»Nein, Sir«, antwortete Wade, »nur ein Glas Wasser.« »Sie kommen wohl von einem der beiden Leichter?« Wade wußte sofort, daß Lane ihn erkannt hatte und mit ihm Katz und Maus spielte. Lane hatte eine Waffe in der Tasche, und die Mündung zielte auf den Inspektor. Er ließ sich nicht anmerken, daß ihm die Gefahr bewußt war, in der er schwebte. Er holte seine Tabaksschachtel heraus, öffnete sie, wählte sorgfältig ein rundes schwarzes Stück Kautabak, tat so, als wolle er es in den Mund stecken, überlegte es sich dann anders und warf es durch das geöffnete Bullauge in den Fluß. »Ich schlage vor, wir unterhalten uns ein bißchen«, sagte Lane, sprach jedoch nicht weiter, sondern blickte durch das Bullauge auf das Wasser, auf dem sich ein giftgrünes Licht ausbreitete, das abgeschwächt über die Decke des Korridors zuckte. »Nur damit meine Leute Bescheid wissen«, meinte Wade freundlich. »Draußen liegen drei Polizeiboote, und bevor ich an Bord der ›Seal of Troy‹ ging, habe ich den Kollegen gesagt, ich würde mich bemerkbar machen, wenn es brenzlig werden sollte. Kennen Sie die Chemikalie, Mr. Lane? Sie entzündet sich, sobald sie mit Wasser in Berührung kommt.« Lanes Gesicht verfinsterte sich. »Es wird doch keine Schwierigkeiten geben?« fragte er.
»Nicht mehr — Sie haben ja die Hand nicht mehr in der Tasche«, antwortete Wade. »In ein paar Minuten werde ich Sie bitten, mir Ihre Waffe auszuhändigen, und wenn Sie sich weigern, werden Sie kaum mit der ›Seal of Troy‹ auslaufen können.«
Raggit Lane zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr Flußpolizisten fürchtet euch noch mal zu Tode. Wir hatten einen Mann hier...«
»Verschonen Sie mich mit Ihren Märchen. Ich weiß, daß ein Mann bei Ihnen war — beziehungsweise zwei Männer — und sich nach dem Herrn erkundigte, der ein so miserabler Schütze ist, daß er mich auf hundertfünfzig Meter verfehlte.« Lane zuckte zusammen, und Wade fügte hinzu: »Das verletzt wohl Ihre Eigenliebe, wie?« Schwere Schritte polterten über das Deck, und Wade wandte den Kopf. »Alles in Ordnung, Sergeant!« rief er hinauf. »Schicken Sie mir einen Mann runter! - Und jetzt möchte ich Ihre Waffe sehen, Mr. Raggit Lane.« Widerstrebend nahm Lane die Pistole aus der Tasche. Im selben Augenblick wurde die Salontür aufgerissen, und Captain Aikness erschien. »Was soll der Spektakel?« fragte er schroff. »Captain Aikness, wenn ich nicht irre?« sagte Wade. Der Alte überragte ihn um einen ganzen Kopf. »Ich habe eben Ihren Offizier gebeten, mir zu erklären, warum er eine Pistole bei sich hat. Ich bin sicher, er kann einen Waffenschein vorweisen.« Der Alte sah ihn grollend an. »Ein Schiffsoffizier ist berechtigt, eine Waffe zu tragen, das wissen Sie genau, Mr.... Wie heißen Sie eigentlich?« »Wade, Captain, ganz einfach Wade.« In den Augen des Inspektors war ein Funkeln. »Ihnen völlig unbekannt, wie ich annehme.«
»Ich habe den Namen noch nie gehört«, antwortete Aikness kurz, und wieder lächelte der Inspektor. »Dann muß Mutter Oaks so stumm sein wie der unglückliche Chinese, dem die Kehle durchgeschnitten wurde.
Entweder von einem zweiten Chinesen oder« — Wade sah Raggit Lane an - »von einem ziemlich mageren Mann im Regenmantel. Und dieser Regenmantel«, fügte er wohlüberlegt hinzu, »sah dem Ihren sehr ähnlich, Mr. Lane.«
Er setzte einen Fuß auf die unterste Stufe der Kajüttreppe und blieb dann wieder stehen. »Vielleicht möchte Siniford mit mir von Bord gehen«, sagte er.
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