– Wir haben alle drei unsre Hütten; Lorenz kann mit seinem Pferde doch den Acker bebauen, Barthel kann seinen Ochsen schlachten und einsalzen, und eine Zeitlang davon leben aber was soll ich armer Unglückseliger mit meinem Kater anfangen? – Höchstens kann ich mir aus seinem Felle für den Winter einen Muff machen lassen; aber ich glaube, er ist jetzt noch dazu in der Mauße. – Da liegt er und schläft ganz ruhig. – Armer Hinze! Wir werden uns bald trennen müssen. Es tut mir leid, ich habe ihn auferzogen, ich kenne ihn, wie mich selber – aber er wird daran glauben müssen, ich kann mir nicht helfen, ich muß ihn wahrhaftig verkaufen. – Er sieht mich an, als wenn er mich verstände; es fehlt wenig, so fang ich an zu weinen. Er geht in Gedanken auf und ab.
MÜLLER. Nun, seht ihr wohl, daß es ein rührendes Familiengemälde wird? Der Bauer ist arm und ohne Geld, er wird nun in der äußersten Not sein treues Haustier verkaufen, an irgendein empfindsames Fräulein, und dadurch wird am Ende sein Glück gegründet werden. Sie verliebt sich in ihn und heiratet ihn. Es ist eine Nachahmung vom Papagei von Kotzebue; aus dem Vogel ist hier eine Katze gemacht, und das Stück findet sich von selbst.
FISCHER. Nun es so kömmt, bin ich auch zufrieden.
HINZE DER KATER richtet sich auf, dehnt sich, macht einen hohen Buckel, gähnt und spricht dann. Mein lieber Gottlieb, ich habe ein ordentliches Mitleiden mit Euch.
GOTTLIEB erstaunt. Wie, Kater, du sprichst?
DIE KUNSTRICHTER im Parterre. Der Kater spricht? – Was ist denn das?
FISCHER. Unmöglich kann ich da in eine vernünftige Illusion hineinkommen.
MÜLLER. Eh ich mich so täuschen lasse, will ich lieber zeitlebens kein Stück wieder sehn.
HINZE. Warum soll ich nicht sprechen können, Gottlieb?
GOTTLIEB. Ich hätt es nicht vermutet, ich habe zeitlebens noch keine Katze sprechen hören.
HINZE. Ihr meint, weil wir nicht immer in alles mitreden, wären wir gar Hunde.
GOTTLIEB. Ich denke, ihr seid bloß dazu da, Mäuse zu fangen.
HINZE. Wenn wir nicht im Umgange mit den Menschen eine gewisse Verachtung gegen die Sprache bekämen, so könnten wir alle sprechen.
GOTTLIEB. Nun, das gesteh ich! – Aber warum laßt ihr euch denn so gar nichts merken?
HINZE. Um uns keine Verantwortung zuzuziehen; denn wenn uns sogenannten Tieren noch erst die Sprache angeprügelt würde, so wäre gar keine Freude mehr auf der Welt. Was muß der Hund nicht alles tun und lernen! Wie wird das Pferd gemartert! Es sind dumme Tiere, daß sie sich ihren Verstand merken lassen, sie müssen ihrer Eitelkeit durchaus nachgeben; aber wir Katzen sind noch immer das freieste Geschlecht, weil wir uns bei aller unsrer Geschicklichkeit so ungeschickt anzustellen wissen, daß es der Mensch ganz aufgibt, uns zu erziehen.
GOTTLIEB. Aber warum entdeckst du mir das alles?
HINZE. Weil Ihr ein guter, ein edler Mann seid, einer von den wenigen, die keinen Gefallen an Dienstbarkeit und Sklaverei finden; seht, darum entdecke ich mich Euch ganz und gar.
GOTTLIEB reicht ihm die Hand. Braver Freund!
HINZE. Die Menschen stehn in dem Irrtume, daß an uns jenes seltsame Murren, das aus einem gewissen Wohlbehagen entsteht, das einzige Merkwürdige sei; sie streicheln uns daher oft auf eine ungeschickte Weise, und wir spinnen dann gewöhnlich nur, um uns vor Schlägen zu sichern. Wüßten sie aber mit uns auf die wahre Art umzugehn, glaube mir, sie würden unsre gute Natur zu allem gewöhnen, und Michel, der Kater bei Eurem Nachbar, läßt es sich ja auch zuweilen gefallen, für den König durch einen Tonnenband zu springen.
GOTTLIEB. Da hast du recht.
HINZE. Ich liebe Euch, Gottlieb, ganz vorzüglich.
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