Saaten. Und des Mittags roter Schweiß.

Der Felder gelbe Winde schlafen still.

Sie kommt, ein Vogel, der entschlafen will.

Der Schwäne Fittich überdacht sie weiß.

 

Die blauen Lider schatten sanft herab.

Und bei der Sensen blanken Melodien

Träumt sie von eines Kusses Karmoisin

Den ewigen Traum in ihrem ewigen Grab.

 

Vorbei, vorbei. Wo an das Ufer dröhnt

Der Schall der Städte. Wo durch Dämme zwingt

Der weiße Strom. Der Widerhall erklingt

Mit weitem Echo. Wo herunter tönt

 

Hall voller Straßen. Glocken und Geläut.

Maschinenkreischen. Kampf. Wo westlich droht

In blinde Scheiben dumpfes Abendrot,

In dem ein Kran mit Riesenarmen dräut,

 

Mit schwarzer Stirn, ein mächtiger Tyrann,

Ein Moloch, drum die schwarzen Knechte knien.

Last schwerer Brücken, die darüber ziehn

Wie Ketten auf dem Strom, und harter Bann.

 

Unsichtbar schwimmt sie in der Flut Geleit.

Doch wo sie treibt, jagt weit den Menschenschwarm

Mit großem Fittich auf ein dunkler Harm,

Der schattet über beide Ufer breit.

 

Vorbei, vorbei. Da sich dem Dunkel weiht

Der westlich hohe Tag des Sommers spät,

Wo in dem Dunkelgrün der Wiesen steht

Des fernen Abends zarte Müdigkeit.

 

Der Strom trägt weit sie fort, die untertaucht,

Durch manchen Winters trauervollen Port.

Die Zeit hinab. Durch Ewigkeiten fort,

Davon der Horizont wie Feuer raucht.

Der Winter

 

Der blaue Schnee liegt auf dem ebenen Land,

Das Winter dehnt. Und die Wegweiser zeigen

Einander mit der ausgestreckten Hand

Der Horizonte violettes Schweigen.

 

Hier treffen sich auf ihrem Weg ins Leere

Vier Straßen an. Die niedren Bäume stehen

Wie Bettler kahl. Das Rot der Vogelbeere

Glänzt wie ihr Auge trübe. Die Chausseen

 

Verweilen kurz und sprechen aus den Ästen.

Dann ziehn sie weiter in die Einsamkeit

Gen Nord und Süden und nach Ost und Westen,

Wo bleicht der niedere Tag der Winterzeit.

 

Ein hoher Korb mit rissigem Geflecht

Blieb von der Ernte noch im Ackerfeld.

Weißbärtig, ein Soldat, der nach Gefecht

Und heißem Tag der Toten Wache hält.

 

Der Schnee wird bleicher, und der Tag vergeht.

Der Sonne Atem dampft am Firmament,

Davon das Eis, das in den Lachen steht

Hinab die Straße rot wie Feuer brennt.

 

Marengo

Schwarzblau der Alpen, und der kahlen Flur,

Die Südsturm drohn. Mit Wolken tief verhangen

Ist grau das Feld. Ein ungeheures Bangen

Beengt den Tag. Den Atem der Natur

 

Stopft eine Faust. Hinab die Lombardei

Ist Totenstille. Und kein Gras, kein Baum.

Das Röhricht regt kein Wind im leeren Raum.

Kein Vogel streift in niedrer Luft vorbei.

 

Fern sieht man Wagen, wo sich langsam neigt

Ein Brückenpaar. Man hört den dumpfen Fall

Am Wasser fort. Und wieder droht und schweigt

 

Verhängnis dieses Tags. Ein weißer Ball,

Die erste der Granaten. Und es steigt

Der Sturm herauf des zweiten Prairial.

 

 

Das Fieberspital

1.

Die bleiche Leinwand in den vielen Betten

Verschwimmt in kahler Wand im Krankensaal.

Die Krankheiten alle, dünne Marionetten,

Spazieren in den Gängen. Eine Zahl

 

Hat jeder Kranke. Und mit weißer Kreide

Sind seine Qualen sauber aufnotiert.

Das Fieber donnert. Ihre Eingeweide

Brennen wie Berge. Und ihr Auge stiert

 

Zur Decke auf, wo ein paar große Spinnen

Aus ihrem Bauche lange Fäden ziehn.

Sie sitzen auf in ihrem kalten Linnen

Und ihrem Schweiß mit hochgezognen Knien.

 

Sie beißen auf die Nägel ihrer Hand.

Die Falten ihrer Stirn, die rötlich glüht,

Sind wie ein graugefurchtes Ackerland,

Auf dem des Todes großes Frührot blüht.

 

Sie strecken ihre weißen Arme vor,

Vor Kälte zitternd und vor Grauen stumm.

Schon wälzt ihr Hirn sich schwarz von Ohr zu Ohr

In ungeheurem Wirbel schnell herum.

 

Dann gähnt in ihrem Rücken schwarz ein Spalt,

Und aus der weißgetünchten Mauerwand

Streckt sich ein Arm. Um ihre Kehle ballt

Sich langsam eine harte Knochenhand.

2.

 

Des Abends Trauer sinkt. Sie hocken stumpf

In ihrer Kissen Schatten.