So raubt der Winter rasen

Der edlen Gärte Zir. Wenn süsse Lüffte blasen

Geht alles schöner auff. Man streut den Samen ein

Der hundertfach sich mehrt wenn der gewündtschte Schein

Der Sonnen / Erndte macht. Sie ist dem Land entgangen

Das für sie nur zu schlecht. Sie hält das Glück gefangen

Das sie gefangen hilt. Chach Abas räumt jhr ein

Was zwischen beydem Pont. Doch diß ist noch zu klein

Für die / die mehr verdint von Abas zu empfangen /

Von Abas / welchen sie / Großmächtigste gefangen.

Gantz Persen felt jhr heim vnd Chach beut jhr die Hand

Die Persens Zepter trägt zum vnverfälschten Pfand

Der Königlichen Eh! ich wündtsche zu der Crone /

Dem numehr freyen Stand / vnd zu der Parthen Throne

Vnd der so hohen Freud vnd Heyrath sonder gleich;

Ein ewig blühend Glück / vnd jmmer wachsend Reich.

CATHARINA.

Daß Imanculi sich so tief geneigt beflissen/

Ein Arm gefangen Weib in gröster Noth zu grüssen;

Erkent mit höchstem Danck die / die nicht dancken kan

Als mit verbundnem Geist. Der König beut vns an

Was ewig Catharin nicht willens zu empfangen.

Vnd nicht empfangen muß. Wir wündtschen vol Verlangen

Daß Abas vns erhör. Bricht er die Kett' entzwey /

Vnd schenckt vns Gurgistan; so sind wir warlich frey /

Vnd fallen jhm zu Fuß vnd küssen seine Hände /

Vnd schweren Trew' vnd Dinst biß zu deß Cörpers ende

Doch wil er daß der Geist nicht Christlich sich erklär;

So wird die Freyheit vns mit Persens Cron zuschwer.

Wir rühmen sein Gemütt / das vns zu hoch wil ehren:

Doch leider kan der Geist von keiner Freyheit hören /

Die vns von disem trent / der sich mit vns vermählt /

Der vns diß Leben gab vnd vnser Har gezehlt.

Vil besser daß diß Fleisch verschmacht in tausend Schmertzen!

Vil besser daß diß Blut auß auffgeschlitztem Hertzen[87]

Die Erd' vnd Hencker färb'. Als dises Reich verschertzt

In dem kein Elend herrscht das in der Welt vns schmertzt!

IMANCULI.

Durchlauchtigste / warumb wil sie die Gunst ausschlagen

Die vber Gunst der Welt? was kan sie Chach versagen

Der sich jhr selber schenckt. Läst sie diß Glück entgehn?

Kan Ihr jhr Christus wol so vil im Lichte stehn?

CATHARINA.

Der Fürst vermeld' vns doch! was denckt vns Chach zu geben!

Was hat er mit vns vor? wehn sucht er zu erheben?

Was nutzt so Ehr als Glück? gesetzt daß es gescheh

Daß Abas vns getränt von Christus Läger seh!

Wo wolt er mit vns hin? Er heiß vns frey genissen /

Was reicher Vberfluß liß in sein Schatzhauß schlissen!

Was Freund vnd Vnterthan' vnd vberwundne Macht

Freywillig / auff begehr / vnd hochgedrungen bracht!

Es dient doch nur allein den leeren Mund zu füllen

Vnd den entblösten Leib mit Kleidern zuverhüllen.

Da wir nun JEsu trew / vnd bleiben Abas Magd;

So wird vns ja von Chach nicht Brodt nicht Tuch versagt

Das jeder Sclav' empfing. Man zeigt vns seine Kammer

Vnd rufft vns auff sein Bett' / in dem mit furchtbarn Jammer /

Wir jhm an Beyschlaffs stat / zu Schand' vnd Hohn verpflicht

Gleich andern den er Hold. Es sey auch daß er nicht

Als durch ein festes Band vnd eine Lib' vns ehre /

Vnd küß in keuscher Eh' vnd vnsern Ruhm vermehre

Auff Persens güldnem Thron! was trüg es vor Gewin?

Man nent' vns Königin. Das sind wir ja vorhin!

Vnd dörffen / daß man vns solt' eine Cron auffsetzen/

Nicht deß Gewissen Recht nicht Gottes Huld verletzen

Auch jsts vergebne Müh' vns mit der Erden Lust

Zu locken; als wir frey als die noch zarte Brust

Nicht durch die Angst versehrt; hat vns erlaubt ergetzen

Mit Vberfluß erquickt / was nicht erlaubt; das schätzen[88]

Wir als Kott / Schmach / vnd Fluch / ja vnser Glaub vnd Stand

Erschrickt für toller Freud' vnd was deß Königs Hand

Der müden Seele zeigt. Man ding't vmb vnser Ehre!

Vnd beut vns Rauch vnd Dunst. Man sucht deß Höchsten Lehre

Zu dämpffen durch den Tand! vnd für den Wind der Zeit

Zu rauben den Besitz der heilgen Ewigkeit?

Die aller Götter Gott (der nie den Eyd gebrochen),

Vns / seiner ärmsten Magd auß treuer Gunst versprochen.

Wenn wir (doch laß vns eh der Himmel vntergehn!

Eh'r müsse dises Fleisch auff lichten Flammen stehn!)

Gereitzt durch süsse Lust / getrotzt durch grimmes Dreuen/

Vns suchten vor dem Tod' vnd Gottes Bund zu scheuen;

Wer würd in Gurgistan / da jhn die Angst erwischt /

Durch vnser Beyspil nicht zum Abfall angefrischt?

Was? würd ein schwaches Kind / ein zartes Fräulein dencken/

Sol mich die grimme Pein biß zu dem Mord-Pfahl krencken?

Wenn Catharine selbst den Thron fürs Creutz erkohr

Vnd eh'r deß Glaubens Krantz' als jhren Leib verlohr?

Nein Libsten! da euch ja die Angst solt' vberfallen;

Sucht eurer Königin standhafftig nachzuwallen /

Nemmt Kercker für Paläst / für Freyheit; Ketten an /

Für Reichthumb / kiest Verlust vnd was ersetzen kan

Verwächselt mit der Qual. Wagt Freund vnd Fleisch vnd Jahre!

Erschreckt für keiner Flamm! springt auff die Todtenbare![89]

Küst Schwerdter die man euch durch Brust vnd Gurgel treibt!

Wenn euch der eine Schatz deß heilgen Glaubens bleibt!

IMANCULI.

Durchlauchtigst es ist hart für einen Wahn zu sterben

CATHARINA.

Wer für die Warheit stirbt kan nimmermehr verterben.

IMANCULI.

Der Perß vnd Jud vnd Christ ehrt gleichwol einen Gott

CATHARINA.

Der Perß vnd Jude treibt mit Gottes Sohn den Spott.

IMANCULI.

Woher doch solte Gott ein Sohn geboren werden?

CATHARINA.

Sol der nicht fruchtbar seyn / der fruchtbar macht die Erden?

IMANCULI.

Er war ein sterblich Mensch den jhr Gott gleiche macht.

CATHARINA.

Der Zeit vnd Ewigkeit in seine Macht gebracht.

IMANCULI.

Ihr sagt daß er am Creutz' elende sey gestorben.

CATHARINA.

Vnd daß er durch den Tod das Leben vns erworben.

IMANCULI.

Daß sein erblaste Leich sey in ein Grab versteckt/

CATHARINA.

Daß er am dritten Tag auß eigner Macht erweckt.

IMANCULI.

Wer Tod ist ligt vnd schläfft biß Gott wird Vrtheil hegen /

CATHARINA.

Der diesem Richter wird den Feind zu Füssen legen.

IMANCULI.

Ist jrgend ein Prophet auß seiner Grufft erwacht?

CATHARINA.

Ja / der / durch welchen Gott Propheten hat gemacht.

IMANCULI.

Traut sie so sehr auff den der sie bißher verlassen?

CATHARINA.

Kein Vater pflegt sein Kind / ob er gleich strafft / zu hassen.

IMANCULI.

Wie lange läst er sie in disem Kummer stehn?

CATHARINA.

Ein Augenblick / wird bald: vnd Ewig nicht vergehn.

IMANCULI.

Last vns weil wir noch hir der Zeit vnd Welt gebrauchen![90]

CATHARINA.

In einem Nun wird Welt vnd jhre Pracht verrauchen.

IMANCULI.

Gott gönt in disem Nun den Menschen ihre Lust.

CATHARINA.

Wir sind vns ausser Gott gantz keiner Lust bewust.

IMANCULI.

Wer keine Wollust libt; sucht doch die Qual zu meiden

CATHARINA.

Die disem Leben Feind / entsetzt sich nicht zu leiden.

IMANCULI.

Das Leiden vnd der Tod laufft wider die Natur.

CATHARINA.

Das Leben vnd der Tod sind fest an einer Schnur.

IMANCULI.

Der Tod siht schrecklich auß den harte Pein erbittert.

CATHARINA.

Je härter Donnerschlag; je schneller außgewüttert.

IMANCULI.

Ein König eyfert hoch jhm angethanen Spot.

CATHARINA.

Wir ehren Persens Haupt; doch höher vnsern Gott.

IMANCULI.

Der an dem Creutz erblich'; vnd nichts denn Creutzer gibet.

CATHARINA.

Der durch das Creutz bewehrt die Seelen die er libet.

IMANCULI.

Sie libt was Creutzer gibt / vnd hass't was Cronen schenckt.

CATHARINA.

Diß Creutz gibt vns die Cron die Niemand nimbt noch kränckt.

IMANCULI.

Es ist ein falscher Wahn der jhren Geist bethöret.

CATHARINA.

Die Warheit haben wir auß Gottes Mund gehöret.

IMANCULI.

Die Warheit in dem Fall ist leider vil zu schwer

CATHARINA.

Genung von Demetrius. Der Fürst sag vns was anders her!

IMANCULI.

Wil sie / was ich mich selbst entsetze zu erzehlen?

CATHARINA.

Auß zweyen Ubeln muß man stets das minst' erwehlen.

IMANCULI.

Sie wehle weil sie kan / für Ubel grosses Gutt[91]

CATHARINA.

Wir thuns! vnd wagen frisch für Gut die handvol Blutt.

IMANCULI.

Deß gutten falscher Schein pflegt offtmals zubetrigen.

CATHARINA.

Der die Gott stärckt wird nicht die Eitelkeit obsigen.

IMANCULI.

Ach! wil sie denn von mir deß Königs harten Schluß?

CATHARINA.

Warumb verbirgt er den / der die jhn leiden muß?

IMANCULI.

Princessin sie verzeih! ich thu diß Werck gezwungen.

CATHARINA.

Wir merckens! es kommt an / nach dem wir stets gerungen.

IMANCULI.

Es ist deß Königs Sinn / die Worte sind zwar mein!

CATHARINA.

Nur bald! der Auffzug mehrt vnd schärfft die rauhe Pein.

IMANCULI.

Princessin muß ich denn so hefftig sie betrüben?

CATHARINA.

Erfreuen / grosser Fürst!

IMANCULI.

Sie kan den Tod auffschiben!

Sie tregt jhr Leben / Heil / vnd Sterben in der Hand.

CATHARINA.

O Tod! gewündtschter Tod! O angenehmes Pfand!

IMANCULI.

Die grause sterbens Art / ist grauser als das Sterben.

CATHARINA.

Gott muste selbst sein Reich durch grause Pein erwerben.

Zagt nicht / geehrter Fürst! schlagt vns die Schmertzen für

Wir finden vns bereit.

IMANCULI.

Sie lese diß Papir.

CATHARINA.

O freudenvolle Schrifft! O auffgelöste Bande!

O vberreichte Cron! O abgelegte Schande![92]

O Freyheit meiner Seel! O längst verhoffte Ruh!

O ewig Königreich! O Vaterland! glück zu.

Die Marter (wir gestehns!) scheint freylich nicht zu tragen

Doch was kan solch' ein Geist den JEsus stärckt nicht wagen!

Durch jhn hat auch ein Kind der Hencker Trotz verlacht!

Ohn jhn / hat Menschen Krafft auch sonder Noth / gekracht!

Ade! geehrter Fürst! last vns den Kampff vollenden

Vnd in die Ruh eingehn.

IMANCULI.

Könt ich den Vnfall wenden!

Stünd' es in meiner Macht; kein Mittel wer zu schwer /

CATHARINA.

Wir wissens! diser Streich rührt von Chach Abas her!

Doch kan der Fürst vns noch mit letzter Gunst verbinden;

Er dulde das / wofern ein Prister sey zu finden

Der JEsum mit vns ehrt / er auff der Burg erschein /

Als vnsers Glaubens Zeug' vnd Beystand in der Pein.

IMANCULI.

Ich geb es willig nach! doch wenn sie zubewegen

Wenn sie die Lust vnd Angst wolt' endlich überlegen

Wenn sie!

CATHARINA.

nicht mehr von dem! wir wissen Abas Danck/

Daß er nach so vil Ach / vnd langer Kercker Zwang /

Vns seine Cron auffträgt / vnd weil wir die ausschlagen /

Veranlast nach der Cron der Ewigkeit zu fragen.

IMANCULI.

Ade denn wertte Fraw! die bessern Glückes wert

CATHARINA.

Diß ist das höchste Glück das heut vns widerfährt.

 

[93] Catharina.

 

O Haupt vnd Feldherr deiner Glider!

Der du den Kampff für vns versucht /

Vnd durch dein Blut / was Gott verflucht /

Gesegnet: für dir fall ich nider!

Nimm' an was ich nun dir zum Opffer sol vergissen

Mein zwar durch Schuld beflecktes Blut.

Doch durch dein Blut wird rein vnd gut

Was auß den Adern muß zu deinen Ehren flissen.

 

Das zarte Fleisch bebt ob den Plagen!

Vnd zittert für der rauhen Noht;

Der frische Geist rufft nach dem Tod

Behertzt der ängsten Angst zu tragen!

Ach! daß nur einmal mir vergönt für dich zu sterben!

Die kurtze Pein ist ja nicht wert

Der Ehren die du mir beschert

Daß mein / doch nichtig nichts / muß dir zu Ruhm verterben.

 

Verterben! nein! es wird erhalten

Mein Bräutgam! was man für dich wagt!

Die haben den Verlust beklagt /

Die in der Erden Lust veralten.

Wer wil nicht was die Zeit vns endlich doch wird nehmen

Als ein Geschencke dem vertraun?

Den wir unsterblich werden schaun

Vnd der vns ehren wird wenn sich die Welt wird schämen.

 

Ach Heyland! laß mich nu nicht wancken!

Nun mir der letzte Feind zusetzt[94]

Vnd alle Marter auff mich hetzt!

Ach stehe bey in disem Schrancken!

Beut du mir selbst die Faust vnd hilff mir vberwinden

Alleine bin ich vil zu schwach /

Mit dir wil ich durch Angst vnd Ach

Den Sig / das Licht / den Weg / zu dir / Erlöser / finden.

 

Beherschten Reiche! seyd gesegnet!

Gott beut mir höher Cronen an.

Diß was die Welt nicht geben kan /

Die Freyheit ist mir heut begegnet.

Mein Kercker! eingeweyht durch seufftzen-schwangre Thränen

 

Den auch mein Blut besprengen soll /

Ade! nun wird der Seelen wol

Die auff die Stunde fühlt erfüllt ihr langes sehnen.

 

Catharina / Salome mit dem gantzen Frauen-Zimmer.

Der Blutrichter mit den Soldaten vnd Henckern.

 

CATHARINA.

Wir Salome sind frey! der Höchste reist die Bande

Deß langen Kerckers auff! vnd führt vns auß dem Lande

Da Tod vnd Marter herscht / in das gewündtschte Reich /

Der ewig steten Lust. Wir lassen dise Leich

Dem Chach zum Lösegeld. Der Geist ist dem befohlen

Der vns ins Vaterland wil auß dem Elend holen

Nemm't jhr das Ebenbild der leidenden in acht;

Vnd habt von vns zu letzt / O Libsten! gute Nacht!

Ihr habt mit vns behertzt das schwere Joch getragen!

Der Donner der vns traff / hat auch nach euch geschlagen!

Dennoch blib eure Trew' vom Weter vnbewegt /

Ob wir schon in dem Staub von vnserm Thron gelegt!

Habt danck für disen Dinst / den wir jtzt nicht belohnen![95]

Wir wolten (möcht es seyn!) nicht vnsers Bluttes schonen

Wenn euch zu helffen wär! Ach / aber vns're Cron

Fil mit der Freyheit hin! das Glück hat Gut vnd Thron

Vnd Schätz vnd Geld geraubt! wir haben nichts behalten

Als den gebundnen Leib der jtzund soll erkalten!

Ach! lernt wie vnversehns der Erden Lust vergeh!

Auff wie nicht festem Grund' all vnser Hoffen steh'

Vnd schlagt was euch die Welt; was Abas an mag bitten

Großmüttig auß der acht! es sind nur reine Sitten

Die den gerufften Geist begleiten für Gericht

Wenn Gott nach vnserm Thun / den letzten Schluß außspricht.

Ade! traurt nicht vmb vns! wir sind nicht zubeweinen!

Der HErr! der Herren HErr wird vns voll Lust erscheinen

Wir gehn durchs Finsternüß zu Gott der Licht von Licht

Beschwer't doch vnsern Tod mit euren Thränen nicht.

Beklagt die / die sich hir ob jhrer Sünd ergetzen /

Vnd auff vergänglich Gut den Grund der Hoffnung setzen /

Es ist nicht winselns Zeit / glaubt! es ist jauchtzens wert

Daß vnser Bräutgam vns die Marter-Cron beschert.

SALOME.

Ach! hat vns Reussen diß / hat Perß vns diß versprochen!

CATHARINA.

Chach hat nicht heut auffs erst was er versprach gebrochen!

SALOME.

Hilff JEsus hilff! sol diß nun vnser Heimzug seyn?

CATHARINA.

Ja freylich! ja! wir gehn zu Gott ins Leben ein.

SALOME.

Muß jhre Majestet so kläglich von vns scheiden!

CATHARINA.

Man muß was JEsus schickt / ohn widerwillen leiden.[96]

SALOME.

Ich glaube Gott verstopfft für vns sein gnädig Ohr.

CATHARINA.

Geduldig Salome! schreib nicht dem Höchsten vor.

SALOME.

Ich bin behertzt mit jhr mein Leben zu verliren

CATHARINA.

Gott heist vns nur allein / nicht dich zur Marter führen.

HErr wir gehn willig hin! welch Eyfer steckt vns an!

Wer ist der über vns mit Vrsach weinen kan?

Mißgönt man vns die Cron? wir fangen an zu leben

Vnd trotzen Perß vnd Tod! wer wil den Mutt begeben?

Schaut JEsus geht voran! ein Augenblick beschwert

Die Ewigkeit erquickt. Creutz / Messer / Zang vnd Herd

Sind Staffeln zu der Ehr'. Itzt wird der Traum erfüllet

Der / als vergangne Nacht vns Sorg vnd Schlaff vmbhüllet;

Auff disen Außgang wiß. Gurgistans Reich ist hin!

Wir haben von der Cron nur Dornen zu Gewin!

Nur Dornen! die wir noch als alle Lust verschwunden

Den Rosenblättern gleich / auff disem Har gefunden

Die Thränen filen vns als Perlen auff die Schoß /

Als diser Augenbrun schir vnauffhörlich floß.

Der Purpur ist entzwey / der Zepter gantz zustücket;

Als man vns von dem Thron in Staub vnd Stock gedrücket!

Vmbsonst sind Meurab / Reuß vnd Tamaras bemüht

Zu wenden vnser Leid das vnauffhörlich blüht /

Vnd täglich fruchtbar wird. Der endlich an vns setzte

Vnd auß den Dornen riß / vnd (wie es schin) verletzte;

Ist (Zweifels ohn) der Tod. Die Lust die vns empfing

Als der geschwinde Sturm der Wetter vberging

Zilt auff das seel'ge Reich das JEsus vns erworben.[97]

Auff! Gott schenckt vns die Cron wenn wir / wie Er gestorben!

SALOME.

Ach! wie wird Tamaras der wertte Fürst gequält

Der leider! alle Tag vnd Augenblicke zählt /

Der jede Stunde wündtscht der Mutter Hand zu küssen

Der Mutter! die (O Gott!) hir muß jhr Blut vergissen!

O grosser Printz! vmbsonst ist was man kan versucht!

Eu'r vnauffhörlich fleiß trägt leider! herbe Frucht.

CATHARINA.

Wird er / wie jeder sol / Gott vber alles liben;

So kan sein Hertze nicht der Vntergang betrüben.

Wofern er nicht für Gott die Mutter wagen kan;

Ist er nicht vnser Kind vnd geht vns gantz nicht an.

Ade! die Zeit verleufft! nemmt dise letzte Küsse /

Ihr die ich zwar in Arm doch mehr ins Hertz einschlisse /

Der vns nun von der Welt vnd eurer Seiten nimm't

Hat wie vnd wenn jhr vns nachfolgen solt bestimmt.

Cassandra nimm den Ring. Ihr / dise Perlen schnure;

Den Demant Salome / Serena die Saphire.

Nemmt an zu guter Nacht die Steine von dem Har /

Die Ketten vnd was noch von Schmuck vns vbrig war /

Vnd denckt an vnsern Tod. Hirmit bleibt Gott befohlen!

Wofern der Höchst euch noch wird in Gurgistan holen;

So zeigt dem Tamaras vnd allem Land-Volck an;

Der möge nicht vergehn der wie wir sterben kan.

BLUTRICHTER.

Princessin man begehrt jhr in dem grossen Sale

Der Prister ist bestellt.

CATHARINA.

Last auß dem Jammerthale

Last auß der Hell' vns gehn! was sind die Thränen noth!

Was macht jhr?

JUNGFRAUEN.

Wertte Fraw wir wündtschen vns den Tod

I.

Sol jhre Majestet so kläglich von vns scheiden?

II.

So kläglich vntergehn.

III.

O mehr denn herbes Leiden!

IV.

Bißher hab ich mein Land vnd Eltern nur beklagt;

Sie war stat beyder mir / sie die von Trost vns sagt /

Wenn schir das Hertze brach. Mit jhr fil vns die Bürde

Princesse ja nicht schwer. Es schin kein Vnfall würde[98]

In jhrer Gegenwart vns vnerträglich seyn:

Nun greifft der neue Schmertz vns in die Seelen ein /

Vnd reist die Wunden auff die kaum die Zeit gelindert.

Die Glut der Angst entbrent / die Hoffnung ist gemindert

Was sag ich? Sie ist hin! wer hilfft vns ferner?

CATHARINA.

Gott

Der aller Vater ist / der Waysen auß dem Kott

Vnd Witwen auß dem Staub / vnd Todten von der Bare

Kan retten / wenn Er wil.