Wenn man ihn so weit bringen könnte, eine zu lieben, eine einzige natürlich – nämlich die Kronenbäuerin.

„Halt, Sepp“, sagte diese. „Das gehört wohl hierher. Wann man einen Gast bekommt, so muß man alles von ihm wissen.“

„Alles, was man derfahren kann, ja. Das aber kannst nicht derfahren, weil ich es selbst nicht weiß.“

„Wolltst's aber doch gleich sagen!“

„Ja, und da fiel es mir ein, daß ich es ja auch nicht weiß.“

„Bist ein Hinterlistiger!“

„O nein. Vielleichten erzählt er es dir selbst, wannst ihn darum bittest.“

Es glitt bei diesen Worten ein undefinierbarer Zug über sein Gesicht. Ein Ausdruck schlaukindlicher Einfalt, der seinem alten Gesicht so ausgezeichnet gut stand. Er dachte sich nämlich, daß sie es gar nicht wagen werde, diesen Herrn Ludwig nach solchen Dingen zu fragen. Der gewaltige Eindruck seiner Persönlichkeit mußte sie in angemessener Ferne von ihm halten.

„Schon gut!“ sagte sie. „Ich hab nur eben fragen wollt. Eigentlich bin ich gar nicht so neugierig.“

„Also sag mir die Antwort! Willst ihn hernehmen oder nicht?“

„Bevor ich antworten kann, muß ich noch einiges wissen.“

„Was?“

„Wann will er kommen?“

„Morgen mittag.“

„Schon! Du mußt es ihm doch erst zu wissen tun, ob ich will oder nicht.“

„Oh, der fragt nicht danach, ob nicht. Er kommt eben. Er hat mir den Befehl geben, ihm hier eine Stube zu mieten; morgen zum Mittag wird er da sein. Ich bin zunächst zu dir kommen, weilst die nobelste Frauen bist und den größten und schönsten Bauernhof hast. Nimmst ihn nicht her, so such ich ihm einen anderen Ort.“

„Wie lange wird er bleiben?“

„Nicht gar lang. Einige Tage oder eine Woche.“

„Da möcht's gehen. Für das ganze Jahr könnt ich nix vermieten. Aber nun wird er essen wollen wie in einem feinen Hotel in München.“

„Nein, sondern er ißt, was ihr habt. Aber reinlich und sauber muß alles sein!“

„Das versteht sich ganz von selber. Anderst ist man es ja gar nicht gewöhnt. Hast denn mit meinem Mann bereits davon gesprochen, Sepp?“

„Nein. Ich hab ihm noch nix sagt. In solchen Angelegenheiten muß man der Frau das erste Wörtle gönnen.“

Das schmeichelte ihr. Sie nickte ihm freundlich zustimmend zu und wendete sich dann an den Bauern:

„Was sagst du dazu, Juli?“

Er hieß Julius, welchen Namen sie abkürzte. Es waren viele Monate vergangen, seit sie es zum letzten Mal getan hatte. Es kam ihm fast fremd vor, ihn jetzt zu hören.

Übrigens tat sie es nur der Form wegen, daß sie in fragte. Sie war doch gewöhnt, zu machen, was ihr beliebte. Er antwortete:

„Ich kann da gar nix sagen. Mach also, wast willst.“

„Nein, sondern ich will auch deinen Ausspruch hören.“

Ihr Blick streifte dabei das Gesicht des Knechtes, welcher sich neben den Sepp gesetzt hatte. Es lag eine gewisse verwunderte Zufriedenheit darauf. Das hatte sie beabsichtigt.