Sagen Sie uns nur, wie es mit dem heutigen Stücke beschaffen ist.

 

Die Musik fängt an.

 

LEUTNER. Schon so spät? Da komm ich ja grade zur rechten Zeit. – Mit dem Stücke? Ich habe soeben den Dichter gesprochen, er ist auf dem Theater und hilft den Kater anziehn.

VIELE STIMMEN. Hilft? – der Dichter? – den Kater? – Also kommt doch ein Kater vor?

LEUTNER. Ja freilich, und er steht ja auch auf dem Zettel.

FISCHER. Wer spielt ihn denn?

LEUTNER. Je, der fremde Akteur, der große Mann.

BÖTTICHER. Da werden wir einen Göttergenuß haben. Ei, wie doch dieser Genius, der alle Charaktere so innig fühlt und fein nuanciert, dieses Individuum eines Katers herausarbeiten wird! Ohne Zweifel ideal, im Sinn der Alten, nicht unähnlich dem Pygmalion, nur Soccus hier, wie dort Kothurn. Doch sind Stiefeln freilich Kothurne, und keine Socken. Ich schwebe noch im Dilemma des Zweifels. – Oh, meine Herren, nur ein wenig Raum für meine Schreibtafel und Bemerkungen.

MÜLLER. Aber wie kann man denn solches Zeug spielen?

LEUTNER. Der Dichter meint, zur Abwechselung –

FISCHER. Eine schöne Abwechselung! Warum nicht auch den Blaubart, und Rotkäppchen oder Däumchen? Ei! der vortrefflichen Sujets fürs Drama!

MÜLLER. Wie werden sie aber den Kater anziehn? – Und ob er denn wirkliche Stiefeln trägt?

LEUTNER. Ich bin ebenso begierig wie Sie alle.

FISCHER. Aber wollen wir uns denn wirklich solch Zeug vorspielen lassen? Wir sind zwar aus Neugier hergekommen, aber wir haben doch Geschmack.

MÜLLER. Ich habe große Lust zu pochen.

LEUTNER. Es ist überdies etwas kalt. Ich mache den Anfang.

 

Er trommelt, die übrigen akkompagnieren.

 

WIESENER auf der andern Seite. Weswegen wird denn gepocht?

LEUTNER. Den guten Geschmack zu retten.

WIESENER. Nun, da will ich auch nicht der letzte sein. Er trommelt.

STIMMEN. Still! Man kann ja die Musik nicht hören.

 

Alles trommelt.

 

SCHLOSSER. Aber man sollte doch das Stück auf jeden Fall erst zu Ende spielen lassen, denn man hat sein Geld ausgegeben, und in der Komödie wollen wir doch einmal sein; aber hernach wollen wir pochen, daß man es vor der Tür hört.

ALLE. Nein, jetzt, jetzt – der Geschmack – die Regeln – die Kunst – alles geht sonst zugrunde.

 

Ein Lampenputzer erscheint auf dem Theater.

 

LAMPENPUTZER. Meine Herren, soll man die Wache hereinschicken?

LEUTNER. Wir haben bezahlt, wir machen das Publikum aus, und darum wollen wir auch unsern eignen guten Geschmack haben und keine Possen.

LAMPENPUTZER.