Die Fensterkreuze

Zerplatzen. Ein Kinderfräulein hängt bis zum Nabel aus einem Fenster heraus.

Ich kann mir nicht helfen: Die Dome zerplatzen mit Orgelfugen. Ich will

Eine neue Sonne schaffen. Ich will zwei gegeneinanderschlagen

Wie Zymbeln, und meiner Dame die Hand hinreichen. Wir werden entschweben

In einer violetten Sänfte über die Dächer euerer

Hellgelben Stadt wie Lampenschirme aus Seidenpapier im Zugwind.

 

 

Ich liebte nicht

Ich liebte nicht die Totenkopfhusaren

Und nicht die Mörser mit den Mädchennamen

Und als am End die großen Tage kamen,

Da bin ich unauffällig weggefahren.

 

Gott sei's geklagt und ihnen, meine Damen:

Gleich Absalom blieb ich an langen Haaren,

Dieweil sie schluchzten über Totenbahren

Im Wehbaum hängen aller ihrer Dramen.

 

Sie werden auch in diesen Versen finden

Manch Marterspiel und stürzend Abenteuer.

Man stirbt nicht nur durch Minen und durch Flinten.

 

Man wird nicht von Granaten nur zerrissen.

In meine Nächte drangen Ungeheuer,

Die mich die Hölle wohl empfinden ließen.

 

 

Einer Verdammten

Ha, wie sie heuchlerisch entrüstet,

Sich hüllen in die Kutten der Moral

Und wie Papa vertraulich flüstert:

»Mama, dies ist ein offener Skandal«.

Die hohe Gattin nickt verständlich

Und vor »Empörung« brennend rot

Ruft sie: »Von Denen ist es schändlich

Uns schützt vor Kindersegen doch der liebe Gott.«

 

 

Totentanz 1916

So sterben wir, so sterben wir,

Wir sterben alle Tage,

Weil es so gemütlich sich sterben läßt.

Morgens noch in Schlaf und Traum

Mittags schon dahin.

Abends schon zu unterst im Grabe drin.

 

Die Schlacht ist unser Freudenhaus.

Von Blut ist unsere Sonne.

Tod ist unser Zeichen und Losungswort.

Kind und Weib verlassen wir –

Was gehen sie uns an?

Wenn man sich auf uns nur

Verlassen kann.

 

So morden wir, so morden wir.

Wir morden alle Tage

Unsre Kameraden im Totentanz.

Bruder reck dich auf vor mir,

Bruder, deine Brust!

Bruder, der du fallen und sterben mußt.

 

Wir murren nicht, wir knurren nicht.

Wir schweigen alle Tage,

Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.

Hart ist unsere Lagerstatt

Trocken unser Brot.

Blutig und besudelt der liebe Gott.

 

 

Die Ersten

Die Ersten sinds, sie sind im besten Zug

Vom willenlosen Haufen sich zu lösen.

Erkennend eitel Schimmer, seichten Trug

Der großen Reden abgenützte Blößen,

Klangvolle Phrasen, ein vereinter Schwall

Der überflutet Erdehöhen und Täler,

Allüberall der gleiche Wiederhall,

Der gleiche Köder und der gleiche Wähler.

Wohl wächst der Massen Schrei nach Glück und Brot

Doch übertönt er nicht die Worte der Vertreter,

Es fallen Opfer tiefster Seelennot,

Die Masse fällt dein Zeichen der Verräter.

So lausch ich freudig, wenn mit wildem Schrei

Die Brust erfüllt von froher Zukunft ahnen

Sich einer ringt vom Heerdentaumel frei

Kraftvoll empor auf selbstgewollten Bahnen.

 

 

Cabaret

1.

Der Exhibitionist stellt sich gespreizt am Vorhang auf

und Pimpronella reizt ihn mit den roten Unterröcken.

Koko der grüne Gott klatscht laut im Publikum.

Da werden geil die ältesten Sündenböcke.

 

Tsingtara! Da ist ein langes Blasinstrument.

Daraus fährt eine Speichelfahne. Darauf steht: »Schlange«.

Da packen alle ihre Damen in die Geigenkästen ein

und verziehen sich. Da wird ihnen bange.

 

Am Eingang sitzt die ölige Camödine.

Die schlägt sich die Goldstücke als Flitter in die Schenkel.

Der sticht einer Bogenlampe die Augen aus.

Und das brennende Dach fällt herunter auf ihren Enkel.

2.

 

Von dem gespitzten Ohr des Esels fängt die Fliegen

ein Clown, der eine andre Heimat hat.

Durch kleine Röhrchen, die sich grünlich biegen,

hat er Verbindung mit Baronen in der Stadt.

 

In hohen Luftgeleisen, wo sich enharmonisch

die Seile schneiden, drauf man flach entschwirrt,

Versucht ein kleinkalibriges Kamel platonisch

zu klettern; was die Fröhlichkeit verwirrt.

 

Der Exhibitionist, der je zuvor den Vorhang

bedient hat mit Geduld und Blick für das Douceur,

vergißt urplötzlich den Begebenheitenvorgang

und treibt gequollene Mädchenscharen vor sich her.

Laut- und Klanggedichte

 

Wolken

elomen elomen lefitalominal

wolminuscaio

baumbala bunga

acycam glastula feirofim flinsi

 

elominuscula pluplubasch

rallalalaio

 

endremin saxassa flumen flobollala

feilobasch falljada follidi

flumbasch

 

cerobadadrada

gragluda gligloda glodasch

gluglamen gloglada gleroda glandridi

 

elomen elomen lefitalominai

wolminuscaio

baumbala bunga

acycam glastala feirofim blisti

elominuscula pluplusch

rallabataio

Katzen und Pfauen

 

baubo sbugi ninga gloffa

 

siwi faffa

sbugi faffa

olofa fafamo

faufo halja finj

 

sirgi ninga banja sbugi

halja hanja golja biddim

 

mâ mâ

piaûpa

mjâma

 

pawapa baungo sbugi

ninga

gloffalor

 

 

Totenklage

ombula

take

bitdli

solunkola

tabla tokta tokta takabla

taka tak

Babula m'balam

tak tru – ü

wo – um

biba bimbel

o kla o auwa

kla o auwa

la – auma

o kla o ü

la o auma

klinga – o – e – auwa

ome o-auwa

klinga inga M ao – Auwa

omba dij omuff pomo – auwa

tru-ü

tro-u-ü o-a-o-ü

mo-auwa

gomun guma zangaga gago blagaga

szagaglugi m ba-o-auma

szaga szago

szaga la m'blama

bschigi bschigo

bschigi bschigi

bschiggo bschiggo

goggo goggo

ogoggo

a-o –auma

 

 

Gadji beri bimba

gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori

gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini

gadji berl bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim

gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban

o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo

gadjama rhinozerossola hopsamen

bluku terullala blaulala loooo

 

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam

elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata

velo da bang bang affalo purzamai affalo purzamal lengado tor

gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö

viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

 

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim

gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx

gaga di bumbalo bumbalo gadjamen

gaga di bling blong

gaga blung

 

 

Karawane

jolifanto bambla o falli bambla

großgiga m'pfa habla horem

egiga goramen

higo bloiko russula huju

hollaka hollala

anlogo bung

blago bung blago bung

bosso fataka

ü üü ü

schampa wulla wussa olobo

hej tatta gorem

eschige zunbada

wulubu ssubudu uluwu ssubudu

tumba ba-umf

kusa gauma

ba – umf

 

 

Seepferdchen und Flugfische

tressli bessli nebogen leila

flusch kata

ballubasch

zack hitti zopp

 

zack hitti zopp

hitti betzli betzli

prusch kata

ballubasch

fasch kitti bimm

 

zitti kitillabi billabi billabi

zikko di zakkobam

fisch kitti bisch

 

bumbalo bumbalo bumbalo bambo

zitti kitillabi

zack hitti zopp

 

treßli beßli nebogen grügü

blaulala violabimini bisch

violabimini bimini bimini

fusch kata

ballubasch

zick hiti zopp

 

 

Sonette

Der grüne König

Wir, Johann, Amadeus Adelgreif,

Fürst von Saprunt und beiderlei Smeraldis,

Erzkaiser über allen Unterschleif

Und Obersäckelmeister vom Schmalkaldis

 

Erheben unsern grimmen Löwenschweif

Und dekretieren vor den leeren Saldis:

»Ihr Räuberhorden, eure Zeit ist reif.

Die Hahnenfeder ab, Ihr Garibaldis!

 

Man sammle alle Blätter unserer Wälder

Und stanze Gold daraus, soviel man mag.

Das ausgedehnte Land braucht neue Gelder.

 

Und eine Hungersnot liegt klar am Tag.

Sofort versehe man die Schatzbehälter

Mit Blattgold aus dem nächsten Buchenschlag.«

 

 

Die Erfindung

Als ich zum ersten Male diesen Narren

Mein neues Totenwäglein vorgeführt,

War alle Welt im Leichenhaus gerührt

Von ihren Selbstportraits und anderen Schmarren.

 

Sie sagten mir: nun wohl, das sei ein Karren,

Jedoch die Räder seien nicht geschmiert,

Auch sei es innen nicht genug verziert

Und schließlich wollten sie mich selbst verscharren.

 

Sie haben von der Sache nichts begriffen,

Als daß es wurmig zugeht im Geliege

Und wenn ich mich vor Lachen jetzt noch biege,

 

So ist es, weil sie drum herum gestanden,

Die Pfeife rauchten und den Mut nicht fanden,

Hineinzusteigen in die schwarze Wiege.

 

 

Der Dorfdadaist

In Schnabelschuhen und im Schnürkorsett

Hat er den Winter überstanden,

Als Schlangenmensch im Teufelskabinett

Gastierte er bei Vorstadtdilletanten.

 

Nun sich der Frühling wieder eingestellt

Und Frau Natura kräftig promenierte,

Hat ihn die Lappen- und Atrappenwelt

Verdrossen erst und schließlich degoutieret.

 

Er hat sich eine Laute aufgezimmert

Aus Kistenholz und langen Schneckenschrauben,

Die Saiten rasseln und die Stimme wimmert,

Doch läßt er sich die Illusion nicht rauben.

 

Er brüllt und johlt, als hinge er am Spieße.

Er schwenkt juchelend seinen Brautzylinder.

Als Schellenkönig tanzt er auf der Wiese

Zum Purzelbaum der Narren und der Kinder.

 

 

Der Schizophrene

Ein Opfer der Zerstückung, ganz besessen

Bin ich – wie nennt ihr's doch? – ein Schizophrene.

Ihr wollt, daß ich verschwinde von der Szene,

Um euren eigenen Anblick zu vergessen.

 

Ich aber werde eure Worte pressen

In des Sonettes dunkle Kantilene.

Es haben meine ätzenden Arsene

Das Blut euch bis zum Herzen schon durchmessen.

 

Des Tages Licht und der Gewohnheit Dauer

Behüten euch mit einer sichern Mauer

Vor meinem Aberwitz und grellem Wahne.

 

Doch plötzlich überfällt auch euch die Trauer.

Es rüttelt euch ein unterirdischer Schauer

Und Ihr zergeht im Schwunge meiner Fahne.

 

 

Das Gespenst

Gewöhnlich kommt es, wenn die Lichter brennen.

Es poltert mit den Tellern und den Tassen.

Auf roten Schuhen schlurrt es in den nassen

Geschwenkten Nächten und man hört sein Flennen.

 

Von Zeit zu Zeit scheint es umherzurennen

Mit Trumpf, Atout und ausgespielten Assen.

Auf Seil und Räder scheint es aufzupassen

Und ist an seinem Lärmen zu erkennen.

 

Es ist beschäftigt in der Gängelschwemme

Und hochweis weht dann seine erzene Haube,

Auf seinen Fingern zittern Hahnenkämme,

 

Mit schrillen Glocken kugelt es im Staube.

Dann reißen plötzlich alle wehen Dämme

Und aus der Kuckucksuhr tritt eine Taube.

 

 

Der Pasquillant

Auch konnt es unserm Scharfsinn nicht entgehen,

Daß ein Herr Geist uns zu bemäkeln pflegt,

Indem er ein Pasquill zusammenträgt,

Das ihm die Winde um die Ohren säen.

 

Bald kritzelt er, bald hüpft er aufgeregt

Um uns herum, dann bleibt er zuckend stehen

Und reckt den Schwartenhals, um zu erspähen,

Was sich in unserm Kabinett bewegt.

 

Den Bleistiftstummel hat er ganz zerbissen,

Die Drillichnaht ist hinten aufgeschlissen,

Doch dünkt er sich ein Diplomatenjäger.

 

De fakto dient bewußter Schlingenleger

Dem Kastellan als Flur- und Straßenfeger

Und hat das Recht die Kübel auszugießen.

 

 

Der gefallene Cherub

Er kreiste um die gläsernen Pilaster

Und hob die Stimme, daß er gellend riefe.

Es glänzte seines Fluges Hieroglyphe

Im Tempelbau der großen Zoroaster.

 

Da war's, als ob der Atem uns entschliefe.

Es sank sein Haupt, wie eine Riesenaster,

Umhüllt von schweren Schwingen seiner Laster

Verschlang ihn eine bodenlose Tiefe.

 

Wir sahens wohl und uns beschlich ein Sehnen

Nach Untergang und gallgetränkten Tränen

Zu schlürfen aller Trauermeere Flut.

 

Vergiftet fühlten wir das eigene Wähnen

Und ein Verlangen, uns dort anzulehnen,

Wo der versunkenste der Engel ruht.

 

 

Die Schlange Waga

Wer kennt mich noch? Ich trug die Persermütze.

Es spiegelte darin der Schlange Bild.

Ihr grauer Blick, der mich gefangen hielt,

Verwehrte mir des Paradieses Spitze.

 

Die Lanze schwang ich bis zu ihrem Sitze.

Die Schlange schnellte auf, sie ringelte sich wild.

Es zischte ihres Kopfes schmaler Schild.

Und ich verschwand in ihr gleich einem Blitze.

 

Da war ich Vater, Mutter, Sohn zugleich,

Und fand mich lächelnd nun in ihrem Leibe.

Vor mir erhellte sich ein Lotosteich.

 

Ich ward hinabgetaucht von einem Weibe.

Und neugeboren trieb ich mit der Flut

Als jüngstes Kind aus ihres Schoßes Hut.

 

 

An lichtgewobener Kette

An lichtgewobener Kette muß ich hängen

Aus hohen Himmeln in das trübe Leben,

Genötigt hin und her zu schweben,

Weil sanfte Ätherwellen mich bedrängen.

 

Man haucht mich an mit Worten und mit Klängen,

Und schon will meine Flügelwaage beben.

Um die Erschütterungen aufzuheben,

Dreh ich mich in den ewigen Gesängen.

 

So sieht man wohl in frommen Kemenaten

Aus Watte und aus Werg an einem Faden

Die Geistestaube schweben im Geviert.

 

Sie lauschet unter Kerzen und Gebeten

Den sieben Gaben und den scheuen Reden,

Dieweil ein Krönlein ihre Haube ziert.

 

 

Der Büßer

Verdorrt der Mund und trocken die Gedärme

So tanze ich um meinen eignen Schatten.

Aus meinem Bette spiel ich mit den Ratten

Und sauge aus den Fingern mir die Wärme.

 

Damit ich mich nicht allzu bitter härme

Ließ eine güt'ge Macht mein Herz ermatten.

Die Sehnsucht starb. Nur meine nimmersatten

Verflogenen Ohren hängen noch am Lärme.

 

Da ich mich also in mir selbst verfangen

Bin ich auch meinen Häschern nicht entgangen

Und teile die Gemeinschaft schriller Käuze.

 

Im Lappenkleide und bedeckt mit Schorfen

Werd täglich ich den Wärtern vorgeworfen,

Die striegeln mich mit einem Eisenkreuze.

 

 

Der Literat

Ich bin der große Gaukler Vauvert.

In hundert Flammen lauf ich einher.

Ich knie vor den Altären aus Sand,

Violette Sterne trägt mein Gewand.

Aus meinem Mund geht die Zeit hervor,

Die Menschen umfaß ich mit Auge und Ohr.

 

Ich bin aus dem Abgrund der falsche Prophet,

Der hinter den Rädern der Sonne steht.

Aus dem Meere, beschworen von dunkler Trompete,

Flieg ich im Dunste der Lügengebete.

Das Tympanum schlag ich mit großem Schall.

Ich hüte die Leichen im Wasserfall.

 

Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer,

Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer.

Hysteria clemens hab ich besungen

In jeder Gestalt ihrer Ausschweifungen.

Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat

Streu ich der Worte verfängliche Saat.

 

 

König Salomo

Als König Salomo beim Tempelbau

Mit den Dämonen stritt, die ihn umsaßen,

Ließ er in Mitternächten dumpf und grau

Die Zymbel schlagen und Posaune blasen.

 

An seiner Seite sah man eine Frau,

Die aufgebaut war ganz aus Parabasen,

Aus Saba kam sie wie ein weißer Pfau

Und stand wie eine Mumie in Exstasen.

 

Der König selber saß in seinem Zelt,

Um dessen Öffnung Feuer hing in Fransen

Und wies gebietend in die Unterwelt.

 

Da stiegen Mauern auf gleich goldenen Schanzen

Die Zedern fügten sich und ungezählt

Sah man die Tiere und die Teufel tanzen.

 

 

Legende

Vor einem hellen Marienbild

Spielte ein Bettler die Geige.

Die Vögel sangen im Herbstgefild,

Der Tag ging schon zur Neige.

 

Er spielte der Reben süße Last,

Die hingen ihm bis zur Stirne,

Er spielte den reifen Apfelast

Und der Berge schneeige Firne.

 

Er spielte der blauen Seen Licht,

Die leuchteten ihm aus den Augen.

Er sang zu der Geige und immer noch nicht

Wollte das Lied ihm taugen.

 

Da sang er den Mond und die Sterne dazu

Die konnte er alle verschenken

Und weinte des Waldes einsame Ruh,

Die tät seine Geige tränken.

 

Er spielte und sang und merkte kaum

Wie Maria sich leise bewegte

Und ihm beim Spiel ihrer Hände Schaum

Auf die wehenden Locken legte.

 

Er drehte beim Spiele sich hin und her,

Das tönende Holz unterm Kinne.

Er wollte, daß seine süße Mär

In alle vier Winde zerrinne.

 

Da stieg die Madonna vom Sockel herab

Und folgte ihm auf seine Wege.

Die gingen bergauf und gingen bergab

Durch Gestrüpp und Dornengehege.

 

Er spielte noch, als schon der Hahn gekräht

Und manche Saite zersprungen.

Auf Dreien spielt er die Trinität

Auf zweien die Engelszungen.

 

Zuletzt war es nur noch das heimliche Lied

Vom eingeborenen Sohne.

Maria deckte den Mantel auf ihn

Darin schläft er zum ewigen Lohne.

 

 

Epitaph

Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen,

Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein.

Doch war er so verliebt in allen Schein,

Daß man sich hüten muß, ihn tot zu sagen.

 

Er liebte es in allen Lebenslagen

Dem Unerhörten nur Gehör zu leihn.

Umgeben so von hundert Fabulein

Kann man nur zögernd ihm zu glauben wagen.

 

Drum, wenn auch jetzt sein schmaler Maskenmund

Geschlossen liegt und nicht mehr sprechen mag:

Er lauscht vielleicht nur in den Schöpfergrund ...

 

Und steht dann wieder auf wie jeden Tag.

Laßt ihn getrost bei seinem Leichenspiele.

Er lächelt schon und wir sind kaum am Ziele.

 

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