Warm muß und soll es dir werden. Das ist ja eben die Liebe. Die ist stets warm, ja sogar heiß, wenn es die richtige ist. Also sag, hast mich gern, Fritz?“
Sie stand vor ihm und fixierte ihn mit einem Blick, welchem gar nicht auszuweichen war.
„Sapperment“, sagte er, „du kommandierst mich doch, als obst mein Feldwebel wärst!“
„Der will ich jetzt auch wirklich sein. Und darum hast du mir zu antworten. Willst du mich oder nicht?“
Er blickte ihr mit einem kindlich treuherzigen Lächeln in die Augen und antwortete:
„Nein.“
Sie trat schnell einen Schritt zurück.
„Was! Du sagst nein! Ist das etwa dein wirklicher Ernst?“
„Natürlich!“
„So sag, warumst mich nicht magst!“
„Weil ich dich doch nicht bekommen kann.“
„Ach so! So ist's gemeint!“
Sie holte tief Atem. Sie hatte wohl eine andere, vielleicht eine grobe, beleidigende Antwort erwartet. Diejenige, die ihr geworden war, war freilich so mild, daß sie sie gar nicht verdiente. Ihr Gesicht hatte einen beinahe drohenden Ausdruck angenommen gehabt. Nun aber ließ sich wieder ein Lächeln auf demselben sehen.
„Also deshalb, deshalb willst mich nicht. So ist's, so! Aber denkst denn nicht daran, daß mich später einmal bekommen kannst? Mein Mann ist schwach und krank. Er wird nicht mehr lange leben.“
„Ich halt es für eine große Sünd, auf den Tod eines Menschen zu spekulieren, besonders eines so braven Mannes, wie der Kronenbauer ist.“
„So! Da will ich nit streiten. Aber ich denk, daß man sich doch sieht, daß man sich kennt und sich ein wenig lieb haben darf.“
„Nein. Das ist verboten.“
„Die Liebe fragt nach keinem Verbot. Je mehr sie Hindernisse findet, desto stärker und glühender wird sie. Warum sollen wir beide nicht daran denken dürfen, daß wir einmal Mann und Frau sein können?“
„Weil dieser Gedank eine große Sünden ist. Wann dein Mann tot wäre, ja dann dürft man schauen, ob man zusammenpaßt. Jetzt aber, bei seinem Leben, da gehörst ihm an und kein anderer hat ein Recht an dir.“
„Und wenn ich ihm nun dieses Recht erteile?“
„Das kannst nicht, und das darfst nicht. Du hast kein Recht, über dich zu verfügen.“
„Geh, Fritz, und laß dich nicht auslachen. Dir hängen noch die Sprüche an, die du in der Schul hast auswendig lernen mußt. Streif sie doch ab, diese alten Regeln!“
„Meinst du wirklich, daß dies nur bloße Regeln sind? Der Herrgott hat dem Moses im Donner und Blitz die heiligen zehn Gebote gegeben. Das sechste davon lautet: Du sollst nicht ehebrechen, und die Drohung am Schluß der Gebote lautet, daß der Herrgott die Sünden der Väter straft bis in das dritte und vierte Glied der Nachkommenschaft. Soll ich den meinigen Kindern, wann ich mal welche haben sollt, einen solchen Fluch vererben?“
„Fritz, bist denn gar so fromm?“ lachte sie.
„Ob ich fromm bin, das weiß ich nicht; aber mit voller Absicht und Überlegung werd ich niemals ein Gebot Gottes übertreten.“
„Der Moses hat diese Gebote niederschrieben. Er war ein Jude, wir aber sind Christen. Uns gehen sie nix an. Hast denn nicht vernommen, daß Christus zu der Ehebrecherin sagt: Wer von euch nicht gesündigt hat, der werfe den ersten Stein auf sie! Und sodann sagt er auch: Ihr wird viel vergeben, denn sie hat viel geliebt. Wie kannst dich also so fürchten, eine Frau liebzuhaben?“
„Diejenige, von der er so sagte, hat ihre Sünden bitter bereut. Wer aber sündigt, weil er meint, der Herrgott werde ihm die Sünd wohl schon vergeben, der wird sicher keine Verzeihung finden.“
„Das geht mich nix an. Das sagst du, weil's deine eigene Meinung ist. Ich aber halte mich an die Worte, welche Jesus sagt hat.
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