Sie hat sehr zornig tan.“
„Ach so! Sie hat ihm doch gar nix zu befehlen und zu gebieten.“
„Das mein ich wohl auch, aber dennerst ist's grad wie eine Furie gewest, so daß ich gleich fortgangen bin; aber vorher hab ich ihr sagt, was ich von ihr denk.“
„Was denn? Was hast sagt?“
„Sie hat wohl meint, daß er kein Dirndl nehmen darf, ohne daß er sie zuerst um die Verlaubnissen darum bittet. Da hab ich ihr aber gleich sagt, daß ich von ihr keinen Buben nehmen möcht, grad aus der ihrigen Hand erst recht nicht.“
Sie legte auf diese letzten Worte einen ganz besonderen Nachdruck. Das fiel ihm auf. Er zog die Brauen erwartungsvoll empor und fragte:
„Warum denn das nicht?“
„Weil sie nicht diejenige ist, aus deren Hand ein Dirndl den Buben so erlangen kann, wie er sein muß.“
„Ach so! Und wie soll er denn sein?“
„Gut und brav. Er darf nicht zuvor mit einer anderen schameriert haben, besonders nicht mit einer verheirateten Frauen.“
„Wie meinst denn das? Redest da etwa von dera Bäuerin?“
„Natürlich! Von einer anderen doch nicht.“
„Könnt man vielleicht aus ihrer Hand keinen braven Buben erhalten?“
„Nein, denn sie hätt ihn vorher verdorben.“
„Schau, was da sagst! Davon hab ich noch gar nix wußt. Kennst denn die Bäuerin gar so genau?“
„Oh, die kenn ich schon!“
„Woher?“
„Vom Wald her.“
„Hast sie im Wald sehen?“
„Oft.“
„Ich noch nicht. Was tut sie da?“
Sie warf ihm einen lächelnden Blick zu und antwortete:
„Sollst sie wirklich noch nicht dort sehen haben? Das tät mich gar sehr wundern.“
„Warum?“
„Nun, weilst doch der Förster bist, der stets im Wald sein muß. Da kannst sie doch viel eher treffen als ich.“
„Ich hab sie aber noch nie troffen.“
„So hast sie wohl sehen, sie aber wohl nur nicht erkannt.“
„Die Kronenbäuerin werd ich doch wohl kennen!“
„Des Nachts sind alle Kühe schwarz. Da ist's möglich, daß man selbst seinen allerbesten Freund oder die beste Freundin für eine andere Person hält.“
„Des Nachts? Meinst etwa, daß die Bäuerin des Nachts in den Wald geht?“
„Ja.“
„Da wird sie sich hüten.“
„O nein. Sie ist's gewest. Ich hab sie ganz genau erkannt.“
„Wirst dich irren. Hast ja selber jetzunder sagt, daß man da selbst den allerbesten Freund verkennen kann.“
„Ja, ich hab sie aber reden hört und ganz genau ihre Stimme erkannt.“
„Reden hört? So ist jemand bei ihr gewest?“
„Ja.“
„Wer mag das gewesen sein?“
„Das – das könnt ich freilich nicht genau wegbekommen. Es war gar zu dunkel.“
„War's auch ein Frauenzimmer?“
„Nein, sondern eine Mannspersonen.“
„Sapperment! So läuft's also mit Mannsbildern des Nachts im Wald herum! Hast den Kerlen denn nicht auch an dera Stimmen erkannt?“
„Nein. Er hat nicht so laut sprochen wie sie. Ich hab denkt, daß ich seine Stimm kennen muß. Ich hab sehr darüber nachsonnen, konnt's aber doch nicht finden.“
„Hm!“
„Sag mal, Oheim, ob das nicht ganz sehr sonderbar ist!“
„Freilich! Aber es ist noch was anderes dabei, was ebenso sonderbar ist.“
„Was denn?“
„Daß du sie sehen hast. Du mußt also auch mit im Wald gewest sein.“
„Daran ist doch nix Sonderbares! Ich wohn ja im Wald. Das Forsthaus steht mitten darinnen.“
„Aber dennoch wüßt ich nicht, wast für eine Veranlassung hättest, das Forsthaus in dera Finsternissen zu verlassen und im Wald herumzulaufen.“
„Dazu hab ich freilich keinen Grund, und ich hab es auch gar nicht tan.“
„Und hast doch die Bäuerin sehen?“
„Ja. Aber nicht im Wald, sondern in unserm Garten.“
„In – unserem – Garten?“
Er sagte das langsam und indem er die einzelnen Worte weit auseinander zog. Er machte große Augen, betrachtete ihr ihm still und überlegen entgegen lächelndes Gesicht und fuhr dann fort:
„Dort, in unserm Garten wäre sie gewest, die Kronenbäuerin?“
„Ja.“
„Des Nachts? Das ist doch ganz und gar unmöglich!“
„Es ist wahr. Ich kann mich gar nicht irren.“
„Was will sie dort?“
„Sie hat einen – Liebhaber bei sich habt.“
„Bist etwa verhext?“
„Nein. Es ist die Wahrheit.“
„Wer ist denn derjenige Liebhaber gewest?“
„Ich hab dir doch bereits gesagt, daß ich ihn nicht derkannt hab.“
Er aber sah es ihrem Lächeln an, daß sie den Betreffenden gar wohl erkannt habe. Und dieser Betreffende war jedenfalls er selber, der Förster gewesen.
„Wie ist denn das kommen?“ fragte er.
„Das ist sehr einfach gewest. Ich hab halt nicht schlafen könnt und bin noch ein wengerl in den Garten gegangen und hab mich in die Lauben setzt. Nachher, als ich gehen wollt und bereits aus dera Lauben treten bin, hab ich Schritte kommen hört. Ich hab mich wundert, wer da noch herumilaufen mag, und weil ich mich nicht gern sehen lassen wollt, hab ich mich neben die Lauben an den Zaun drückt.“
„Ah! Warum bist nicht wiederum in die Lauben zurück?“
„Weil ich mir denkt hab, daß derjenige, der da kommt, wohl auch hineingehen werde. Und sehen hat er mich doch nicht sollen.“
„Ach so! Nun, weiter!“
„Als die Person an mir vorüberging, hab ich sehen, daß es ein Weibsbild war.“
„Donnerwetter! Es wird die Magd gewest sein!“
„Nein. Die war schlafen gegangen.“
„Sie kann wieder aufistanden sein, grad so wie du.“
„Nein. Die alte Magd ist lang und hager und geht krumm und gebeugt. Dasjenige Frauenzimmern aber ist nicht lang gewest.
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