,
Treu ist Deutschland,
Wo es wehret,
Groß ist Deutschland,
Wenn es lehret,
Pflug und Schwert und Buch es ehret.
Erste Stimme der Muse
Nun grüß' ich dich
Du königliche Stadt,
Von hohen Schlössern
Ragt dein Diadem,
Du hältst umarmt
Den König und sein Haus;
In deinen Hallen weilt
Des Landes Rat und Tat,
Der Künste Geist
Der Deutschheit Geist,
Schwenkt über dir
Sein leuchtendes Panier
Und stärket dir das Herz!
Zweite Stimme der Muse
Nun preis' ich selig dich, Berlin,
O staune nicht,
Ich weiß, der Zeiten Not,
Du hast sie kaum verschmerzt,
Noch streckest du,
Ermüdet, wie der Kämpfer
Nach schwerem segenlosem Streit,
Die weiten Glieder sinnend hin,
Du fühlest in der Ruhe Traum,
Den Segen nicht, der in der Brust dir wächst,
Du jauchzest nicht, und bist so hoch bekränzt;
Es hebet sich ein Berg in deinem Schoß,
Des Gipfel himmlisch strahlend glänzt,
Ein deutscher Musenberg!
Schon stampft das Flügelroß,
Und der Begeistrung Quell
Rauscht kühlend über deine hohe Stirn.
O schlummre nur, der Götter Glück
Läßt sich den Schlummernden hernieder.
So gütig und so groß ist ihre Gabe,
Daß sie mit uns erwachet, wie das Licht.
Stimme des Dichters
Ich sehe eine sel'ge Schar
Von Jünglingen dir nahen,
Ein ernster Rausch durchweht ihr Haar,
Und was sie nimmer sahen,
Das glauben sie des Lehrers Mund,
Spricht er aus jenes Herzens Grund,
Das in der Erde Busen schlägt,
Wenn sich der Himmel daran legt.
Ich sehe sie, unschuld'ge Ungeduld
Beweget ihre Brust;
Du hoher Jugendernst!
Wer dein nicht wird bewußt
Der lernet nie des Alters reife Lust.
Stimme der Stadt
Was ist wohl freudig anzuschauen,
In ew'ger Flucht der geflügelten Zeit,
Wem soll ein treues Herz vertrauen,
Wo steht ein Werk der Ewigkeit?
Stimme der Musen
Was, in Gesetz und Maß gegeben,
Lebendig, doch unsterblich währt,
Die Kunst, die Wissenschaft, das Leben,
Sie haben ewig sich bewährt.
Stimme der Stadt
Nun so mag es mir wohl frommen,
Daß in alter deutscher Weise,
Eine Schule hohen Sinnes,
Und unendlichen Gewinnes,
Sich in meiner Mauren Kreise
Heute gründet, seid willkommen!
Stimme der Bürger
Willkommen, Meister hoher Ehren,
Willkommen, meiner Söhne Lehrer,
Willkommen, Kinder meines Landes,
Willkommen, Fremde, Nachbarn, Gäste,
Genießet all des ew'gen Bandes,
Das alle Menschen brüderlich umschließt,
Der Wahrheit und der Ehre,
Die aus der wahren Lehre
Ein weltumfassend Meer ergießt,
Dies ist der Ozean,
Aus dem die Sonne steigt,
Zu dem sie sinkt,
Wir bieten euch den vollen Becher an,
Seid unsre Brüder, seid willkommen, trinkt!
Gesang der Studenten
Glück auf, Glück auf! Viktoria!
Es ist im Vaterlande
Ein Musenberg voll Gloria
Mit Gottes Gunst entstanden.
Glück auf, Glück auf! recht in dem Kern,
Recht in des Landes Herzen,
Zu Füßen unserm teuern Herrn,
Entsprang ein Quell den Erzen.
Glück auf, Glück auf! die Hoffnung lacht,
Seid rüstig, ihr Gesellen,
Geöffnet ist ein neuer Schacht,
Wir wollen ihn bestellen.
Glück auf, Glück auf! ihr Meister all,
Die ihr den Bau gegründet,
Wir grüßen euch mit lautem Schall,
Die Lampen sind gezündet.
Glück auf, Glück auf! wir fahren ein
Nach edelem Gesteine,
Ein jeder soll gewärtig sein
Daß er es redlich meine.
Glück auf, Glück auf! Viktoria!
Es ist im Vaterlande
Ein Musenberg voll Gloria
Mit Gottes Gunst entstanden.
Wechselchor der Bürger
Mächtig wächst mir das Vertrauen,
Sieh, es tritt der ernste Chor
Der vier weisen hohen Frauen
Durch des Pallasts offnes Tor.
Eine seh' ich; durch den Schleier
Mit dem Haupt empor gewandt,
Bricht ein strahlend Augenfeuer;
Violett ist ihr Gewand.
In die Bibel aufgeschlagen
Zeiget sie mit strenger Hand,
Und ihr Fuß, vom Geist getragen,
Schwebet an der Erde Rand.
Und die andre schwarz gekleidet,
Um die Stirn den Lorbeerkranz,
Die so sinnend einsam schreitet
In des eignen Hauptes Glanz,
Ja, ich kenne sie, die Freie,
Die sich selbst so ganz erkennt,
Und der in der eignen Weihe,
Was gedacht, gelebt, entbrennt.
Und im Purpur geht die dritte
Mit der Waage, mit dem Schwert,
Fest und eisern ihre Schritte,
Wie das Recht, das ewig währt.
Ihre Augen sind verbunden,
Und sie kennet keinen nicht,
Was sie wahr und recht erfunden,
Ruhig ihre Lippe spricht.
Nun im Scharlachmantel dringet
Scharfen Blicks die vierte an,
Ihrem Stabe, bunt geringet,
Schlinget sich die Schlange an,
Kräuter trägt sie in den Händen,
Und Gestein und edlen Wein,
Wo sie hin die Blicke wendet,
Schlummern sanft die Schmerzen ein.
Stimme aus den Bürgern
Heran, heran! seid uns willkommen,
In eurer Farben Ehrenzier,
Daß also ihr zu uns gekommen,
Des danken wir, des jauchzen wir.
Ihr seid erprobt in alter Treue
Ihr seid in aller Kunst gerecht,
Und ewig grünet ihr aufs neue,
Ihr seid ein göttliches Geschlecht.
Ihr habet unsre Väter schon gelehret
Von eurer Stühle weisheitsvoller Höh',
Seid gern von meinen Kindern auch geehret,
Die ich bescheiden sich euch nahen seh'.
Gesang der Schulen
Seid hohe Meister uns gegrüßt,
Als Opfer nehmt den Blütenstrauß
Der südlichen Granate;
Er spreche unsre heißen Wünsche aus
Und leucht' uns vor
Zu euch auf frommem Pfade,
Daß bald wir eingeweiht,
O hoch gekrönte Zeit!
In eurer Lehre ernste Hallen schreiten,
Wo weiter sich der Aussicht Felder breiten.
Glückselig eure Nähe, die uns spornt,
Mit treuer Lehrer Hülfe anzudringen,
Und wäre sie auch schärfer noch umdornt,
Der Weisheit hohe Rose endlich zu erringen!
Stimme aus dem Chor der Fakultäten
Nehmt herzlich unsern Dank dahin,
Geht freudig lernend eure Bahnen fort,
Uns ehrte eurer Gabe guter Sinn.
Aus Tönen wird das Wort,
Und ist's ein gutes Wort,
Läßt gern sich auch der gute Geist ihm nieder.
Zu glauben ziemt euch nun, und auch zu hoffen,
Und werdet endlich ihr zu lieben lernen,
Steht eurem Aug' die ganze Aussicht offen,
Soll nichts euch mehr vom hohen Ziel entfernen,
Nun lebet wohl, wir sehen uns hier wieder.
Stimme aus dem Chor der Akademie der Wissenschaften
Wir nahen uns und bieten euch die Hände,
Ihr die, was wir gelernt, nun lehren wollt,
Den Apfel der Granate nehmt als Spende,
Der Vielheit Einheit in der Schale Gold,
Daß so die Lehre ihren Kreis vollende,
Und bilde eine Welt,
Seid in die Mitte ihr gestellt.
Zur Schule geht der Lehrling bei dem Meister,
Dort wird gelernt;
Der hohen Schule Schwellen
Betreten Meister und Gesellen.
Hier wird gelehrt;
Und unser ist der ernste Kreis,
Wo Meister sich zum Meister nur gesellt,
Und jeder seiner eignen Werke Fleiß
Erfindend, schaffend, treu zu Tage stellt.
Und nun geleiten wir euch zu dem Hause,
Das unser König gnädig euch verlieh
Hier nehmt noch diese frischen Lorbeerkränze,
Er sendet sie,
Er, der die Weisheit liebt.
Stimme aus dem Chor der Fakultäten
Es ist der Güte Reichtum, daß sie giebt
Der Sonne Freude, daß sie glänzet,
Der Weisheit junge Helden schön bekränzet,
Bald send' ich dankend sie vor Seinen Thron.
Stimme der Vorsteher
So lerne Schüler fromm,
So werd' Studente dann gelehrt,
Und Meister lehre treu,
Das ist, was ernst der Staat von euch begehrt,
Der Staat, der euch ernährt,
Der Staat, der von euch lernend, hoch euch ehrt,
Der Staat, der hohe Freiheit euch gewährt.
Stimme aus den Studenten
O freie Weisheit
Du hohe Wissensfreiheit,
Du mutig Flügelroß
Der geistigen Begier,
Wie hebt sich deine Brust!
Geöffnet ist die Bahn,
Sie steigt unendlich hin zum Ziel,
Den Blick zur Piramide an,
Hinan, hinan, du heil'ge Jugendlust!
Nun setze in dem hohen Spiel
Den ganzen Ernst des jungen Lebens dran.
Wettlaufend frei in edlem Will' und Mut,
Erkühlen wir der durst'gen Seele Glut.
Gesang der Lehrer
Wohlan, wohlan, ihr mutigen Gesellen!
Wir treten treulich vor euch hin,
Wie wir gelernt, euch lehrend darzustellen,
Ist unsres neuen Werkes ernster Sinn.
Frei ist die Seele, frei!
Es liegt um sie die unbegriffne Welt,
Wie über Schlummernden
Das sternenvolle tiefe Himmelszelt.
Erschließe dich du jugendklares Aug',
Wir wecken dich, und zeigen treulich dir,
Was wir von ew'ger Wahrheit selbst erkannt,
Und zeigen dir, wie uns das Licht verwandt,
So ist der freien Lehre freier Brauch.
Wir wollen euch zu lernen lehren,
Frei steht es euch, des Durst'gen Blick zu kehren,
Wohin Natur und innrer Trieb euch treibt,
Was Not euch ist, euch unverborgen bleibt,
Doch wünschen wir, daß ihr die Segel richtet,
Wohin ein göttliches Entzücken der Erkenntnis
Begeisternd strömt – die Anker sind gelichtet,
Heran, heran, ihr mutigen Gesellen!
Nicht Schüler seid ihr, ihr seid uns Gefährten,
Wir sind der Fahrt erfahrne Männer nur.
Heran, heran, vertrauet euch den Wellen,
Die Sterne sind der Kompaß, unsre Spur
Beschreibe einen weiten Kreis,
Den Spiegel, der die ganze Seele füllt.
Euch stärke Unschuld, Begeistrung führ' das Ruder,
Am Steuer steh der treue Fleiß.
So sehn wir bald, die jetzt euch Nebel hüllt,
Der fernen Küste unerforschten Grund,
Und, Bild an Bild, steht bald das Ebenbild
Des Gottes, der uns treibt, vor unsrem Bund.
Chor der Bürger
Heil euch, Heil euch, und Segen auf dies Haus,
Das unser König herrlich euch verliehn;
Doch legt uns noch die goldne Aufschrift aus,
Die an der Zinne feierlich erschien.
Stimme der Lehrer
Der Ganzheit, Allheit, Einheit
Der Allgemeinheit
Gelehrter Weisheit,
Des Wissens Freiheit,
Gehört dies königliche Haus!
So leg' ich euch die goldnen Worte aus:
UNIVERSITATI LITTERARIAE.
Du Herrlicher! den kaum die Zeit erkannt,
Der wie ein schuldlos Kind
Begeistert fromm die treue keusche Hand
Nach Gottes Flamme streckte,
Der für das Eitle blind
Ohn' umzuschaun zur Wiege alter Kunst
Durch neuer Lüge Götzentempel drang,
Und stillanschaund die Göttliche erweckte.
Sie lächelte und nannte dich den Ihren,
Der ihr die ird'schen Kränze so bedeutend schlang
Und wollte dich, mit ihr zu triumphieren
Zum sel'gen Born von allem Lichte führen.
Wer dich geliebt, verstand den schönen Traum,
Den du im Himmel träumtest, dessen Schatten
Auf unsrer dunklen Erde lichten Saum
Weissagend niederfiel. –
Dein Künstlerwerk, es schien ein zierlich Spiel,
Es rankte blumig auf und betend vor der Sonne
Setzt fromme Kindlein du in süßer Kelche Wonne;
Doch wie im Frühlingstaumel fromm ein Herz
Das Siegsgepräng' des ew'gen Gottes liest,
Wie in des Lebens ernstem Blumenscherz
Dem Schauenden die Tiefe sich erschließt,
So steht, die Schwester dieser sündentrunknen Zeit,
Vor deinen Bildern glaubend, hoffend, liebend, die Beschaulichkeit.
O trauert nicht um seinen frühen Tod!
Er lebte nicht, er war ein Morgenrot,
Das in der Zeiten trauriger Verwirrung
Zu früh uns guter Tage Hoffnung bot,
Wer dieser Blüte Früchte konnte ahnen,
Der mußte tief bewußt der eigenen Verirrung,
Der eignen Armut sich beschämend mahnen;
So mußt' auch ich, wenn ich sein Werk durchdachte,
Das wie ein Gottentzückter selig lachte,
Zu mir, bewegt in ernster Demut sagen:
Wie sollen die Vollendung wir ertragen?
Und auf dem Babylon rings sah ich ragen,
Die Kreuze frech, den Helden dran zu schlagen.
O trauert nicht um seinen frühen Tod!
Er lebte nicht, er war ein Abendrot,
Verspätet aus verlornen Paradiesen
Ließ täuschend es in unsrer Nächte Not
Die ahndungsreichen Schimmer fließen.
Und wer an seinem Grabe eine Nacht
In Tränen harrt, bis daß der Tag erwacht,
Den seines Lebens Morgenstern verhieß,
Der wird, ist er ein Kind, den Morgen kaum erleben,
Ist er ein frommer Mann, mit ihm, der uns verließ,
Im Tode nur zum neuen Tage schweben.
Die Zeit, sie ist die Nacht, in der wir weinen,
Der Vorzeit Traum, er ist's, den wir verloren,
Der Nachwelt, wird der Tag ihr einst erscheinen,
Lebt unser Freund auf ewig – mir ist er geboren.
J.
Komm Hexchen, weil die Sonne scheint,
In meine kühle Laube
N.
Ja Schatz, die wilde Rebe weint
Es lacht die Turteltaube.
Rukukukuku, Rukukukuku
Hast du kein Glas, so trink aus dem Schuh.
J.
Dein Fuß ist fein, dein Schuh ist klein
Ich komm zu kurz beim Trinken
N.
Ich geb' ein Küßchen obenein
Das macht die Waagschal' sinken.
Rukukukuku, Rukukukuku
Verdrießt euch's macht die Äuglein zu.
J.
Willst du nicht schöne Künste mich,
Mein süßes Hexchen lehren?
N.
Sag, warum freut die Traube dich
Mit ihren vielen Beeren?
Rukukukuku, Rukukukuku
Ich fürchte, es drücket euch beide der Schuh.
J.
An einer süßen Traube muß
Doch Beer' an Beere sitzen,
N.
Ja, doch jed Beerlein ist ein Kuß
Den Wein recht zu erhitzen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Machen wir's wie die Weinbeerlein nu.
J.
Sag Hexchen, warum weinen wohl
Im Frühling so die Reben?
N.
Weil sich ein Mägdlein sehnen soll
In ihrem jungen Leben.
Rukukukuku, Rukukukuku
Mein Hexchen jetzt auch dergleichen tu.
J.
Und warum schwillt der Wein im Faß?
Wenn draus die Trauben blühen.
N.
Hüpft doch mein Herz ohn' Unterlaß
Weil deine Wangen glühen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Du Hexchen Herzchen, wie hüpfest du nu.
J.
Ach Hexchen, hilf der Schlauch ist leer,
Und voll ist noch der Willen,
N.
Dort steht der rote Mond im Meer
Der soll den Schlauch dir füllen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Roter Mond, welch Weinlein schenkest du?
J.
Der Mond schenkt einen Zaubertrank,
Er wird mich gar berauschen,
N.
Horch, Nachtigallen, Liebeszank
Schatz, laß uns den belauschen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Wie Nachtigall klingt der Guguck nu.
J.
O Zauberei verbuhlter Nacht
Wie süß die Wellen flüstern.
N.
Sieh, wie der Mond im Spiegel lacht,
Ich bin zu baden lüstern.
Rukukukuku, Rukukukuku
Er sieht gewiß durch die Finger zu.
J.
Ach Hexchen, zieh dein Hemdchen aus,
Ich drehe dir den Rücken,
N.
Ich mache schon die Wellen kraus,
Schatz teile mein Entzücken.
Rukukukuku, Rukukukuku
Wie schnell, wie schnell dreht er sich nu!
J.
Ach Hexchen, du schwimmst wie ein Fisch
Kaum trau' ich meinen Augen.
N.
Schatz komm ins Bad, ach kühl ach frisch,
Ich lehr' dich untertauchen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Wie eilt der Tölpel dem Wasser zu.
J.
Ich tipp' hinein mit einem Fuß,
Es will mir nicht behagen.
N.
Ich spitze schon den Mund zum Kuß,
Und du willst jetzt verzagen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Am neuen Tore steht die Kuh.
J.
Ich wat' hinein bis an das Knie,
Es macht mir Krampf und Schmerzen
N.
Mein Schatz, die Arme breit ich hie,
Komm her, ich will dich herzen.
Rukukukuku, Rukukukuku
O du verfluchtes Hexchen du.
J.
Nun steht das Wasser mir am Leib
Es macht mir böse Grimmen
N.
Mein Schatz, den Schmerz ich dir vertreib',
Wenn wir umarmet schwimmen.
Rukukukuku, Rukukukuku
O du armseliger Sünder du!
J.
Fatal steigt mir das Wasser an
Ganz kalt wird mir's im Magen
N.
Heran, in meinen Arm heran
Ich will gesund dich zwagen.
Rukukukuku, Rukukukuku
Der Bader eilt der Baderin zu.
J.
Zum Hals schon eilt das Wasser mir,
Mein Maul kriegt schon die Sperre,
N.
Fort, Elender, welch schwach Gezier,
Welch eckelhaft Gezerre.
Rukukukuku, Rukukukuku
Sie hat ihn und wird noch gar grob dazu.
J.
Das Wasser fließt mir in den Mund
Lebwohl o Welt, ich sterbe.
N.
Hinab zieh ich dich auf den Grund,
Und oben lacht sein Erbe.
Rukukukuku! Rukukukuku!
Um Gotteswill Erbe lach nicht darzu.
Der Musikanten schwere Weinzunge
Einer
Euch miteinander hier
Ein Liedlein stimm' ich an.
Bacchus, dein Panthertier
Schaut mich so grimmig an.
Ein Andrer
Fehlet ein Kanter hier,
Zum Sänger nimm mich an.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden,
Sein Kopf kam ihm abhanden.
Klar, klar, klar,
Klar sei der Wein!
Sing weiter, sei gescheider,
Schenk klaren Wein ein!
Einer
Ich lob' den Zelter mir,
Der zu dem vollen Faß
Von meiner Kelter hier
Trabt einen tollen Paß.
Ein Andrer
Ja unser Zelter hier
Singt einen vollen Baß.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Reichet der Strick mir nicht,
Knüpf' ich ein Bändel dran,
Wenn das Geflick mir bricht,
Fange ich Händel an.
Ein Andrer
Brich das Genick dir nicht,
Steil gehet Händelsbahn.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Seht mir den Gast hie an,
Der dort mit Ach und Krach
Schwankt wie ein Lastvieh an,
Laut ein Gelach erwach'.
Ein Andrer
Was, der Sebastian
Bach sei von Bacherach?
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Mond, deine Sichel zwar
Steht heut gar labend da;
Doch Vetter Michel war
Schon gestern abend da.
Ein Andrer
Ei hör, er stichelt gar
Auch den Papa Benda.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Wenn auch nach Taubenheim
Weg und Steg schlimmer wär',
Schleppt' ich doch Trauben heim,
Wein trag' ich immer schwer.
Ein Andrer
Pfarrer von Taubenheim
War Zumsteeg nimmermehr.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Weil hier ein Weindach ist,
Arm Schlucker schluck, schluck, schluck,
Schluckern ein fein Fach ist,
Nicht bitter Gluck, Gluck, Gluck.
Ein Andrer
Ja groß und einfach ist
Der Ritter Gluck, Gluck, Gluck.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Christen wie Heiden blind,
Sind, die ins Glas geschaut,
Ich will dich leiten, Kind,
Nur nach der Nas' geschaut.
Ein Andrer
Er hat von Haydn Wind,
Daß er dem Glas vertraut.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Schleiche hinunter mir
Unter die Haube Braut,
O zartes Wunderbier,
Das von der Traube taut.
Ein Andrer
Mozart, das Wundertier,
Schreit selbst der Taube laut.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Ich führ' ein Leben stolz.
Wenn meine Kinder schrein,
Streich' ich mit Rebenholz
Ihnen die Hinterlein.
Ein Andrer
Tüchtig mit Rebenholz
Heizt sich der Winter ein.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Einst neunzig Schneiderlein
An einem Fingerhut
Trinkend gescheitert sein,
Das ist geringer Mut.
Ein Andrer
Riecht nur ein Schneider Wein,
Wird's gleich ein Singer gut.
Chor
Er hat ihn nicht verstanden etc.
Einer
Den Becher rasch umlaubt,
Nehm' in die Hände ich.
Streue mir Asch' aufs Haupt,
Das Lied vollende ich.
Ein Andrer
Dir heil'ger Fasch, erlaubt,
Den Becher sende ich.
Chor
Er hat uns all verstanden,
Den Rausch wir überwanden.
Klar, klar, klar
War's, wie der Wein,
Und fröhlich, der selig
Gepriesen soll sein.
Nun, gute Nacht! mein Leben,
Du alter, treuer Rhein,
Deine Wellen schweben
Schon im klaren Sternenschein;
Die Welt ist rings entschlafen,
Es singt den Wolkenschafen
Der Mond ein Lied.
Der Schiffer schläft im Nachen
Und träumet von dem Meer,
Du aber, du mußt wachen
Und trägst das Schiff einher.
Du führst ein freies Leben,
Durchtanzest bei den Reben
Die ernste Nacht.
Wer dich gesehn, lernt lachen;
Du bist so freudenreich,
Du labst das Herz der Schwachen
Und machst den Armen reich,
Du spiegelst hohe Schlösser,
Und füllest große Fässer
Mit edlem Wein.
Auch manchen lehrst du weinen,
Dem du sein Lieb entführt,
Gott wolle die vereinen,
Die solche Sehnsucht rührt.
Sie irren in den Hainen
Und von den Echosteinen
Erschallt ihr Weh.
Und manchen lehret beten
Dein tiefer Felsengrund,
Wer dich in Zorn betreten,
Den ziehst du in den Schlund.
Wo deine Strudel brausen,
Wo deine Wirbel sausen,
Da beten sie.
Mich aber lehrst du singen,
Wenn dich mein Aug' ersieht,
Ein freudenselig Klingen
Mir durch den Busen zieht.
Treib fromm nur meine Mühle,
Jetzt scheid' ich in der Kühle
Und schlummre ein.
Ihr lieben Sterne decket
Mir meinen Vater zu.
Bis mich die Sonne wecket,
Bis dahin mahle du.
Wird's gut, will ich dich preisen,
Dann sing' in höhern Weisen
Ich dir ein Lied.
Nun werf' ich dir zum Spiele
Den Kranz in deine Flut,
Trag' ihn zu seinem Ziele,
Wo dieser Tag auch ruht.
Und nun muß ich mich wenden
Und segnend dich vollenden
Den Abendsang.
Wie oft ich dir gesungen,
Weißt besser du als ich;
Wie manchen Kranz geschlungen,
Weißt besser du als ich.
Die hohen Sterne schwanden
So düster heut in dir,
Es schwanden die Gedanken
So düster heut in mir.
Dir schickt die Blumenkette
Die schöne Ameley,
O helfe mir erretten
Die schöne Ameley.
Wie froh mein Herz geschlagen,
Weißt besser du als ich;
Wie ich mein Leid soll klagen,
Weißt besser du als ich.
Du gabst mir in den Wellen
Die schöne Ameley,
O wolle mir gesellen
Die schöne Ameley.
Gute Nacht, tu dich bedenken,
Was mir das beste sei;
Tu in dem Traum mir schenken
Die schöne Ameley.
Wie klinget die Welle!
Wie wehet ein Wind!
O selige Schwelle!
Wo wir geboren sind.
Du himmlische Bläue!
Du irdisches Grün!
Voll Lieb' und voll Treue,
Wie wird mein Herz so kühn!
Wie Reben sich ranken
Mit innigem Trieb,
So meine Gedanken
Habt hier alles lieb.
Da hebt sich kein Wehen,
Da regt sich kein Blatt,
Ich kann draus verstehen,
Wie lieb man mich hat.
Ihr himmlischen Fernen!
Wie seid ihr mir nah;
Ich griff nach den Sternen
Hier aus der Wiege ja.
Treib nieder und nieder
Du herrlicher Rhein!
Du kömmst mir ja wieder,
Läßt nie mich allein.
Meine Mühle ist brochen,
Und klappert nicht mehr,
Mein Herz hör' ich pochen
Als wenn's die Mühle wär'.
O Vater! wie bange
War mir es nach dir,
Horch meinem Gesange,
Dein Sohn ist wieder hier.
Du spiegelst und gleitest
Im mondlichen Glanz,
Die Arme du breitest,
Empfange meinen Kranz.
Weit bin ich einhergezogen
Über Berg und über Tal,
Der treue Himmelsbogen
Er umgibt mich überall.
Unter Eichen, unter Buchen,
An dem wilden Wasserfall
Muß ich nun die Herberg suchen
Bei der lieb Frau Nachtigall.
Die im brünst'gen Abendliede
Ihre Gäste wohl bedenkt,
Bis sich Schlaf und Traum und Friede
Auf die müde Seele senkt.
Und ich hör' dieselben Klagen
Und ich hör' dieselbe Lust
Und ich fühl' das Herz mir schlagen
Hier wie dort in meiner Brust.
Aus dem Fluß, der mir zu Füßen
Spielt mit freudigem Gebraus,
Mich dieselben Sterne grüßen
Und so bin ich hier zu Haus.
Echo nimm dir recht zu Herzen
Und erlern' die Melodie
Meiner Freuden, meiner Schmerzen:
Ameleya! Ameley!
Blühet stolz ihr Königskerzen,
Ameleya! Ameley!
Wunderinseln, sel'ge Augen,
Die ein liebes Antlitz sehn,
In dem Monde untertauchen,
In der Sonne auferstehn.
Sonn und Mond, ihr lichten Hügel,
Schließet ein die ird'sche Kluft
Und das Leben senkt den Flügel
In des Traumes Zaubergruft.
Wo die Tiefe sich entsiegelt,
Und die Liebe frank und frei
In der ganzen Seele spiegelt
Ameleya! Ameley!
Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen,
Wenn winkend aus wiegendem See
Süß sinnend die Sternelein scheinen,
Werd' heiter, weich' weiter du wildwundes Herz.
Komm Kühle, komm küsse den Kummer,
Süß säuselnd von sinnender Stirn,
Schlaf schleiche, umschleire mit Schlummer
Die Schmerzen, die schwül mir die Seele umschwirrn.
Flöß' flehend du Flötengeflüster
Mir Himmel und Heimat ans Herz,
Leucht' lieblich und lispele düster
Und fächle, daß lächle im Schlummer der Schmerz.
Sieh! sind schon die Sonnen gesunken,
Glück glimmet in Abendlichts Glut
Und Finsternis feiert mit Funken,
Licht locket ins Leben das liebende Blut.
Wir wanken in wohnsamer Wiege,
Wind weht wohl ein Federlein los,
Wie's wehe, wie's fliege, wie's liege,
Fein fiel es und spielt es dem Vater im Schoß.
Schwanenlied
Wenn die Augen brechen,
Wenn die Lippen nicht mehr sprechen,
Wenn das pochende Herz sich stillet
Und der warme Blutstrom nicht mehr quillet:
O dann sinkt der Traum zum Spiegel nieder,
Und ich hör' der Engel Lieder wieder,
Die das Leben mir vorüber trugen,
Die so selig mit den Flügeln schlugen
Ans Geläut der keuschen Maiesglocken,
Daß sie all die Vöglein in den Tempel locken,
Die so süße wildentbrannte Psalmen sangen:
Daß die Liebe und die Lust so brünstig rangen,
Bis das Leben war gefangen und empfangen;
Bis die Blumen blühten;
Bis die Früchte glühten,
Und gereift zum Schoß der Erde fielen,
Rund und bunt zum Spielen;
Bis die goldnen Blätter an der Erde rauschten,
Und die Wintersterne sinnend lauschten,
Wo der stürmende Sämann hin sie säet,
Daß ein neuer Frühling schön erstehet.
Stille wird's, es glänzt der Schnee am Hügel
Und ich kühl' im Silberreif den schwülen Flügel,
Möcht' ihn hin nach neuem Frühling zücken,
Da erstarret mich ein kalt Entzücken –
Es erfriert mein Herz, ein See voll Wonne
Auf ihm gleitet still der Mond und sanft die Sonne
Unter den sinnenden, denkenden, klugen Sternen
Schau' ich mein Sternbild an in Himmelsfernen;
Alle Leiden sind Freuden, alle Schmerzen scherzen
Und das ganze Leben singt aus meinem Herzen:
Süßer Tod, süßer Tod
Zwischen dem Morgen- und Abendrot.
Schwalbenwitz
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
Himmel und Erde sind sich gleich.
Spricht der Himmel: Werde!
Da grünt und blüht die Erde!
Spricht die Erde: Sterbe!
Da wird der Himmel ein lachender Erbe.
Sterne sah ich blinken und sinken,
Den Mond in der Sonne ertrinken,
Die Sonne stieg in die Meere,
Ohne daß sich ein Fünklein verlöre.
Feuer und Wasser hassen sich,
Erde und Wasser umfassen sich,
Luft und Feuer entzünden sich,
Erde und Feuer ersticken sich,
Erde und Luft umkühlen sich,
Luft und Wasser umspielen sich,
Aber alles ist Liebe, Liebe, Liebe
Und wenn sich alles empörte, verzehrte, verschlänge,
Daß gar nichts bliebe, bliebe doch Liebe
Die Hülle, die Fülle, die Menge.
Nachtigall
Sehnsucht, Schwermut, Wehmut,
O wie schwüle Gefühle fühle
Ich im kleinen Herzen,
Daß ich stolz in Demut,
Recht im Glutgewühle
Mir den Mut erkühle
Und in bittern Schmerzen
Süß kann scherzen,
O du Liebeswiderspruch!
Stummes Echo, segensvoller Fluch,
Feuer das erquicket, Luft die ersticket,
Wasser, das dürstend flehet,
Erde, die wie Luft und Feuer wehet.
O wie ist der Streit so geschwinde und gelinde,
Daß die Lust die Liebe finde, beide überwinde
Mit dem blinden Kinde Amor, der die Binde
Seiner Augen niederreißt im Siege,
Um zu schauen, wie die Lieb' der Lust erliege,
Daß das Leben sich zu beiden schmiege,
Und er sieht, der Kampf ist nur die Wiege,
Daß die weinende Sehnsucht schwiege
Und das neue Leben schaukelnd gaukelnd
Zu den Sternen fliege.
Lureley
Singet leise, leise, leise,
Singt ein flüsternd Wiegenlied,
Von dem Monde lernt die Weise,
Der so still am Himmel zieht.
Denn es schlummern in dem Rheine
Jetzt die lieben Kindlein klein,
Ameleya wacht alleine
Weinend in dem Mondenschein.
Singt ein Lied so süß gelinde,
Wie die Quellen auf den Kieseln,
Wie die Bienen um die Linde
Summen, murmeln, flüstern, rieseln.
Herzeleid
Wer nie sein Brot in Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Weinend auf seinem Bette saß,
Der kennt euch nicht, ihr himml'schen Mächte!
Wer einsam nie am Strome ging,
Wer nie wie die trauernde Weide
Sein Haupt zum Spiegel niederhing,
Der weiß noch nichts vom schweren Herzenleide.
Chor
Sieh! wie wandelt der Mond so helle,
Horch! wie eilet die Quelle so schnelle,
Summ, summ, summ,
Kein Tröpflein kommt um.
Liebesleid
Wer vor dem Fels die Hände ringt
Und eines Hirten Liedes fluchet,
Vom Brunn des Mondes nicht mehr trinkt,
Den hat das bittre Elend heimgesuchet.
Wer keine Blume brechen mag,
Sie lieber mitleidlos vernichtet
Mit seines Pilgerstabes Schlag,
Den hat der Liebe Leid wohl hingerichtet.
Chor
Sieh! wie schlummern die Blumen so leise,
Horch auf der Nachtigall klagende Weise,
Summ, summ, summ,
Der Schmerz geht herum.
Liebeseid
Wer glaubt, daß der Treue Schwur,
Den leicht die Lippe spricht in trunknen Stunden,
Ein leerer Schall des Rausches nur,
Des Ehre ist an einer Frauen Haar gebunden.
Und wer die Götter lachen hört,
Als er den Liebesmeineid ausgesprochen,
Von dem hat sich der gute Geist gekehrt,
Sein Herz wird mit dem Glückesrad gebrochen.
Chor
Sieh! wie das Auge der Eule glüht,
Horch! wie die Fledermaus rauschend zieht,
Summ, summ, summ,
Der Meineid geht um.
Liebesneid
Wer Steine wirft ins grüne Haus,
Wo treue Turteltauben girren
Und falsche Lichter stellet aus,
Den Schwimmer auf der Liebesfahrt zu irren;
Wer in dem Taue auf der Flur,
Um einer Hirtin Tugend anzuschwärzen,
Verrät der nächt'gen Liebe Spur,
Der nährt den Wurm des Neids in bösem Herzen.
Chor
Sieh! wie ringelt zwischen Blumen die Schlange,
Horch! wie seufzet die Nachtigall bange,
Summ, summ, summ,
Der Neid geht herum.
Reu und Leid
Wer vor der Sünden Strafe bebt
Und nicht vor ihrem innern Tod erschrecket,
Noch fremde Schuld in seine webt,
In dem ist noch die Buße nicht erwecket.
Wer seine Zeit und die Gebrechlichkeit
In seiner eignen Schuld wagt anzuklagen,
Dem hat die Reue und das bittre Leid
Noch nicht so recht ans kranke Herz geschlagen.
Chor
Horch! wie der Wurm im Holz dort naget,
Horch! wie die Weid' im Teiche klaget,
Summ, summ, summ,
Die Reue geht um.
Mildigkeit
Wer nie der Vöglein Brut gestört,
Wer auf der Schwalbe frühen Morgensegen
Mit süß erquickter Seele hört,
Der geht der Armut mildreich auch entgegen.
Wer die zerknickte Ähre gerne hebt
Und gern die Mücke aus dem Netz befreit,
Der Spinne schonend, die es sinnreich webt,
Des Herz ist voll von göttlichem Mitleid.
Chor
Sieh! an den Dorn hängt das Lamm die Wolle,
Daß sich das Vöglein weich betten solle,
Summ, summ, summ,
Das Mitleid geht um.
Liebesfreud
Wer lachend früh die Sonne grüßt
Und heiter an den Mittag blicket,
Und fromm im Abendsterne liest,
Zufrieden, wie die Nacht ihr Haus beschicket:
Der wird auch froh in Liebesaugen sehen
Und greifet in das falsche Rad dem Glücke,
Es muß vor seinem Frieden stille stehen,
Daß Liebesfreude gründlich ihn entzücke.
Chor
Sieh! wie lächelt gen Morgen die Ferne,
Horch! wie grüßet die Lerche die Sterne,
Tireli, Tireli –
Der treue Müller ist hie.
Säusle liebe Mirte,
Wie still ist's in der Welt,
Der Mond, der Sternenhirte
Auf klarem Himmelsfeld,
Treibt schon die Wolkenschafe
Zum Born des Lichtes hin:
Schlaf, mein Freund, o schlafe,
Bis ich wieder bei Dir bin.
Säusle liebe Mirte
Und träum' im Sternenschein
Die Turteltaube girrte
Auch ihre Brut schon ein.
Still ziehn die Wolkenschafe
Zum Born des Lichtes hin,
Schlaf', mein Freund, o schlafe,
Bis ich wieder bei Dir bin.
Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg', ich wecke
Bald Dich auf und bin beglückt.
Durch die stummen Wälder irrte
Ohne Lämmer, ohne Liebe,
Träumerisch ein armer Hirte,
Unbekümmert, wo er bliebe.
Leichten Sinn in schwerem Herzen
Trug er durch des Tags Gewimmel,
Bittre Freuden, süße Schmerzen
Zogen über ihm am Himmel.
Diesem trüben Wolkenfluge,
Dicht verschleiernd ihm die Sterne
Folgt er mit geheimem Zuge,
In die sehnsuchtsvolle Ferne.
Ohne Ruhe seine Füße,
Über Berg und Tal hinunter,
Seine Lippen ohne Grüße –
Traurig Herz, wie bist du munter!
O ihr grünen treuen Buchen!
O ihr ew'gen ernsten Eichen!
Sagt ihm, was ist wert zu suchen,
Gebet seinem Weg ein Zeichen.
Gieb o Fels ihm eine Stimme,
Flüstre zu ihm fromme Quelle,
Welchen Gipfel er erklimme,
Daß sich ihm das Herz erhelle.
Stilles Röslein aus dem Strauche
Ihm mit trauten Augen winke,
Klarer Lilienkelch, o hauche,
Süß ihm zu, daß Trost er trinke.
Ist ein Heiland wo geboren?
Heil'ge Nacht, Kometen schwingend
Zeig den Pfad, den er verloren,
Ihn gen Bethlehem, hinbringend.
Stumm bleibt Fels und Tal und Bäume
Blumen duftlos, Quell ohn' Klarheit,
Und sein Schlummer ohne Träume,
Und sein Wachen ohne Wahrheit,
Und er sitzet bei den Weiden
Läßt die traurigen Gedanken,
Wie verwaiste Lämmer weiden
Unter wilden Epheuranken.
Als ihn auf dem nahen Grunde,
Den ein dichter Nebel decket,
In der stillen Abendstunde,
Laut ein Hirtenspiel erwecket.
Bei dem Klange der Schalmeien
Hört er zu dem frohen Spiele,
Und sie singen, und sie reihen,
Ohne daß sein Blick hinfiele.
Doch bald hört er tief erquicket,
Eine nur aus all den Stimmen,
Wie man gern auf Blüten blicket,
Die auf lauten Quellen schwimmen.
Zwar verschlungen in dem Spiele
Hört er sie doch ganz alleine,
Gleich als ob die Sonne ziele
Zu ihr mit vertrautem Scheine.
Also weilt auf Waldes Gipfel
Gern das Auge in den Kronen,
Die die Sonne in die Wipfel
Hänget, wo die Nimpfen wohnen.
Also, wenn der Tag gesunken,
Folgen gern der Sehnsucht Blicke
Schweifenden Johannisfunken
Zu geträumtem Liebesglücke.
So schien ihm das Tal der Spiegel
Eines Nacht anschaunden Flusses,
Und die Stimme schien das Siegel
Eines klaren Mondeskusses.
Und das Licht der eignen Blicke
Zündend an der Stimme Schimmer,
Sprach er: find' ich keine Brücke,
Werde ich ein sel'ger Schwimmer.
Dieses Antlitz will ich schauen,
Das mit solchem Zauber redet,
Das mir Friede und Vertrauen,
In die tote Brust gebetet.
Und der Hirte eilte singend,
Fand da bei den Weiden sitzend
Einen Jüngling Körbe schlingend
Und gezierte Pfeile spitzend.
Diesen fraget nun der Hirte
Weißt du Flechter, wo sie wohne,
Die mir meinen Gram entwirrte
Mit der Stimme liebem Tone.
Ob ich's weiß, lacht da der Schlaue
Diese Körbe, diese Pfeile
Sind für sie, zu ihrer Aue
Führ' ich dich in kurzer Weile.
Und er folgt, im Mondenscheine
Wunderbare Träume spinnend,
Daß sie also ihm erscheine
Sich ein falsches Bild ersinnend,
Blaue Augen, blonde Locken
Und ein Mund voll stiller Freuden,
Wie die süßen Blumenglocken,
Die den lieben Mai einläuten.
Und mit seligem Verstummen
Lauscht er auf die goldnen Bienen
Die mit süß berauschtem Summen
Ihm zu ihr zu schweben schienen.
Und er schreitet durch die Pforte
Und er stehet in dem Garten
Ist nun an dem lieben Orte
Seine Freude zu erwarten.
Ach welch wunderbar Erstaunen,
Die sein Traum sich golden sonnte
Sie gehöret zu den Braunen,
Und er dacht' an eine Blonde.
Als er zu ihr niedersitzet,
Nimmt sie still des Flechters Körbe
Und die Pfeile süß gespitzet –
Ob am Korb am Pfeil ich sterbe?!
Denkt der überraschte Hirte,
Schauend in den dunklen Bronnen
Ihrer Augen, und verwirrte
Sich in tausend Zauberwonnen.
Der die Hirtin wollte finden
Hat die Zauberin gefunden,
Der nur Kränze wollte winden,
Ward mit Frauenhaar gebunden.
Mit den Pfeilen spielend, drückte
Sie den Pfeil ins Herz dem Hirten,
Den die Stimme hoch entzückte,
Macht der Anblick zum Verwirrten.
Nimmermehr vor ihr zu stehen,
Gieng er von ihr fest entschlossen
Hat sie nochmals angesehen
Und die Pforte dann geschlossen.
Wo die Wälder tiefer dunkeln
Hörte er den Flechter lachen:
Sahst du ihre Augen funkeln,
Träumend kamst du, lerne wachen.
Wen dies braune Kind gerühret,
Der wird nimmermehr genesen,
Amor ist, der zu ihr führet,
Amor bin ich dir gewesen.
Und der Hirte gieng erzürnet
In den Hain, der nun ihm rauschte,
Und sein Himmel war gestirnet
Stimmen hört er, wo er lauschte.
Ja, weil sie sein Herz erhoben,
War die ganze Welt belebet,
Tief im Tal, am Himmel oben,
Überall die Braune schwebet.
Manche Blume muß er pflücken,
Ordnet sie zum Bilderstrauße,
Schickt sie deutend sein Entzücken
Zu der braunen Zaubrin Klause.
Und der Strauß sprach, dich du Blonde
Ich in meines Traumes Sonnen
Also töricht liebend sonnte,
Daß du braune Glut gewonnen.
Und du mußtest mich bestrafen,
Aus der braunen Nacht der Augen,
Mich zwei Sterne zielend trafen,
Die mir nie mehr untertauchen.
Als er später wieder nahte,
War er stumm und sie war gütig,
Ihre Augen voller Gnade,
Nein sie ist nicht übermütig!
Sieh, da trat zu ihrer Zelle
Fest ein Mann mit tapfrem Wesen,
Ihre Blicke wurden schnelle,
In den Augen ihm zu lesen.
Und er war so schön gerüstet,
Mit den Narben deutsch geschmücket
In der Brust so treu gebrüstet,
Daß sie seine Hände drücket.
Und der Hirte still gerühret,
Müßte sich des Manns erfreuen,
Säh' er, im Triumph geführet,
Seinen Strauß selbst vor ihm streuen.
Und als er nun von ihr gehet
Solche Neigung nicht zu stören,
Schön die Braune vor ihm stehet
Läßt ihn güt'ge Worte hören:
Ich will gern dich wiedersehen,
Du darfst mir den Strauß erklären,
Er soll mir nicht untergehen
Welkend sich mir nicht verzehren.
Und der Hirte spricht: du Fromme
Er ist tapfer, ich bescheiden,
Und wenn ich nun zu dir komme
Bist du himmlisch allen beiden.
Geheime Liebe
Unbeglückt muß ich durchs Leben gehen,
Meine Rechte sind nicht anerkannt;
Aus der Liebe schönem Reich verbannt,
Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!
Nicht die schwache Zunge darf's gestehen,
Nicht der Blick verstohlen zugesandt,
Was sich eigen hat das Herz ernannt,
Nicht im Seufzer darf's der Brust entwehen!
Tröstung such' ich bei der fremden Nacht,
Wenn der leere lange Tag vergangen,
Ihr vertrau' ich mein geheim Verlangen;
Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,
Und der lange leere Tag kommt wieder,
Still ins Herz steigt meine Liebe nieder.
O Zorn, du Abgrund des Verderbens,
Du unbarmherziger Tyrann,
Du nagst und tötest ohne Sterben
Und brennest stets von neuem an,
Wer da gerät in deine Haft,
Bekömmt der Hölle Eigenschaft!
Wo ist, o Liebe, deine Tiefe,
Der Urgrund deiner Wunderkraft?
Herz, nur ein einz'ges Tröpflein prüfe
Von dieses Quelles Eigenschaft,
O, wer in diesem tiefen Meere
Gleich einem Tröpflein sich verlöre!
An dem Feuer saß das Kind,
Amor, Amor,
Und war blind;
Mit dem kleinen Flügel fächelt
In die Flamme er und lächelt,
Fächle, lächle, schlaues Kind!
Ach, der Flügel brennt dem Kind,
Amor, Amor
Läuft geschwind!
»O, wie mich die Glut durchpeinet!«
Flügelschlagend laut er weinet,
In der Hirtin Schoß entrinnt
Hülfeschreind das schlaue Kind.
Und die Hirtin hilft dem Kind
Amor, Amor,
Bös und blind.
Hirtin, sieh, dein Herz entbrennet,
Hast den Schelm du nicht gekennet?
Sieh, die Flamme wächst geschwind,
Hüt' dich vor dem schlauen Kind!
Die Lilie blüht, ich bin die fromme Biene,
Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
Und süßen Tau und milden Honig trinkt,
Doch lebt ihr Glanz, und bleibet ewig grüne
So ist dann selig mein Gemüt
Weil meine Lilie blüht!
Die Lilie blüht, Gott, laß den Schein verziehn,
Damit die Zeit des Sommers langsam geht,
Und weder Frost noch andre Not entsteht,
So wird mein Glück in dieser Lilie blühn,
So klingt mein süßes Freudenlied:
Ach, meine Lilie blüht!
Sieh den dunklen Schleier der Nacht,
Wie er sich hernieder senket,
Da des Wagens schimmernde Pracht
Phöbus nun hinab gelenket.
Sehnsucht führet die Geliebten
Auf des Mondes Zauberpfad,
Wo sie gestern Scherze übten,
Zu des Seees Glanzgestad.
Sieh, den dunklen Schleier der Nacht,
Immer näher aus der Ferne,
Sticken nun mit lachender Pracht
Die geliebten Heldensterne!
Einer aber ist geschweifet,
Er ist heftig und ist mutig,
Und den Mond er peitschend greifet,
Und der blasse Mond wird blutig!
Sieh, des Monds zerschmettertes Schild
In ein rotes Feld sich kehrte,
Und des Wappens gläubiges Schild
Schmückt der Stern mit einem Schwerte.
Benavides, deinem Stamme
Ist der Glanz nun angefacht!
Aber sieh, des Schwertes Flamme
Weichet und es kehrt die Nacht!
Sieh, ein feuriger Regen fällt,
Und es schwebt, gleich einem Sarge
Über der zornumfluteten Welt
Jetzt die gottgebaute Arche!
Und es fliegt der dunkle Rabe,
Kehret hoffnungslos zurück,
Aber mit der Friedensgabe
Sieht die Taube Sonnenblick!
Und es spannt der Bogen des Herrn
Seine bunte Farbenbrücke,
Tränen schimmern so freudig gern
In des Auges Sonnenblicke.
Wie der Hals der Taube schimmert,
Locket eines Habichts Wut,
Ach, der Fried', wird der zertrümmert,
Taube, du wirst Opferblut!
Wohl uns! überm Habicht kreist
Nun ein Falke, doch zu leise,
Denn der Habicht stürzend zerreißt
Weh! die Taube sich zur Speise.
Falke, lieber Falke, stürze
Auf den Habicht, daß ihr Weh
Rächend wenigstens sich kürze,
Daß ich tot den Mörder seh!
Habicht wird zum blutigen Schild,
Unter ihm die arme Taube,
Aber der Falke steiget zum Wild
Über des Wappens geharnischte Haube,
Und der Falke wird zum Schwerte
Das sich flammend abwärts kehrt,
Daß der Traum erfüllet werde,
Nieder in dein Herzschild fährt!
Dein Lied erklang, ich habe es gehöret,
Wie durch die Rosen es zum Monde zog;
Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog,
Hast du zur frommen Biene dir bekehret,
Zur Rose ist mein Drang,
Seit mir dein Lied erklang!
Dein Lied erklang, die Nacht hat's hingetragen,
Ach, meiner Ruhe süßes Schwanenlied!
Dem Mond, der lauschend von dem Himmel sieht,
Den Sternen und den Rosen muß ich's klagen,
Wohin sie sich nun schwang,
Der dieses Lied erklang!
Dein Lied erklang, es war kein Ton vergebens,
Der ganze Frühling, der von Liebe haucht,
Hat, als du sangest, nieder sich getaucht
Im sehnsuchtsvollen Strome meines Lebens,
Im Sonnenuntergang,
Als mir dein Lied erklang!
Die Rose blüht; schloß gleich ein rauher Wind,
Als sie der goldnen Imme sich erschlossen,
Der Liebe arglos offnen Kelch geschwind,
Hat doch der Haß nicht Gift hineingegossen!
Sie schloß gleich einem bangen, zarten Kind
Die Augen, bis die Zornflut abgeflossen;
Vielleicht schloß sie in brünstigem Verlangen
Sich nur so schnell, die Biene einzufangen?
Die Rose blüht, die Biene ist entflohn,
Aufs neue muß sie mit den Frühlingsglocken
Des Zornes Stachel führnden, goldnen Sohn
In ihres Duftes keuschen Busen locken;
Ihr süß'ster Tau, kehrt er, wird ihm zum Lohn;
O kehr, mein Bienlein, sei nicht so erschrocken!
Zum Garten sieht mein Fenster, dorten wohn' ich.
Komm, liebe Imme, sammle Wachs und Honig!
Die Rose blüht; wenn alle Vöglein schlafen,
Wenn nieder hintern Wald die Sonne flieht,
Wenn treu der Mond mit seinen Wolkenschafen
An deiner Rose Stand vorüberzieht,
Zur Stunde, als Imeldens Töne trafen
Ein liebes Herz durch ein unschuldig Lied,
Da will am Fenster nieder zu dem Garten
Die Rose auf die fromme Biene warten.
Die Rose blüht; o fliehe, Licht der Sonnen,
O führe, Mond, die Sternenherde bald
Zum stillen, vollen, goldnen Mondesbronnen,
Streu aus den sichren Schatten, dunkler Wald,
Und bleiche, Mond, was Liebe hat gesponnen!
Doch mit Musik, die anderswo erschallt,
Mag Amor all die Schmetterlinge irren,
Die lauschend gern die Rose dir umschwirren.
Die Rose blüht, der Zorn ist voll Verderben!
Wer, Zorn, gerät in deine finstre Haft,
Der mordet, martert, tötet ohne Sterben
Und hat der bittren Hölle Eigenschaft!
O Liebe, wer die Einsicht dürft' erwerben
Von deiner Gottestiefe Wunderkraft!
O Liebe, wer, ein Tröpflein, sich verlöre
In deines Segens weltumspielndem Meere!
Wohlan! so bin ich deiner los
Du freches lüderliches Weib!
Fluch über deinen sündenvollen Schoß
Fluch über deinen feilen geilen Leib,
Fluch über deine lüderlichen Brüste
Von Zucht und Wahrheit leer,
Von Schand' und Lügen schwer,
Ein schmutzig Kissen aller eklen Lüste.
Fluch über jede tote Stunde
Die ich an deinem lügenvollen Munde,
In ekelhafter Küsse Rausch vollbracht,
Fluch über jede gottvergeßne Nacht,
Die ich in deinem frechen Bett erhandelt,
Die ich in toller Liebe überwacht,
Wohl unter deinem Fenster hingewandelt,
Wenn du mit andern in dem Werk befangen,
Mit andrer Lüg' an anderm Mund gehangen.
Mein Gott, mein Gott, er will sich mein erbarmen,
Mein Herr hat mich befreit aus deinen Armen,
Wohin dein Gott, der Satan mich geführt;
Drum hab' ich nimmer dir dein Herz gerührt,
Und wie ich mochte bitten, mochte flehen,
Kein edles Wort hört' ich von dir erstehen,
Du drohst, du elend Weib, dich zu ermorden,
O könntest du's, es stürb' dein ganzer Orden,
Doch spar' die Mühe nur, denn du bist längstens tot,
Längst faulst du in dir selbst, in Sünd' und Lügenkot.
Schneidst du den Hals dir ab
Und springst du in die Spree,
Du findest nie ein Grab
Die Spreu schwimmt in der Höh'.
Des Todes heiliger Traum
Wird nimmer dich erlösen
Es stirbt ein grüner Baum,
Doch nie ein dürrer Besen.
Zur eignen Rute wirst du noch an deinem Rücken,
Und höchstens reicht dein Leib dir einstens schlechte Krücken.
Wohlan, du elend Weib, nun sind wir auf der Stelle
Wo wir zuerst uns sahn, ich, du, und dein Geselle,
Ich mein' den Teufel, Weib, der deine Seele reitet,
Hör' wie sein Flügel rauscht, den über dir er breitet,
Ich hör' den dunklen Fluß, es tönt die dumpfe Welle,
Du Lügnerin leb wohl, leb schlecht, hier ist die Schwelle,
Wo sich mein reuig Herz, von dir du Hexe scheidet,
Verdorren mag der Fuß, der je dein Bett beschreitet,
Ich hab' dich nie gekannt, ich hab' dich nie gesehen,
Es war ein böser Traum, er muß hinuntergehen,
Das lüderliche Buch, um das du mich betrogen,
Aus dem du geile Brunst für andrer Lust gesogen,
Ich werfe es hinab in diese schmutz'gen Wogen,
Und mit ihm werf' ich hin, was ich für dich gefühlt,
Daß sich die böse Glut, die mir das Herz zerwühlt,
In dieses Flusses trüber Welle kühlt.
Nimm hin den Scheidekuß,
Ich geb' ihn ohn' Verdruß,
Von mir sei dir verziehn,
Wend' dich, zu Gott dahin,
Und fleh', daß er verzeih',
Dem Sünder steht es frei.
Er ist für dich, für mich, für alle uns gestorben,
Ich habe im Gebet mir Trost von ihm erworben.
Ich gab des Heilands Bild in deine schnöden Hände,
So bin durch dich ich auch zu einem Judas worden,
Den Herrn hab' ich verkauft, an die, die ihn ermorden,
Erbarm' dich meiner Seel', und zu dem Kreuz dich wende,
O mache, daß an dir dies Bild ein Wunder tut,
Und daß er dich erlöst mit seinem heiligen Blut,
So darf ich ruhig sein, daß ich so fromme Gabe
An dich, du elend Weib, so schnöd vergeudet habe,
Nun wend' ich mich von dir, ich will in Friede gehn,
Ich will unschuldig nun die Sterne wiedersehn,
Ich will zu Gott dem Herrn um Hülfe für dich flehn,
Daß dich die Gnade sein barmherzig mög' anwehn,
Daß einen Engel er, zu dir ermahnen sende,
Daß er dein elend Herz wie meines zu sich wende,
So gehet nicht mein Schmerz, doch Leid und Lieb' zu Ende.
Ich träumte hinab in das dunkle Tal
Auf engen Felsenstufen
Und hab' mein Liebchen ohne Zahl
Bald hier, bald da gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieber Hirt nun sage mir,
Hast du Treulieb gesehen,
Sie wollte zu den Lämmern hier,
Und dann zum Brunnen gehen,
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb in meinem Schoße saß
Dort oben an den Klippen
Und weil die Wangen ihr so blaß,
So küßt' ich ihre Lippen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich blies die Flöte, ich flocht den Kranz
Ich gieng ihr Blumen zu pflücken,
Ich wollte sie zum Abendtanz,
Als meine Buhle schmücken.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Da hört sie ein schallendes Jägerhorn
Da tät sie die Öhrlein stellen
Und schwang sich hinüber durch Distel und Dorn
Und folgte dem Waldgesellen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte hinab in den dunklen Wald
Auf engen Felsenstufen
Und habe mein Liebchen, daß es schallt
Bald hier, bald da gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieber Jäger nun sage mir
Hast du mein Lieb gesehen,
Sie wollte in das Waldrevier
Zu Hirsch und Rehen gehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb lag heut in meinem Arm
Im Schatten kühler Eichen
Wir herzten uns, es ward ihr warm,
Sie gieng ins Bad zu steigen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Der Mühlbursch hell ein Liedlein pfiff
Da tauchte Treulieb unter,
Und tauchte auf, sprang in sein Schiff,
Ohn' Hemd doch frisch und munter.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träume hin an Mühlbachs Rand
Auf engen Felsenstufen
Und habe in schallender Klippenwand
Mein Liebchen oft gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Nun lieber Müller nun sage mir
Hast du mein Lieb gesehen
Ich gab ihr Korn sie wollte hier
Bei dir zur Mühle gehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb ist heut auf weichem Pfühl
In meinem Arm entschlafen,
Es klang die Schelle es klappte die Mühl',
Das Auffüllen hab' ich verschlafen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Und als mich morgens die Reuter geweckt
Die hier vorbei gezogen
Hat sie der Trompeter in Mantel gesteckt
Und mich um sie betrogen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte hin auf der Reuter Zug
In Staub erkannt' ich die Hufen
Und wo das Herz mir lauter schlug
Hab' Treulieb ich gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieber Reuter willst du mir
Wo Liebchen ist wohl sagen,
Ich weiß sie hat geholfen dir
Dein Zeltlein aufzuschlagen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb bei mir im Zelte lag,
Das Pulfer hat sie gerochen
Die ganze Nacht, doch früh am Tag
Da ist sie aufgebrochen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Es zog der Bettelstudent vorbei
Und spielte auf der Leier
Sie guckt hinaus, was es wohl sei
Und folgt dem neuen Freier.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte, ich folg' der Leier Klang
Hinab viel Felsenstufen
Und habe auf dem bittren Gang,
Mein Liebchen noch oft gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieber Schüler sage mir
Hast du Treulieb gesehen
Sie wollt', ich weiß es wohl, bei dir
Zur Singeschule gehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb fraß mit mir auf einmal
Wohl Bettelbrot zwei Pfunde
Den Wein den sie dem Reuter stahl
Trank ich aus ihrem Munde.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Doch als ich an der Schmiede stand
Ums Abendbrot zu singen
Viel größre Freude sie empfand
An kräft'gem Hammerschwingen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieber Meister wohlgestalt
Sprach sie zum ruß'gen Mohren
Beschlag mich lieber warm als kalt
Viel Eisen hab' ich verloren.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumt' zur Schmiede den schwarzen Gang
Hinab so viele Stufen
Und lauter als der Hammer klang
Hab' ich Treulieb gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Der Meister sprach sie hat der Knecht
Der Knecht, sie hat der Bube
Der Bube wies mich dann zurecht,
Zu Todengräbers Stube.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumt' hinab ins Totental
Wohl tausend dunkle Stufen
Und hab' mein Lieb wohl tausendmal
Mit bittrer Angst gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein Todengräber nun sage mir
Hast du mein Lieb gesehen
Auf ihrer Mutter Grab allhier
Wollt' sie die Blumen säen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb lag bei mir manche Nacht
Und sang mir freche Lieder
Und wenn ich ein Fräulein zu Grab gebracht
Da stahl sie ihr den Mieder.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Sie stiehlt der Braut den Jungfernkranz
Die schwarzen Todenschuhe
Die zieht sie an und gieng zum Tanz,
Und nimmt den Leichen die Ruhe.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Und als sie nach goldnen Ringen sucht
Und in den Sarg tät langen,
Der tote Jude der tief verflucht
Hat zärtlich sie umfangen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Wo ist des toten Juden Grab,
Wo ruht der böse Bube
Der Totengräber zur Antwort gab
Geh nach der Schindergrube.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte zum dunklen Galgen hin
Hinauf viel tausend Stufen
Und hab' mein Lieb mit wildem Sinn
Wie Raben und Geier gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Nun toder Jude sage mir
Hast du Treulieb gesehen,
Sie wollte ganz allein zu dir
Um dich zu taufen gehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Sie lag bei mir zur zwölften Stund,
Und hat mir's nicht gedanket
Es heulte zum Mond des Schinders Hund
Der Gehenkte im Galgen schwanket.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Da läßt sie die edle vertrauliche Gruft
Und stiehlt mir meine Geschmeider
Und steigt herauf zu dem luftigen Schuft,
Auf der dünnen Galgenleiter.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte hinauf ins leere Schloß
Wohl auf der Leiter Stufen
Und habe auf jeder Galgenspross'
Nach meinem Lieb gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Nun sag' mir mein gehenkter Schuft
Hast du Treulieb gesehen,
Sie schöpfte hier wohl frische Luft
Und wollte um sich sehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Sie hat mit mir im Mondenschein
Ein Stündchen sich geschaukelt,
Da hob sich Lärm und wildes Schrein
Da kam es heran gegaukelt.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Zuerst der Hexen Troß voran
Auf Gabeln und auf Besen,
Und dann der Meister Urian
Der hat sie sich erlesen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Er faßt die Jungfer sich aufs Korn
Mit angenehmen Sitten
Sie faßt den Teufel bei dem Horn
Zum Blocksberg sie dann ritten.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Ich träumte hinauf die steile Höh'
Auf engen Felsenstufen,
Und hab' mit Ach und hab' mit Weh
Nach meinem Liebchen gerufen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Nun lieber Teufel sage mir
Hast du Treulieb gesehen
Sie kam allein herauf zu dir,
Dich kämpfend zu bestehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb sie küßte mich unterm Schwanz,
Ich war ihr wohlgewogen,
Doch hat sie mir beim wilden Tanz
Ein Ohr schier abgelogen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Geh nimm sie wieder da sitzet sie,
Auf einem Katzendrecke,
Bist du Treulieb ich laut aufschrie,
Als ich das Luder entdecke.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Mein lieb Treulieb, nun sage mir
Hast du Treulieb gesehen
Sie soll nun mir in dir allhier
Wahrhaftiglich bestehen.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Treulieb, Treulieb sie sitzt allhie
Auf mir dem falschen Schwure.
Treulieb ist Dichterphantasie
Und ich bin deine Hure.
Treulieb, Treulieb ist verloren!
Die Welt war mir zuwider
Die Berge lagen auf mir
Der Himmel war mir zu nieder
Ich sehnte mich nach dir, nach dir,
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Ich trieb wohl durch die Gassen
Zwei lange Jahre mich
An den Ecken mußt' ich passen
Und harren nur auf dich, auf dich.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Und alle Liebeswunden
Die brachen auf in mir
Als ich dich endlich gefunden
Ich lebt' und starb in dir, in dir!
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Ich hab' vor deiner Türe
Die hellgestirnte Nacht,
Daß dich mein Lieben rühre
Oft liebeskrank durchwacht.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Ich gieng nicht zu dem Feste
Trank nicht den edlen Wein
Ertrug den Spott der Gäste
Um nur bei dir zu sein.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Bin zitternd zu dir gekommen
Als wärst du ein Jungfräulein,
Hab' dich in Arm genommen
Als wärst du mein allein, allein.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Wie schlecht du sonst gewesen
Vergaß ich liebend in mir
Und all dein elendes Wesen
Vergab ich herzlich dir ach dir,
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Als du mir nackt gegeben
Zur Nacht den kühlen Trank
Vergiftetest du mein Leben,
Da war meine Seele so krank so krank,
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Bergab bin ich gegangen
Mit dir zu jeder Stund,
Hab' fest an dir gehangen
Und gieng mit dir zu Grund.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Es hat sich an der Wunde
Die Schlange fest gesaugt
Hat mit dem gift'gen Munde
Den Tod in mich gehaucht.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Und ach in all den Peinen
War ich nur gut und treu
Daß ich mich nannt' den Deinen
Ich nimmermehr bereu', bereu'.
O lieb Mädel, wie schlecht bist du!
Heil'ge Nacht, heil'ge Nacht!
Sterngeschloßner Himmelsfrieden!
Alles, was das Licht geschieden,
Ist verbunden,
Alle Wunden
Bluten süß im Abendrot!
Bjelbogs Speer, Bjelbogs Speer
Sinkt ins Herz der trunknen Erde,
Die mit seliger Geberde
Eine Rose
In dem Schoße
Dunkler Lüste niedertaucht.
Zücht'ge Braut, zücht'ge Braut!
Deine süße Schmach verhülle,
Wenn des Hochzeitbechers Fülle
Sich ergießet.
Also fließet
In die brünst'ge Nacht der Tag!
Mond, Mond!
Wie die Wellen kühlen,
Wie die Winde wühlen
In den dunklen Mähnen der Nacht!
In dem Bade spielt die Keusche,
Und die Woge wühlt berauschet,
Ringsum schweigt das Waldgeräusche,
Weil es lüstern niederlauschet.
Mond, Mond!
Wie die Wellen kühlen,
Wie die Winde wühlen
In den dunklen Mähnen der Nacht!
Und die schlauen Leschien schleichen
Klein wie Gräser durch die Wiesen,
Durch die Haine hoher Eichen
Hoch wie ungeheure Riesen.
Mond, Mond!
Wie die Wellen kühlen,
Wie die Winde wühlen
In den dunklen Mähnen der Nacht!
Mit Geläut der Herdenglocken,
Mit der Turteltaube Lachen
Müde Wandrer sie verlocken,
Kitzlen dann zu Tod die schwachen.
Mond, Mond!
Wie die Wellen kühlen,
Wie die Winde wühlen
In den dunklen Mähnen der Nacht.
Und schon nahen sie dem Bade
Auf den Wald- und Wiesenpfaden,
Doch ein Hirte am Gestade
Ruft – Triglawa ist verraten!
Und den Hirten, der sie rettet,
Nun Triglawa hoch belohnt,
Treu in ihren Arm gebettet
Trägt sie ihn, den keuschen Mond.
Mond, Mond!
Wie die Wellen kühlen,
Wie die Winde wühlen
In den dunklen Mähnen der Nacht!
Komm heraus, komm heraus, du schöne schöne Braut,
Deine guten Tage sind nun alle, alle aus.
Deine Jungfraun läßt du stehn,
Willst nun zu den Weibern gehn.
Dein Schleierlein weht, dein Schleierlein weht,
Die Tränen des Taues, die weinest du zu spät.
Lege ab, lege ab auf ew'ge, ew'ge Zeit
Schild und Schwert und Panzer, deine Waffen, dein Geschmeid.
Aus dem Helm ins Haubelein
Schließest du die Locken ein.
Dein Schleierlein weht, dein Schleierlein weht,
Die Tränen des Taues, die weinest du zu spät.
Lache nur, lache nur, die roten, roten Schuh
Werden dich einst drücken, sie sind eng genug dazu,
Wenn wir zu dem Tanze gehn,
Wirst du bei der Wiege stehn.
Dein Schleierlein weht, dein Schleierlein weht,
Die Tränen des Taues, die weinest du zu spät.
Winke nur, winke nur, sind nur leichte leichte Wink',
Bis du an dem Finger trägst den goldnen Sklavenring,
Goldne Ketten legst du an,
Und beschwerlich wird die Bahn!
Dein Schleierlein weht, dein Schleierlein weht,
Die Tränen des Taues, die weinest du zu spät.
Tanze nur, tanze nur deinen letzten letzten Tanz,
In der Sonne welket bald dein schöner Hochzeitskranz.
Lasse nur die Blumen stehn,
Auf den Acker mußt du gehn.
Dein Schleierlein weht, dein Schleierlein weht,
Die Tränen des Taues, die weinest du zu spät.
In dir ringelt die Träne, auf dir lächelt das Mondlicht,
Welle, bald Woge, bald Strom, wie dich das Ufer umkränzt,
Gifttrank und lieblicher Wein, wie dich die Schale umfaßt.
Lethe wird nimmer in dir, Psychen ein Spiegel wohl oft,
Aber es tauchet der Schwan ins heilignüchterne Wasser
Trunken das Haupt, und singt sterbend dem Sternbild den Gruß.
Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg
1813
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler steht auf,
Und streckt seine Schwingen
Zur Sonne hinauf,
Und wiegt seine Kronen
Und wieget sein Schwert,
Reichsapfel und Szepter,
Und das ist was wert.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler zieht aus,
Blickt fest in die Sonne
Und machet sich kraus,
Und schüttelt den Fittich
Und mißt seinen Feind,
Und grüßet die Freunde
Und gut ist's gemeint.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler jauchzt auch;
Ihn grüßet sein Bruder
Aus Flammen und Rauch,
Der russische Phönix
Verjüngt in dem Brand
Der heiligen Moskau,
Reicht stark ihm die Hand.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler kühn schaut,
Und grüßt seinen Bruder
Den Preußen vertraut.
Willkomm, Hohenzollern,
Du bist mir ein Aar,
So brav als in Habsburg
Wohl einer je war.
Nun jauchze, mein Östreich!
Drei Adler sind eins,
Und geben ein Zeugnis,
Zum Schrecken des Feinds,
O bleibt treu und einig,
Ihr Säulen der Zeit,
Die heilige Dreizahl
Wird niemals entzweit.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dem Adler zum Streit
Sind schwedische Löwen
Und Herzen Geleit;
Sie führt ein gekrönter,
Ein herzhafter Held,
Steckt Fahnen des Sieges
Hinaus in die Welt.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler schwebt auf,
Von spanischen Türmen
Brülln Löwen im Lauf
Hoch auf den Pyrenäen,
Und springen voll Lust,
Dich wieder zu sehen,
Dem Feind an die Brust.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler vergnügt
Dem brittischen Einhorn
Auf der Waffe sich wiegt.
Sein Haupt legt das Einhorn
Der Jungfrau zum Schoß,
Und macht die Europa
Vom Talisman los.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler weit spannt
Den Flug vor der Sonne
Und schattet ins Land,
Und bald ward auch darum
Der rheinische Bund
Sub umbra alarum
Tuarum gesund.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adlerflug klingt;
Der bayrische Löwe
Sein deutsches Schwert schwingt;
Und Schwaben und Franken
Und Baden stehn treu,
Der Sieg soll euch danken,
Mein Deutschland wird neu!
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler froh lacht,
Die sieben Provinzen,
Sind herrlich erwacht.
Herr Gott wir dich loben,
Singt jubelnd Holland,
Und Orange boven
Ertönet der Strand.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler erquickt
Den Fittich im Meer schon,
Schon brauset entzückt
Und brandet die Woge.
Frei grüßt schon Triest
Die siegvollen Segel
Von Süd, Ost und West.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adlerflug tönt,
Hoch jauchzet der Rhein auf,
Und Deutschland versöhnt
Schickt freudige Rächer.
Am Bacchus-Altar
Leert sühnend den Becher
Die siegende Schar.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler entzückt
Den Adler der Deutschen
Am Himmel erblickt,
Der tauchet die Flügel
In goldenen Wein,
Da klirren die Fesseln
Und stürzen zum Rhein.
Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler nun trinkt,
Gesundheit ihr Helden,
Der Siegskelch erklingt!
Sieg Östreich! Sieg Reuße!
Sieg England! Sieg Schwed'!
Sieg Deutschland! Sieg Preuße!
Sieg Schwert! Sieg Gebet!
Ein kühler Wind aus Orient
Will uns den Tag verkünden,
Wer recht den lieben Tag erkennt,
Dem muß die Nacht verschwinden.
Den Morgenstern, gleich einem Held,
Seh' ich hellfunkelnd schweben;
Er wacht am blauen Himmelszelt
Und wird den Sieg uns geben.
Ah bassa manelki teremtete,
So bläst der Trompeter, so wünschet ein jeder,
Auf daß es nun endlich recht drauf und dran geh'!
Man streicht sich den Schnurrbart, und giebt ihm den Zwick
Und wiegt in dem Säbel des Feindes Geschick.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Wir fahren auf Rossen zusammengegossen
Wie die Wetterwolken in himmlischer Höh',
Es schmettern wie Blitze die Säbel hervor,
Wer fest nicht im Sitze, der kriegt eins ans Ohr.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Wir ungrischen Husaren, wir haben erfahren,
Daß der Feind nicht gern in die Augen uns seh',
Sein schlechtes Gewissen verträgt kein Gericht,
Ins Gras oft gebissen hat vor uns der Wicht.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Mein Säbel, der treue, den Kampf nun erneue,
Daß noster Franciscus Justitiam seh'.
Wir Ungern wir schlagen mit dem Säbel auf'n Tisch,
Protestor wir sagen, dann geht es von frisch.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Heraus ihr Neuntöter, Pariser Dekreter,
Auf daß man euch a bißl die Kundschaft nachseh'
Und wer nicht kapabel mit Füß' und mit Händ',
Dem schreibet mein Sabel mit Blut aufs Patent:
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Wie riecht ihr neubacken, die russ'schen Kosaken,
Die suchten euch wahrlich recht gründlich die Flöh',
Gespickt mit der Nadel, gespießt und rotiert
Heraus mit dem Bratel, nun wird es transchiert.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Pariser Husaren, die öfters schon waren,
Wo seid ihr? Da grunzet ein Schwein in die Höh':
Vor Magdeburg hieben die Preußen sie klein,
Was übrig geblieben, das fraß ich allein.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Die Sau sah der Unger, sie schwankte vor Hunger,
Er sprach: halt dich immer nur bei der Armee.
Ich mäst' dich mit Garden, mit lauter Offizier,
Die ich mit deiner Schwarten an die Stiefel mir schmier'.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Der lügt wie gedrucket, der die Achseln noch zucket,
Daß er nicht gehaun noch gestochen euch sah.
Dort ließt ihr's im Stiche, hier kriegt ihr's im Hieb.
Mit ungrischer Küche, nehmt halters vorlieb.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Heraus, was noch übrig, ihr seid ja ganz fiebrig,
Heraus nur, ich koch' euch 'nen ungrischen Tee.
Was nackete Pferschen, potz Himmel und Erd'!
Ihr habt untern Märschen nur Wölf' und kein Pferd.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Ah bassa manelki teremtete!
Ihr könnt einems Reiten auf Lebtag verleiden,
Streu' dich mit Chausseestaub du große Armee,
Dann lerne vom Schneider, zu Wien beim de Bach,
Der kann's viel gescheiter, ihr macht's ihm schlecht nach.
Chor:
Schlechte Reiter Sind nichts weiter
Als sechsbeinige Bärenhäuter.
Es leben die Soldaten,
So recht von Gottes Gnaden,
Der Himmel ist ihr Zelt,
Ihr Tisch das grüne Feld.
Ihr Bette ist der Rasen,
Trompeter müssen blasen,
Guten Morgen, gute Nacht,
Daß man mit Lust erwacht.
Ihr Wirtsschild ist die Sonne,
Ihr Freund die volle Tonne,
Ihr Schlafbuhl ist der Mond,
Der in der Sternschanz wohnt.
Die Sterne haben Stunden,
Die Sterne haben Runden
Und werden abgelöst,
Drum Schildwacht sei getröst.
Wir richten mit dem Schwerte,
Der Leib gehört der Erde,
Die Seel' dem Himmelszelt,
Der Rock bleibt in der Welt.
Wer fällt, der bleibet liegen,
Wer steht, der kann noch siegen,
Wer übrig bleibt, hat Recht,
Und wer entflieht, ist schlecht.
Zum Hassen oder Lieben
Ist alle Welt getrieben,
Es bleibet keine Wahl,
Der Teufel ist neutral.
Bedienet uns ein Bauer,
So schmeckt der Wein fast sauer
Doch ist's ein schöner Schatz
So kriegt sie einen Schmatz.
Auf mit Gott zum Kampf, ihr Brüder,
Mit dem Schwert und dem Gebete,
Reiß den Sieg vom Himmel nieder,
Deutscher, Russe, Britte, Schwede!
Helf' uns Gott, der Herr, der Hohe,
Der auf uns herniederschauet,
Seht schon lodern lichterlohe
Scheiterhaufen rings erbauet.
In den Flammen heil'gen Zornes,
In gerechter Rache Gluten
Brennt der Busch des bösen Dornes,
Der die ganze Welt ließ bluten.
Selig, wer von ganzem Herzen
Alles, was ihn tief verletzet,
Alle Trauer, alle Schmerzen,
An dies heil'ge Opfer setzet.
Denn wir wollen das verbrennen,
Was in Leib und Seel uns störet,
Wer kann das mit Worten nennen,
Was ihn in dem Geist empöret.
Elend, Qual und Not und Frevel
Trug und List und Hohn und Lüge,
Schmolz der Feind zu glühem Schwefel,
Daß die Flamme höher schlüge.
Freudig drum ihr Kampfesbrüder,
Schließt euch treulich um die Flammen,
Brennt den Dorn zur Asche nieder,
Der ein Ölbaum soll entstammen.
Eine Taube soll sich schwingen
Aus der Glut, soll Friedenszweige
Der empörten Erde bringen,
Daß sie aus der Zornflut steige.
Friede ward umsonst verlanget,
Unsrer Ehr' und Freiheit Friede,
Auf zum Kampf nun, wer nicht banget,
Und vor keinem Götzen kniete.
Vivat alle mit einander,
Vivat Georg und Alexander,
Vivat Friedrich, Vivat Franz!
Vivat hoch der Waffentanz!
Brautkranz!
Viktoria!
Gloria!
Theodor Körner an Viktoria
»Ich weiß es wohl, du hast um mich geweint,
Es geht die Welt nichts an, du kennst mich gut,
Wie du mich kennst, so hab' ich es gemeint,
Mit dir, dem Vaterland und meinem Blut,
In Lebenslust hab' ich zur Kunst gestrebt,
Der kann nicht dichten, der nicht gerne lebt.
Du weißt es wohl, ich habe gern gelebt,
Ich war so jung, so fröhlich, so gesund,
Das Lied, das meiner Lyra kaum entschwebt,
Trug an der Menschen Herz dein schöner Mund.
O selig Lied! dem Huld die Seele giebt,
Der kann nicht leben, der nicht gerne liebt.
Du weißt es wohl, ich habe dich geliebt,
Verzeih, o Liebe, die den Kranz mir wand,
Daß andre Feier mir den Kranz auch giebt,
Den Eichenkranz das deutsche Vaterland.
Bei einer Eiche senkten sie mich ein,
Der kann nicht lieben, der nicht frei will sein.
Du weißt es wohl, ich konnte frei nur sein
Mit meines Deutschlands deutscher Kunst und Art,
Und setzte deutsch mein deutsches Leben ein,
Gleich deutschen Dichtern auf der Ritterfahrt.
Der hat gedichtet nicht, geliebt, gelebt,
Der kann nicht frei sein, der dem Tod erbebt.
Du weißt es wohl, daß gern den Tod ich starb.
Ich sah Viktoria dich, und stieg hinab,
Leg nun die Kränze all, die ich erwarb,
Kunst, Liebe, Leben, Freiheit, auf mein Grab,
O Epheu, Lorbeer, Myrte, deutsche Eiche,
Singt der Viktoria, was ich verschweige.«
Schön war sein Tod, ich traure nicht um ihn.
Der Frühling kömmt, und macht die Bäume grün,
Der Vogel singt, die grünen Räume blühn,
Die Blüte fällt, die reifen Früchte glühn,
Sie bricht der Herbst, die Sänger weiter ziehn.
Still wird die Welt, es neiget sich der Winter,
Und zu des ew'gen Feuers Licht führt Gott die Kinder!
Soldaten-Katechismus
Bist matt und müd, so sing ein Lied,
Aus Herzenslust, das stärkt die Brust.
In höchster Qual fluch' wohl einmal,
In heißem Streit Gott dir's verzeiht.
Geh in die Schanz froh wie zum Tanz,
Heil giebt der Tod, das Leben Not.
Gefangen sein ist große Pein,
Viel besser ficht bis 's Aug dir bricht.
Scheint grausam dir dein Offizier,
Bedenke hart ist Krieges Art.
Der Bürger schwätzt, der Prahler wetzt,
Der Krieger ficht, Mensch richte nicht.
Nicht räsonier', wie man dich führ',
Du bist im Plan, man giebt ihn an.
Montur ist eng, Ordnung gestreng,
Für alles steht, der vor dir geht.
Halt trocken rein so Schloß als Stein,
Leicht ist's geputzt und viel es nutzt.
Bad', wasche dich, wenn's schicket sich,
Gesund dich's hält, und kost't kein Geld.
Wo du quartiert, hilf gern dem Wirt,
Dann tut er dir mehr als Gebühr.
Du bist Soldat, die Kriegestat
Sei dein Genuß aus Will und Muß.
Hart ist die Nuß, doch beißt das Muß
Den Kern heraus, das sei dein Schmaus!
Sei treu der Fahn' stets zugetan,
Du schworst bei ihr, nicht desertier'.
Mit Magd und Weib nicht Mutwill treib,
Die dich gebar auch beides war.
Getreue Lieb' nur Einer gieb,
Das stärkt in Schlacht und Todesnacht.
Wer alle Tag' treibt neuen Scherz,
Hat statt dem Herz 'neu Taubenschlag.
Trink nicht zuviel beim Würfelspiel
Das giebt bös Wort und bringt in Mord.
Halt auf die Ehr', doch überhör'
Ein Wort, das leicht vom Munde streicht.
Hart ist die Zeit, such' keinen Streit,
Als wo der Feind im Feld erscheint.
Schneid kein Gesicht dem Schwächern nicht,
Ein Schwacher ist doch auch ein Christ.
Verleumd' geschwind kein armes Kind,
Wer Böses spricht, sich selber sticht.
Die Landwehr ehr', ihr Dienst ist schwer,
Läßt Hof und Haus und hilft dir aus.
In Feindes Land üb' keine Schand,
Das merkt er sich und schützet dich.
Doch trau' auch nicht auf jed Gesicht,
Sei streng und mild, ein edles Bild.
Wer als dein Feind gesund erscheint,
Dein Bruder wird, ist er blessiert.
Bei Glockenklang und Kirchensang
Den Hut fein zieh, und beug die Knie.
Wo kein Kapell, die Augen hell
Bei Nacht und Tag zum Himmel schlag.
Ein Stoßgebet in Not erhöht
Des Mannes Mut und stillt das Blut.
Der Morgenstern steht Gott dem Herrn
Auch vor dem Zelt, ein frommer Held.
Mit Gott und Welt sei stets gestellt
Die Rechnung dein hübsch klar und rein.
Dann bist du frei, trifft dich das Blei,
Fällt dir dein Los in Gottes Schoß.
Am Morgen sprich, Gott segne mich,
Am Abend denk, Gott Schutz mir schenk.
Und in der Schlacht, Gott für mich wacht,
Der steht, der fällt, den er bestellt.
Tiroler Wetter und Barometter beim Aufstand gegen die Franzosen
Treibt mit der Ofengabel
Die Natur nur hinaus,
Ihr seid's nit kumpabel,
Sie findt sich nach Haus.
Zur Frühe heut guckte
Mein Stutzen ich an,
Potz Schlakri, da zuckte
Von selber der Hahn.
Da wurd' mir's ganz schwüli,
Ich mach's Fenster glei auf,
Von Salzburg weht kühli
A Lüftli herauf.
Das reißt mir in der Stuben
Den Apoli von der Wand,
Und schmeißt ihn auf'n andern
Der unter ihm stand.
Es wollt' halt nit ruhen,
Es tät halt an Schlag,
Daß hinter der Truhen
In Stücken er lag.
Französische Nägel
Sind weich wie a Dreck,
Kaum trifft sie der Schlegel,
So ist der Kopf weg.
Am Steierschen Kloben
Mei Stutzen fest hangt,
Der Wind tut dran toben,
Daß es hin und her schwankt.
Nu raus aus dem Kasten
Meim Franzl sei Porträt,
Sollst länger nit fasten,
Nu kommst du ans Brett.
Gleich unter meim Herrgott
Wo's gewaltig gut hangt,
Nu nehm' ich mein Stutzen,
Weil's zu mir verlangt.
Es sind heut die Mucken
Ganz toll aus der Weis',
Das Dach tut mich drucken,
Ich mach' mich auf die Reis'.
Es zeigt's der Kalender,
Es krähet's der Hahn,
Daß's Wetter sich änder',
Ich schau's an der Fahn.
Ich schau's an der Alpen
Da hangt so a Duft,
Am Grund streicht die Schwalben
Als hätt' sie kein Luft.
Franzosen und Ferkel,
Wie wühlens' in der Erd,
Wie druckens' sich z'sammen,
Weil der Adler niederfährt.
Mein Dientl sein Katzen,
Die hat's am Geruch,
Sie leckt sich die Bratzen,
Es kommt halt Besuch.
Es ist a Gezwitzer
Es ist so a Zeit,
Im Schnee a Geblitzer,
Als wär 'der Adler nit weit.
Der Adler, der Kaiser,
Der gewaltig groß Freund,
Der Franzel, der Vater,
Der's gut mit uns meint.
Ich mein' halt, mei Himmel,
Ich mein' halt, mei Erd,
Ich mein' halt, das Landel
Dem Franzel gehört.
Ihr habt mir's gelaugnet
Mit Händ und mit Füß,
Doch hat mir's behauptet
Mei Stutzen für g'wiß.
Mein Stutzen ist wahrhaft,
Er fehlet mir nicht,
Er denkt, wie ich selber,
Sagt's jedem ins G'sicht.
Und wer ihm nicht glaubet,
Dem bringt er's halt bei,
Den Stein aufgeschraubet,
Mit Pulver und Blei.
Französische Mucken,
Nu packt's euch hinaus,
Nu lüft' ich mit Pulver
Mei'm Kaiser sei Haus.
Ich schieß' nu den Vogel
Von der Herberg, ihr Leut',
Voll Flöh war sei Streuen,
Und doppelt sei Kreid'.
Potz Schlakri ihr Buben,
Nu werfet die Säu'
Hinab in die Gruben
Und hebt's a Geschrei.
Nu packt's euch nur außi,
Franzosen, Juchhe!
Nu mach' ich mich mausi,
Mein Adler ich seh',
Er ruft wie a Glocken
Zur heil'gen Kirchfahrt,
Schwebt blau, wie a Locken
Aus'm Herrgott sei'm Bart.
Auf d'Knie fallt's nu nieder,
Und danket's all Gott,
Er hilft uns schon wieder
Aus'm feindlichen Spott.
Nu außi die Stutzen
Und jaget's die Gäst,
Wir müssen ausputzen
Unserm Adler sei Nest.
Es gehört ja beim Schlakri,
Kein Pfau und kein Sau,
Kein Wiedhopf, kein Guckuck,
Im Adler sein Bau.
Nu hussau nu hussau,
Nu pürscht sie hinaus,
Und stürzt auch a Gamsel,
So macht's euch nichts draus.
Wir haben unsre Sachen
Auf Treuheit gestellt,
Wir duzen den Herrgott,
Und Kaiser und d'Welt.
Wir tragen's Gewandel
Wir tragen den Hut,
Schon viel hundert Jahr lang,
Und sie halten sich gut.
Wir stehn auf den Hacken
So fest wie die Berg,
Und tragen auf'm Nacken
Die Zeit, wie an Zwerg.
Wir haben's getragen,
Wie en meisterlos Kind,
Nu aber wir schlagen
Ihr eins um den Grind.
Potz Schlakri ihr Buben
Dem Sandwirt sein Sohn,
Steht auch bei den Preußen,
Und giebt's kein Pardon.
Der Riedl und sei Bruder
Sind auch mit dabei,
Die greifen's von außi,
Und machen uns frei.
Gemalt auf der Dosen
Tragens' den Hofer im Sack,
Und bietens' den Franzosen
Schneeberger Tabak.
O Hofer, mein Hofer,
Du gewaltiger Freund
Du bist nu im Himmel,
Wo die Sonn' runterscheint.
Sankt Jörg ist ein Ritter
Im englischen Heer,
Der hängt halt dein Stutzen
Nu neben sein Speer.
Du hast auch den Lindwurm
Gen den er sich g'setzt
Oft sakrisch im Landsturm
Zusammengefetzt.
O Hofer, mein Hofer
Sei unser Patron,
Leg' für uns a Bitt ein
Im himmlischen Thron.
Komm zu uns auf Urlaub,
Und hilf uns im Streit,
Und bring uns a Fahndel
Im Himmel geweiht.
Speckbacher, Speckbacher
Nu merken wir dich,
Du bist halt a Streiter,
Und kennst halt die Schlich,
Der Adler schon setzet
Auf'n Gletscher sich hin,
Den Schnabel er wetzet,
Da kommt die Lawin'.
Nu bückt's euch Franzosen,
Nu kömmt die Lawin',
Der Stoß kömmt von Moskau
Über Preußen und Wien.
Und größer und größer
Kömmt's niedergebraust
Nu ludelt ihr Dienteln,
Daß's den Kindern nit graust.
Apoli, Apoli
Das Eis taut nu auf
Nu läuft dir halt 's Wasser
Auf d'Windmühl' hinauf.
Nu schickt's mit Faschinen
Den Wasserbaron,
Und laßt's ihn besprechen
Mit der Ehrenlegion.
Ganz anders läuft's Wasser,
Wo Gott drüber kreist
Als Wasser, wo der Hoffart
Das Geld hineinschmeißt.
Nu führt's Luminaten
Noch d'Welt hinters Licht,
Nu woll' auch Gott gnaden
's Laternel zerbricht.
Nu schickt's den Sterngucker
Den Allerweltsfreund
Und laßt's ihn taxieren,
Wie der Apolistern scheint.
Nu helfet's ihr Buben
Der Lawinen herab,
Französische Ruben
Ein tirolisches Grab.
Hinunter, hinunter
Wo's steil und wo's schmal,
Mit französischem Plunder
Vom Berg in das Tal.
Die Wildwasser wälzen
Sie durch Distel und Dorn,
Es stürzen die Felsen
Sich drüber im Zorn.
Ein Engel ganz feurig
Steht drauf und ruft aus:
Gott ist kein Franzos nicht,
Drum schmeißt sie hinaus.
Ins heil'gen Gott's Namen
Mei Dientel gute Nacht,
Vater unser und Amen,
Daß es blitzet und kracht!
Rheinübergang
Kriegsrundgesang
Zum Besten eines Armen,
Der Dichter hat die Lust davon,
Wer mehr gibt, hat Erbarmen,
Ein Groschen mehr, bringt Gottes Lohn!
Auf, ihr starken Siegesbrüder,
Brecht mit Sang und Klang die Nacht,
Singt den Schicksalssternen Lieder,
Bis der Tag uns jenseits lacht.
Chor
Singen, klingen, Fahnen schwingen,
Feinde zwingen, Sieg erringen,
Nach den Friedenspalmen springen,
Und wenn sie am Himmel hingen!
Lasset uns die Becher leeren,
Ihm, der strenge ist und gut,
Unserm Vater Franz zu Ehren
Unsern Wein und unser Blut!
Chor
Singen, klingen usw.
Hat er doch sein Blut gegeben
Für uns in des Feindes Hand,
Wer kann ihn genug erheben,
Daß er unsre Not erkannt.
Chor
Singen, klingen usw.
Heiliger war ihm das Rechte,
Als was ihm das Liebste war,
Darum stehn wir im Gefechte,
Des getreusten Kaisers Schar.
Chor
Singen, klingen usw.
Herrlich! herrlich! sich vergessen,
Und das Seine um die Welt,
Seine Not nach unsrer messen,
Konnte Franz, er ist ein Held!
Chor
Singen, klingen usw.
Dann laßt uns die Becher leeren
Jedem Deutschen, der schon fiel.
Heldengeister, Schar der Ehren!
Seht, wir grüßen euch am Ziel.
Chor
Singen, klingen usw.
Über euch schon wallen Saaten,
Über euch nun wallt das Heer,
Was die Feinde niedertraten,
Stellen eure Brüder her.
Chor
Singen, klingen usw.
Stoßet an ihr heil'gen Zecher,
Heil dir Asperns Lorbeerschar,
Heil! es bringen deine Rächer
Einen Geistertrunk dir dar.
Chor
Singen, klingen usw.
Und nun laßt ein Glas uns gießen
In des alten Moskaus Brand,
Der den starken nord'schen Riesen
Also herrlich hat ermannt.
Chor
Singen, klingen usw.
Moskau brennt uns in den Seelen,
Löschet Brüder, trinkt den Wein,
Denn ein glühend Schwert zu stählen,
Muß es gut gekühlet sein.
Chor
Singen, klingen usw.
Einen Becher laßt uns bringen
Nun der Preußen kühnem Heer,
Die so heldenfreudig ringen,
Als ob Gott mit ihnen wär'.
Chor
Singen, klingen usw.
Wahrlich! wahrlich! solchen Streitern
Um die Freiheit, um das Heil,
Stellt der Himmel selbst die Leitern
Und dann ist kein Sieg zu steil.
Chor
Singen, klingen usw.
Und nun leer' ich meinen Becher,
Auch der Schweden Carl Johann,
Grüßet ihn, getreue Zecher,
Der wie Gustav kämpfen kann.
Chor
Singen, klingen usw.
Grüßet ihn, auf ihn, wie Saulus,
Kam das rechte Siegeslicht,
Daß er nun, ein starker Paulus,
Für das Heil der Völker ficht.
Chor
Singen, klingen usw.
Aber nun den Becher kränzet,
Stoßet an im hohen Ton,
Daß es klinget, daß es glänzet,
Für den hohen Wellington.
Chor
Singen, klingen usw.
Wellington, die Wellen tönen
Wogend dich auch Albion,
Und Hispanien, dich zu krönen,
Treibet Lorbeerhaine schon.
Chor
Singen, klingen usw.
Was wir in den Herzen tragen
Hohes Wort, Viktoria,
Hast du aus dem Feind geschlagen,
Siegreich bei Vittoria.
Chor
Singen, klingen usw.
Und dann laßt uns jubelnd trinken
Für Hispaniens heil'ge Schar,
Nimmer wird die Schwelle sinken,
Kämpft dies Volk am Hausaltar.
Chor
Singen, klingen usw.
Nimmer auf des Herkuls Säulen
Bauet sich ein fremder Thron,
Vor Gibraltars Fels, dem steilen,
Steht der David, Wellington.
Chor
Singen, klingen usw.
Hoch schon auf den Pyrenäen
Sucht er seiner Schleuder Stein,
Und kein Riese bleibt ihm stehen,
Scheinet gleich der Gegner klein.
Chor
Singen, klingen usw.
Aber groß ist nicht, wer viele
Wie ein Xerxes überschifft,
Groß ist, wer zu heil'gem Ziele
Mit gerechtem Wurfe trifft.
Chor
Singen, klingen usw.
Groß ist nicht, wer breit und lange
Schatten in die Welt hin streut,
Vor dem Sonnenuntergange
Wächst der Schatten allezeit.
Chor
Singen, klingen usw.
Seht, wie Josua begehrte
Einst der Sonne Stillestand,
Hat der Held mit frommem Schwerte
Spaniens Sonne auch gebannt.
Chor
Singen, klingen usw.
Und wie einst die Mauern sanken
Vor Posaunen Gideons,
Sehn wir alle Festen wanken
Vor dem Siegsschall Wellingtons.
Chor
Singen, klingen usw.
Trinkt dem Helden, ewig leben
David, Josua, Gideon,
Und die Pyrenäen heben
Dir das Denkmal, Wellington!
Chor
Singen, klingen usw.
Nun wollt voll den Becher gießen,
Daß er sühnend überrinnt,
Bayern, Schwaben, Baden, grüßen.
Alle sind nun deutsch gesinnt.
Chor
Singen, klingen usw.
Alle, alle sind berufen
Und es eilt die deutsche Schar
Auf des Rheines Rebenstufen
Zu des Bacchus Siegaltar.
Chor
Singen, klingen usw.
Seid gegrüßt ihr Rebenhügel,
Sei gegrüßt du frommer Rhein,
Unter deutschem Adlerflügel,
Reife wieder deutscher Wein.
Chor
Singen, klingen usw.
Unsrer Sprache heil'ge Zungen
Stimmen all in einen Klang,
Und am Rheine voll erklungen
Ist der deutsche Siegsgesang.
Chor
Singen, klingen usw.
Goldorangen lass' ich schwimmen,
Höhern Glanz gewinnt mein Wein,
Und Oranje boven stimmen
Hollands freie Männer ein.
Chor
Singen, klingen usw.
Ha! wie feurig ihre Flagge
Schon von freien Festen flammt,
Freudenfeuer ist im Dache,
Auf! die Siegsflut frisch entdammt!
Chor
Singen, klingen usw.
Über Maas aus allen Banden
Trinkt und fliegt das freie Chor,
Und schon tauchen Niederlanden
Aus der Zornflut grün empor.
Chor
Singen, klingen usw.
Nun sei treu von uns umschlossen,
Deutsche Eidgenossenschaft,
Auch in uns sind Eidgenossen
Sieg und Eifer, Mut und Kraft.
Chor
Singen, klingen usw.
Was ihr fest erstrebt im Kleinen,
Will in uns der große Krieg:
Einen Mittler nur, sonst keinen,
Kennen wir, er gibt den Sieg.
Chor
Singen, klingen usw.
Wollt drum mit uns niederknien,
Schweizer! über freien Grund
Will die Welt zur Freiheit ziehen,
Stimmet ein mit deutschem Mund!
Chor
Singen, klingen usw.
Heil ihm, der an Himmelszelten
Also stellt der Sterne Heer,
Daß der Siegskranz frommen Helden
Segnend fällt auf Schwert und Speer!
Chor
Singen, klingen usw.
Heil und Ruhm dem Siegesfürsten,
Euch und uns und aller Welt,
Allen, die nach Friede dürsten,
Half und hilft der ewige Held.
Chor
Singen, klingen usw.
Unterm Siegesbundessiegel
Trink' ich nun Versöhnungswein,
Rausche deutscher Adlerflügel,
Ha! die Fessel klirrt zum Rhein.
Chor
Singen, klingen usw.
Treu umschlungen, frei gerungen,
Blut sei Wein und Wein sei Blut,
Nur den Thyrsus kühn geschwungen,
Ha, schon teilet sich die Flut!
Chor
Singen, klingen usw.
In der Franken schönem Reiche
Blüht der Ölbaum frei im Feld,
Auf, und brechet Friedenszweige
Der empörten armen Welt.
Chor
Singen, klingen usw.
Rinnet ab, ihr zorn'gen Wogen,
Erde, tauche grün empor,
Unter Gottes Regenbogen
Klinget dann der Friedenschor.
Chor
Singen, klingen usw.
Und dann pflanze ein gerechter
Noah uns den Siegeswein,
Deiner Freiheit fromme Fechter,
Trag zum Sieg nun, Vater Rhein!
Chor
Singen, klingen, Fahnen schwingen,
Feinde zwingen, Sieg erringen,
Nach den Friedenskronen springen,
Und wenn sie am Himmel hingen,
Auf, es wird mit Gott gelingen!
Nachklänge Beethovenscher Musik
1.
Einsamkeit, du Geisterbronnen,
Mutter aller heil'gen Quellen,
Zauberspiegel innrer Sonnen,
Die berauschet überschwellen,
Seit ich durft' in deine Wonnen
Das betrübte Leben stellen,
Seit du ganz mich überronnen
Mit den dunklen Wunderwellen,
Hab' zu tönen ich begonnen,
Und nun klingen all die hellen
Sternenchöre meiner Seele,
Deren Takt ein Gott mir zähle,
Alle Sonnen meines Herzens,
Die Planeten meiner Lust,
Die Kometen meines Schmerzens,
Klingen hoch in meiner Brust.
In dem Monde meiner Wehmut,
Alles Glanzes unbewußt,
Kann ich singen und in Demut
Vor den Schätzen meines Innern,
Vor der Armut meines Lebens,
Vor der Allmacht meines Strebens
Dein, o Ew'ger, mich erinnern!
Alles andre ist vergebens.
2.
Gott, dein Himmel faßt mich in den Haaren,
Deine Erde zieht mich in die Hölle,
Gott, wie soll ich doch mein Herz bewahren,
Daß ich deine Schätze sicherstelle,
Also fleht der Sänger und es fließen
Seine Klagen hin wie Feuerbronnen,
Die mit weiten Meeren ihn umschließen;
Doch inmitten hat er Grund gewonnen,
Und er wächst zum rätselvollen Riesen.
Memnons Bild, des Aufgangs erste Sonnen,
Ihre Strahlen dir zur Stirne schießen,
Klänge, die die alte Nacht ersonnen
Tönest du, den jüngsten Tag zu grüßen:
Auserwählt sind wen'ge, doch berufen
Alle, die da hören, an die Stufen. –
3.
Selig, wer ohne Sinne
Schwebt, wie ein Geist auf dem Wasser,
Nicht wie ein Schiff – die Flaggen
Wechslend der Zeit, und Segel
Blähend, wie heute der Wind weht,
Nein ohne Sinne, dem Gott gleich,
Selbst sich nur wissend und dichtend
Schafft er die Welt, die er selbst ist,
Und es sündigt der Mensch drauf,
Und es war nicht sein Wille!
Aber geteilet ist alles.
Keinem ward alles, denn jedes
Hat einen Herrn, nur der Herr nicht;
Einsam ist er und dient nicht,
So auch der Sänger!
4.
Nichts weiß ich von dir, o Wellington,
Aber die Welle
Tönt deinen Namen so brittisch.
Kleinod der Erde, England
Eiland, vom Meere gegürtet
Jungfräulich, Arche auf grünenden
Hügeln ruhend, der Sündflut
Bist du entrücket, dich lieb' ich,
Nicht um handelbequeme
Gestalt in mancher Vollendung,
Nein um dich nur, denn heilig
Sind wohl die Inseln. Die Sterne
Gürtet umsonst nicht das Blau,
Und die sehenden Augen,
Wunderinseln des Lichtes,
Schwimmen umsonst nicht im Glanz;
Was umarmt ist, ist Tempel,
Freistatt des Geistes, der die Welt trägt.
Wer möchte sonst leben?
5.
Wer hat die Schlacht geschlagen,
Wer hat die Schlacht getönt,
Wer hat den Sichelwagen,
Der über das Blutfeld dröhnt,
Harmonisch hinübergetragen,
Daß sich der Schmerz versöhnt?
Wen hat in heißen Tagen
Ein solcher Kranz gekrönt,
Wer darf so herrlich ragen,
Von Sieg und Kunst verschönt.
Wellington in Tones Welle
Woget und wallet die Schlacht,
Wie eines Vulkanes Helle,
Durch die heilige Sternennacht.
Er spannt dir das Roß aus dem Wagen,
Und zieht dich mit Wunderakkorden
Durch ewig tönende Pforten.
Triumph, auf Klängen getragen!
Wellington, Viktoria!
Beethoven, Gloria!
Die drei Namen der Liebe des Österreichers
Am Geburtstage Ihrer k.k. Majestät von Österreich am 11. Februar 1814 im k.k. Theater nächst der Burg – durch Madame Korn in der Rolle des Theodor im kleinen Deklamator von Kotzebue
Ihr wollt ein Lied, ein Lied der Freude
Nur eines kann ich sagen heute.
Hört still mich an, teilt meine Wonne,
Uns allen leuchtet eine Sonne.
Drei Namen nenn' ich euch segenreich,
Sie stehn mit der Freude im Bunde,
Jed Herz bewegt sich in Wonne gleich,
Wenn sie tönen von Munde zu Munde:
Franz, Marie Luise und Österreich,
O liebet uns immer, wir lieben euch!
Unser Vater ist Franz, der siegreiche Franz!
Der Tag, der uns ihn gegeben,
Sieht heut ihn gekrönt mit dem Siegeskranz,
Der ewig wird über ihm schweben,
Denn des Sieges Kranz in ewigem Licht,
Ist der Kranz, den Liebe der Völker flicht.
Unsre Mutter nenn' ich, die Huld umgiebt,
Die hohe Marie Luise
Kein Kind lebt, das seine Mutter liebt,
Das nicht ins Gebet sie schließe,
Denn es blühet der Anmut, des Geistes Zier
Im Krondiademe der Hoheit Ihr.
Unser Vaterland nenn' ich dich Österreich,
Dich Östreich in Siegesweihe;
Welch Vaterland tut es dem meinen gleich
An Stärke, an Liebe, an Treue.
Durch sie, durch sie nur strahlet allein
Östreich in freudigem Siegesschein.
Und die Stärke, sie ist der Vater – Franz
Die Liebe ist die Mutter – Luise
Und die Treue ist Östreichs schönster Glanz,
Der ewig die Herrscher umfließe.
Denn wo sich die Stärke der Liebe verband,
Hat Treue ihr ewiges Vaterland.
Drei Namen nannt' ich euch segenreich,
Sie stehn mit der Freude im Bunde,
Jed Herz bewegt sich in Wonne gleich,
Wenn sie tönen vom Munde zu Munde
Franz, Marie Luise, und Österreich,
O liebet uns immer, wir lieben euch!
Ich nannte die Namen, teilt all meine Wonne,
Uns allen leuchtet nur eine Sonne!
Mägdlein, schlag die Augen nieder,
Blicke, die zu heftig steigen,
Plaudern alles fälschlich wieder,
Was die Lippen zart verschweigen.
Mägdlein, woll' die Augen senken
Such' den Schlüssel an der Erde,
Sie wird ihn der Demut schenken,
Daß der Himmel offen werde.
Mägdlein, laß die Wimper sinken;
Wenn die Blumen aufwärts sehen,
Deinem Blick herabzuwinken,
Wolle nicht vorübergehen.
Mägdlein, nicht die Augen hebe,
Allzuoft und kalt und schnelle,
Daß dein Blick den Himmel gebe
Einem nur an rechter Stelle.
Mägdlein, wer herniederblicket,
Der hat wohl sein Herz erbauet,
Der hat schon sein Haus beschicket,
Eh' er sich der Welt vertrauet.
Mägdlein, hast du keinen Spiegel,
Der dich in dich selber scheinet,
Deine Augen sind zwei Siegel,
Denen ganz dein Heil versteinet.
Mägdlein, senktest du die Augen,
Den Endymion zu wecken,
Würdest du zu lieben taugen,
Und nun taugst du nur zum Necken.
Mägdlein, woll' zur Erde sehen,
Lasse deine Augen weiden,
Und sie werden auferstehen
Und dich wie zwei Sterne kleiden.
Mägdlein, diese Augensterne
Magst du dann dem Himmel weihen;
Daß die Erde lieben lerne,
Mußt du ihr die Augen leihen!
In das Stammbuch eines starkaugigten Mädchens
Mägdlein, schlag die Augen nieder,
Blicke, die so heftig steigen,
Plaudern alles fälschlich wieder,
Was die Lippen zart verschweigen.
Mägdlein, woll' die Augen senken,
Such' den Schlüssel an der Erde,
Sie wird ihn der Demut schenken,
Daß der Himmel offen werde.
Mägdlein, laß die Wimper sinken,
Fromme Blumen aufwärts sehen,
Deinen Blick herabzuwinken,
Wolle nicht vorübergehen.
Mägdlein, nicht die Augen hebe
Allzuoft und stark und schnelle,
Daß dein Blick den Himmel gebe,
Einmal nur an rechter Stelle.
Mägdlein, wer herniederblicket,
Der hat wohl sein Herz erbauet,
Der hat fromm sein Haus beschicket,
Eh' er sich der Welt vertrauet.
Mägdlein, senktest du die Augen
Den Endymion zu wecken,
Würdest du zu lieben taugen,
Jetzt nur taugest du zum Necken.
Mägdlein, woll' zur Erde sehen,
Dort laß deine Augen weiden,
Bis sie schüchtern auferstehen,
Und dich wie zwei Sterne kleiden.
Mägdlein, diese Augensterne
Magst du dann dem Himmel weihen,
Daß die Erde lieben lerne,
Mußt du ihr die Augen leihen.
Worte am Hügel
Ein Gelegenheitsgedicht an eine Familienmutter Fr.v.H. –
Herr, du hast mit vollem Blütensegen
Meines Lebens Frühling mir geschmücket,
Freudig hab' ich auf des Sommers Wegen
Goldne Früchte deiner Huld gepflücket,
Treibt der Herbst die Blätter mir entgegen,
Ist die volle Traube ausgedrücket
Zeig' ich in des heil'gen Weines Schein
Dir dein Ebenbild den Menschen rein.
Fromme Eltern hast du mir gegeben,
Und die klare Seele mir umwand
Lieblich leicht ein Leib zu Lust und Leben
Daß ich in dem schönsten Vaterland
Einer Hebe gleich umkränzt mit Reben
An des Rheines deutscher Woge stand,
Schönen Gartens, edlen Stammes Blüte,
War ich selig, Herr, durch deine Güte.
Und du führtest, Herr, auf sanftem Flügel
Mich die Jungfrau, wo mein Kranz entsprossen,
Hin zu meines Lebens frohem Hügel
Wo sich reich die Aussicht mir erschlossen,
Und des Heiles Quelle ohne Zügel
Sich in meines Lebens Tal ergossen,
Und des Hügels Lorbeern zu verschönen
Könnt' ich sie mit Myrtenkränzen krönen.
Aus des eignen Lebens Frühlingstrieben
Sah ich edle Zweige mich umranken,
Kinder wurden mir, die treu mich lieben
Und dir, Herr, für ihre Mutter danken,
Töchter, welche Zucht und Künste üben,
Söhne, frei voll göttlicher Gedanken,
Und so blühet ewig unverloren,
Herr, dein Schatz mir neu aus mir geboren.
Alles, was ein Mutterherz ersehnen
Was getreue Sorge wünschen mag
Ihrer Lieben Leben zu verschönen,
Herr, durch dich mir vorbereitet lag,
Und so tritt mein Glück in edlen Söhnen
Und in frommen Töchtern hell zu Tag,
Reich bin ich, der Kinder Geist zu schmücken,
Die mich, Herr, durch deine Huld beglücken.
Und so seh' ich, Karl, den ernsten Jungen
Dort im Bilde sinnend, ernst und klug,
Er und deine Welt sind wohl gelungen,
Aber ihm scheint sie nicht gut genug,
Hat er erst sie in sich selbst errungen
Wird ein Lächeln wohl der trübe Zug,
Der ihn, wie des Fürsten Bild umschwebet,
Der umsonst nach einem Freund gestrebet.
Aber hier wie kühn, verliebt, schwermütig,
Jugendlich, erwartend, froh und träumend
Waffenlustig, launig, keck und gütig
Trotzt mein Clemens, sich mit Stahl umsäumend
Lieber Jüngling vor Frau Venus hüt' dich,
Deren Bild aus goldnen Bechern schäumend
Gern der Knaben trotz'ge Locken scheitelt,
Und der Stirne freien Plan vereitelt.
Und Marie blicket aus dem Bilde
Als ob höre sie des Engels Gruß,
Also dacht' der Maler sich die milde,
Aber ich, ich wünsch' ihr einen Kuß
Von des Mondes zauberischem Schilde,
Daß sie liebend wiederküssen muß,
Könnt' ich ihre stillen Augen schließen;
Säh' ich vor Maria Heloisen.
Also dacht' ich, da in Dämmerungen
Mich die lieben Bilder rings umgeben,
Und da ist ein Saitenspiel erklungen,
Goldne Töne ernsthaft mich umschweben,
Wer hat also kühn den Klang geschwungen?
Wer mag also frei die Töne weben,
Aus den Tönen spricht ein heil'ger Wille,
Bist du es Nanny, meine Ernste, Stille?
Liebe Mutter, ja die Stille bin ich,
Aber, was da klinget, ist die Liebe,
Und weil sie so lieblich klinget, sinn' ich,
Ob wohl noch ein Ton unklingend bliebe.
Denn mein schweigend Herz liebt Gott so innig
Daß ich alles gern zu tönen triebe,
Ach zu Tönen, die allein unschuldig
Sagen, was die Lieb' der Liebe schuldig.
Also spricht ihr Spiel, und bricht in hellen
Freuden funkelnd aus und zierlich schlüpfet
Wie der Frühling von den Blumenschwellen
Fanny vor mir hin und kindisch hüpfet
In des zarten Leibes schönen Wellen
Unschuld, Anmut, Mutwill frei verknüpfet
Und die blonden seidnen Jugendlocken
Gaukeln um sie wie des Maies Glocken.
Und so kann ich schweigend selig lauschen,
Wenn des Lebens Wogen niedereilen
Wenn die Töne in die Nacht verrauschen,
Was da ewig ist, muß doch verweilen
Herr, dann möcht' ich nicht mit Göttern tauschen,
Wenn die Kinder all ans Herz mir eilen
Und mich also innig kindlich lieben,
Weil ich, Herr, vor dir ein Kind geblieben.
Wie du sollst in Schönheit wallen
Und dem Herrn doch wohlgefallen?
Frag die Wiesenblümelein
Die nicht ihrer Schönheit denken,
Sich der Sonne heben, senken,
Einsam duften und allein,
Wo sie sproßten, in dem Garten
Ruhig auch den Tod erwarten
Ihrer Schönheit ew'gen Samen
Gottes Lüften gern vertrauen
Freudig sterben und nicht schauen
Wo der Herr sie aus will säen in Gottes Namen.
Nichts vergehet, nichts entstehet
Alles ist unendlich da
Doch die armen Augen taugen
Nur den Tod zu sehn.
Dichter, du sollst eingestehn,
Daß die Rose, die verblichen
Du der Sterblichkeit verglichen,
Eh' sie war, und da sie glühte,
Und nachdem sie längst verblühte,
Daß die Rose eh und je
Die ich hier erblassen seh',
Ewiglich in Gott florieret
Und wer dieses recht verstehet
Triumphieret:
Nichts vergehet, nichts entstehet,
Alles ist unendlich da!
28. Febr. 1815
im letzten Jahr der Poesie
und im ersten und schlechtesten der Architektur.
Wie du sollst in Schönheit wallen
Und dem Herrn doch wohlgefallen?
Frag die Wiesenblümelein
Die nicht ihrer Schönheit denken
Sich der Sonne heben – senken
Einsam duften und allein,
Wo sie sproßten in dem Garten
Ruhig auch den Tod erwarten,
Ihrer Schönheit ew'gen Samen,
Gottes Lüften gern vertrauen
Freudig sterben und nicht schauen,
Wo der Herr sie aus will säen in seinem Namen.
Nichts vergehet nichts entstehet,
Alles ist unendlich da
Denn der Herr ist O und A!
Doch die armen Augen taugen
Nur den ird'schen Tod zu sehn,
Dichter, du sollst eingestehn,
Daß die Rose, die verblichen
Du der Sterblichkeit verglichen
Eh' sie war, und da sie glühte
Und nachdem sie längst verblühte,
Daß die Rose eh und je,
Die ich hier erblassen seh',
Ewiglich in Gott florieret,
Und wer dieses recht verstehet,
Triumphieret
Nichts vergehet, nichts entstehet
Alles ist unendlich da,
Denn der Herr ist O und A.
In dem Lichte wohnt das Heil,
Doch der Pfad ist uns verloren
Oder unerklimmbar steil,
Wenn wir außer uns ihn steigen
Werden wir am Abgrund schwindeln
Aber in uns selbst, da zeigen
Klar und rein die Pfade sich
Glauben, Hoffen, Lieben, Schweigen,
Laß uns diese Pfade steigen,
Daß wir nicht am Abgrund schwindeln.
Wollte Gott herab sich neigen
Und uns seine Hände reichen,
Sieh den Gottessohn in Windeln!
Ein jeder bleib' auf seiner Stell'
Der Rhein ist keine Gosse
Es bricht den Hals der Neufchâtel
Auf einem alten Schlosse.
Bei Christian Grafen von Stolbergs Tod zu St. Amand, in der Schlacht de la belle Alliance, den 19. Juni 1815
Der Krieg zog aus, zu kaufen
Ein ungewisses Los,
Und wirft zu ganzen Haufen
Dem Sieg die höchsten Güter in den Schoß.
In freudigem Vertrauen
Kränzt sich, wer übrig blieb,
Und ich muß niederschauen,
Denn Einer sank, er war den Besten lieb.
Du Spiegel aller Güte,
Du frommes Jugendblut,
Du sankst, du Adelsblüte,
Mein Stolberg, o wir waren dir so gut.
So stark, so frei, so tüchtig,
So kindlich, freudig, fromm,
So mutig und so züchtig,
Mein Stolberg war im Himmel recht willkomm.
Sagt! wer verdient zu siegen,
Wer gilt so hohen Preis,
Wenn solche Opfer liegen
Zu des Triumphes blut'gem Ehrengleis.
Drum horcht, ihr Siegesmeister,
Wenn man die Fahne schwingt,
Drin rauschen edle Geister,
Die keine Lügenkunst je wiederbringt.
Wißt, daß ein Tag muß kommen
In Volks-, in Gotteskraft,
Wo Rechnung wird genommen
Für alle, die der Sieg hat hingerafft.
Der Braunschweig ist gestorben,
Der hat sich ausgelöst
Rechtfertigung erworben,
Von allen Fürstenschulden sich entblößt.
Es stirbt durch Rosses Hufen
Kein Hälmlein in dem Feld,
Daß, der den Reuter gerufen,
Nicht werde drum in das Gericht gestellt.
Die Saaten sollt ihr hüten,
Die frommes Blut getränkt,
Dem Vaterland vergüten,
Das Leben, das der Opfernde ihm schenkt.
Nur darum ist gefallen
Stolberg aus freiem Mut,
Daß den Gerechten allen
Sein freies teutsches Leben komm zu gut.
Dies ist der letzte Willen
Bei jedes Helden Tod,
Und diesen zu erfüllen,
Das tut euch Fürsten, und dir Teutschland not.
Mit seines Vaters Segen
Und mit dem Kuß der Braut,
Und mit dem teutschen Degen
Hat seinen ganzen Schatz er Gott vertraut.
Der hat ihn hingenommen
Aus dieser wilden Welt,
Den Starken, Reinen, Frommen
Dort bessern Kampfes Siegern zugesellt.
So ihr den Sieg nicht ehret
Den solches Blut erkauft,
So ihr zum Bösen kehret
Den Sieg, den solcher Unschuld Blut getauft,
Dann sterbt für Volkes Taten,
Die ihr im Wappen tragt,
Den Tod der Diplomaten,
Die um verhaltnen Lohn solch Blut anklagt.
O Gott im Himmelreiche
Erleuchte unsre Herrn,
Daß unsre Ernde gleiche
Der Saat, dann fielen unsre Lieben gern.
Sonett dem 23. August 1815 geweiht
Seh' täglich ich mit seltnen Herzensgaben
Und mit der reichsten Fülle der Empfindung
So hohe Geistesklarheit in Verbindung,
An Ihrem Umgang Geist und Herz zu laben,
Nach Leiden, die oft schwer gedrückt Sie haben,
Noch Ihre männlich starke Überwindung,
Erhabner Seelen einzig echte Kündung,
Nur in dem eignen Busen still vergraben:
Ha! wie vermöcht' ich länger noch zu weilen,
Um Ihr Bewunderung, Ehrfurcht auszudrücken?
Es sei der Edlen drum, die diese Zeilen
Geheim nur nennen, laut mein Lob gesungen!
Ein Freudenkranz, von Freundschaft, Lieb' geschlungen,
Lang müss' er frisch noch Ihre Schläfe schmücken!
An Frau Milderhauptmann, bei Gelegenheit der zweiten Aufführung des Fidelio in Berlin
Hast du das Leben als Theaterproben
Vielleicht erkannt; dann freilich scheint dir matt
Der bretterne Triumph, zu gut zum Loben
Bist du dann wohl des Erdenbeifalls satt;
Nicht hilft dir's, wird der Vorhang dort gehoben,
Daß man dich hier herausgerufen hat;
Hier gilt heraus, dort gilt herein gerufen,
Diesseit'ge Gipfel sind jenseit'ge Stufen.
Drum zürne nicht, mein Lob geht dich nichts an,
Es mag dir wohl gefallen oder schlecht,
Nicht was du selbst, was Gott an dir getan,
Das rührte mich so tief, das war mir recht.
Der Himmel weiß, ich bin nicht untertan
Dem trillernden agierenden Geschlecht,
Ich muß die meisten lauter Schuld beschuld'gen
Um deines Genius Zucht und Huld zu huld'gen.
Bisarrheit wär' Pizarro der Tyrann,
Der uns Beethoven, Herrn der tiefern Kunst,
Gefangen hielte gleich dem Florestan?
Nein Schlendrian und Neid um Brettergunst
Verdrängten ihn; doch alten Leierbann
Brach nicht vergebens seine heil'ge Brunst;
Dir Fesseln und der Menge Taubheit springen,
Sie hört ihn milder als Fidelio singen.
Wem so sein Lied aus milder Brust erklingt,
Wär's nur ein Trostquell, der aus Kerkerswand
Der Zeit durch milder Muse Zauber springt
Dess' Durst kredenzet milder Engel Hand,
Den Becher, daß er selig Töne trinkt,
Ich sage selig, weil er an dem Rand
Des Klangpokals mit Lust berührt die Stelle,
Wo milder Huldin Lippe zutrank Trostes Quelle.
Merkt, o güt'ge Freunde meines Klanges,
Wenn des Liedes Traum Sturmschwingen regt,
Daß ein Schwanensang hier hohen Ranges
Adlerflügel-Klang zur Sonne trägt.
Ludwigs Weise, Ziel des Lobgesanges,
Ist ihm, ja es selbst sich unterlegt.
Körners Lied von Ludwigs Melodieen
Habe Ludwigs Töne ich geliehen. –
Und so wird nach Weisen es gesungen,
Deren Lichtbahn es zu singen strebt;
Ob dem Dichter, ob dem Sänger mehr gelungen
Ob das Wort, der Klang lichttrunkner schwebt? –
Prüft den Kranz, ich habe ihn geschlungen,
Daß ihr Ludwigs Klang dem Dichter gebt;
Und den Sänger grüßt mit Körners Worten,
Die in gleicher Ehre stumm geworden.
[1816–]
Wenn es stürmet auf den Wogen,
Sitzt die Schifferin zu Haus,
Doch ihr Herz ist hingezogen
Auf die weite See hinaus,
Bei jeder Welle, die brandet
Schäumend an Ufers Rand,
Denkt sie, er strandet, er strandet, er strandet,
Er kehret mir nimmer zum Land.
Bei des Donners wildem Toben
Sitzt die Schäferin zu Haus,
Doch ihr Herz, das schwebet oben
In des Wetters wildem Saus.
Bei jedem Strahle, der klirrte
Schmetternd durch Donners Groll,
Denkt sie, mein Hirte, mein Hirte, mein Hirte
Mir nimmermehr kehren soll.
Wenn es in dem Abgrund bebet,
Sitzt des Bergmanns Weib zu Haus,
Doch ihr treues Herz, das schwebet
In des Schachtes dunklem Graus.
Bei jedem Stoße, der rüttet
Hallend im dunkelen Schacht;
Denkt sie, verschüttet, verschüttet, verschüttet
Ist mein Knapp' in der Erde Nacht.
Wenn die Feldschlacht tost und klirret,
Sitzt des Kriegers Weib zu Haus,
Doch ihr banges Herz, das irret
In des Kampfes wilden Strauß.
Bei jedem Knall, jedem Hallen
Der Stücke an Bergeswand
Denkt sie gefallen, gefallen, gefallen
Ist mein Held nun fürs Vaterland.
Aber fern schon über die Berge,
Zogen die Wetter, der Donner verhallt,
Horch wie die jubelnde, trunkene Lerche,
Tireli, Tireli, siegreich erschallt.
Raben zieht weiter!
Himmel wird heiter,
Dringe mir, dringe mir,
Sonne hervor!
Jubelnde Lerche,
Über die Berge,
Singe mir, singe mir,
Wonne ins Ohr.
Mit Zipreß und Lorbeer kränzet
Sieg das freudig ernste Haupt,
Herr! wenn er mir niederglänzet
Mit dem Trauergrün umlaubt!
Dann sternlose Nacht sei willkommen,
Der Herr hat gegeben den Stern,
Der Herr hat genommen, genommen, genommen,
Gelobt sei der Wille des Herrn!
Draus bei Schleswig vor der Pforte
Wohnen armer Leute viel,
Ach des Feindes wilder Horde
Werden sie das erste Ziel.
Waffenstillstand ist gekündet
Dänen ziehen ab zur Nacht,
Russen, Schweden stark verbündet,
Brechen her mit wilder Macht.
Draus bei Schleswig steht vor allen
Weit ein Häuslein ausgesetzt.
Draus bei Schleswig in der Hütte
Singt ein frommes Mütterlein,
Herr, in deinen Schoß ich schütte
Alle meine Angst und Pein.
Doch ihr Enkel ohn' Vertrauen,
Zwanzigjährig neuster Zeit,
Hat den Bräutigam zu schauen
Seine Lampe nicht bereit.
Draus bei Schleswig in der Hütte
Singt ein frommes Mütterlein.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein,
Daß dem Feinde vor uns graue
Hüll' in deine Burg uns ein.
Mutter, spricht der Weltgesinnte,
Eine Mauer uns ums Haus
Kriegt unmöglich so geschwinde
Euer lieber Gott heraus.
Eine Mauer um uns baue:
Singt das fromme Mütterlein.
Enkel fest ist mein Vertrauen,
Wenn's dem lieben Gott gefällt,
Kann er uns die Mauer bauen,
Was er will ist wohl bestellt.
Trommeln rommdidomm rings prasseln
Die Trompeten schmettern drein,
Rosse wiehern, Wagen rasseln,
Ach nun bricht der Feind herein,
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Rings in alle Hütten brechen
Schwed' und Russe mit Geschrei,
Lärmen, fluchen, drängen, zechen.
Doch dies Haus ziehn sie vorbei.
Und der Enkel spricht in Sorgen
Mutter, uns verrät das Lied.
Aber sieh, das Heer vom Morgen
Bis zur Nacht vorüberzieht.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Und am Abend tobt der Winter
An das Fenster schlägt der Nord
Schließt den Laden, liebe Kinder,
Spricht die Alte und singt fort
Aber mit den Flocken fliegen
Vier Kosakenpulke an.
Rings in allen Hütten liegen
Sechzig, auch wohl achtzig Mann.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Bange Nacht voll Kriegsgetöse,
Wie es wiehert, brüllet, schwirrt,
Kantschuhhiebe, Kolbenstöße.
Weh, des Nachbars Fenster klirrt
Hurrah, Stupai, Boschkai, Kurba,
Vinu, Gleba, Biba, Rack
Schreit und flucht und plackt die Turba.
Erst am Morgen zieht der Pack.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Eine Mauer um uns baue
Singt sie fort die ganze Nacht.
Morgens ward es still, o schaue
Enkel, was der Nachbar macht!
Auf nach innen geht die Türe,
Nimmer käm' er sonst hinaus.
Daß er Gottes Allmacht spüre,
Lag der Schnee wohl mannshoch draus.
Eine Mauer um uns baue,
Sang das fromme Mütterlein!
Ja der Herr kann Mauern bauen.
Liebe fromme Mutter komm,
Gottes Mauer anzuschauen,
Sprach der Enkel und ward fromm.
Achtzehnhundertvierzehn war es,
Als der Herr die Mauer baut,
In der fünften Nacht des Jahres
Hat's dem Feind vor ihr gegraut.
Eine Mauer um uns baue.
Sing' ich mit dem Mütterlein.
Daß ich nicht wüßte,
Denn vieles ist kurios,
So meiner Mutter Brüste
Wie meiner Mutter Schoß.
Frühlingsschrei eines Knechtes aus der Tiefe
1.
Meister, ohne dein Erbarmen
Muß im Abgrund ich verzagen,
Willst du nicht mit starken Armen
Wieder mich zum Lichte tragen.
2.
Jährlich greifet deine Güte,
In die Erde, in die Herzen,
Jährlich weckest du die Blüte,
Weckst in mir die alten Schmerzen.
3.
Einmal nur zum Licht geboren,
Aber tausendmal gestorben,
Bin ich ohne dich verloren,
Ohne dich in mir verdorben.
4.
Wenn sich so die Erde reget,
Wenn die Luft so sonnig wehet,
Dann wird auch die Flut beweget,
Die in Todesbanden stehet.
5.
Und in meinem Herzen schauert
Ein betrübter bittrer Bronnen,
Wenn der Frühling draußen lauert,
Kömmt die Angstflut angeronnen.
6.
Weh! durch gift'ge Erdenlagen,
Wie die Zeit sie angeschwemmet,
Habe ich den Schacht geschlagen,
Und er ist nur schwach verdämmet.
7.
Wenn nun rings die Quellen schwellen,
Wenn der Grund gebärend ringet,
Brechen her die gift'gen Wellen,
Die kein Fluch, kein Witz mir zwinget.
8.
Andern ruf' ich, schwimme, schwimme,
Mir kann solcher Ruf nicht taugen,
Denn in mir ja steigt die grimme
Sündflut, bricht aus meinen Augen.
9.
Und dann scheinen bös Gezüchte
Mir die bunten Lämmer alle,
Die ich grüßte, süße Früchte,
Die mir reiften, bittre Galle.
10.
Herr, erbarme du dich meiner,
Daß mein Herz neu blühend werde,
Mein erbarmte sich noch keiner
Von den Frühlingen der Erde.
11.
Meister, wenn dir alle Hände
Nahn mit süßerfüllten Schalen,
Kann ich mit der bittern Spende
Meine Schuld dir nimmer zahlen.
12.
Ach, wie ich auch tiefer wühle,
Wie ich schöpfe, wie ich weine,
Nimmer ich den Schwall erspüle
Zum Kristallgrund fest und reine.
13.
Immer stürzen mir die Wände,
Jede Schicht hat mich belogen,
Und die arbeitblut'gen Hände
Brennen in den bittern Wogen.
14.
Weh! der Raum wird immer enger,
Wilder, wüster stets die Wogen,
Herr, o Herr! ich treib's nicht länger,
Schlage deinen Regenbogen.
15.
Herr, ich mahne dich, verschone,
Herr! ich hört' in jungen Tagen,
Wunderbare Rettung wohne
Ach, in deinem Blute, sagen.
16.
Und so muß ich zu dir schreien,
Schreien aus der bittern Tiefe,
Könntest du auch nicht verzeihen,
Daß dein Knecht so kühnlich riefe!
17.
Daß des Lichtes Quelle wieder
Rein und heilig in mir flute,
Träufle einen Tropfen nieder,
Jesus, mir, von deinem Blute!
Ich kenn' ein Haus, ein Freudenhaus,
Es hat geschminkte Wangen,
Es hängt ein bunter Kranz heraus,
Drin liegt der Tod gefangen.
In meinem Mantel trag' ich hin
Biskuit und süße Weine,
Der Himmel weiß wohl, wer ich bin,
Die Welt schimpft, was ich scheine.
Die eine liest mir in der Hand
Sie will mein Unglück lesen,
Die andre malt mich an die Wand,
Und nennt mich holdes Wesen.
Die dritte weiß sich flink zu drehn
Es schwindeln mir die Sinne
Und jede dieser bösen Feen
Sucht, wie sie mich umspinne.
Doch dorten auf den Arm gelehnt
Sitzt eine stumm und weinet,
Sie hat sich längst mit Gott versöhnt,
Und sitzet doch und weinet.
Was will sie noch in diesem Haus,
Sie muß den Spott erleiden,
Es zischt der freche Chor sie aus,
Du kannst uns doch nicht meiden.
Sie schweigt und weint und trägt den Hohn
Den schweren Büßerorden.
Man zuckt die Achseln, kennt sie schon,
Sie ist zur Närrin worden.
Doch ich berühr' um sie allein
Die himmelschreinde Schwelle,
Bei ihr, tret' ich zum Saal herein,
Ist meine feste Stelle.
Sie achtet's nicht, sie blickt nicht auf.
Wenn alle tanzend fliegen,
Seh' ich mit stetem Tränenlauf
Das bleiche Haupt sie wiegen,
So hundert Tage ohne Ruh'
Sah ich sie wanken, weinen
Und sprach, o Weib, welch Kind wiegst du?
Will denn kein Schlaf erscheinen?
Du hast dem Leid genug getan,
Gieb mir's, ich will dir's tragen.
Da schrie ihr Blick mich schneidend an,
Doch konnt ihr Mund nichts sagen,
Und neulich nachts, um Mitternacht,
Kam ich mit meiner Laute,
Die Pforte hat sie aufgemacht,
Die noch am Fenster schaute.
Sie zieht mich in den Garten fort,
Sitzt auf ein Hüglein nieder,
Giebt keinen Blick und giebt kein Wort,
Und weinet stille wieder.
Zu ihren Füßen saß ich hin,
Und ehrte ihren Kummer,
Da hat mir Gott ein Lied verliehn,
Ich sang sie in den Schlummer.
Ich sang so kindlich, sang so fromm,
Ach säng' ich je so wieder!
O Ruhe komm, ach Friede komm,
Küß ihre Augenlider!
Und da sie schlief, da stieg so hold
Ein Kindlein aus dem Hügel,
Trug einen Kranz von Flittergold
Und einen Taschenspiegel,
Und brach ein Zweiglein Rosmarin,
Das ihm am Herzen grünet,
Und legt' es auf die Mutter hin,
Und sprach: Gott ist versühnet.
Und wo den Rosmarin es brach,
Da bluteten zwei Wunden,
Und als es kaum die Worte sprach,
Ist es vor mir verschwunden.
Die Mutter ist nicht mehr erwacht
Noch schläft sie in dem Garten,
Ich steh' und sing' die ganze Nacht,
Kann wohl den Tag erwarten,
Da ruft mich Zucht und Ehr' und Pflicht
Aus diesem Haus der Sünde,
Doch von der Mutter lass' ich nicht
Ob ihrem armen Kinde.
Es winkt zurück, wenn ich will gehn,
Sitzt an des Hügels Schwelle,
Und kann nicht aus dem Spiegel sehn,
Sein Flitterkranz glänzt helle.
Es brach das Haus, der Kranz fiel ab,
Fiel auf den Sarg der Frauen,
Ich blieb getreu, tät bei dem Grab
Mir eine Hütte bauen.
Und daß die Schuld nicht mehr erwacht,
Will ich da ewig singen,
Bis Jesus richtend bricht die Nacht,
Bis die Posaunen klingen.
Oft mit dem Kind in Sturm und Wind,
Sing' ich auf meinen Knieen,
O Jesus! du gemordet Kind
Du hast ja auch verziehen!
Ein Tröpflein deines Blutes nur
Laß auf die Mutter fallen,
Das macht uns rein und klar und pur,
Daß wir zum Lichte wallen.
Großmutter La Roche legt ihrer Enkelin ein Band am Geburtstag der Mutter Bertha Lützow, ihrer Tochter, in die Hand
April 1816
Großmutter will
Ich soll dir singen,
Doch ich schweig' still,
's möcht' übel klingen.
Großmutter will
Daß ich dir dichte
Ich tue es still
Blickend zum Lichte.
Großmutter will
Daß ich dir spende,
Was sie mir still
Legt in die Hände.
Großmutter will
Dich durch mich freuen,
Sie fühlt sich still
In mir erneuen.
Großmutter will
Ihr Herz dir geben,
Fühl' du es still
In meinem beben.
Großmutter will
Ach Gott weiß was
Küß mich ganz still
Ich glaub 's ist das.
Großmutter will,
Küß Vater tüchtig,
Hält er dir still,
So ist es richtig.
Großmutter will
Viel Liebs und Gutes
Ich denke still
Mensch will's, Gott tut es.
Großmutter will,
Was Gottes Willen,
Ich fühle still,
Er kann uns stillen.
Mich, dich und Sie
Und all die frühen
Die nicht mehr hie
Die dort schon blühen.
Aus deiner Brust
Nährt um die Wette
Mit Mutterlust
Mich diese Kette.
So fühle ich
Mütterlich alle
Selbst Eva dich
Nach deinem Falle.
Äpfelchen rot
Das sie genossen
Gab uns den Tod
Brach uns die Sprossen.
Höher hinauf
Geht's drum nicht weiter,
Doch stell' ich drauf
Die Himmelsleiter.
Mutter und Kind
Seh' ich da weilen
Die ohne Sünd'
Die Lücke heilen.
Kind reicht die Hand
Mir in der Taufe,
Auf daß ein Band
Ewiglich laufe.
So binde ich
Durch Gottes Werde,
An Himmel dich
Und an die Erde.
Solch ein Band schwebt
In meinen Händen
Gottes Hand webt
An beiden Enden.
O wie so oft
Hab' ich ein Zeichen erhofft,
Zogen
Sterne den schimmernden Bogen
Durch die himmlische Leere
Durch die himmlische Tiefe,
Daß ich der irdischen Schwere
Endlich auf immer entschliefe,
Aber der Morgen
Löschte die Sterne aus,
Weckte die Sorgen,
Weckte des Herzens Haus,
Und des Alltäglichen Macht
Zwang die Ahndung der Nacht.
O wie so viel
Nahte der Sehnsucht das Ziel
Sanken
Dürstende müde Gedanken
Hin an brennender Schwelle
Selig kühlender Ferne,
Ach da stürzte zum Herzen die Welle
Und das lachende Licht in die finsteren Sterne,
Aber die Ebbe
Kehrte, die Flut wich,
Heißer die Steppe
Umgürtet mit Glut mich,
Und den brennenden Pfeil
Mahnte das fliehende Ziel zur Eil'.
O wie so tief
Oft aus den Wogen mich's rief!
Fielen
Um nach den Sternen zu zielen
Tränen zu spiegelnden Seen
Die zwischen blumigten Wiesen,
Augen der Erde, aufsehen,
Himmlische Kinder zu grüßen.
Aber die Fläche
Ringelt, das Bild bricht,
Bittere Bäche
Rinnet so wild nicht!
Freudig ja springet ein Fisch,
Und ich mord' ihn, decke den Tisch.
O wie so rein
Wächst in der Schönheit der Schein,
Scheinet
Sie aus der Einfalt und einet
Recht in der lauteren Klarheit
Strahlen der himmlischen Güte
Zum sehenden sichtbaren Auge der Wahrheit,
Das das schaffet und selbst ist die Frucht und die Blüte
Aber die Dichter
Machen die Glieder zum Leibe gern
Schneiden Gesichter
In einen Kirschenkern
Traurig und lachend, o gebe
Lieber der Erde ihn, daß er lebe
Blütenvoll
Früchtevoll
Dir und den Deinen himmlischen Segen
Gebe
Auf irdischen Wegen.
An Görres
Knüpf' leichtes Lied zwei Freunde mir zusammen,
Deutsch, fromm, berauscht aus freier Kunst Pokalen.
Mein Görres, Goldmund, dem die Feuerstrahlen
Prophet'scher Warnung von den Lippen flammen,
Frei Herz, das Pharisäer nur verdammen,
Weil Zukunft ihm vertraute ihre Qualen,
Treu Eckart, der dem Tode auf dem fahlen
Mordrosse wollt' den offnen Weg verrammen,
Nimm hin dies Spiel gefesselt von der Zeit!
Nicht quirlt Wassugi drin, die Indenschlange,
Den Berg Mandar umziehnd gleich einem Strange,
Im Milchmeer, brauend die Unsterblichkeit.
Nicht mir, Dir nur ist sie zu Dienst bereit,
Daß Deine Weltgesichte sie umfange
Und durch Natur und Zeit im Wirbeldrange
Umwälze, spiegelnd eine Ewigkeit.
Gleich Wischnu lächelst Du der dummen Riesen,
Die bauernstolz am Schlangenschwanz nicht zogen
Und von Mohene-Majas Reiz betrogen,
Den Trank der Ewigkeit den Weisen ließen.
Als himmelstürmend sie gen diese stießen,
Da flüchteten in Höhlen und in Wogen,
Die nicht zum Tode Nars allmächt'ger Bogen
Und Narajanas Soodarsan wiesen.
Ein leichtres Kriegsspiel habe ich zu geben;
Doch Liebe wiegt ja mit bei den Geschenken,
Die Gabe will des Trostes nur gedenken,
Den du mir überschwenglich gabst im Leben,
Als unter mir die Erde schien zu beben,
Half mir Dein Arm, was stürzte, leis zu senken,
Lernt' ich an Deiner Brust die Schmerzen lenken
Und auf den finstern Wolken lichtwärts schweben.
Ich leg' dies Liederband in Deine Hände
Und schwing' hinüber es in leichten Wellen,
Zu einem andern teuern Kunstgesellen;
Wenn schmückend es ein Freundesband umwände,
Am Rhein gewebt von Euch geliebten Beiden,
Müßt' ich mein Lied um solches Glück beneiden.
An Schinkel
Du selbst wohl magst in heitrer Festlichkeit
Der Frucht und Blumen Schnur mit Band umschlingen,
Und so vom Turme hin zum Turme schwingen
Den himmelfrohen Blicken zum Geleit,
Wenn des Momentes kühne Heiterkeit
Von Gipfeln hin zu Gipfeln möchte springen,
Und nach der Vögel Lied in Blumenringen
Sich schaukeln schwebend überm Erdenstreit.
So sei hinüber dann zu Dir gekreist
Mein Liederband von einem Gipfel ab,
Dess' Lavastrom die Rinde überm Grab
Erstarrter Mitwelt oft Dir aufgeeist.
Sei treu begrüßt Du nie erschöpfter Geist,
Dem das Verhältnis seinen Meisterstab,
Das Unermeßliche zu messen, gab,
Daß Ew'ges sich in Grenzen schön erweist.
Indessen ein Philister stolz verblüfft
Durch aufgesteiften Leichnam des Vitruv,
Von seines ausgestopften Schulpferds Huf
Sich Hippokrene leckt, Karnieschen knifft,
Bist Du mit Orpheus glaubend eingeschifft,
Und wie in Klangfiguren Schöpferruf,
Wie im Kristall der Ton Gestalt sich schuf,
So Saitenklang in Deine Seele trifft.
Gehst Du jetzt wohl an meines Görres Hand,
Dem Liebe hier im Liede Dich gefügt,
Wo ernst der Rhein berauschte Ufer pflügt
Längs alter Tempel schicksalsvollem Rand,
Und malst ihm meisterlich in feuchten Sand
Mit leichtem Stabe, dessen Zug nicht trügt,
Ein Dombild hin, dem nicht die Zeit genügt,
Noch Dir, der es erfand, ihm, der's verstand.
Dann denke, daß zuerst er einst gedacht,
Zuerst gesagt: Architektura ist
Erstarrte Musika, die Maß ermißt;
Worüber die Philister dumm gelacht,
Und lieb' ihn drum, sahst Du in stumme Nacht
Die Kunst doch auch verbaut durch Formgenist,
Bis Saitenklang Dir brach das Schulgerüst,
Ausstrahlend vom Gesetz zu Zier und Pracht.
Ich weiß, Grundtöne führen Dir den Plan
Und Harmonieen wiegen Dir ihn aus
Und Melodieen treiben bis zum Strauß
Des Gipfels Dir die Linien hinan,
Kein Zug läuft eigenwillig seine Bahn,
Und macht auf eigne Hand sich blumenkraus,
Du pflanzest nicht auf tolles Formgebraus,
Nein auf organ'sche Gipfel nur den Hahn.
O zürne nicht, daß ich Dich auf die Zinnen
Der Tempel führe, die im Geist Du bauest,
Und unermüdlich gut der Zeit vertrauest,
Ob einmal wohl ihr Großes geh' zu Sinnen;
Es ist um Dir die Aussicht zu gewinnen,
Wo Du der Erde Hoffnungsgrün erschauest
Und Trost des blauen Himmels niedertauest
Zu Bildern schöner Kunstzeit auf die Linnen.
Doch ach die liebe Zeit! mit Wortposaunen
Bläst sie Dein Bild des Griechenlebens an,
Und bleckt bei dem Gewitterdom den Zahn,
Wahrhaftig schön, altdeutsch, recht zum Erstaunen!
Doch Kritiker hört man ins Ohr sich raunen:
Phantastische Prospekte, nicht viel dran,
Im Kolorit hat er noch nichts getan,
Sein Blau will grauen nicht, sein Grün nicht braunen.
Auch hör' von Tempelspatzen, Heidenküstern,
Von Krähen in Metopenschädeln nistend,
Ihr Leben an Triglyphentropfen fristend
Ob got'scher Barbarei ich rings ein Flüstern;
Doch keiner ist zu griech'schem Wettbau lüstern,
Du schütteltest sonst kräftig, überlistend
Die Herrn im Atheistenstalle mistend,
Die Säulen Samson über den Philistern.
Ursprünglich springt wie Griechen Dir Erfindung,
Dorisch wird Manneskraft Dir wie den Alten,
Und jonisch siehst Du Frauenanmut walten,
Volute in der Locken Schneckenwindung,
Den Wulst in vollen Haarschmucks Unterbindung,
Des Schaftes Hohlstreif in Gewandes Falten;
Korinthisch hohe Zier rein zu gestalten,
Giebt jungfräuliche Schlankheit Dir Empfindung.
Die Mythe, die korinth'schem Säulenhaupt
Durch fromme Liebe schönes Leben gab,
Die Freundin lebt, Akanthus auf dem Grab
Der Jungfrau ihren Fruchtkorb noch umlaubt,
Kallimachus auch Du! kein dürrer Stab
Ist Dir der Meßstock; grün und vollbetraubt
Schwingst Du als Thyrsus ihn. Es grünt, wer glaubt,
Die dürren schnitt der Herr zum Feuer ab.
...................................................................
Hier brech' ich ab. Ich hatte hingerissen
Wohl funfzig solcher Strophen Dir gesungen,
Von Deinen Leiden und Begeisterungen,
Domidealen und Realkulissen,
Scheinlauter Zeit kleinlauten Hindernissen.
Was Du in Dir und außer Dir errungen,
Was Dir gelungen, was Du überschwungen,
Das sagt' ich dort nach Wissen und Gewissen.
Doch hier schien allzuernst mir die Beschauung,
Um Dich bei Fahnenschwung und Trommelrühren
In lust'ge Zeltengassen einzuführen;
Wie leicht wär's um die ganze Auferbauung
Durch ein Hurra und Lippellied geschehen,
Drum nimm fürlieb auf ernstres Wiedersehen!
Wie so leis die Blätter wehn
In dem lieben stillen Hain,
Sonne will schon schlafen gehn,
Läßt ihr goldnes Hemdelein
Sinken auf den grünen Rasen
Wo die schlanken Hirsche grasen
In dem roten Abendschein.
Gute Nacht, Heiapopeia
Singt, Gockel, Hinkel und Gackeleia.
In der Quellen klarer Flut
Treibt kein Fischlein mehr sein Spiel,
Jedes sucht, wo es ruht,
Sein gewöhnlich Ort und Ziel
Und entschlummert überm Lauschen
Auf der Wellen leises Rauschen
Zwischen bunten Kieseln kühl.
Gute Nacht, Heiapopeia
Singt, Gockel, Hinkel und Gackeleia.
Schlank schaut auf der Felsenwand
Sich die Glockenblume um,
Denn verspätet über Land
Will ein Bienchen mit Gebrumm,
Sich zur Nachtherberge melden
In den zarten blauen Zelten,
Schlüpft hinein und wird ganz stumm.
Gute Nacht, Heiapopeia
Singt, Gockel, Hinkel und Gackeleia.
Vöglein, euer schwaches Nest
Ist das Abendlied vollbracht
Wird wie eine Burg so fest.
Fromme Vöglein schützt zur Nacht,
Gegen Katz und Marderkrallen,
Die im Schlaf sie überfallen,
Gott, der über alle wacht.
Gute Nacht, Heiapopeia
Singt, Gockel, Hinkel und Gackeleia.
Treuer Gott, du bist nicht weit,
Und so ziehn wir ohne Harm
In die wilde Einsamkeit,
Aus des Hofes eitelm Schwarm.
Du wirst uns die Hütte bauen,
Daß wir fromm und voll Vertrauen
Sicher ruhn in deinem Arm.
Gute Nacht, Heiapopeia
Singt, Gockel, Hinkel und Gackeleia.
Kein Tierlein ist auf Erden
Dir, lieber Gott zu klein,
Du ließt sie alle werden,
Und alle sind sie dein.
Zu dir, zu dir
Ruft Mensch und Tier
Der Vogel dir singt
Das Fischlein dir springt
Die Biene dir brummt
Der Käfer dir summt
Auch pfeifet dir das Mäuslein klein,
Herr Gott, du sollst gelobet sein.
Das Vöglein in den Lüften
Singt dir aus voller Brust,
Die Schlange in den Klüften
Zischt dir in Lebenslust.
Zu dir, zu dir
Ruft Mensch und Tier usw.
Die Fischlein, die da schwimmen
Sind, Herr, vor dir nicht stumm,
Du hörest ihre Stimmen,
Ohn' dich kommt keines um.
Zu dir, zu dir usw.
Vor dir tanzt in der Sonne
Der kleinen Mücken Schwarm,
Zum Dank für Lebenswonne
Ist keins zu klein und arm.
Zu dir, zu dir usw.
Sonn', Mond gehn auf und unter
In deinem Gnadenreich,
Und alle deine Wunder
Sind sich an Größe gleich.
Zu dir, zu dir usw.
Zu dir muß jedes ringen,
Wenn es in Nöten schwebt,
Nur du kannst Hülfe bringen,
Durch den das Ganze lebt.
Zu dir, zu dir usw.
In starker Hand die Erde
Trägst du mit Mann und Maus,
Es ruft dein Odem, Werde,
Und bläst das Lichtlein aus.
Zu dir, zu dir usw.
Kein Sperling fällt vom Dache
Ohn' dich, vom Haupt kein Haar,
O teurer Vater wache
Bei uns in der Gefahr.
Zu dir, zu dir usw.
Behüt' uns vor der Falle
Und vor dem süßen Gift
Und vor der Katzenkralle,
Die gar unfehlbar trifft.
Zu dir, zu dir usw.
Daß unsre Fahrt gelinge
Schütz' uns vor aller Not,
Und helf' uns zu dem Ringe
Und zu dem Zuckerbrot.
Zu dir, zu dir usw.
Einer Jungfrau bei dem Geschenk der Sakontala
Ein kluges mir geliebtes Wesen
Sprach gestern:
Dieses Buchs Gestalt
Schwebt mir im Sinn, seit ich's gelesen
Mit einer rührenden Gewalt.
Ich kann mir es nicht anders denken,
Als jener mag'schen Linie Spur,
In die sich Huld und Unschuld senken
Zu rein jungfräulicher Figur.
Unschuld'ger ist's als eine Blume,
Es denkt unschuldig – ist ein Geist,
Den, wie ein Kelch die Heiligtume,
Ein klar durchsicht'ger Leib verschleußt.
Hier ist nicht Nacktheit, ist nicht Hülle,
Hier ist nicht Schuld, nicht Kampf – hier ist,
Daß ich die Form mit Geist erfülle,
Ein Wesen, wie du Freundin bist.
Als im verlorenen Paradiese
Du aus des Schöpfers Händen giengst,
Auch du so klar und rein wie diese
Sakontala den Geist empfliengst.
Und diesen Schein willst du nicht lassen,
Er ist ein Strahl aus Gottes Geist,
Will alle Farbe auch erblassen,
Dies Licht kein Tod dir je entreißt.
Ich aber bringe dir den Spiegel,
Du schaust hinein, und kennst dich nicht,
Dein Sehen deckt der Demut Siegel,
Das nur dein Richter einst zerbricht,
So wäre auch nach ihrem Wesen,
Sakontala, die dir wohl gleicht,
Für solchen Spiegel blind gewesen,
Hätt' man dein Bild ihr dargereicht.
Doch klingt ein Griff verwandter Töne,
Den Gott in unsre Harfen tut,
Von je und jetzt in gleicher Schöne,
Denn alles ist in ihm ja gut!
Ich bin durch die Wüste gezogen,
Des Sandes glühende Wogen
Verbrannten mir den Fuß.
Die Sonne sog mir im Zorne
Das Wasser aus jedem Borne,
Es folgte kein Regenguß.
Ich dürste, es bringen die Dorne
Mein siedendes Blut in Fluß.
Aus zog ich mit sieben Kamelen,
Es lechzen unsere Kehlen,
Wie rette ich Weib und Kind.
Wo finde ich frische Quellen,
Die Schätze von Gold und Juwelen
Begrub im Sande der Wind.
Soll uns das Leben nicht fehlen,
O Himmel, regne geschwind!
Ich wühlte mit glühendem Schwerte
Den Kindern ihr Grab in der Erde,
Bis auf das letzte fürwahr!
Das ruht unterm Mutterherzen,
Bis sie es in Jammer und Schmerzen
Hinsterbend dem Tode gebar.
Es heult die Hyäne, doch erzen
Stellt mir sich das Schicksal dar.
Gern hätte ich Tränen getrunken,
Der Augen Quell ist versunken,
Oase wie liegst du so fern!
Vor Glut ist das Herz mir verglommen,
Das Ziel, ich fühl' es gekommen,
Ich rufe zum sinkenden Stern:
Der Herr hat gegeben, genommen,
Gelobt sei der Name des Herrn!
Lied von der Wüste
Ich bin durch die Wüste gezogen
Des glühenden Sandes Wogen
Verbrannten mir den Fuß
Die Wolken haben gelogen
Es kam kein Regenguß.
O Sonne du trankst im Zorne
Das Wasser aus jeglichem Borne
An dem die Reise ruht,
Ich dürste, es trinken die Dorne
Mein siedend heißes Blut.
Aus zog ich mit sieben Kamelen,
Grub Wasser aus ihrer Kehle
Zu retten Weib und Kind,
Die Schätze an Gold und Juwelen
Begrub im Sande der Wind.
Dann wühlt' ich mit glühendem Schwerde
Den Kindern ein Grab in die Erde,
Das Grab kein Brunnen ward,
Erwühlte mir keinen Quell,
Ob Gott sie wohl finden werde
Nachts brüllte die Tigerherde
Die Sonne brannte so grell.
Ein Kind, das lag unterm Herzen,
Das brach, die Mutter in Schmerzen
Gebar es sterbend dem Tod,
Es goß gleich glühenden Erzen
Die Sonne mir Licht in die Not.
Gern hätte ich Tränen getrunken
Die Augen weinten nur Funken,
Tief wühlt' ich ein Grab in den Sand,
Bin jammernd hinein mit gesunken,
Ach, weil ich kein Wasser fand.
Da ward ich zur wandelnden Leiche
Auf daß ich den Brunnen erreiche
Den letzten auf dieser glühender an, [sic]
Und wie ich so lechzend hinschleiche
Da brüllen die Tiger mich an.
Es brannte die glühende Schwelle
Des Tages, da kam ich zur Stelle,
Der Brunnen war drocken und tot,
Da schien bei Mitternacht helle
Der Mond wie mein Herzblut rot.
Das Ziel, ich fühlt' es gekommen,
Die glühende Leiter erklommen
Ich schrie zu dem bittern Stern
Der Herr hat gegeben, genommen
Gelobt sei der Wille des Herrn.
Der Tod stieg auf aus der Wüste,
Und schauderte, da ich ihn grüßte,
Und floh, da rief ich ihm zu,
Daß einer hier sterben müßte,
Er sprach: nicht sterben kannst du.
Du kannst nicht sterben nicht leben,
Die ewige Ruhe nicht erwerben,
Der Durst ist unendlich in dir,
Dein Erbteil will ich nicht ererben
So sprach er und eilte von mir.
Da rauschte der arme Geselle,
Wüsteinwärts, der Mond schien helle
Der Sand schlug rasselnd um ihn,
Es traf mich die glühende Welle
Ach daß ich erblindet bin.
O Nacht ohn' Anfang und Ende
Kein Stern wohin ich mich wende,
Kein Bogen, kein Pfeil kein Ziel,
Da rang ich weinend die Hände,
Bis die Decke mir niederfiel.
Ich hörte ein Flügelpaar klingen,
Ich hörte ein Schwanenlied singen,
Ich fühlte ein kühlendes Wehn,
Und sah mit tauichten Schwingen
Ein Kind durch die Wüste gehn.
Und als ich sie begrüßte
Wohin du Engel der Huld in der Wüste,
Wo find' ich den Wasserquell,
Sie sprach, wer das nicht wüßte,
Der würde verdursten schnell.
Ich sprach du Engel der Wüste
Des Flügelwehen mich grüßte
Wo find' ich Jerusalem,
Sie sprach, wer das nicht wüßte,
Käm' nie von Bethlehem.
Da kniete ich vor ihr nieder,
Sie legte ihr tauicht Gefieder
Wohl kühl um mein glühend Haupt,
Und sang mir die Pilgerlieder
Da hab' ich geliebt und geglaubt.
Da sah ich den Himmel wohl offen
Kühl kam herniedergetroffen,
Die himmlische Segensflut,
Da konnte ich endlich auch hoffen,
Auf meines Erlösers Blut.
Sie sprach wohin meine Reise
Du Blinder irrest im Kreise
Willst du auf Bethlehem zu,
Vergönne, daß ich dich hinweise,
Nach Babilon giengest du.
Es war wohl ein innerlich Sehen
Ein innerlich Auferstehen,
In mir selber stieg sie herauf
Das Leben das waren die Wehen
Das sie gebärend gekreißt.
Was ich verloren, begraben,
Was alles ich um es zu haben
Mit heißer Sehnsucht gesucht
Das sollte mich innerlich laben
In unverbotener Frucht.
Die Schimmer, die Lichter, die Farben,
Der Sehnsucht goldene Garben,
Der Duft die Sonne der Tau
Die einzeln erblindet mir starben,
Gott grüß dich mein geistlicher Pfau.
Und alles was je ich gewesen
Konnt' ihr in der Seele ich lesen,
Konnt' vor ihr in Tränen vergehn,
Konnt' vor in Reue genesen,
Und unschuldig dann auferstehn.
Ich komme um dich zu heilen,
Der Herr wohl tausend Meilen,
Zu brechen mein Brot mit dir,
Den Becher auch mit dir zu teilen,
Wohlauf! wir bleiben nicht hier!
Da ward ich so seliges Schweben
Mein ringendes nächtliches Streben,
Ich habe des Herren Wort
Dein Herz hat Gott mir gegeben,
Ich bring' es mit meinem zum Port.
Ich sang, reich treulich die Hände,
Die Augen vor meinem wende
Mein Schwesterlein von mir
Bis hin zu meinem Ende,
Du ich, sind nun ein Wir.
Ein Tempel, wo wir nun knieen,
Ein Ort zu welchem wir ziehen
Ein Streit ein Siegespanier
Ein Himmel dir und mir.
So haben wir da gesungen
Und Arm in Arm geschlungen
Und Flügel in Flügelpaar
Uns über die Wiese geschwungen
Die ein Garten voll Segen war.
Ich bin durch die Wüste gezogen,
Des Sandes glühende Wogen
Verbrannten mir den Fuß,
Es haben die Wolken gelogen,
Es kam kein Regenguß.
Die Sonne trank mir im Zorne
Das Wasser aus jeglichem Borne
An dem die Reise geruht,
Ich dürste, es leckten die Dorne
Meiner brennenden Wunden Blut.
Ich nahm den erschlagnen Kamelen
Das Wasser und Blut aus den Kehlen
Zu retten mein Weib und Kind,
Die Schätze an Gold und Juwelen
Begrub im Sande der Wind.
Da wühlt' ich mit glühendem Schwerde
Den Kindern manch Grab in die Erde
Erwühlte mir keinen Quell,
Ob Gott sie wohl finden werde,
Die Hyänen heulten grell.
Ein Kind unterm Mutterherzen
Brach mit ihm, in schreienden Schmerzen
Gebar sie es sterbend dem Tod,
Es goß gleich glühenden Erzen
Die Sonne mir Licht in die Not.
Gern hätte ich Tränen getrunken,
Die Augen weinten nur Funken,
Ich wühlt' noch ein Grab in den Sand,
Und bin in Verzweiflung gesunken,
Ach weil ich kein Wasser fand.
Da ward ich zur wandelnden Leiche,
Auf daß ich den Brunnen erreiche,
Den letzten auf glühender Bahn,
Und wie ich so lechzend hinschleiche,
Da brüllen die Tiger mich an.
Des Tages glühende Schwelle
Verbrannte, da kam ich zur Stelle,
Der Brunnen war trocken und tot
Es glühte zur Mitternacht helle
Der Mond wie Kupfer so rot.
Der Tod flog auf aus der Wüste,
Und schauderte, da ich ihn grüßte,
Und floh, da rief ich ihm zu,
Daß einer hier sterben müßte,
Er schrie mir: Erst lebe du!
Denn sterben heißt Ruhe erwerben
Drum kannst du nicht leben nicht sterben
Der Durst ist unendlich in dir,
Dein Erbteil, das will ich nicht erben
So schrie er, und eilte von mir.
Und heulend flog der Geselle
Wüsteinwärts mit Pfeilesschnelle
Der Sand schlug rasselnd um ihn,
Da traf mich die glühende Welle
Ach, daß ich erblindet bin.
O Nacht ohn' Anfang und Ende!
Kein Stern, wohin ich mich wende,
Kein Bogen, kein Pfeil kein Ziel,
Da rang ich betend die Hände,
Bis die Decke mir niederfiel.
Da fühlt' ich das Ziel mir gekommen
Die glühende Leiter erklommen,
Ich schrie zu dem bitteren Stern
Der Herr hat gegeben, genommen
Gelobt sei der Wille des Herrn!
Da hört' ich ein Flügelpaar klingen
Da hört' ich ein Schwanenlied singen,
Und fühlte ein kühlendes Wehn
Und sah mit tauschweren Schwingen
Einen Engel in der Wüste gehn.
Und als ich ihn fragend begrüßte,
Sag an, du Engel der Wüste
Wie find' ich den Wasserquell?
Sprach er: wer treulich büßte,
Der steht an der Brunnenschwell'.
Sag an, du Engel der Wüste,
Und find' ich den Quell, da ich büßte,
Wo find' ich Jerusalem
Da sprach er: so ich das nicht wüßte,
Käm' ich nicht von Bethlehem.
So folge nun meinem Gleise,
Blind wandeltest du im Kreise,
Nach Jerusalem wolltest du,
Reich mir die Hand auf der Reise,
Du zogst nach Babylon zu.
Der Herr trieb tausend Meilen
Mich her um dich zu heilen,
Zu brechen mein Brot mit dir,
Den Becher mit dir auch zu teilen,
Wohlauf, nun folge du mir.
Und vor ihm kniete ich nieder,
Er legte sein tauicht Gefieder
Mir kühl um das glühende Haupt,
Und sang mir die Pilgerlieder
Da hab' ich geliebt und geglaubt.
Da sah ich den Himmel wohl offen,
Ach Gott! Kühl herniedergetroffen
Kam die Gnade, die Segensflut,
Da konnte ich endlich auch hoffen,
Auf meines Erlösers Blut.
Da sang ich, reich treulich die Hände,
Die Augen nicht vor meinem Ende,
O Schwesterlein von mir
Nur nimmer, nimmermehr wende,
Du, ich, wir sind nun ein Wir.
Ein Tempel sei wo wir knien,
Ein Glück sei, für das wir glühen
Ein Streit, ein Siegespanier
Ein Ort sei, wohin wir ziehen
Ein Himmel sei dir und mir.
So haben wir da wohl gesungen,
Und Hand in Hand da geschlungen
Und Flügel in Flügelpaar
Uns über die Wüste geschwungen,
Die ein Garten voll Segen war.
Dies war wohl ein innerlich Sehen
Ein innerlich Auferstehen
In mir selber erwachte der Geist
Die Wüste, das waren die Wehen
In denen mein Leben gekreißt.
All was ich verloren, begraben,
All was ich allein, um zu haben
In der heißen Wüste gesucht,
Das soll mich im Geiste nun laben,
In unverbotener Frucht.
O Schimmer, o Lichter, o Farben,
O alle ihr goldenen Garben,
In Duft, in Sonne, im Tau,
Ich schwelge, ich kann nicht mehr darben,
Gott grüß' dich mein geistlicher Pfau!
Ach alles, was je ich gewesen
Kann dir in dem Spiegel ich lesen
Kann vor dir in Tränen vergehn
Kann vor dir in Reue genesen,
Kann mit dir dann auferstehn.
Und will dieser Abend verglimmen
Laß höher und höher uns klimmen
Auf Golgatha sinkt keine Nacht,
Es singen da ewige Stimmen
Am Kreuze, nun hab' ich vollbracht.
O Mutter halte dein Kindlein warm,
Die Welt ist kalt und helle,
Und trag es fromm in deinem Arm
An deines Herzens Schwelle.
Leg' still es, wo dein Busen bebt,
Und leis herab gebücket
Harr' liebvoll, bis es die Äuglein hebt,
Zum Himmel selig blicket.
Und weck' ich dich mit Tränen nicht,
So weck' ich dich mit Küssen,
Aus deinem Aug' mein Tag anbricht,
Sonn, Mond dir weichen müssen,
O du unschuld'ger Himmel du!
Du lachst aus Kindesblicken,
O Engelsehen, o sel'ge Ruh',
In dich mich zu entzücken.
Ich schau' zu dir so Tag als Nacht,
Muß ewig zu dir schauen,
Und wenn mein Himmel träumend lacht,
Wächst Hoffnung und Vertrauen.
Komm her, komm her, trink meine Brust,
Leben von meinem Leben,
O könnt' ich alle fromme Lust
Aus meiner Brust dir geben.
Nur Lust, nur Lust, und gar kein Weh,
Ach du trinkst auch die Schmerzen,
So stärke Gott in Himmelshöh'
Dich Herz aus meinem Herzen.
Vater unser, der du im Himmel bist,
Unser täglich Brot gieb uns heute,
Getreuer Gott, Herr Jesus Christ,
Tränk' uns aus deiner Seite.
Du strahlender Augenhimmel du
Du taust aus Mutteraugen,
Ach Herzenspochen, ach Lust, ach Ruh',
An deinen Brüsten saugen.
Ich schau' zu dir so Tag als Nacht
Muß ewig zu dir schauen,
Du mußt mir, die mich zur Welt gebracht,
Auch nun die Wiege bauen.
Um meine Wiege laß Seide nicht,
Laß deinen Arm sich schlingen,
Und nur deiner milden Augen Licht
Laß zu mir niederdringen.
Und in deines keuschen Schoßes Hut
Sollst du deine Kindlein schaukeln,
Daß deine Kinder so lieb, so gut,
Wie Träume mich umgaukeln.
Da träumt mir, wie ich so ganz allein
Gewohnt dir unterm Herzen,
Da waren die Freuden, die Leiden dein
Mir Freuden auch und Schmerzen.
Und ward dir dein Herz ja allzu groß
Und hattest nicht, wem klagen,
Und weintest du still in deinen Schoß,
Half ich dein Herz dir tragen.
Da rief ich, komm, lieb' Mutter komm!
Kühl' dich in Liebeswogen,
Da fühltest du dich so still, so fromm
In dich hinabgezogen.
So mutterselig ganz allein
In deiner Lust berauschet,
Hab' ich die klare Seele dein
Du reines Herz belauschet.
Was heilig in dir zu aller Stund'
Das bin ich all gewesen,
Nun küß mich süßer Mund gesund,
Weil du an mir genesen.
O selig, selig ohne Schuld,
Wie konnt' ich mit dir beten,
O wunderbare Ungeduld,
Ans scharfe Licht zu treten.
O Mutter halte dein Kindlein warm,
Die Welt ist kalt und helle,
Und trag es fromm, bist du zu arm,
Hin an des Grabes Schwelle.
Leg' es in Linnen, die du gewebt,
Zu Blumen, die du gepflücket,
Stirb mit, daß wenn es die Äuglein hebt,
Im Himmel es dich erblicket.
So lallt zu dir ein frommes Herz,
Und nimmer lernt es sprechen,
Blickt ewig zu dir, blickt himmelwärts
Und will in Freuden brechen.
Bricht's nicht in Freud', bricht's doch in Leid,
Bricht es uns allen beiden.
Ach Wiedersehen geht fern und weit,
Und nahe geht das Scheiden!
Hör', liebe Seel'! wer rufet dir?
Dein Jesus aus der Höhe:
Komm, meine Taube, komm zu mir!
Den Ruf ich wohl verstehe.
Wenn ich soll deine Taube sein,
Mußt du mir Flügel geben,
Die wasch' in deinem Blut ich rein,
Und werde glaubend schweben.
Du rufest mir! Wie arm ich bin,
Darf ich zu dir doch kommen,
Die Mängel hat dein treuer Sinn
Ja all von mir genommen.
Sag, Herr, wird auch ein Nestlein fein
Für mich bei dir gefunden?
Ja, meine Taube, komm herein,
Wohn' hier in meinen Wunden!
Mein Jesu, ach, was willst du mir,
In deinen Wunden geben?
Durch meine Wunden, sag' ich dir,
Fliegst sterbend du zum Leben.
Wohlan, es zielt des Todes Pfeil,
Er wird mich nicht verderben,
Zu deinen Wunden, Herr, ich eil',
Da werd' ich's Leben erben.
O schweig nur Herz! Die rächende Sibille
Die über deiner Zukunft, Wehe! kreischt,
Den gier'gen Geier, der dich lang zerfleischt,
Bannt ein gottselig Kind, und deckt ganz stille
Die schreinde Wunde dir mit Taubenflügeln,
Weckt dir den Morgenstern auf stummen Hügeln.
O schweig nur Herz! Horch Klang von Engelschwingen
Was zuckst du so, du mußt fein leise tun,
Wo man dir singet, wie so sanft sie ruhn,
Die Seligen, dahin wird man dich bringen,
Sei still, was schreist du, einsam ist kein Leben,
Kein Grab, schlaf süß, die Liebste träumt daneben.
O schweig nur Herz! Du hast ja nichts besessen,
Du läßt ja nichts zurück, wem trauerst du?
Auch deines Himmels Augen fallen zu,
Doch seiner Liebe Licht strahlt ungemessen
Brichst du, bricht jenes Herz? Wer bleibt, wird sagen,
O schönre Lust, halb hier, halb dort zu schlagen!
O schweig mein Herz! Du magst wohl selig schweigen,
Was schreist du nur, dir fiel kein Sünderlos,
Dich wiegt die Unschuld ohne Graun im Schoß,
Aus frommen Augen blickt dein Himmelszeichen.
Sei ihr nicht schwer, sei selig, träume, schwebe,
Wein' um die Traube nicht, wein' mit der Rebe.
O schweig nur Herz! Sonst schimpft dich einen Raben
Die Liebste, die nur Tauben Futter giebt,
O werde rein und fromm, bis sie dich liebt
Werd' eine Taube, die nur will sie haben.
O selig! ihr als Taube zu gehören,
So lange sie sich wird der Raben wehren.
O schweig nur Herz! Und lerne sel'ger schauen
Als andre in die Huld, die sie umgiebt,
Daß sie dir mehr als allen andern giebt,
Das zwinge sie dir einst noch zu vertrauen.
Schweig, dulde, glaube, hoffe, liebe, baue
Dein Elend fromm, daß sie dir ganz vertraue!
Ach alles geht vorbei
Selbst dieser Unverstand
Den ich in einer wundersel'gen Stunde,
An einer Wand empfand
Hat nicht Bestand.
Ja alles geht vorbei,
Doch daß ich auferstand
Und wie ein Irrstern ewig sie umrunde,
Ein Geist den sie gebannt,
Das hat Bestand.
Ja alles geht vorbei,
Nur dieses mag'sche Band
Aus meines Wesens tiefstem Grunde
Zu ihrem Geist gespannt,
Das hat Bestand.
Ja alles geht vorbei
Doch ihrer Güte Pfand,
Jed Wort aus ihrem reinen lieben Munde
Folgt mir ins andre Land,
Und hat Bestand.
Ja alles geht vorbei,
Nur eines ist kein Tand,
Der Geist, der mir in diesem heil'gen Bunde
Vom Himmel ward gesandt,
Der hat Bestand.
Ja alles geht vorbei,
Doch Sie, die mich erkannt,
Den Harrenden, wildfremd an Ort und Stunde,
Gieng nicht vorbei, sie stand
Reicht mir die Hand.
Ja alles geht vorbei,
Doch diese liebe Hand
Die ich in dunkler freudenheller Stunde
An meinem Herzen fand,
Die hat Bestand.
Ja alles geht vorbei,
Nur dieser heiße Brand,
In meiner Brust die bittre süße Wunde,
Die ihre Hand verband,
Die hat Bestand!
Frühes Lied
Fahre fort mit Dornenschlägen,
Weiße Rose, meinem Herzen,
Dem verbrannten, quillt ein Segen,
Aus den Tränen aus den Schmerzen.
Breche ganz mein altes Leben,
Ich muß dir, die so erschienen
Einen bessern Bruder geben
Gott und dir in ihm zu dienen.
Alles muß von dir ich nehmen
Kann dir nichts, ach gar nichts geben,
Denn du mußt den Drachen zähmen,
Um dem Herrn den Schatz zu heben.
Sieh, ich beug' mich dir zu Füßen,
Du Erbarmen, weine nieder,
Lehre mich, wie du zu büßen,
Tränenquell der frommen Lieder.
All mein Letzen und Verletzen,
All mein Lügen, Trachten, Scheinen,
Darauf sollst den Fuß du setzen
Und so im Triumph erscheinen.
Alles, was du still gelitten,
Deine Not, dein fromm Entsagen,
Hat auch mir das Herz durchschnitten,
Doch du, du hast es getragen.
Alles was du je getragen,
Sieh, das hab' ich all verschuldet,
Meine Schuld hat dich geschlagen,
Und du hast so fromm geduldet.
Und nun trägst du dies versunkne,
Das dich marterte, dies Herz,
O du Gottesmitleidtrunkne,
An dem deinen, himmelwärts!
Wahre Buße eines recht zerknirschten Herzens
Wann abends uns die braune Nacht
Im Schatten schwarz verkleidet,
Und ich dann meine Sünd' betracht,
Groß Not mein Herz erleidet.
Von lauter Leid, von Traurigkeit,
Mein Augen mir fast rinnen,
Zu'n Sternen auf, so sind im Lauf,
Ich schau' mit trüben Sinnen.
Halt, halt, ihr scheinend Perlen klar,
Ihr tausend Licht und Fackel,
Halt, halt, ihr wohlgezündte Schar,
Ihr Feur und Flamm' ohn' Makel,
O schöne Stern, nicht laufet fern,
Hört an, was euch will klagen,
Du schöner Mon auch bleibe stohn,
Hör' an mein Leid und Zagen!
Ach, ach! was Angst und Herzenleid!
Bin gar mit Sünd' befangen,
Auf, auf! ihr heiße Brünnlein beid,
Nun rauschet mir von Wangen.
Ach schöne Stern, wollt' ich so gern,
Wär' nie von Gott gewichen!
Ach schöner Mon, was hab' ich ton?
Mein Seel' ist Tods verblichen.
Fließ ab, fließ ab, du Tränenbad,
Für Leid kann dich nit halten.
Wasch ab all Sünd' und Missetat,
Das Herz ist schon gespalten.
O treuer Gott, hab' dein Gebot
In Wind und Luft geschlagen,
O frommer Herr, von dir so fer'
Die Sünd' mich hat getragen!
Ei wie nun will ich's greifen an?
Mit Recht mag's nie beschönen;
Ei wie will ich vor dir bestahn,
Dein Angesicht versöhnen?
O Schöpfer mein, ich's nit vernein',
Vor dir ich muß erstummen,
Bin's freilich wert, mich Feur und Schwert
Reib auf in gleicher Summen.
Doch nit, wann brinnst in Eifermut,
Dir stell' mein Sünd zugegen,
O nit, wann bist in voller Glut,
Mich laß mit Straf belegen!
Bedeck mit Gnad' all meine Tat,
Nit mehr der Sünd' gedenke,
Ach nur ins Meer, nur weit und fer'
Sie tief in Grund versenke!
Schaff Herr, daß ich mit Zähren heiß
Den Grimmen dein vergüte;
Mich mach recht schnee- und schwanenweiß
Wasch ab das alt Geblüte.
Ach 's ist geschehn! kann's nicht umgehn.
Nun kränket's mich von Herzen,
Und ich von Leid fast jederzeit
Zerfließ' gleich einer Kerzen.
Ach dürft' ich nur zu'n Augen dein
Mein Augen auf recht schlagen,
Dürft' nur dich nennen Vater mein,
Wie zärtlich wollt' ich klagen!
O Vater mein, wollt' nur allein,
O Vater mein wollt' sprechen!
Da würd' alsbald mit Gnadenspalt
Dein Herz in Stück zerbrechen.
Da würd' dein mildes Eingeweid
Wie Wachs vom Feur zerfließen,
Da würdest mich mit Armen beid
An deine Wangen schließen.
Ach nur nimm an, wollt' sprechen dann,
Nach deiner großen Milde
Nimm an geschwind dein armes Kind,
So gangen war ins Wilde.
Gleich würdest den verloren Sohn
Mit Freuden groß empfangen,
Und geben ihm die vorig Kron'
Mit Kleinod viel behangen.
Auch würdest bald ohn' Aufenthalt
Gar prächtig bankettieren,
Und würdest frei mit Jubelschrei
All Höfling dein traktieren.
Nun bin ich's je mitnichten wert,
Darf dich kein Vater nennen,
Auch du, weil alles hab' verzehrt,
Wirst mich kein Sohn mehr kennen,
Ach! wo muß dann ich's greifen an?
Wem, wie dann muß ich's klagen?
Ach, ach was Rat? ist ziemlich spat,
Jedoch nit will verzagen.
O Sternen still, o stiller Mon!
Des Elends laßt euch dauren.
Mein Leid euch laßt zu Herzen gohn,
Mit mir tut kläglich trauren.
All haltet ein den halben Schein,
Euch halber tut zerspalten,
Und halt't zu Nacht nur halbe Wacht,
Laßt Finsternis halb walten.
Ja freilich, freilich gar und ganz
All Augen tut beschließen,
Verlöschet allen Schein und Glanz,
Kein einzeln Strahl laßt schießen.
Zur Reu und Leid bin ich bereit,
Ade Sonn', Mon und Sternen!
Nur trauren gar ich muß fürwahr,
Und Spiel und Scherz verlernen.
Ade dann, eins und abermal,
Ihr Lichter schön gezündet,
Ade, verlöschet alle Strahl!
Euch ganz hab' aufgekündet.
In dunkler Nacht ich bin bedacht,
Mein Tag ohn' Tag vollbringen,
Nur Traurgesang mein Lebelang
Bei mir soll stets erklingen.
In Finsternis gewunden ein
Ich meine Jahr werd' schließen.
Mein Speis und Trank mir sollen sein
Die Zähr', so werd' vergießen.
Mein krankes Herz ich leg' in Schmerz,
In Schmerzen laß ich's rasten,
Wann's dann verscheidt, ist schon bereit
Der Schmerz zum Totenkasten.
In Schmerzen, Qual und Traurigkeit
Mein Leben soll passieren,
In Weh und Ach und stätem Leid
Will meine Zeit verlieren.
In hohlem Wald, der deutlich schallt,
Ein Hüttlein werd' ich schlagen;
Da soll vor all der Echoschall
Mit mir mein Jammer klagen.
Mit Seufzen viel in großem Hauf
Die Wund' ich will vermehren;
Die Bächlein sollen schwellen auf
Von meinen vielen Zähren.
Die Bäum' und Stein, sie mögen sein
Wie Felsen hart und Eichen,
Mit Tränen heiß, mit Augenschweiß,
Ich hoff', noch werd' erweichen.
Wer weiß, ob nit der fromme Gott
Die Gnadenbrust erschließe?
Wer weiß, ob nit Herr Sabaoth
Das Gnadenmeer ergieße?
Die Schrift vermeldt, der Glaub' es hält,
Wer Buß' mag redlich tragen,
Findt je noch Gnad', ist nit zu spat
Und Wer dann wollt' verzagen?
Begierd' und Lobgesang des Heiligen Augustinus von der Herrlichkeit und Freud' des Himmlischen Paradeises
O du Brunn des wahren Lebens,
Voller Lust und Lieblichkeit,
O wie oft nach dir vergebens
Seufze ich in meinem Leid,
Ach wann wird zu dir einst fahren
Meine Seel' aus diesem Land,
So bisher in vielen Jahren
Bleibt in gar betrübtem Stand!
Ach daß möchten bald zerspringen
Die zu starke Lebensbänd',
Daß die Seel' hinauf sich schwingen
Möcht' zu ihrem Ziel und End'!
Ich gezwungen hie muß bleiben,
Gern wollt' fahren bald hinauf,
Mein Begierden stark mich treiben,
Zu vollenden meinen Lauf.
Kann nit länger ausgeschlossen
Von dem Trunk des Brunnens sein,
Der vom Anfang ausgegossen
Gibt mir lauter Freudenwein,
In der Höh' ist er gegründet,
Ihn umfaßt ein' solche Stadt,
Da nur Lieb' und Fried' sich findet,
Da man nichts zu fürchten hat.
Da die Mauren und die Pforten
Glänzen wie der Sternenschein,
Da die Palläst' aller Orten
Edle Stein' und Perlen sein,
Da die Weg' und alle Straßen
Nie vom Regen werden naß,
Ja sein über alle Maßen
Glänzend wie das gülden Glas.
Nichts vom Winter da man leidet,
Keine Wind' zu spüren sein,
Aller Schnee die Felder meidet,
Blitz und Donner halten ein,
Steter Frühling da sich zeiget,
Prangt mit seiner Gärten Schätz'
Gar kein Dorn sich da ereignet,
Alle Frucht bleibt unverletzt.
Blumen sein dort auserlesen,
Nit verändern's ihren Stand,
Laub und Gras bleibt unverwesen,
Haltet immer grün das Land,
Balsam, Honig häufig fließen,
Und bereichen Berg und Tal,
Auch an Bäumen zu genießen
Hängen Früchten ohne Zahl.
Nie zum Untergang da neiget
Sich der helle Sonnenschein,
Immer auch der Mond sich zeiget
Unverändert, voll und rein,
Auch die Sternen nit mehr leiden,
Daß man's treibt zur finstern Wacht,
Von dem neuen Licht nie scheiden,
Fliehen nimmer zu der Nacht.
O du Lamm, bist Sonn' und Mone,
Du der Stadt giebst allen Schein,
Von dir kommt ihr Freud und Wonne,
Alle durch dich selig sein;
Deiner Freunden Glanz darneben
Wird durch dich den Sternen gleich,
O wie freund- und herrlich leben
Allesamt in deinem Reich!
Mit den Palm- und Lorbeerzweigen
Herrlich treten sie hervor,
Ihren Sieg damit zu zeigen,
Du selbst führest ihren Chor;
Groß Frohlocken wird gehöret,
Weil gelegt ist aller Krieg,
Nichts die sichre Freud' verstöret,
Ewig ihnen bleibt der Sieg.
Nit der Geist wird mehr verletzet
Durch des Fleischs Betrüglichkeit
Dies den Stachel nit mehr wetzet
Zum gewohnten Seelenstreit,
Sein einander wohl gewogen,
Wunderfriedsam sein verpaart,
Weil der Leib auch angezogen
Nunmehr hat der Seelen Art.
Solcher Fried' ist gleichermaßen
Bei der auserwählten Schar,
Freudenfest auf allen Gassen
Alle halten immerdar.
Alle in der Jugend blühen
Und frohlocken immerdar,
Keine Sorg' sie kann bemühen
Und erwecken graue Haar.
Was den Menschen je erfreuet,
Haben sie in Überfluß,
Was der Mensch hingegen scheuet.
Weit von ihnen bleiben muß.
Aus dem Brunn des Lebens fließet
Alles Gut ohn' Unterlaß,
Dessen jedermann genießet
Ohne Ziel und ohne Maß.
Also süßlich immer leben
Die so liebe Gottesfreund',
Gern sich aller Dienst begeben,
Nur mit Gott zufrieden seind.
Speis und Trank nach Wunsch sie haben,
Keiner Durst noch Hunger leidt,
Gott mit seinen besten Gaben
Sie erquickt in Ewigkeit.
Fröhlich singen sie und klingen,
Geben ihrem Gott die Ehr,
Auf das immerwährend Singen
Sie zu singen wünschen mehr,
Keinen tut der Neid verwunden,
Eins ist aller Glück und Ehr,
Lieb' sie alle hat verbunden,
Gleich als ein Person da wär'.
Was Gott einem hat gegeben,
Allen macht die Lieb' gemein,
Was gemein, ein jeder eben
Hat, als wär' es sein allein.
Keiner kann da Spaltung leiden,
Dann es ist der Liebe Reich,
Sein die Kronen schon verscheiden,
Macht die Lieb' doch alles gleich.
Diese Lieb' vom Geist entzündet
Immer bleibt in ihrer Glut,
Dann in Gott ist sie gegründet,
In dem lieb und höchsten Gut.
Aller Herz ihm einverleibet
Hat die göttlich Gütigkeit,
Darum stets bei allen bleibet
Die gewünschte Einigkeit.
Keine Plag' sie wird berühren,
Nichts den Leib wird machen matt.
Ja gar nit wird sein zu spüren,
Was vom Tod nur Namen hat.
Süßlich viele Instrumenten
Mit dem Singen stimmen ein,
Dieses Musikspiels Regenten
Gottes liebe Geister sein.
O! wie großes Gut wird geben
Denen, so aus dieser Welt
Gott beruft zu jenem Leben,
Und den Engeln zugesellt,
Da sie fröhlich immer sehen
Unter ihnen Sonn' und Mon,
Da sie ewiglich bestehen
Bei erlangter Ehrenkron'.
Ach zu welchen Freud' und Ehren
Werden Gottes Freund erhebt!
All mein Wünschen und Begehren
Nur nach diesen Gütern strebt.
Alle Güter dieser Erden
Sein doch lauter Eitelkeit,
Können nit verglichen werden
Mit dem, was uns Gott bereit.
Jesu, wollest mir erwerben
Die so große Freud' und Ehr,
Gern alsdann ich jetzt wollt' sterben,
Und kein Ding begehren mehr!
Meine Seel' hast du versöhnet
Mit dem liebsten Vater dein,
Laß sie auch von dir gekrönet
Deines Reichs ein Miterb' sein!
Der Herr ritt nach Jerusalem
Vor achtzehnhundertsiebzehn Jahr,
Den Frommen war er angenehm
Sie warfen ihre Kleider dar
Und streuten Palmen auf den Weg
Und sangen Hosianna laut
O selig, wer den grünen Steg
Und den, der auf ihm zog, erschaut!
Mir aber ist am Palmentag
Ein zweites Einzugsfest bestellt,
Hosianna ich auch singen mag,
Ein fromm Kind zog heut ein zur Welt,
Der Frühling zog sein Röcklein aus
Und breitet es auf seiner Bahn,
Und streute manchen Veilchenstrauß,
Hosianna stimmten die Vöglein an.
Vor nit gar lang, vor neunzehn Jahr
Früh morgens um die sechste Stund'
Ward wohl mein Himmel sonnenklar,
Ward wohl mein ganzes Glück gesund.
Im Priesterhaus zu Linum ward
Geboren mir zu frommer Lust
Ein Mägdlein recht nach Christenart,
Ach hätt' ich's damals schon gewußt!
Da zog mein Himmelschlüsselbein,
Mein Herz, mein Seel', mein Du, mein Ich,
Mein lieb Linum zur Welt herein.
Wie liebte da mein Heiland mich!
Und streuen will ich nun fortan
Was ich vermag an frommer Zier
Wohl meinem Linum auf die Bahn,
Sie weiß wohl, Herr, ich streu' es dir.
Ich werf' zur Erd' mein altes Kleid,
Brech' ab die üpp'gen Zweige mein,
Beginne eine neue Zeit
Und werde wieder klar und rein.
Ich darf nicht länger dumm und blind
In deine lieben Augen sehn,
Ich muß ganz rein, du liebes Kind
Vor deinem ird'schen Zuge gehn.
Lieb Linum hab' nur guten Mut
Bleib mir nur treu, ich werd' bald fromm
So fromm wie du und still und gut,
Daß ich mit dir zum Himmel komm'!
Da reit' ich auf der Eselin,
Du setzt dich auf das Füllen klein,
So ziehn wir mit einfält'gem Sinn
Nach neu Jerusalem hinein.
Sei nur nicht bös, es ist nun so,
Der liebe Gott aufs Herz nur sieht,
So tust du auch, drum bin ich froh,
Und geb' dir dies einfält'ge Lied.
Du
Die Erde war gestorben
Ich lebte ganz allein
Die Sonne war verdorben,
Bis auf die Augen dein.
Du bietest mir zu trinken
Und blickest mich nicht an
Läßt du die Augen sinken
So ist's um mich getan.
Der Frühling regt die Schwingen
Die Erde sehnet sich
Sie kann nichts wiederbringen
Als dich, du Gute, dich.
Die Erde war gestorben
Ich lebte ganz allein,
Die Sonne war verdorben,
Zwei Augen gaben Schein,
Da bot sie mir zu trinken
Und blickte mich nicht an,
Sie ließ die Augen sinken,
Es war um mich getan.
Reg' Frühling nur die Schwingen
Sehn' nur, du Erde, dich,
Ich kann nichts anders singen,
Als, Jesus schau auf mich.
Am 17.
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