Das Heer das eure Gassen

Mit Stahl vnd Schild besetzt / ist zu dem Werck erwehlt.

Doch der / der alle Har' auff vnsern Köpffen zehlt

Entzünde seinen Blitz auff Meurabs schwache Glider;

Da er sein Vaterland / vnd euch gelibte Brüder

So schrecklich handeln kan. Eur Heil vnd Leben blüht;

Wo einer jhm die Faust zu bitten sich bemüht.

CATHARINA.

Wie fand er euch gesinnt?

DEMETRIUS.

Bestürtzt / doch keck zu wagen

Mit jhm Gut / Leib / vnd Blut / wir batten vorzuschlagen

Was er vor rathsam hilt'. Hir gilt kein langer Rath

Sprach Meurab / was wir thun / lobt die verrichte That.

Die Fürsten werden sich auff ein Pancket einstellen /

Eh' als die Sonne sinckt. Wenn sie der Trunck wird fällen;

Ist diser Dolch gewetzt durch jhre Brust zu gehn.

Bleibt / wie jhr mögt / vertheilt / doch an der Brücken stehn.

Alsbald ich disen Bund euch durch ein Fenster zeige;[37]

Setzt auff die Scharwach an / wir wollen Stamm vnd Zweige

Vnd Wurtzel reuten auß / daß von der Tyranney

Kaum ein Gedächtnüß mehr hir anzutreffen sey.

Das Heer das durch die Stadt / das durch das Reich zustreuet

Ist / wenn die Häupter weg / ein Drache der noch dreuet

Wenn jhm der Kopff zuknickt / den leicht ein schlechter Man

Zerstücken vnd ein Kind mit Füssen tretten kan.

CATHARINA.

Wie lief der Anschlag ab?

DEMETRIUS.

Nach Wundtsch vnd vber hoffen.

Der vnser Blut vergoß; ist in dem Blut ersoffen.

Der Rach erhitzter Grimm hat als die Flamme pflegt /

Auß gantz Iberien das Vnkraut außgefegt.

Fürst Meurab blind von Haß / getrotzt durch so vil leiden /

Liß der entleibten Schar die bleichen Köpff' abschneiden /

Vnd als der Haupter Rey / die ihn so hoch verletzt /

Zu einem Schaugericht auff seinen Tisch gesetzt;

Nam er schir ausser sich den dargereichten Becher

Vnd schrie; diß ist der Kelch / den ich / der meinen Rächer /

Nu nicht mehr Sclav erwisch! O mein geprest Gemahl!

O! mein geschändet Kind! Ihr die die lange Qual

Mit Thränen haft getränckt! jhr die in Angst verschmachtet

Vnd in der Erden fault! Ihr die nicht werdt geachtet

Der vnverdeckten Grufft / mein König Alovas /

Gefangne Königin! verjagter Tamaras

Mein Vaterland es gilt! so muß' euch Ruh erquicken

Vnd Lust nach höchstem Ach! als mich die Schmertzen drücken /

Die jhr gefühlt vnd fühlt. So werd' euch / wo ja Gott

Noch zu Gerichte sitzt / der gar zu leichte Tod

Zum Anfang neuer Pein / zum Vrsprung steter Plagen[38]

Zu welchen Rach vnd Ach verdammte Geister tagen /

Euch Pesten diser Zeit / euch / die der Tag verflucht!

Euch die die Welt anspeyt! euch die die Straffe sucht

Auch nun jhr sonder Geist! als ich mit disem Weine

Euch Schand' vnd Hohn zutrinck'. Erscheine Recht! erscheine!

Vnd kehre wie du solst auch deß Tyrannen Hauß /

Vnd Stam vnd Cron in Staub in Rauch in Asch vnd Graus.

CATHARINA.

So sind durch Meurabs Schwerdt die Persen gar vmbkommen!

DEMETRIUS.

Ohn dise die die Flucht in höchster Eil genommen.

Zwey die bey kühlem Mutt in Gurgistan bestrickt /

Hat er mit einem Brieff an Abas heimgeschickt /

In dem er seine Werck' jhm für die Augen mahlte /

Die Vntrew damit er die treuen Dinste zahlte /

List / Grimm / Verrätherey / Trug / Meineyd / Trotz vnd Gifft /

Die Mörde so von jhm begangen als gestifft

Das ungerechte Recht / die duppel-falsche Zungen

Die Sinnen / die durchauß nach eigen Nutz gerungen.

Den Greuel damit er sein Weib vnd Kind betrübt;

Als er ins Vatern Aug' unmenschlich hat verübt

Was man nicht nennen darff. Mein Christus wird dich stürtzen

Er wird dein Regiment vnd deine Tage kürtzen.

Er den kein König pocht. Er führt durch mich sein Recht /

Vnd deine Straffen auß / durch mich der vor dein Knecht

Nun deine Geissel bin; die vmb dein Blutvergissen

Dich ewig quälen muß. Die graue Zeit sol schlissen

Gelehrt durch deinen Fall / daß (ob es spät gescheh!)

Gott doch Tyrannen nicht stets durch die Finger seh![39]

CATHARINA.

Hat nicht der grimme Fürst so raue Schrifft gerochen?

DEMETRIUS.

Sein Zorn ist gegen vns bißher nicht außgebrochen /

Wie hoch auch der Verlust der Völcker jhn bewegt;

Weil Meurab jhm mehr Werck zu spinnen angelegt.

Alsbald das Land befreyt von fremder Herren Wütten /

Liß er dem Tamaras durch schnelle Post entbitten

Was jhm zu wissen noth / vnd fordert auß der Flucht

Ihn in sein Königreich. Zwar erstlich sonder Frucht;

Weil der verjagte Fürst sich vor Betrug entsetzte /

Vnd durch vil Angst gewarnt nicht gar zu sicher schätzte /

Was vns kaum glaublich schin. Doch öffter heim gerufft

Begab er sich zurück / vnd suchte freye Lufft

In seinem Vaterland / in welchem er empfangen

Mit freuden voller Lust nach euserstem Verlangen

Da Meurab vnd sein Volck jhn auff dem Thron geehrt /

Der von Natur vnd Recht nur jhm / nechst euch gehört.

Bald wolt er nach Bizantz mit Meurab sich erheben /

Weil Oßman selbst versprach jhm starcken Schutz zu geben /

Vnd Meurab / dem durchauß der Persen Statt bekänt

In seine Dinste nam vnd Oberhaubtman nent

Der nu sigreichen Macht / die an deß Tygers Strande

Mit blossem Sebel herrscht / vnd nur mit Blut vnd Brande /

Die schnellen Züg' auffmerckt / in dem Gurgistan blüht /

Vnd seinen Tamaras in höchster würde siht /

Der stündlich nach euch seufftzt. Vmbsonst. Chach schlägt die Gaben

Vnd höchste bitten aus! Chach wegert was wir haben

So starck so offt gesucht! doch Reussen springt vns bey

Vnd wil auff disen Tag euch langer Schmertzen frey /

Vnd vngekerckert sehn.

 

[40] Salome. Catharina. Demetrius. Procopius.

 

SALOME.

O Himmel! stracks von hir.

Verbergt euch. steht jhr? laufft / entgeht! entweicht mit mir!

CATHARINA.

Welch Vnfall stöst vns an?

SALOME.

der König ist vorhanden

CATHARINA.

Der Feind von meiner Ehr' vnd Marter in den Banden

O Zeugen vnsers Kampffs fort hinter die Tapet.

O Donner! der auff vns nach kurtzer Lust abgeht!

 

Chach Abas. Catharina.

 

CHACH.

Hir finden wir die Sonn' es mag der Himmel prangen

Mit seiner Flammen Glantz! wie! mit bethränten Wangen?

Welch trüber Nebel deckt diß libliche Gesicht?

Was dreu't der Seufftzer Wind? es müsse dises Licht

Princessin jhr vnd vns so angenehm erscheinen

Als dises Hertze wündtscht. Sie stell' ihr herbes Weinen

Vnd langes klagen ein vnd gebe dem Gehör /

Der so vil Jahre sucht die Hoheit ihrer Ehr.

CATHARINA.

Höchst-Mächtigster Monarch / es müß jhm selbst begegnen

Was groß vnd herrlich ist.

CHACH.

Sie kan vns einig segnen.

Was vns ergetzen kan steht nur in jhrer Macht /

CATHARINA.

Ohnmächtig ist die Macht / die in dem Kercker schmacht.

CHACH.

Sie herrscht in vnser Burg / der Kercker steht jhr offen.

Sie hat vns selbst verstrickt. Die Freyheit die wir hoffen

Beut jhr den Zepter an / vnd was ein Fürst vermag /[41]

Der vil mehr Länder zehlt als abgelebter Tag' /

Wil sie gantz Persen schaun gebeugt für jhre Füsse?

Wil sie das Ispahan11 sie vnterthänigst grüsse?

Wil sie?

CATHARINA.

Wir achten vns nicht diser Ehren werth.

CHACH.

O Wort! das vnsern Geist biß auff den Tod verhert!

Warumb hat die Natur die nichts an jhr vergessen /

Die ohne Maß jhr Zir' vnd Schönheit zugemessen /

Vnd Schönheit durch Verstand / Verstand durch Ruhm geschmückt;

Ihr nur mitleydend seyn / ins Hertze nicht gedrückt?

Doch es ist eben diß Princessin was vns bindet;

Ein Schatz zu welchem man ohn' Arbeit zugang findet

Kan nicht so trefflich seyn! Ach! aber die zu vil

Versagt / gib an den Tag daß sie nicht Menschen wil

Vnd selbst ein Vnmensch wird. Wozu wird diß gegeben

Was vns die Zeit verehrt; wenn wir / in dem wir Leben

Nicht brauchen das man sol.

CATHARINA.

Wir kennen disen Ruhm

Der Schönheit nicht in vns. Der zarten Jahre Blum

Ist leider! durch die Hitz' ergrimmter Angst verschwunden.

Im Mittag hat vns Nacht vnd Finsternuß gefunden /

CHACH.

Sagt eine Wolck' in der sie angenehmer scheint.

Ein Sturm führt in den Port offt eher als man meint.

CATHARINA.

Vnd schlägt den schwachen Kahn an ungeheure Klippen /

CHACH.

Man schwam ans Land / ging gleich das Wasser an die Lippen

CATHARINA.

Diß Schif ist durch den Sturm zuscheittert auff der Flut[42]

CHACH.

Der Schipper fast / ob gleich der Mast zusprungen / Mutt.

CATHARINA.

Der Tod wird vns den Port bald / wie wir wündtschen zeigen /

CHACH.

Sie soll der Persen Thron / wie wir gewündtscht / besteigen.

CATHARINA.

Wir lassen nach dem Glück ein ander Hertze stehn /

CHACH.

Das Glück kan kein' jhr gleich / wie sie verdint / erhöhn.

CATHARINA.

Diß weite Reich gibt jhm vil schöner Angesichte.

CHACH.

Sie vnsre Sonne macht die Sternen gantz zu nichte.

CATHARINA.

Libt jhre Majestet denn nur der Glider Pracht?

CHACH.

Noch mehr die hohe Zucht die sie vnsterblich macht.

CATHARINA.

Wil sie denn daß wir diß / was sie so libt / verliren?

CHACH.

Wir suchen diß noch mehr was vns ergetzt zu ziren.

CATHARINA.

Ach! das heist nicht gezirt wenn keusche Zucht geschändt!

CHACH.

Glaubt man daß nicht die Zucht werd' in der Eh' erkänt?

CATHARINA.

Ist jhre Majestet mit andern nicht vermählet?

CHACH.

Die wir für jhre Mägd' O Göttin / außerwehlet!

CATHARINA.

Der Christen Recht verknüpfft nur Zwey durch dises Band.

CHACH.

Der Persen Recht gilt mehr. Wir sind in jhrem Land!

CATHARINA.

Noch mehr deß Höchsten Recht! wir stehn auff seiner Erden.

CHACH.

Was Abas schafft muß Recht / dafern es Vnrecht / werden.[43]

CATHARINA.

Er schafft der Libe nicht die keinen Herren kent.

CHACH.

Wir geben über vns jhr völlig Regiment.

CATHARINA.

Sie lest sich durch Vernunfft auff rechte Wege lencken.

CHACH.

Die herrscht in dem / der sie durchauß nicht sucht zu kräncken.

Die Libe steckt diß Hertz mit heissen Flammen an /

Der matte Geist verschmacht! wer ist der retten kan?

Wenn sie nicht Mittel schafft? man sucht sie zu bewegen

Durch was man hat vnd kan. Was man jhr vor kan legen

Schlägt sie hochmüttig auß / vnd hört mit taubem Ohr

Diß lange Seufftzen an. Die Thränen brechen vor;

Sie würdig't nicht einmal den Jammer anzusehen

Den sie in vns erweckt / wir lassen es geschehen

Vnd suchen nur durch Zeit vnd Langmut vnd Geduld

Zu finden disen Schatz der vnverfälschten Huld /

Da vns doch mehr denn frey durch Macht jhr abzudringen;

Was sie durchauß versagt. Sie weiß; wir können zwingen

Doch nein! wir wollen nicht / wo nicht der harte Geist

Vnd die entbrandte Glut vns endlich dahin reist

Wohin wir lieber gehn.

CATHARINA.

Wir können gantz nicht glauben

Daß jhre Majestet woll' vnser Ehre rauben.

Solt' Abas gegen der / die er Gefangen hält /

Die in dem Kercker seufftzt die jhm zu Fusse fält /

Verüben solche That? vnd die sich nicht kan wehren

Als mit betrübtem Ach vnd jammerreichen Zehren /

Auch nach deß Reichs Verlust berauben jhrer Ehr?

Nein sicher! Abas libt sein hohes Lob zu sehr!

Wir wissen wo wir sind! wir sind! wir sind gefangen.[44]

Doch vnser Geist ist frey / die Jahre sind vergangen

In welchen wir geherrscht; doch steht die Tugend fest /

Die sich kein strenges Joch der Laster zwingen läst.

Wir dinen; unbefleckt! wir leiden; sonder Schande!

Wir tragen sonder Schmach! die Keuschheit lacht der Bande.

Gönnt vns nun alles hin / diß einig Eigenthum;

Den vnversehrten Muth den vnbefleckten Ruhm.

CHACH.

Zwingt vns nicht diß zu thun was vns die Lib einbindet.

CATHARINA.

Der ist der höchste Fürst der selbst sich vberwindet.

CHACH.

Wol. vberwindet euch / vnd den gefasten Wahn.

CATHARINA.

Den Lust vnd Zwang vmbsonst bekämpfft auff einer Bahn.

CHACH.

Chach wird mit Lust vnd Zwang gerüst zu Felde zihen /

CATHARINA.

Vns beut der Tod die Faust wenn man nicht kan entflihen.

CHACH.

Die nach dem Tode siht entsetzt sich wenn er rufft.[45]

CATHARINA.

Nicht dise / die entsatz sucht in der Todten-Grufft.

CHACH.

Wie? Messer vber vns?

CATHARINA.

Nein. vber dise Brüste.

CHACH.

Zäumt euren tollen Grimm.

CATHARINA.

Zäumt eure böse Lüste.

CHACH.

Wir haben vor den Trotz wol Mittel an der Hand.

CATHARINA.

Braucht Flamme / Pfahl vnd Stahl.

CHACH.

man bricht wol Diamant:

 

Reye der Gefangenen Jungfrauen.

 

Chor.

 

Die erhitzte Wetterflamme

Die dich Gurgistan verzehrt /

Die dich mit Laub / Ast vnd Stamme

In vmbschwermend' Aschen kehrt /

Wil sich / leider! noch nicht legen

Ob gleich alles kracht vnd schmaucht!

Vnd zusprengt von Donnerschlägen

Durch die Lüffte stäubt vnd raucht.

Ob man gleich die lichten Brände

Leschte mit vermischtem Blut /

Da die vmbgestürtzten Wände

Zischten in der Purpur Flut /

Vnd die halb verfaulten Leichen

Auß zustörten Grüfften riß

Ja was plötzlich must erbleichen

In der Mutter Antlitz schmiß;

Doch scheints als ob Gottes Rache

Noch ob vnsern Hälsen wache.[46]

 

Gegen Chor.

 

Wir von Eltern vnd Bekandten

Wir von Rath vnd Trost entblöst

Lissen Blut- vnd Bund-Verwandten

Auff der Häuser Brand gestöst.

Ach! man riß vns durch Gebeine

Glider / Cörper / Graus vnd Stanck.

Vnd zu stückte Marmelsteine /

Fessel / Spisse / Trotz vnd Zwang /

Zwischen angepfählten Leichen

In der rauhen Parthen Land /

Da wir Rosen gleich erbleichen

Durch der Sonnen Glut verbrand.

Da Princessin aller Frauen

(Ob du gleich vor Wehmut stürbst.)

Doch durch dein auff Gott-vertrauen

Dir die Ehren-Cron erwürbst.

Die (trotz Chach vnd Tod!) dich schmücket /

Die dir keine Macht entrücket.

 

Chor vnd Gegen Chor.

 

Ein Gott verlobter Geist verleurt nichts wenn die Welt

Gleich vber Hauffen fält!

Er hat sein Reich in sich vnd herrschet wenn die Crone

Von dem besteinten Har gerissen

Er sitzt auff vnbewegtem Throne[47]

Wenn aller Printzen Stül' in grauen Staub geschmissen.

Es wird durch diß was Menschen schrecket;

Sein vnverzagter Mutt entdecket /

Gleich einer Ceder die von tollem Nord bekriget

Mit Felsen-festen Stamme sieget

Was die Hellsche Grufft auffschickt /

Auff ein Himmlisch Hertz;

Ist (wie schwer es ander drückt.)

Ihm / ein spielend Schertz![48]

 

Fußnoten

 

1 wird gezihlet auff die schönen Wort Senecae de Tranquillitate cap.II. Quod regnum est, cui non parata sit ruina & proculcatio & Dominus & Carnifex. nec magnis ista intervallis divisa, sed horae momentum interest inter solium & aliena genua.