Doch blib er frey vnd fest

Bey seinem Christus stehn / vnd schlug die tolle Pest

Deß Haly Wahnwitz auß. Wie hart auch Abas tobte

Wie vil er jhm Geschenck' vnd Land vnd Gunst gelobte.

GESANDTE.

O vnbewegter Sinn.

CATHARINA.

So steiff als er sich hilt

So blind lif Constantin / der als ein Ebenbild

Der Laster / was hir lebt vnd leben wird sol lehren;

Daß die Gott vntrew sind auch nächstes Blut nicht ehren.

GESANDTE.

Wer schon deß Himmels Recht gelassen auß der acht;

Hat Völcker Sitt' vnd Schlüß der Menschen nie bedacht:

CATHARINA.

Chach Abas hetzt jhn an auff seines Vatern Leben

Vnd seines Bruders Halß. Er schwur jhm Volck zu geben

Vnd Alexanders Reich. Doch wär er nur bequem

Zu herschen / wenn er vor deß Vatern Kopff abnehm /

Vnd seines Bruders Hertz an blosse Dolchen steckte.

Der Vater wer' es ja der jhm Gefahr erweckte /

Der seiner Cronen Gold gelobt dem andern Sohn /

Der Bruder wäre Feind / er stünde nach dem Thron.

Ach! kan der Zepter Durst so die Vernunfft bethören!

Ach kan der Cronen Geitz die Seele so entehren!

Daß sie Verwanthes Blut / wenn dise Pest erwacht /

Vnd deß Gewissens Grimm blind setzen auß der acht.[69]

Sie schlossen beyder Mord. Der König ward beschrieben

Mit vnserm Ehgemahl.

GESANDTE.

Hat Abas diß getrieben?

CATHARINA.

Sie zogen beyde fort mit viermahl tausend Man /

In deß Verräthers Hoff. Er nam sie freundlich an.

Der Meuchel-Mörder selbst verbarg sein frech Beginnen

Durch eitler Libe Dunst. Er suchte zugewinnen:

Ihr vnverfälschtes Hertz (so schin's) je mehr vnd mehr

Vnd lud sie zum Pancket / auff dem nach langer Ehr

Er seines Vatern Brust mit eigner Faust durchstochen

Vnd seines Bruders Hals (O Greuel!) hat gebrochen!

Der an der Taffel fil vnd in dem Mord Palast

Mit vmbgesprütztem Blut befleckte Wirtt vnd Gast.

Der duppel Mord erschall / der Hoff fing an zu toben

Auß Zittern vnd auß Grimm. Chach durffte selbst nicht loben

Was man nach seinem Wundtsch so meisterlich vollbracht.

Doch braucht er neue Ränck' vnd suchte List durch Macht

Zu fördern. Als im Hoff auff sein Befehl erschinen /

Die mit auß Gurgistan dem Könige zu dinen

In Persen sich gewagt; sprach er sie traurig an;

Gelibt' es kränckt vns hoch / daß jhr in Ispahan

Vmb Haupt vnd König komm't. Doch / wer ist der nicht wisse/

Wie leicht bey Wein vnd Zorn man fall' vnd Blut vergisse.

Diß Vnglück rührt auß Zanck / der Zanck kam ohngefehr

Auß blassem Mißverstand vnd schnellen Worten her.

Doch ob die Printzen fort; der Stat ist dennoch bliben.[70]

Hir ist Fürst Constantin / der euch / sein Volck / wird liben/

Gezeugt in eurem Land / deß Königs erster Sohn /

Vnd ein- vnd eigner Erb: Ihm wird Gurgistans Cron

Als richtig Vatertheil rechtmessig zuerkennet.

Ihr bleibt jhm ewig trew / vnd führt jhn vnzertrennet

In sein ererbtes Reich / vnd lebt in stiller Ruh.

So sprach er vnd gab jhm fünfftausend Persen zu.

Die Zeitung liff voran. Wir schätzten vns verlohren /

Als vns deß Schwehers Fall / deß Ehmans Tod / zu Ohren

Vnd zu Gemütte drang / als Abas grimme Schar

Dem Bruder-Mörder folgt auff Herd vnd auff Altar /

Vnd Gott selbst Krig anbot. Diß Hertz hat sich entschlossen

Als schir ein jeder zagt; dem Blut das er vergossen

Durch seinen Vntergang vnd Tod genung zu thun.

Wir lissen vnser Volck vnd Waffen denn nicht ruhn /

Vnd brachten vnversehns zwelff tausend auff die Beine;

Die wir mit List versteckt / wo durch die hohen Steine

Ein Weg in vnser Land Berg auff vnd enge läufft

Ob welchem sich der Wald mit dickem Schatten häufft.

Nicht fern von disem Felß erschinen Persens Zelten /

Man schaute wie sich Heer vnd Heer in Ordnung stellten

Bereit auff vns zu gehn.

GESANDTE.

Wie hilt sich Gurgistan?

CATHARINA.

Man bott dem Constantin Gespräch vnd Friden an /

Man meldet' jhm daß wir mit hertzlichem Verlangen

Bereit jhn auff dem Hoff vnd Throne zu empfangen /

Daß nicht durch frembde Macht ein Reich zu suchen wär

So einig jhm verpflicht. Ja daß wir sonder Heer /

Allein / in seinem Zelt gesonnen jhn zu grüssen /

Dafern Princessen diß Geschlecht vnd Scham nachlissen;[71]

Daß vnser Wundtsch jhm selbst zu zeigen solche Ding /

An welchen seine Cron vnd vnser Wolfart hing

Vnd der gekrenckte Stat. Drumb möcht er sich erheben /

Vnd sonder grossen Schleif auffs flache Feld begeben /

Da wir mit wenig Volcks begleitet ihm die Hand

Zu küssen vns erklärt.

GESANDTE.

Was richtet jhr Gesand

Mit disem Vorschlag auß?

CATHARINA.

So vil als wir begehret

Der Mörder wagte sich von Volck vnd Hülff entwehret

Auff den belibten Platz / vnd trug noch law von Blut

Der Fürsten / heiß entbrand mit toller Flammen Glut

Vns Cron vnd Heyrath an. Wir / vmb vns recht zu rächen /

Erwisen daß es ihm nicht würd' an Macht gebrächen

Wenn schon der Persen Heer nicht in das Land eindring /

Vnd durch ein frembdes Volck sein Vnterthan verging.

Wir stellten vns bereit nach seinem Sinn zu leben /

Vnd schlugen jhm nicht ab den Leib zu übergeben.

Er fand nur (wie es schin) mehr als er je gesucht

Doch bald (was er verdint) der tollen Boßheit Frucht.

Denn als er durch den Glimpff deß eiteln Dunsts verblendet

Nach seinem Läger eilt vnd vns den Rücken wendet;

Fil vnser Volck hervor vnd druckten auff ihn ab /

Daß er in einem Nun die falsche Seel' auffgab.

Sein Läger ward in eyl von vnserm Heer besprungen.

Printz Alexanders Volck / das mit jhm (doch gezwungen)

Zurück auß Persen kam / vnd seine Schar gesterckt;

Begönt als es den Tod deß Vater-Mörders merckt

Die scharffgewetzte Kling' in Persens Blut zu baden /

Das durch die Felder floß. Der Strom drang schwer beladen

Von Leichen vnd verstopfft. Kurtz; was nicht vns anhing;

Was nicht durch schnelle Flucht errettet ward; verging.[72]

GESANDTE.

Mit was Gemüt hat Chach die ernste Rach vernommen?

CATHARINA.

Er schickt alsbald die Post zu seinen Ohren kommen

Vns vnser einig Kind den Tamaras zurück

Vnd wündtscht vns zu dem Sig mit schönsten Worten Glück.

Ja rühm'te daß wir Man vnd Schweher steiff gerochen/

Vnd band vns ferner ein zu halten was versprochen /

Vnd Persen trew zu seyn / wie biß dahin geschehn /

Wolt' auch den Tamaras auffs ehst vermählet sehn.

GESANDTE.

Was hör ich! Himmel hilff!

CATHARINA.

Wen solt er nicht betrigen?

Wen solt er in den Schlaff nicht mit dem heucheln wigen?

Doch war Chach Abas falsch / vnd vnter disem Schein

Sucht er den Fall deß Sohns der Mutter herbe Pein /

Die beid' auff eine Zeit mit neuer Angst betrübte /

Als vnser Tamaras / die Blum auß Tefflis libte.

Das Freulein das er jhm zu seiner Braut erkor /

Thats freylich weit an Zucht vnd Schönheit andern vor /

So daß auch Alovas der sie zu spätt erkennet

Durch jhrer Augen blick gefährlich ward verbrennet /

Vnd sucht ihr Hertz das schon mit vnserm Sohn getheilt

Er wand außdrücklich vor; daß wir jhn übereilt;

Daß Tamaras mit Recht ihm die nicht könt entführen/

Die jhm als Vnterthan nur solt allein gebühren

Vnd hätte Tamaras das erste Wort davon;

So were Tefflis Seinelcan. Vnd Alovassen Cron

Hüb' alle Zusag auff. Man wolte sie vergleichen

Doch kont auß Lib / vnd Zorn / kein Fürst dem andern weichen

Sie selbst die Braut entfloh / auff ein versichert Schloß.

Der Länder Ruh ging' ein / die Printzen brachen loß

Vnd zogen beid ins Feld / mit Vorsatz sich zu schlagen

Vnd alles vor die Beut auffs letzte Blut zu wagen.[73]

Die Waalstadt stund besetzt vnd alles Volck bewehrt.

Als sich in einem Nun das gantze Spiel verkehrt.

Den Alovas (es sey daß jhn sein Heer bewogen!

Es sey daß Freundtschafft jhn zu diser That gezogen!)

Schickt als schon Mann auff Mann vnd Lantz auff Lantze zilt /

Als Drommel vnd Trompet durch alle Lüffte spilt:

Vnd sich der grosse Zeug bewegt auff eines Wincken

Wie wenn Nordosten heist die schweren Aeren sincken /

Er schickt in vnser Zelt: vnd führt vns zu Gemütt

Ob diser Zanck durch Stahl zu schlichten: ob durch Gütt'.

Er meinte daß es schwer vmb eine Fraw zu küssen

So vil vnschuldigs Blut als Bäche zu vergissen /

Daß beyde die von Haß vnd Eyfer jtzt entbrand

Gar wenig Zeits vorhin durch treuer Freundtschafft Band

Verknüpfft für Gott vnd Reich einander stets begegnet/

Daß Christus jhren Bund durch mildes Heil gesegnet /

Den man durchs grimme Schwerdt vnd sonder eine Frucht

Zu nutz dem Agaren an jtzt zu brechen sucht /

Es mangelt' Alovas zwar nicht an Mutt vnd Sigen;

Doch schmertzt ihn daß durch jhn sein Freund solt vnterligen;

Auch wündtscht er nicht allein auß Libe dise Braut/

Er that es auß Befehl. Chach dem er sich vertraut

Reitzt jhn zu disem Stück' vnd hiß in allen Schreiben

Ihn durchgehn vnd strack fort den Tamaras entleiben.

Er warnte den zuletzt; man wolle vor sich sehn /

Sonst möchte was der Pers so scharff begehrt geschehn.

Wir starten auff die Wort / als welchen Chach verholen

Zum offtern eben diß durch treue Post befohlen.

Geht hin / rief Tamaras / sagt eurem König an;[74]

Daß wo er Abas Hand vns heut auffweisen kan /

Wir willigst abzustehn. Er schickt vns sonder wancken

Deß Persen Mord Papir. Wir eilten jhm zu dancken

Durch gleiche Wechsel-Briff' man legt jhm ins Gesicht

Deß Persen eigne Faust. So brach diß Stück ins Licht.

GESANDTE.

O Himmel! solte diß ein Mensch von Abas dencken!

Wie hilt sich Alovas?

CATHARINA.

Er liß sich eilend lencken

Kam eher man vermeint in Tamaras Gezelt /

Vnd sprach; mein Bruder schaw' heckt auch die hel'sche Welt

So eine grimme Pest / die beid' vns zu verletzen

Durch eigne Glider sucht? heist Chach das Schwerdt mich wetzen?

Vnd reitzt er dich auff mich? sucht er durch vnser Blut

Der Länder vntergang? Nein Glaub ich bin zu gut

Daß ich sein Hencker sey. Gott müsse diß verhütten!

Leg alle Feindschafft ab / laß vns nicht ferner wütten.

Nim die Princessin weg / vnd gib mir deine Hand

Zum Zeichen erster Gunst vnd Brüderlichem Pfand.

Las deß Verräthers Hoff. Wil Ispahan nicht nützen

So kan / Trotz List vnd Macht vnd Waffen! Stambol schützen.

Printz Tamaras vmbarmmt mit Lust so wertten Gast.

Die Zwytracht ward gestillt / deß grausen Kriges Last

Verfil in Hochzeit Freud' vnd alle Mord-Trompeten

Geselten Tamaras zu seinen Braut Panqueten.

Man machte neue Bünd / vnd lif den Bospher an.

Weil man vom Tyger nichts / denn Meineyd hoffen kan.

GESANDTE.

Wie nam diß Abas auff?

CATHARINA.

Diß Werck blib so verschwiegen

Daß er das minste nicht zu Ohren konte kriegen.[75]

Biß daß durch Bottschafft jhm / der Türcken Fürst anbracht;

Daß er zu seinem Zug auch Gurgistanscher Macht

Zu brauchen sich erklärt. Doch wolt er vorhin wissen

Ob sie mit Abas nicht sich in Vertrag einlissen /

Vnd ob er zu dem Volck' hett Anspruch oder Recht.

Chach lacht in seine Faust vnd weil er Stambol schlecht

Zu hönen willens war; versprach er dem Gesandten /

Es solten sonder feil jhm seine Schutz verwandten

Der Fürst von Tefflis selbst vnd der von Gurgistan

Zu Red' vnd Antwort stehn / da er in Ispahan

Wolt jhre Gegenwart in zweymal virtzig Tagen

Erwarten. Diser schloß so wenig Zeits zu wagen.

Stracks hat Chach gegen vns vnd Tefflis sich erklärt;

Daß er / so Fürst als Volck auff seinen Hoff begehrt.

Die Printzen thaten jhm drauff unverzagt zu wissen;

Daß sie auff Osman sich vnd nicht auff Chach verlissen.

Vnd gantz mit keinem Heer vil minder in Person

Gesonnen auff sein Wort zu nähern Abas Thron.

Chach welchem diser Schimpf mehr denn erträglich schmertzte

(Als der Gesandte noch mit seinem Hochmutt schertzte

Vnd lachend sich von jhm an heim nach Stambol macht.)

Schwur bey der höchsten Krafft die über Fürsten wacht;

Daß er den Kopff fort an nicht sanffte wolte legen

Biß er den frechen Hohn mit Flammen Mord vnd Degen

Vnd vnserm Vntergang vollkommen abgewischt

Vnd seine dörrend Ehr in mildem Blut erfrischt.

Er wolte selbst ins Feld / vnd hub an scharff zu toben

Auff alle / welche nicht den Vorsatz konten loben.

Can Alovard der jhm diß auszureden tracht;

Ward vnversehns mit Gifft an seinem Tisch' vmbbracht.

Er hiß in tollem Grimm den Curtzi Bassi prügeln /

Vnd nach gehäuffter Schmach in einem Thurm verrigeln.

Er biß als sein Gemahl ihn bat / nicht auß dem Land[76]

Zu weichen / jhr erhitzt / die Finger von der Hand /

Ja liß gantz Gurgistan in solcher Eil bespringen

Daß vns nicht möglich Schutz vnd Beystand auffzubringen.

So gehts wenn sich ein Schiff an scharffe Klippen schmeist /

Vnd mit dem ersten Schlag die gantze Last auffreist.

Doch suchten wir noch eins (behertzt bey aller zagen)

Diß Leben / für das Blut Georgiens zu wagen

So bald wir vnser Kind vnd Schnur hinweg geschickt /

Vnd schon der Persen Zelt von dem Gebirg' erblickt;

Begaben wir vns recht zu deß Tyrannen Füssen

Vnd wolten seine Faust in tiffster Demut küssen.

Er / dem der schwere Zorn durch alle Sinnen kracht /

Erhitzt in geiler Brunst / als wir der grausen Macht

Mit Thränen zugesetzt / als wir mit eigner Leichen

Vns den gereitzten Grimm erboten zuerweichen.

Die offt verkehrte Rött' im Angesicht entdeckt;

Wie hefftig seine Seel durch Rach vnd Lib entsteckt.

Er sprach vns freundlichst an (doch war die Gunst vergellet)

Vnd fragte warumb sich nicht vnser Kind einstellet.

Zwar / sagt er / ist es eins! wo jhr mit ernster Trew

Den hochverletzten Bund für Reich vnd Euch auffs New

Bekräfftigt wündtscht; so schafft daß die man euch wird nennen

Für vns mit Eyden sich zu dem Vertrag erkennen.

Diß ists was wir begehrt. Geht jhr den Vorschlag ein;

So wird man Gurgistan gantz nicht beschwerlich seyn.

Wir gaben alles nach. Man must auff sein begehren

Ihm eilend fünffmal Zehn der Edelsten gewehren /

Den er / nach dem sie sich auffs euserste verpflicht

Den Heimzug stracks erlaubt. Doch wolt er daß man nicht

Sich Landwerts kehren solt' vnd auß dem Läger reisen

Als nach dem Gast Pancket / das mit gehäufften Speisen

Vnd reichem Vberfluß sich in die Nacht verzog.[77]

O Hellen-schwartze Nacht! die auß dem Abgrund flog!

Vnd stette Finsternüß in diser Brust erweckte!

Die Abas Grausamkeit vnd Meineyd vberdeckte!

Die Funfftzig welch' er nun von sich nach Hause liß;

Die warens die sein Volck auff erstem Weg' erstiß /

Auff sein selbst eigen Wort.