Ich hab' mich einmal umbringen wollen, mit vierzehn Jahren, weil mich ein Professor ins Klassenbuch geschrieben hat.
FRIEDRICH. In einem solchen Falle hätt' ich lieber den Professor umgebracht ... Nur wäre ich dann ein Massenmörder geworden.
MAUER. Ich bitt' dich, ein Künstler! Die sind alle mehr oder weniger anormal. Schon daß sie sich so wichtig nehmen. Der Ehrgeiz an und für sich ist ja eine Geistesstörung. Dieses Spekulieren auf die Unsterblichkeit! Und die reproduzierenden Künstler, die haben's gar schlecht. Sie mögen so groß sein, wie sie wollen, es bleibt doch nichts übrig als der Name und nichts von dem, was sie geleistet haben. Ich glaub' schon, daß einen das verrückt machen kann.
FRIEDRICH. Aber was redst denn! Du hast ihn ja nicht gekannt. Ihr habt ihn ja alle nicht gekannt. Ehrgeiz ... Der? – Dazu war er ja viel zu gescheit! Zu philosophisch könnt' man sagen. Die Klavierspielerei war ihm in Wirklichkeit Nebensache. Habt ihr denn eine Ahnung, für was alles der sich interessiert hat? Den Kant und den Schopenhauer und den Nietzsche hat er im kleinen Finger gehabt, und den Marx und den Proudhon gleichfalls. Es war ja fabelhaft. Ich weiß schon, wen ich mir aussuch' zum Konversieren ... Und dabei täglich sechs Stunden üben! Wo er nur die Zeit zu dem allen hergenommen hat? – Und siebenundzwanzig Jahre! Und bringt sich um. Herr Gott, was hat so ein Kerl noch alles vor sich gehabt. Jung und berühmt, ganz hübsch obendrein – und schießt sich tot. Wenn das ein alter Esel tut, dem das Leben nichts mehr bieten kann ... Aber grad die ... Na. – Und noch am Abend vorher sitzt man zusammen mit so einem Menschen, beim Nachtmahl – und spielt Billard mit ihm ... Was ist denn, Genia? Was ist denn da zum Lachen?
GENIA. Ich hab' die Geschichte eben der Frau Wahl erzählt. Sie hat sich sofort erkundigt, wo die Zigarren hingekommen sind, die du ihm am nächsten Tag geschickt hast.
FRIEDRICH. Ha! ... Die ist doch unbezahlbar. Nimmt eine Zigarrentasche herauf offeriert dem Mauer.
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