Na, und gar jetzt als Abgeordneter ... Da hat er reichlich Gelegenheit!

FRIEDRICH. Ah, er redt nicht nur; – er tut auch was fürs Land. Die neuen Dolomitenstraßen wären ohne ihn nie gebaut worden. Und diese Riesenhotels und die Automobilverbindungen, eigentlich alles sein Werk! Und nebstbei hat er in jedem Tiroler Dorf mindestens ein Kind. Auch außerhalb seines Wahlkreises.

MAUER. Also gut, sagen wir, er hat Stil. Aber ich muß jetzt gehn. Der Stanzides wird mich schon erwarten. –

FRIEDRICH. Grüß' ihn schon von mir. Ich schau' vielleicht morgen zu ihm hinauf. Zum Nachtmahl kommst du doch wieder her?

MAUER. Ich weiß nicht.

FRIEDRICH. Aber selbstverständlich.

MAUER zögernd. Danke. Ich fahr' doch lieber mit dem zehn Uhr zwanzig Zug hinein. Ich hab' morgen früh im Spital zu tun.

FRIEDRICH. Bist du abergläubisch, Mauer?

MAUER. Warum denn?

FRIEDRICH. Na, ich hab' gedacht, vielleicht willst du nicht im Fremdenzimmer schlafen, weil der arme Korsakow vor acht Tagen oben übernachtet hat. Aber ich glaube nicht, daß die Toten schon in der ersten Nacht Ausgang kriegen zum Erscheinen.

MAUER. Wenn man dich so reden hört ...!

FRIEDRICH plötzlich ernst. Kinder, es ist doch scheußlich! Vor acht Tagen hat er da oben geschlafen, und am Abend vorher hat er noch Klavier gespielt da drin – Chopin – das cis moll-Nocturno – und was von Schumann –, und da auf der Veranda sind wir gesessen, der Otto war auch dabei und das Natternpaar, – wer von uns hätt sich das träumen lassen! – Wenn man nur eine Ahnung hätte, warum? Na, Genia, – hat er dir auch nichts g'sagt?

GENIA. Mir? ...

FRIEDRICH ohne Genias Haltung Bedeutung beizulegen. Plötzliche Sinnesverwirrung, sagen die Leute. Aber es soll uns erst einer sagen, was das heißt: Plötzliche Sinnesverwirrung. Na, Mauer, möchtest du mir's vielleicht erklären?

MAUER. Erstens bin ich kein Psychiater – und zweitens wunder' ich mich nie, wenn sich wer umbringt. Wir sind alle so oft nahe daran.