Indeß entweder erreicht das Feuer jenes oder nicht! Der erschwerende Umstand, den Sie anführen, ist für mich nicht weiter vorhanden. Es liegt in der Hand Gottes und nicht in der meinigen, uns diese schreckliche Katastrophe zu ersparen!«

Robert Kurtis hat diese Worte in ernstem Tone gesprochen, und wir senken die Köpfe, ohne darauf zu antworten. Da der Zustand des Meeres eine Benutzung der Boote ganz unmöglich macht, so dürfen wir an jenen besonderen Umstand nicht weiter denken.

»Die Explosion ist ja nicht unbedingt nothwendig, hätte wohl ein Formalist gesagt, sie ist nur eine zufällige!«

Eine ähnliche Bemerkung äußerte der Ingenieur auch wirklich.

»Auf eine Frage möchte ich Sie noch um eine Antwort bitten, Mr. Falsten, sagte ich. Kann das Natron-Pikrat sich auch ohne Stoß entzünden?

– Gewiß, entgegnete der Ingenieur. Unter gewöhnlichen Verhältnissen ist das Pikrat nicht mehr entzündlich, als das Pulver, aber ebenso wie dieses.«

Falsten hatte das Wort »ergo« gebraucht. Sollte man nicht glauben, er docire in einem Cursus der Chemie?

Wir sind nach dem Verdeck zurückgegangen. Robert Kurtis ergreift meine Hand.

»Mr. Kazallon, sagt er, ohne einen Versuch seine Erregung zu verbergen, diesen Chancellor, dieses schöne Schiff, das ich so sehr liebe, durch Feuer zerstören zu sehen, ohne etwas dagegen thun zu können ...

– Mr. Kurtis, Ihre Erregung ...

– Ich könnte sie nicht bezwingen! Sie allein sind Zeuge dessen, wie viel ich leide. – Doch, es ist vorüber, fügte er hinzu, – aber ich sah den Kampf, den er bestand.

– Ist die Situation ganz verzweifelt? fragte ich darauf.

– Nun, unsere Lage ist folgende, antwortete wieder ruhig Robert Kurtis. Wir befinden uns über einer Mine, deren Lunte schon entzündet ist. Jetzt ist nur die Frage die, wie lang diese Lunte wohl ist.«

Dann zieht er sich zurück.

Jedenfalls ist es der Mannschaft und den übrigen Passagieren noch unbekannt, wie ungeheuer ernst unsere Lage ist.

Seit er von der Feuersbrunst gehört hat, beschäftigt sich Mr. Kear damit, seine werthvollsten Objecte zusammen zu raffen und denkt an seine Frau natürlich gar nicht. Nachdem er gegen den zweiten Officier halb befehlend den Wunsch geäußert hat, das Feuer zu löschen, und ihn für alle Folgen desselben verantwortlich gemacht, zieht er sich in seine Cabine im Hintertheil zurück und kommt nicht wieder zum Vorschein. Mrs. Kear seufzt und stöhnt und findet trotz ihrer sonstigen Lächerlichkeiten doch allgemeines Mitleid. Miß Herby glaubt sich unter diesen Umständen von den Pflichten gegen ihre Herrin nur um so weniger entbunden, und widmet Jener die erdenklichste Sorgfalt. Ich muß das Benehmen dieses jungen Mädchens bewundern, der ihre Pflicht über Alles geht.

Am nächsten Tage, dem 23. October, läßt der Kapitän den zweiten Officier nach seiner Cabine rufen. Zwischen Ihnen entspinnt sich folgendes Gespräch, dessen Inhalt mir Robert Kurtis mitgetheilt hat.

»Mr. Kurtis, sagt der Kapitän mit irrem Blicke und den offenbaren Anzeichen geistiger Störung, ich bin doch wohl Seemann, nicht wahr?

– Gewiß, Herr Kapitän.

– Nun gut, stellen Sie sich vor, daß ich von meinem Geschäfte nichts verstehe ... ich weiß nicht, was mit mir vorgeht ... ich vergesse ... ich bin mir unklar. Sind wir seit unserer Abreise von Charleston nicht nach Nordosten gesegelt?

– Nein, antwortet der zweite Officier, wir fuhren auf Ihren Befehl nach Südosten.

– Wir haben aber doch nach Liverpool geladen?

– Gewiß.

– Und der ... ? Wie heißt doch das Schiff, Mr. Kurtis?

– Der Chancellor.

– Ah, richtig, der Chancellor! Wo befindet er sich jetzt?

– Im Süden des Wendekreises.

– Gut, gut; ich verpflichte mich auch nicht, ihn nach Norden zurückzuführen! Nein! Nein! Das könnte ich nicht ... ich wünsche meine Cabine nicht wieder zu verlassen ... ich kann den Anblick des Meeres nicht ertragen! ...

– Herr Kapitän, antwortet Robert Kurtis, ich hoffe, daß unsere Sorgfalt...