Wenn es auch feucht ist und ein bißchen krumm und schief, wird man doch wahrscheinlich kaum noch mal so etwas Komfortables in Amsterdam finden, vielleicht in ganz Holland nicht.

Unser Zimmer war bisher ganz kahl. Glücklicherweise hat Vater meine ganze »Filmstern- und Ansichtskartensammlung« mitgenommen, und ich habe mit Leim und Pinsel schöne Bilderwände gemacht. Nun sieht es sehr lustig bei uns aus. Wenn v. Daans erst hier sind, werden wir aus dem Holz, das oben auf dem Boden steht, Wandschränkchen und andere nützliche Dinge zimmern.

Margot und Mutter geht es wieder besser. Gestern wollte Mutter zum erstenmal kochen. Erbsensuppe! Aber während des Schwatzens unten hatte sie sie vollständig vergessen, die Suppe verbrannte total, und die Erbsen waren so kohlschwarz, daß sie nicht vom Topf loszukriegen waren. Schade, daß ich Kepler diese Geschichte nicht erzählen kann ... Vererbungstheorie!

Gestern abend gingen wir alle vier ins Privatbüro, um den englischen Sender einzuschalten. Ich hatte schreckliche Angst, daß jemand in der Nachbarschaft das merken könnte, und habe Vater buchstäblich angefleht, wieder mit nach oben zu kommen. Mutter verstand mich und ging mit. Wir sind überhaupt sehr bang, daß man uns sehen oder hören könnte. Gleich am ersten Tag haben wir Gardinen genäht. Eigentlich sind es nur Fetzen von verschiedener Form und Farbe, die Vater und ich da zusammengestoppelt haben. Diese Prunkstücke sind mit Reißnägeln an den Fensterrahmen befestigt, um während unserer Untertauchzeit immer hängen zu bleiben.

Rechts von uns ist ein großes Geschäftshaus, links eine Möbeltischlerei. In diesen Gebäuden ist nach Feierabend kein Personal, aber womöglich könnten doch Geräusche durchdringen. Darum haben wir Margot, die schrecklich erkältet ist, auch verboten, des Nachts zu husten. Die Arme muß nun dauernd Codein schlucken.

Ich freue mich sehr auf v. Daans, die Dienstag kommen sollen. Dann wird es viel gemütlicher und nicht mehr so ruhig sein. Die Stille macht mich nämlich schrecklich nervös, besonders des Abends und nachts, und ich gäbe viel darum, wenn jemand von unseren Beschützern auch hier schlafen würde. Es beengt mich, daß wir gar nicht mehr heraus können, und ich habe Angst, daß wir entdeckt und erschossen werden. Das lastet wie ein schrecklicher Druck auf mir. Tagsüber müssen wir auch sehr leise sein, dürfen nicht laut auftreten und müssen beinahe im Flüsterton sprechen, denn unten im Lager darf man uns nicht hören. Eben werde ich gerufen.

Anne


Freitag, 14. August 1942 


Liebe Kitty!


Ich habe Dich einen Monat im Stich gelassen. Aber es gibt auch nicht alle Tage etwas Neues. Am 13. Juli sind v. Daans gekommen.