»Sie haben heute bis in die frühen Morgenstunden hier gesessen, Mrs. Oaks«, fügte er hinzu. »Das ist sehr ungesund.« »Es ist schon merkwürdig, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man jemandem zuhört. Seine — er — einer der Herren, die hier waren, hat eine Unmenge Geschichten erzählt.« »Ich hoffe, Sie werden diesem schlechten Beispiel nicht folgen«, meinte Wade. »Sie wollten nämlich eben ›Seine Lordschaft‹ sagen. Kennen Sie Lord Siniford gut?« Sie antwortete nicht.

»Er wird allmählich zum Freund der Familie, wie?« »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, entgegnete sie mürrisch.

Wade begriff, daß aus ihr nichts mehr herauszuholen war. Er verabschiedete sich und schlenderte zur Barkasse zurück. Er hatte viel Stoff zum Nachdenken. Dabei war es nur menschlich, daß er sich zuerst mit Lilas rätselhafter Warnung beschäftigte. Sie hatte nicht nur einfach dahingeredet, als sie den Brunnen in seinem Garten und die Tatsache erwähnte, wie leicht man vom Küchendach in sein Haus eindringen konnte. Doch wie kam Lord Siniford in diese Gesellschaft? Was hatte er mit dem »Mekka« zu tun, und warum hatte er die halbe Nacht bei Mutter Oaks gesessen und geredet? Doch vor allem - mit wem hatte er geredet? Eigentlich war das keine Frage. Raggit Lanes aufdringliches Parfüm beleidigte Inspektor Wades empfindliche Nase noch, als er das Wohnzimmer betrat. Das war der zweite Punkt, der ihm aufgefallen war. Angeblich befand sich Lane an Bord der »Seal of Troy« und auf hoher See. Aber er war in der Stadt gewesen, als die Bank in der Oxford Street überfallen wurde.

Wade hatte am Nachmittag dienstfrei. Als er nach Hause kam, durchsuchte er zuallererst mit großer Gründlichkeit seine Wohnung. Das flache Küchendach war mit einer Leiter spielend leicht zu erreichen, und das darüberliegende Fenster nicht vergittert. Der Riegel war eine ganz simple Konstruktion, und das Zimmer, in das ein Eindringling mühelos einsteigen konnte, wurde normalerweise weder tagsüber noch nachts benutzt. Es war das Arbeitszimmer des Inspektors. Er fand auch den schon fast vergessenen Brunnen wieder, obwohl er unter dem runden Blumenbeet, das sein Vater angelegt hatte, völlig verschwunden war. Auf dem Weg in die City besorgte er sich eine kleine elektrische Alarmanlage. Man hatte ihn in den Yard beordert, und er vermutete, er solle an einer Konferenz teilnehmen. Tatsächlich handelte es sich aber um eine Unterredung unter vier Augen mit dem Polizeidirektor.

»Wir haben Sie uns für einen Sonderauftrag ausgeliehen, Wade«, sagte der Chef. »Inspektor Elk erledigt die Routinearbeiten, zur Zeit stellt er Ermittlungen an. Wir möchten, daß Sie jeder Spur und jedem Hinweis nachgehen, die Ihnen vielversprechend erscheinen. Ich muß, glaube ich, nicht eigens betonen, daß es sich um die Gummimänner handelt. Sie haben völlig freie Hand.« Wade nickte, seine Augen funkelten vor Genugtuung. »Dann will ich mich sofort aufmachen und versuchen, Anna zu finden«, sagte er.

Der Chef sah fragend zu ihm auf. »Anna? Oh, Sie meinen die Frau, die ihre Kaution verfallen ließ? Hat sie etwas mit den Gummimännern zu tun?«

»Das weiß ich nicht, aber ich möchte es herausfinden.« »Sinifords zehn Pfund wurden natürlich einbehalten«, sagte der Polizeidirektor. »Wir haben übrigens sein Landhaus gefunden.