Als ich Dero gütiges Pochen vernahm – noch nie hat mich etwas dermaßen erschreckt, ich bin noch bleich und zittre, und begreife selbst nicht, wie ich zu der Kühnheit komme, so vor Ihnen zu erscheinen.

LEUTNER. So klatscht doch!

 

Alle klatschen.

 

DICHTER. Ich wollte einen Versuch machen, durch Laune, wenn sie mir gelungen ist, durch Heiterkeit, ja, wenn ich es sagen darf, durch Possen zu belustigen, da uns unsre neusten Stücke so selten zum Lachen Gelegenheit geben.

MÜLLER. Das ist auch wahr.

LEUTNER. Er hat recht – der Mann.

SCHLOSSER. Bravo! bravo!

ALLE. Bravo! bravo! Sie klatschen.

DICHTER. Mögen Sie, Verehrungswürdige, jetzt entscheiden, ob mein Versuch nicht ganz zu verwerfen sei. Mit Zittern zieh ich mich zurück, und das Stück wird seinen Anfang nehmen. Er verbeugt sich sehr ehrerbietig und geht hinter den Vorhang.

ALLE. Bravo! bravo!

STIMME VON DER GALERIE. Da capo! –

 

Alles lacht. Die Musik fängt wieder an, indem geht der Vorhang auf.

 

 

Erster Akt

 

Erste Szene

Kleine Bauernstube.

Lorenz, Barthel, Gottlieb. Der Kater Hinz liegt auf einem Schemel am Ofen.

 

LORENZ. Ich glaube, daß nach dem Ableben unsers Vaters unser kleines Vermögen sich bald wird einteilen lassen. Ihr wißt, daß der selige Mann nur drei Stück von Belang zurückgelassen hat: ein Pferd, einen Ochsen und jenen Kater dort. Ich, als der Älteste, nehme das Pferd, Barthel, der nächste nach mir, bekömmt den Ochsen, und so bleibt denn natürlicherweise für unsern Jüngsten der Kater übrig.

LEUTNER im Parterre. Um Gottes willen! hat man schon eine solche Exposition gesehn! Man sehe doch, wie tief die dramatische Kunst gesunken ist!

MÜLLER. Aber ich habe doch alles recht gut verstanden.

LEUTNER. Das ist ja eben der Fehler, man muß es dem Zuschauer so verstohlenerweise unter den Fuß geben, ihm aber nicht so geradezu in den Bart werfen.

MÜLLER. Aber man weiß doch nun, woran man ist.

LEUTNER. Das muß man ja durchaus nicht so geschwind wissen; daß man so nach und nach hineinkömmt, ist ja eben der beste Spaß.

SCHLOSSER. Die Illusion leidet darunter, das ist ausgemacht.

BARTHEL. Ich glaube, Bruder Gottlieb, du wirst auch mit der Einteilung zufrieden sein, du bist leider der Jüngste, und da mußt du uns einige Vorrechte lassen.

GOTTLIEB. Freilich wohl.

SCHLOSSER. Aber warum mischt sich denn das Pupillenkollegium nicht in die Erbschaft? das sind ja Unwahrscheinlichkeiten, die unbegreiflich bleiben!

LORENZ. So wollen wir denn nur gehn, lieber Gottlieb, lebe wohl, laß dir die Zeit nicht lang werden.

GOTTLIEB. Adieu.

 

Die Brüder gehn ab.

 

GOTTLIEB allein. Monolog. Sie gehn fort – und ich bin allein.