Mein Boot legte an der Haupttreppe an, und ich ging um das Haus herum, als ich diesen — Menschen und die Alte sah. Sie fuhren in einem Taxi vor, und sie behandelte ihn so verdammt freundlich, daß er meiner Meinung nach ein Ganove sein muß.« Elk seufzte und schloß die Augen. »Sie können ihn nicht festnehmen, weil er mit Mutter Oaks befreundet ist«, sagte er. »Das ist kein Vergehen. Haben Sie zufällig eine Zigarre? Nein? Das dachte ich mir schon. Ihr jungen Beamten raucht zu viele Zigaretten. Mein Schwager, wie gesagt...« »Also der war's ganz bestimmt nicht«, unterbrach Wade den Kollegen energisch und flüchtete. Der Rest des Tages gehörte ihm, und er verbrachte ihn auf seine Weise. Freizeit war ein Fremdwort für ihn. Er liebte seinen Beruf, lebte für ihn, und was nicht irgendwie mit Polizeiarbeit zusammenhing, schien ihm uninteressant. Am liebsten schlenderte er durch die Straßen des West End und beobachtete die Leute. Sie zu studieren, war sein liebstes Hobby. Ihre Gesten, ihren Gesichtsausdruck, ihre Art, sich zu bewegen. Er sammelte Menschen, wie andere Briefmarken sammeln. Er konnte stundenlang in einer Teestube sitzen und zwei Männer beobachten, die sich miteinander unterhielten, und alles, was ihm besonders auffiel, hielt er auf einem Fetzen Papier fest. Er kannte die typische Geste, die eine Lüge begleitete, den Ausdruck der Eitelkeit in einem Gesicht, und er wußte schon aus einiger Entfernung mit Sicherheit zu sagen, ob ein Mensch über sich selbst oder über einen anderen sprach.

Er schlenderte den regennassen Gehsteig entlang, als vom entgegengesetzten Ende der Straße lautlos eine große Limousine heranrollte und vor einem Restaurant anhielt. Auch Wade blieb stehen. Die Leute, denen der untersetzte Portier beim Aussteigen half, interessierten ihn weniger, er wollte sie nur vorbeilassen, als sie den Gehsteig überquerten. Ein großer, breitschultriger Mann verließ den Wagen als erster. Sein Kopf war völlig kahl, sein hartes, altes Gesicht hatte unzählige Runzeln und Fältchen.

»Komm, meine Liebe«, sagte er ungeduldig mit einer auffallend tiefen und klangvollen Stimme. Er streckte die Hand in den Wagen und half seiner Begleiterin heraus. Sie trug ein weißes Kleid und darüber einen Mantel aus Silberlame mit einem hohen Hermelinkragen. Eine schmale Gestalt, die Verkörperung strahlender Jugend. Von dem sorgfältig frisierten blonden Haar bis zu den Spitzen ihrer silbernen Schuhe eine vollendete Erscheinung. Ihr Gesicht konnte Wade im ersten Moment nicht sehen, aber gerade als sie unter einer Laterne stand, wandte sie den Kopf. Sie sah Wade nicht, doch er erkannte sie und schrie vor Verblüffung fast auf. Es war Lila Smith.

Der Mann und das Mädchen hatten das Restaurant betreten, bevor Wade aus seiner Erstarrung erwachte. Keine Gedanken verschwendete er mehr an sein kleines Haus in Wapping. Er wartete, bis der unterwürfige Portier seinen Platz vor dem Eingang des Restaurants wieder eingenommen hatte, und ging dann auf ihn zu. »War das eben Oberst Martin?« fragte Wade.