Es steht zwischen Boume End und Maidenhead, in Cookham, und ist ein bescheidenes Häuschen am Fluß. Er hat es vor zwei Jahren gemietet und bezahlt sogar die Miete. Es gibt auch keine Schwierigkeiten mit den Geschäftsleuten, was früher an der Tagesordnung war.«
»Hat er eine Haushälterin?« fragte Wade und fügte dann hastig hinzu: »Entschuldigen Sie, ich muß Sie nur um den Namen des Kollegen bitten, der die Ermittlungen durchgeführt hat.« »Das ist nicht nötig«, antwortete der Polizeidirektor lächelnd. »Ich habe alles im Kopf. Eine Haushälterin hat er nicht. Bis vor kurzem wurde er von einem Ehepaar aus der Nachbarschaft versorgt. Der Mann hat auch den Garten ein bißchen in Ordnung gehalten. Vor einer Woche hat Siniford die Leute entlassen, soviel ich weiß. Sie sind beide vernommen worden, doch über Anna konnten sie uns nichts sagen. Die ganze Sache wurde jedoch nur recht oberflächlich untersucht, und wenn Sie wollen, können Sie diese Spur weiterverfolgen.« Es schien eine große Zeitverschwendung, da das Resultat vermutlich höchst fragwürdig sein würde, aber Wade fuhr dennoch nach Maidenhead. Zuerst suchte er das Ehepaar, das bei Seiner Lordschaft gearbeitet hatte, in »Freckly Heath« auf. Ein schlampig aussehender Mann, bei dem man beide Augen zudrücken mußte, um ihn als Gärtner bezeichnen zu können, öffnete ihm.
»Wir arbeiten nicht mehr bei ihm, Mister«, erklärte er. »Das Häuschen wurde oder soll weitervermietet werden, das weiß ich nicht so genau. Ich war seit mehr als einer Woche nicht mehr dort. Er hat mich ausbezahlt und mir gesagt, er braucht uns nicht mehr. Seine Lordschaft war ein merkwürdiger Mensch, man wußte nie, was er als nächstes tun würde. Außerdem war die Bezahlung schlecht, und man hat sein Geld nicht mal regelmäßig gekriegt.«
Wade ging in das zuständige Immobilienbüro, wo man ihm ohne weiteres die Schlüssel für »Reach Cottage« aushändigte. Es war ein flacher Bungalow, etwa fünfzig Meter vom Fluß entfernt. Der Rasen war ungepflegt, der ganze Garten wirkte vernachlässigt. Wade besah sich das Haus gründlich von außen, nicht etwa weil die Bauweise ihn interessierte, sondern weil er auf der Zufahrt und in dem kleinen Vorgarten Hinweise zu entdecken hoffte. Ein schwerer Wagen war die kurze Zufahrt hinaufgefahren. Ein ziemlich langer Wagen, denn der Chauffeur hatte Schwierigkeiten beim Wenden gehabt. Wade konnte die Spuren sehr deutlich lesen, die die Räder hinterlassen hatten. Der Wagen hatte Öl verloren, die Tropfen waren noch nicht ganz eingetrocknet.
Auf der kurzen Zufahrt, die vor der Haustür endete, machte Wade eine weitere Entdeckung. Irgendwann war hier ein Tor gewesen, doch man hatte es entfernt, und an einem der beiden Torpfosten fand Wade eine frische Schramme, als sei etwas dagegen geprallt - ungefähr in der Höhe der Kotflügel eines Automobils. Zu dem Häuschen gelangte man auf einem schmalen Heckenweg, der von einer Landstraße zweiter Ordnung abzweigte. Die Radspuren waren sehr klar und aufschlußreich. An einer Stelle führten sie dicht am Rand des Straßengrabens vorbei und das ohne ersichtlichen Grund, denn der Weg war auch für einen großen Wagen breit genug.
Wade kannte das Auto von Lord Siniford, es war ein kleiner Zweisitzer. Doch diese Reifenspuren stammten nicht von einem leichten Wagen. Wade erklärte sich die Spuren, die er gefunden hatte, so: Ein Wagen war nachts aus der Zufahrt gekommen.
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