Es gab sogar eine Zeit, in der ich das Rücksichtsloseste vorhatte, was eine Frau einem Mann und besonders einem eiteln antun kann. Mich ... zu rächen.

MAUER. Zu rächen?

GENIA. Sagen wir zu revanchieren.

MAUER. Ach so ... Das wäre jedenfalls das einfachste gewesen. Und hätte vielleicht auch sonst manches für sich gehabt. Na, vielleicht kommt's noch. Es kann auch Ihnen einmal die Stunde des Schicksals schlagen, Frau Genia.

GENIA. Und es müßte am Ende gar nicht die Stunde des Schicksals sein.

MAUER ernst. Bei Ihnen schon. Das ist es eben. Eigentlich schade. Mein Gerechtigkeitsgefühl wehrt sich schon lange entschieden dagegen, daß gerade mein alter Freund Friedrich – nicht bezahlen sollte.

GENIA. Und wer sagt Ihnen, lieber Doktor, daß Friedrich nicht bezahlt? Muß es denn gerade in gleicher Münze sein? Er bezahlt schon – in seiner Weise! Es geht ihm wirklich nicht so gut, wie Sie glauben. Auch nicht so gut, wie er selber manchmal glaubt. Zuweilen tut er mir geradezu leid. Wirklich, Doktor, manchmal denk' ich, es ist ein Dämon, der ihn so treibt.

MAUER. Ein Dämon –? Na ja! ... aber es gibt Frauen, die ihren Herrn Gemahl samt dem Dämon zum Teufel jagten in einem solchen Fall ... Auf einen fragenden Blick Genias. wie es seinerzeit zum Beispiel die Mutter des Herrn Fähnrich mit ihrem doch auch ziemlich dämonischen Gemahl gemacht hat.

GENIA. Vielleicht hat sie ihren Gatten mehr geliebt als ich den meinen. Vielleicht ist es überhaupt die höhere Art von Liebe, die nicht verzeiht.

FRIEDRICH HOFREITER kommt. Schlank, nicht sehr groß, schmales, feines Gesicht, dunkler Schnurrbart, englisch gestutzt; blondes grau meliertes, rechts gescheiteltes Haar. Er trägt Zwicker ohne Band, den er manchmal abnimmt; geht etwas nach vorn gebeugt. Kleine, ein wenig zusammengekniffene Augen. Liebenswürdige weiche, beinahe weichliche Art zu reden, die manchmal ins ironisch Bissige umschlägt. Seine Bewegungen sind geschmeidig, aber verraten Energie.