Als er in sein neues Büro zog, hätte sie ihn beinahe gezwungen, konkave Fußbodenleisten anzubringen, wie in einem Krankenhaus oder einem hygienisch besonders einwandfreien Kinderzimmer. Begeistert hatte sie die Idee von den konkaven Fliesen aufgegriffen, maßgearbeitet für jede Krümmung und jeden Winkel, sodass es keine Ecken mehr gab, wo sich Staub ablagern konnte. So wünschte man sich das Leben der Menschen, ohne Ecken. Sie wollte das Leben entbakterisieren.
Aber als es um sein Büro ging, hatte sich Manford gesträubt, und inzwischen war diese Marotte wie so manche andere auf dem Müll gelandet.
«Nicht zu nah ans Feuer.» Pauline schob ihren Sessel zurück und blickte nach oben, um zu sehen, ob der Deckenventilator lief. «Du lüftest doch regelmäßig? Darauf kommt es vor allem an, und auf das Lenken der Gedanken. ‹Geistiges Atemholen› nennt es der Mahatma.» Sie lächelte beschwörend. «Du siehst müde aus, Dexter, müde und abgespannt.»
«Ach, Quatsch! Eine Zigarette?»
Sie schüttelte den kleinen, willensstarken Kopf. «Du vergisst, dass er mich auch davon geheilt hat, der Mahatma. Dexter», rief sie plötzlich, «bestimmt ist es diese dumme Geschichte mit den Grant Lindons, die dich quält. Ich möchte mit dir darüber reden, es mit dir klären. Es kommt nicht in Frage, dass du dich in die Sache verwickeln lässt.»
Manford war zu seinem Schreibtischstuhl zurückgegangen. Aus Gewohnheit fühlte er sich dort wohler, mehr Herr seiner selbst. Pauline, die auf dem Stuhl gegenüber im vollen Licht saß, schien ihm nun weiter nichts zu sein als eine Klientin, die um Rat fragte, oder ein Gegner, der überredet werden musste. Er wusste, dass auch sie den Unterschied spürte. Bisher war es ihm gelungen, seine berufliche Intimsphäre und berufliche Souveränität zu wahren. Was er in der Kanzlei tat, war für seine Familie von dem vagen Begriff «Geschäft» umnebelt, was gewöhnlich bedeutete, dass ein Mann nicht gestört werden will. Pauline hatte zwischen einer Tätigkeit als Rechtsanwalt und der Fabrikation von Automobilen nie wirklich unterschieden, und Manford hatte sie auch nicht dazu ermutigt. Aber heute hegte er den Verdacht, dass sie mit ihrer Einmischung an die äußerste Grenze ihres berühmten Taktgefühls zu gehen gedachte.
«Du darfst dich nicht in diese Untersuchung verwickeln lassen. Warum übergibst du sie nicht jemand anderem? Alfred Cosby oder diesem neuen, schlauen Juden23? Die Lindons würden jeden akzeptieren, den du ihnen empfiehlst – außer natürlich», fuhr sie fort, «du könntest sie überreden, das Ganze fallen zu lassen, was noch viel besser wäre. Das könntest du bestimmt, Dexter, du weißt immer das Richtige zu sagen, und deine Meinung hat so viel Gewicht. Worüber beklagen sie sich eigentlich? Sicher über irgendeinen Unsinn, den Bee verbrochen hat. Sie hat schon die Schule als Ruhekur verstanden. Wenn sie das Mädchen anständig erzogen hätten, gäbe es keine Probleme. Schau dir Nona an!»
«Oh, Nona!» Manford lachte stolz. Nona war der einzige warme, wohlige Winkel in seinem Leben, die Stelle, an der immer die Sonne schien. Was für eine Idee, diese verdorbene dumme Kuh von einer Bee Lindon mit seiner Nona zu vergleichen und sich einzubilden, der Unterschied komme von der Erziehung! Freilich, er musste zugeben, dass Pauline, in allem bewundernswert, als Mutter ganz besonders bewundernswert gewesen war. Dennoch war auch sie von diesem theosophischen24 Virus befallen!
Er lehnte sich zurück, die Hände in den Taschen, ein Bein locker über das andere geschlagen; instinktiv suchte er eine bequemere Haltung, da sein inneres Behagen abnahm.
«Meine Liebe, es war doch ausgemacht, dass alles, was sich in diesem Büro abspielt, eine Sache zwischen mir und meinen Klienten ist, und nicht…»
«Ach Unsinn, Dexter!» Nur selten schlug sie diesen Ton an; er merkte, dass sie die Beherrschung verlor. «Schau, ich habe es mir zur Regel gemacht, mich nie einzumischen; du sagtest es soeben. Wenn ich mich jetzt dennoch einmische, so deshalb, weil ich ein Recht dazu habe, ja weil es meine Pflicht ist! Die Lindons sind mit meinem Sohn verwandt, Fanny Lindon ist eine geborene Wyant. Ist das nicht Grund genug?»
«Das war auch einer der Beweggründe der Lindons.
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