Etwas schimmerte matt, und mit einer Blitzreaktion schlug Wade dem Gangster die Pistole aus der Hand. Die Waffe entlud sich im Fallen. Die Kugel flog durch die Sträucher, die den Weg zur Gartentür säumten, und schlug klatschend in die Mauer. Wade holte mit der rechten Hand zu einem gewaltigen Schlag aus. Der Mann tauchte unter seinem Arm weg und rannte im Tempo eines Spitzensportlers die Straße hinunter. Wades erster Impuls war, ihn zu verfolgen, doch plötzlich hatte er das Gefühl einer nahen Gefahr und fuhr herum — gerade noch rechtzeitig. Praktisch aus dem Nichts war eine dunkle, gekrümmte Gestalt erschienen, ein Messer flog durch die Luft... Es verfehlte Wade und fiel klirrend auf die Fliesen. Der Inspektor zögerte nur einen Sekundenbruchteil. Wie alle Polizisten mochte auch er keine Schußwaffen, doch jetzt befand er sich in einer wirklich gefährlichen Situation, das war ihm klar. Er feuerte auf den Mann, der ihm am nächsten stand, der Schuß knallte, und die Angreifer stoben in alle Himmelsrichtungen auseinander. In der Straße gab es unzählige kleine Seitenwege, Abzweigungen und Einfahrten, und an dem Wades Häuschen zunächst gelegenen Ende führten zwei schmale Durchgänge zu der kurvenreichen Hauptstraße am Themseufer, an der ein Lagerhaus neben dem anderen stand.

Und er hörte den schrillen Pfiff einer Polizeipfeife, dann einen zweiten, und kurz darauf kam ein Polizist auf ihn zugelaufen. Türen und Fenster öffneten sich. Fast schien es, als hätte die ganze abscheuliche Straße nur darauf gewartet, daß sich eine Tragödie ereignen würde, denn im Handumdrehen wimmelte es überall von nur halbbekleideten Leuten.

»Es ist niemand verletzt«, sagte Wade zu dem Polizisten und streifte die Gasmaske ab. »Pfeifen Sie noch einmal, wir brauchen noch ein paar Männer. Und gehen Sie ja nicht ins Haus, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.« Inzwischen hatte sich nämlich das Giftgas, das durch die Luftklappe in Wades Schlafzimmer geleitet worden war, bis ins Erdgeschoß ausgebreitet. Wade setzte die Gasmaske wieder auf, bevor er selbst das Haus betrat. Henry öffnete ihm. Die drei Gefangenen, die in ihren Masken furchterregend wirkten, kauerten am Fuß der Treppe. Als die Polizeiverstärkung eintraf, wurden sie auf die Straße gebracht. Die Polizei bildete einen Kordon und drängte die neugierigen Zuschauer zurück. Denn obwohl das Gas, das jetzt ins Freie strömte, natürlich durch die Luft verdünnt wurde, war es immer noch stark genug, um unangenehme Symptome hervorzurufen, wenn man es einatmete.

Der Tag zeigte sich schon grau am Horizont, als der Polizeikordon sich auflöste und man sich ohne Schutzmaske im Haus bewegen konnte. Den Stahlzylinder, in dem das Gas transportiert worden war, hatte man nördlich vom Haus gefunden. Die wichtigste Entdeckung machte man jedoch bei Tagesanbruch. Der alte Brunnen am Ende des Gartens war abgedeckt worden. Die Männer hatten das darauf angelegte Beet zerstört, den Holzdeckel weggenommen und die Erde samt dem Deckel in den tiefen Brunnenschacht geworfen. Ein neuer Deckel lag in der Nähe und daneben standen zwei Kistchen mit Stiefmütterchen.

Der mörderische Anschlag war mit einer Gründlichkeit geplant worden, die Wade nur bewundern konnte. Sogar die Stiefmütterchen hatten dieselbe Farbe wie jene, die von Henry gepflanzt, von den nächtlichen Besuchern aber unbarmherzig herausgerissen und in den Brunnen geworfen worden waren. »Und eigentlich«, sagte Wade, während er genußvoll den Kaffee trank, den sein Diener ihm vorgesetzt hatte, »sollten wir beide jetzt auch auf dem Grund des Brunnens liegen, und niemand wüßte, was aus uns geworden ist. Die Bande hat sogar daran gedacht, aus Dover ein fingiertes Telegramm an den Yard zu schicken, das meine Abwesenheit erklärt.« Henry schüttelte den Kopf.