Von Zeit zu Zeit ging die Zimmertür auf, ein Kellner entfernte das benutzte Geschirr und servierte den nächsten Gang. Einmal sagte der alte Mann etwas über Konstantinopel. Anscheinend beschrieb er Lila die Stadt. Falls irgendwann eine Bemerkung über die merkwürdige Beziehung zwischen »Mr. Brown« und dem Mädchen gefallen sein sollte, hatte Wade sie nicht gehört. Lila nannte ihren Begleiter jedenfalls immer »Mr. Brown«. Nichts deutete darauf hin, daß die beiden Vater und Tochter waren. Endlich verlangte der alte Mann die Rechnung. Wade stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und schlüpfte aus dem Zimmer. Als die große Limousine vorfuhr und Lila mit ihrem seltsamen Begleiter aus dem Haus trat, saß der Inspektor schon in einem Taxi. »Mr. Brown« schob dem Portier einen größeren Geldschein in die Hand, und dann fuhr der Wagen an.
Wade hatte sich den richtigen Taxifahrer ausgesucht, denn er blieb in den nunmehr verlassenen Straßen der City immer dicht hinter dem größeren Wagen. Sie fuhren durch Aldgate und die Mile End Road hinunter. In der Nähe von Wapping bog die Limousine in eine Seitenstraße ein und hielt. Zum Glück war Wades Taxi ein Stück zurückgeblieben. Wade ließ es an der Einmündung der Seitenstraße vorbeifahren und dann sofort anhalten. Er sprang hinaus, lief zurück und erreichte die Straßenecke gerade rechtzeitig, um Lila in einem Haus verschwinden zu sehen. Die Limousine fuhr sofort weiter, bog um die nächste Ecke, und Wade ging auf das Haus zu. Es war eine einstöckige Villa, die Fenster alle dunkel. Wade wartete eine Weile, dann kam ein Taxi und hielt vor der Haustür. Der Inspektor überquerte die Straße, versteckte sich in einer dunklen Einfahrt und beobachtete die Villa weiter. Nach etwa fünf Minuten trat Lila in Begleitung einer Frau auf die Straße. Das Mädchen trug einen schwarzen Regenmantel und darunter, vermutete Wade, die alten, schäbigen Sachen. Die Frau war Mutter Oaks, er erkannte sie schon, bevor er die scharfe Stimme hörte, die dem Taxichauffeur das Fahrtziel nannte.
Wade wartete, bis das Taxi abgefahren war, ging über die Straße zur Villa zurück und durch den Vorgarten zur Haustür. Mit Hilfe seiner kleinen elektrischen Taschenlampe fand er die Klingel. Doch auch beim zweiten Läuten öffnete niemand. Die Tür hatte ein Yale-Schloß. Wade schlich durch den kleinen Vorgarten und versuchte, ein Fenster hochzuschieben, aber es war gesichert.
Ein schmaler Gartenweg führte um das Haus herum. Die kleine Pforte, die er dort entdeckte, ließ sich mit einem Taschenmesser leicht öffnen.
1 comment