Gurgistans trotze Feste
War mit gewürcktem Gold auffs herrlichst' außgezirt /[26]
Wir wurden auff den Thron (wie wol vorhin!) geführt.
SALOME.
Diß zeigt was frölichs an.
CATHARINA.
Als ich den Stul bestigen
Sah' ich in einem Nu die gantze Pracht verfligen /
Den Diamanten Glantz der auff dem Kleide spilt
In Perlen8 gantz verkehrt. Vnd (wie mich dünckt.) ich fühlt
Daß die besteinte Cron die mich vor disem schmückte
Diß mein geängstet Haupt mehr als gewöhnlich drückte /
Biß mir das klare Blut von beyden Schläffen lif /
Vnd ich an statt der Cron nur Rosen-Aest ergriff /
Verdorrte Rosen-Aest / die als ein Krantz gewunden
Fest vmb die Stirn gedruckt auf meinen Haren stunden.
Der Purpur riß entzwey / der Zepter brach als Glaß /
Ich glaubte daß ich selbst auff scharffen Dornen saß /
Vil suchten mir vmbsonst mitleidend beyzuspringen;
Noch mehr hergegen mich in höchste Qual zu bringen;
Biß mich ein frembder Mann nicht ohne Pein anliff
Vnd als mit einem Sturm vmb beyde Brüst' ergriff.
Ich fiel gantz von mir selbst. Doch als die Furcht vergangen:
Fand ich mich Salome! O mit was Lust! vmbfangen.
Weit schöner als wenn ich in höchster Zirat ging /
Weit höher als da ich Gurgistans Cron empfing.
Mein weisses Kleid schaut ich von Diamanten schüttern
Chach Abas voll von Furcht vor disen Füssen zittern
Ein jeder rieff: Glück zu! der Die so groß gemacht
Biß das Geschrey den Schlaff vns auß den Augen bracht.[27]
SALOME.
Wenn man bedachtsam wil das Elend überschlagen
Das jhre Majestet auch mit der Cron getragen /
Was sie biß noch versucht; ist nur der Traum zu war
Doch diß Gesichte macht die Hülff jhr offenbar /
Die Freyheit rufft vns heim! kan Salome sich zwingen
So unverhoffte Lust nicht eylends vorzubringen?
Fürst Tamaras.
CATHARINA.
Was ists?
SALOME.
Hat.
CATHARINA.
Was
SALOME.
sein Reich.
CATHARINA.
sag an.
SALOME.
Eröbert.
CATHARINA.
Tamaras?
SALOME.
Vnd sucht so viel Er kan
CATHARINA.
Mein Kind?
SALOME.
Diß feste Band / das vns verstrickt / zu brechen.
CATHARINA.
Mein Tamaras!
SALOME.
O GOtt! sie kan vor Lust nichts sprechen!
Sie zittert! sie bestirbt! Princessin!
CATHARINA.
Ach mein Sohn!
SALOME.
Auff meine Königin! dies ist die schöne Cron
Die jhr die Nacht gezeigt.
CATHARINA.
Nun acht ich keiner Schmertzen
Der Sturm der Angst vergeht! die Last von meinem Hertzen
Verfällt auff diese Stund! Ach / Ketten / Noth vnd Stein
Sind mir ein Kinderspiel / mein Sohn! wenn dich allein
Der Blitz nicht hat berührt! mein Sohn nu du entgangen!
Mein Sohn! nu du regirst nun bin ich nicht Gefangen!
O Wanckelbare Freud! ich glaube was ich wil /
Vnd leider! sonder Grund!
SALOME.
Grunds mehr denn nur zu vil
Ein Gurgistanscher Fürst / der nechst auß Reussen kommen
Hat mir diß selbst erzehlt.
CATHARINA.
Was er villeicht vernommen
Durch vngewiß Geschrey.
SALOME.
Ich hab ein sicher Pfand
Das sein erzehlung stärckt.
CATHARINA.
Vnd was?
SALOME.
Deß Printzen Hand.[28]
Glaubt ihre Majestet was Tamaras geschrieben?
CATHARINA.
Wenn? wie? durch wehn? an vns.
SALOME.
was solt jhm mehr belieben
Als seiner Mutter Heil.
CATHARINA.
O Himmel kans geschehn!
SALOME.
Wil jhre Majestet Gesandten von jhm sehn?
CATHARINA.
Gesandten?
SALOME.
Die ich vor / bey noch nicht hellem Morgen
In ein beschlossen Ort auff diese Burg verborgen.
CATHARINA.
Wie hast du sie erkennt? wie kamen sie zu dir?
SALOME.
Ich öffnete deß Nachts die hinter-Garten Thür.
Zwey Tage sinds daß sie mich ohngefehr erblicket;
Nun bin ich vnterweis't warumb sie außgeschicket.
CATHARINA.
Sind sie denn nicht entdeckt.
SALOME.
Sie leben vnerkand
Bey disem den der Czar der Reussen nechst gesand.
CATHARINA.
O unverhoffter Fall! O frembder Lauff der Dinge!
SALOME.
Wil jhre Majestet daß ich sie vor sie bringe?
CATHARINA.
Wofern man heimlich kan.
SALOME.
Die Wach ist Sinnen loß.
Geschläft durch starcken Wein / den ich auff Kräuter goß
Die die Gesandten mir gereicht zu disem Funde.
CATHARINA.
Geh' hin. O höchster Fürst du schlägst vnd heilst die Wunde /
Du senckest vns in Pein / doch beutest du die Hand
Wenn aller Menschen Rath vnd hoffen sich gewand.
Wolan! ich wil das Joch der Plagen
Daß du auff meinen Hals gelegt
Mit vnverzagtem Mutt' ertragen
Nach dem mein Weinen dich bewegt.
Nun du / in dem ich hir verstricket
Mein Reich vnd Kind hast angeblicket.
Nu klag ich nicht was ich verlohren /
Weil du diß Pfand erhalten hast.[29]
Mir ist als wenn ich Neu gebohren
Ich fühle keiner Kummer Last.
Ich wil diß Sorgen volle Leben
Für Reich vnd Sohn dir willig geben.
Catharina. Demetrius. Procopius.
DEMETRIUS.
Durchlauchtigste / die je der Erden Kreiß geehret /
Der eure Tapfferkeit vor mit Bestürtzung höret;
Nu über der Geduld vnd Tugend sich entsetzt
Als vns der raue Feind durch eure Noth verletzt;
Verzeiht Georgien das euch so späth heist grüssen /
Das euer Bande sucht mit Thränen zubegiessen;
Verzeihet eurem Sohn der vnauffhörlich klagt
Vnd für sein eigen hält die Bürde die jhr tragt /
Verzeiht vns / Königin / daß nach so vielen Zeiten
Wir erst ankommen sind euch in den Thron zu leiten /
Den jhr vor vnser Heil verwechselt mit der Bar
Die mehr als in der Grufft / zu mehr denn Todter Schar
Euch mit vil Schmertzen trug. Mit euch gewündtschte Sonne
Deß hart bestürmten Reichs / verlohr sich Lust vnd Wonne!
Wie lang hat vns die Nacht der Dinstbarkeit erschreckt!
Wie offt ward vnser Land mit eignem Blut befleckt;
Nach eurem Vntergang! wie offt fil auff die Leichen
Der Mutter / jhre Frucht? die Schwester must erbleichen
Ins Brudern kalten Arm / der Strom floß gantz gefärbt
Von Edlen die das Schwerdt der Persen hat verderbt.
Doch hoffen wir nunmehr nu vns die Morgenröte /
Eur Tamaras besucht; daß auch der Tod sich tödte
Vnd eure Wiederkunfft / verjag all vnser Leid /
Diß wündtscht Armenien / vnd seufftzet nach der Zeit
Die euch vns geben wird. Wir haben ja begehret[30]
Vorlängst schon eur Gesicht; der Himmel hats gewehret /
Der Feind schlug alles auß / deß Persen trotze Macht
Hat was Gurgistan batt mit stoltzem Mutt verlacht.
Doch nun gibt Reussen selbst Georgien die Hände /
Vnd sucht in Abas Hoff deß langen Kummers Ende
In dessen Königin nemt dise Schreiben an /
Das Pfand nicht fälscher Trew / das einig schicken kan
Eur nun gekrönter Sohn vnd Meurab der gebrochen
Was Tefflis9 hat geprest / vnd eigne Schmach gerochen /
Der euren Tamaras auff disen Stul gesetzt
Auff welchem er ohn euch sich noch nicht König schätzt.
CATHARINA.
Der Sinn den vnser Reich biß jtzt noch zu vns träget /
Erleichtert dises Creutz das der vns auffgeleget
Der Cronen gibt vnd nimt. Wir haben diß vollbracht
Was eine Fürstin sol / was eine Fraw in Macht
Vnd Mutter hat in Trew erbötig noch zu wagen:
(Da euch diß helffen mag) die Glieder die wir tragen /
Die Seele / die sich noch in disen Brüsten regt /
Das Blut das in vns wall't vnd durch die Adern schlägt.
Die Freyheit die man vns zu geben unterfangen
Ist ja der Menschen Lust vnd euserstes Verlangen /
Vnd wird von vns gesucht; doch / wenn es dem gefält
Der vns in dise Band' vns zu bewehren stelt.
Da aller Printzen Printz vns willens zu entbinden;
Vmbfangen wir sein Heil. Sol vns der Tod hir finden /
Der Tod / der stündlich vns durch lange Marter plagt /
Vnd vor dem Sterben kränckt; hir sind wir / seine Magd.
Es ist vns schon genung daß wir von euch vernommen
Daß vnser Reich in Ruh; vnd der ins Reich einkommen
Den diser Leib gebahr. Dem wündtschen wir Verstand /
Vnd besser Glück als vns / vnd Heil dem Vaterland.
DEMETRIUS.
Der Gurgistan so hoch nach so viel Angst erquicket /[31]
Wird auch das werthe Pfand nach dem wir außgeschicket /
Nicht Ewig lassen stehn in frembder Tyranney.
CATHARINA.
Diß was Er wil gescheh! wie ward Gurgistan frey
Vnd Tamaras erlöst?
DEMETRIUS.
Wenn Gottes Grimm wil straffen;
Gebraucht Er frembde Weg' vnd vnverseh'ne Waffen.
Wem ist die herbe Zeit (O Jammer!) nicht bekant
Da Abas wider vns in tollem Zorn entbrand
So starck zu Felde zog. Da er nach falschen Schwüren
Liß jhre Majestet in disen Kercker führen!
Wie er den Tamaras verfolgt in seiner Flucht /
Vnd nach vil Brand vnd Mord bey Alovassa sucht?
CATHARINA.
Vns leider nur zu vil.
DEMETRIUS.
Doch als er nicht zu finden
Hiß er in heissem Zorn Printz Alovassa binden /
Vnd Meurabs hoher Geist deß Fürsten rechte Hand;
Wurd mit Gemahl vnd Kind nach Schiras zugesand.
CATHARINA.
Weh mir! da Alovas durch schwartze Gifft vmbkommen!
Da Meurab hat den Wahn der Persen angenommen!
Da Meurabs Fraw von Chach in Meurabs Angesicht
So freventlich entehrt! O blitzt der Himmel nicht!
Da Meurabs zarter Sohn vnd Tochter diß erlitten
Was angeborne Recht' auch stummen Vieh verbitten!
Vnd Meurab schaut es an!
DEMETRIUS.
vnd sparte sich der Zeit
Die eh der Jahre Rest stürtzt in die Sterbligkeit /
Ihm nach getrotzter Angst das Rach-Schwerdt solt anbitten /
Welch auch nicht aussenblib / Chach ward nach langem Wütten
Durch Meurabs steten Dinst so in den Schlaff gewigt
Daß der betrübte Mann Platz sich zu rächen krigt.
Eh' er vnd jmand meint'. Als der Tyrann gesonnen
Diß was die harte Macht deß blossen Schwerdts gewonnen /
Zu halten durch Gewalt; sprach er den Meurab an;[32]
Nun hoffe diß von vns was jmand wündtschen kan!
Wir haben deinen Stand zu steigern vns verbunden:
Itzt lösen wir die Wort. Es hat sich Zeit gefunden
Die der bestürtzten Welt sol darthun in der That /
Wie glücklich der; der steh't vnd bau't auff Abas Rath.
Fünffhundert Fürsten sind auff vnser Wort erschinen.
Bereit mit Schwerdt vnd Volck vnd Leichen vns zu dinen.
Die Läger stehn gefüllt mit Helden Roß vnd Vih
Biß Feldherr für vns selbst / vnd Haubtmann über Si /
Wer sonder dein Gebot wird eine Faust erheben;
Den straff ohn' alle Gunst ohn Ansehn an dem Leben.
Mit kurtzem; nim den Stab / das Reich steh' vnter dir
Du einig vnter vns.
CATHARINA.
Hilff Gott was hören wir!
DEMETRIUS.
Du wirst vns / fuhr er fort / noch mehr vnd mehr verbinden /
Wenn wir zu einem Stück an jtzt dich willig finden;
Dem welchem wir die Cron Georgiens vertraut
Gebührt auch vnser Kind' als längst verlobte Braut.
CATHARINA.
Wen hatte der Tyrann auff vnsern Thron gesetzet?
PROCOPIUS.
Ein abgefallner Mann auß weitem Blut geschätzet
Deß Fürsten Alovas / erhilt zwey Königreich.
DEMETRIUS.
Zeuch denn / sprach Abas / hin / vnd wohn in Macht vns gleich
Der Tochter Heyrath bey. Nach dem heiß alles binden
Was noch von Christen ist in Gurgistan zu finden.
Weib / Jungfern / Mann vnd Kind / die Mutter mit dem Sohn /
Entblöst biß auff den Fuß / vnd führ' in diesem Hohn
Die nackte Schar vns zu. So bald diß ausgerichtet /
Sol man was noch alhir den wahren Gott vernichtet[33]
Vnd auff den Christus pocht / in eben gleicher Pracht
Vns lifern auff die Burg / weil einmal wir bedacht
Den Greuel abzuthun vnd disen Trotz zu brechen
Der in der Blüthe steht. Man sol von Rache sprechen
Weil vnser Nahme lebt. Wer nicht das Creutz abschwert
Der werde von der Glut in Leich' vnd Staub verkehrt.
CATHARINA.
Hat Meurab den Befehl zu vollzihn sich verbunden?
DEMETRIUS.
Der König hat jhn stracks mehr denn bereit gefunden.
Ihm schwur der Fürsten Schar / jhm ward der Stab gewehrt
Er ward mit höchster Pracht Feld-Oberster erklärt.
Doch Abas gab jhm zu Zwey welchen er verholen
Den Meurab vnversehns zu tödten anbefohlen.
CATHARINA.
So ehrt Chach die jhm trew!
DEMETRIUS.
Als vns der Ruff entdeckt
Deß Meurabs Wiederkunfft; ward jderman erschreckt
Durch so gehäuffte Macht. Doch liß nicht einer mercken
Die jnner' Hertzens Angst. Vil schöpfften auß den Wercken
Die er vorhin bey vns mit höchstem Ruhm verricht
Was Hoffnung in der Furcht / vil trauten ferner nicht
Dem der Gott vntrew wurd! alsbald er angenommen
Von vns die auff der Gräntz jhm starck entgegen kommen;
Erneuert er die Gunst die er vorhin erwarb
Eh sein berühmtes Lob durch schnöden Abfal starb.
Man hört' jhn überlaut bey Seel vnd Eyd versprechen
Er wolte seinem Land vnd vns das Joch ab-brechen
Vnd schützen Sitt' vnd Recht. Er schwur vns; daß sein Heer
Der Braut zu Ruhm / dem Reich zu Nutz' ankommen wär /
Daß auß der Heyrath würd' ein stetes Wolergehen
Vnd jmmer süsse Lust vnd steiffer Fried entstehen /[34]
Daß jedem er vor sich / vnd allen in gemein /
Wo möglich in der That gewogen wolte Seinelcan.
Diß waren Meurabs Wort'. Ach! aber seine Fürsten
Erwisen allzufrüh' wie die nach Blutte dürsten /
Die Abas je erzog. In wenig Zeit verfill
Deß Adels schönste Blum / durch frembde Trauerspill /
Man schaute nichts als Mord / als Jammer Weh vnd Thränen /
Als Leichen / Kercker / Beil' / als hochbestürtzte Sehnen /
Die Noth wuchs schon so hoch als sie nie kommen war /
Mit kurtzem; vnser Land stund gleichsam auff der Bar.
Als Meurab vnser Ach vnd heisses Leid erblicket;
Wurd endlich auff sein Wort der eine Fürst beschicket /
Der vns das blosse Schwerdt an Hertz vnd Halse setzt.
Welch Rasen / rif er / hat auffs Land-Volck dich verhetzt?
Warumb siht man dich stets unschuldig Blut vergissen?
Warumb wird mein Befehl getreten mit den Füssen?
Ist diß was man mir schwur? was euch der König hiß?
Als er sein gantzes Heer mir in den Händen liß?
Verkent man meine Macht? hört man mit tauben Ohren?
Bist du villeicht für mich Feld-Oberster erkohren?
Führ ich den Stab vmbsonst? nein warlich! man sol sehn /
Wer Meurab vnd wer du. Ist was von mir geschehn
(Fill jhm der Mörder ein) so hat mir's Chach befohlen /
Vnd ist kein Laster nicht. Ich wil mich Raths erholen /
Sprach Meurab / wo dir Chach die grause That gebot
So thust du nicht als wol / wo nicht; so bist du todt.
In dem erweckte Zorn vnd Argwohn sein Gemüte
Sein munterer Verstand durchschaut die falsche Güte[35]
Die Abas jhm erzeigt / auch hat er selbst gefühlt
Wie der Tyrann mit List vnd stetem Meineyd10 spilt.
Sein Hertze stalt' jhm vor / die zwey Verräthers Schreiben /
Krafft der er Fürst durch Fürst so Ehrloß wolt entleiben /
Er forschte klüglich nach biß er so viel befand;
Daß man den Bogen schon auff seine Brust gespant /
Alsbald er überlegt wie die Gefahr zu wenden
Liß er durchs gantze Land geschwinde Post außsenden /
Vnd fordert vns zu Hauff' / als ob er von dem Sold
Der Völcker / von dem Zoll vnd angelegtem Gold
Deß Königs handeln wolt'; als aber wir erschinen
Erkohr er vnversehns die tüchtig jhm zu dinen /
Die nahes Blut / die Gunst / die Ehre binden kan /
Vnd sprach sie unverzagt mit solchen Worten an:
Ihr / die jhr euer Land mit mir schaut gantz verheeren /
Die jhr mit Angst vnd Ach vnd jammerreichen Zehren
Altar vnd Herd beweint / vnd vnaußsprechlich klagt
Ob der gehäufften Last / die eure Seele nagt!
Glaubt / daß ich eure Qual nicht vnbewegt ansehe /
Daß ich mit euch das Joch an dem jhr ziht / verschmehe /
Die Geissel streicht mich auch die eure Glider schmeist /
Was euer Hertz antast / ist diß was meines beist /
Schätzt mich für euren Feind! man mag mich Feind ja nennen
Weil ich die Flamm' ansteck' in der jhr must verbrennen /
Weil der Tyrann mich ehrt. Doch (trotz macht Zwang vnd List!)
Mein Kleid siht Persisch auß / im Hertzen steckt ein Christ.
Diß Land hat mich wie euch in seiner Schoß ernähret /
Ich habe / weil ich frey hir meine Zeit verzehret /
Hir wil ich (Himmel hilff!) die nunmehr grauen Har
Frey / vnd nicht Knecht vertrau'n der freyen Todtenbar.[36]
Habt jhr noch so vil Muts mit mir ein Schwerdt zu zücken;
So wollen wir diß Land Chach auß den Fäusten rücken.
Wo aber langer Dinst euch gantz zu Weibern macht;
So last mich hir allein. Ich geb euch gutte Nacht.
Die Thränen nützen nichts. Wofern jhr die beklaget
Die nächst mein Volck erwürgt; so glaubt was der euch saget
Der Freyheit oder Tod / Heil oder Ende sucht /
Sie wusten nicht was Angst. Die Stunde sey verflucht
In welcher der Tyrann außdrücklich mir befohlen
Euch selbst mit Weib vnd Kind nach Ispahan zu holen
Gebunden paar an paar / Nackt / Elend / durch das Land
Geschleifft / Verspeyt / Verlacht. Da er durch Pfahl vnd Brand
Zu tödten sich erklärt die Christum zu verlassen
Auch dise Schmach nicht zwingt.
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