»Seine Lordschaft ist ein Säufer und hat eine Wohnung in der St. James's Street. Interessiert Sie das vielleicht?« »Ich bin hingerissen«, knurrte Wade. »Warten Sie noch ein bißchen«, beschwor Elk ihn mit wehleidiger Stimme. »Als man die Frau einlieferte, hatte sie den bewußten goldenen Siegelring in der Hand. Sie wollte oder konnte nicht sagen, woher sie ihn hatte. Sie bekam einen hysterischen Anfall, und wir mußten den Polizeiarzt hinzuziehen. Als er ihr die Hand öffnete, um sie zu entkrampfen, entdeckten wir den Ring.« Jetzt war Wade hellwach. Er überlegte rasch. »Lord Siniford hat die Kaution für sie bezahlt? Ich kenne ihn zwar nicht, habe aber schon von ihm gehört. Kannte er sie?« »Allem Anschein nach ja. Auf jeden Fall kannte sie ihn, sie nannte ihn Tommy. Ich hätte Sie ganz bestimmt nicht angerufen, wenn es nicht um den Ring ginge.« »Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen«, sagte Wade und legte auf. Er zog sich rasch an, holte sein Motorrad heraus und fuhr durch den Nieselregen nach Scotland Yard. Daß Elk noch um zwei Uhr morgens im Yard war, war nicht ungewöhnlich. Er ging selten früher. Was er tat, wußte niemand. Böse Zungen behaupteten, er sei obdachlos, doch das war eher unwahrscheinlich. Der Ring war in den Yard geschickt worden und lag, als Wade kam, auf einem weißen Papier auf Elks Schreibtisch. »Warum hat man die Frau gegen Kaution freigelassen?« »Weil man den Ring erst identifiziert hat, als sie schon fort war. Der Sergeant sah zufällig die Gravur und erinnerte sich an den Bericht. Natürlich schickte der Revierinspektor einen seiner Leute in die Wohnung von Lord Siniford, fand dort jedoch weder die Frau noch Seine Lordschaft.«
Wade kannte Lord Siniford nur vom Hörensagen. Er galt als Lebemann. Er hatte eine teure Wohnung in der St. James's Street und gehörte zwei Clubs an, die es mit der gesellschaftlichen Stellung und dem Charakter ihrer Mitglieder nicht allzu genau nahmen. Lord Siniford hatte zwar die Peerswürde, war jedoch völlig verarmt und besaß weder Land noch Geld. Er war mit einer Amerikanerin verheiratet gewesen, aber die Ehe scheiterte und wurde geschieden. Er hatte dem Aufsichtsrat einiger wackeliger Unternehmen angehört und mußte so oft vor dem Zivilgericht erscheinen, daß er dort gewissermaßen zu einem festen Bestandteil wurde. Dann war er plötzlich zu Geld gekommen, doch woher der Segen stammte, wußte niemand. Er bezahlte seine Schulden, und man glaubte allgemein, daß er zwar nicht übermäßig reich war, aber über ein ansehnliches Einkommen verfügen mußte.
Man vermutete, Siniford habe seine frühere inzwischen verstorbene Frau beerbt.
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