Ihr habt mich nie gegen den Strich gestreichelt, Ihr habt mich schlafen lassen, wenn es mir recht war, Ihr habt Euch widersetzt, wenn Eure Brüder mich manchmal aufnehmen wollten, um mit mir ins Dunkle zu gehn, und die sogenannten elektrischen Funken zu beobachten – für alles dieses will ich nun dankbar sein.

GOTTLIEB. Edelmütiger Hinze! Ha, mit welchem Unrecht wird von euch schlecht und verächtlich gesprochen, eure Treue und Anhänglichkeit bezweifelt! Die Augen gehn mir auf; welchen Zuwachs von Menschenkenntnis bekomme ich so unerwartet!

FISCHER. Freunde, wo ist unsre Hoffnung auf ein Familiengemälde geblieben?

LEUTNER. Es ist doch fast zu toll.

SCHLOSSER. Ich bin wie im Traum.

HINZE. Ihr seid ein braver Mann, Gottlieb – nehmt's mir nicht übel – Ihr seid etwas eingeschränkt, borniert, keiner der besten Köpfe, wenn ich frei heraus sprechen soll.

GOTTLIEB. Ach Gott nein.

HINZE. Ihr wißt zum Beispiel jetzt nicht, was Ihr anfangen wollt.

GOTTLIEB. Du hast ganz meine Gedanken.

HINZE. Wenn Ihr Euch auch einen Muff aus meinem Pelze machen ließet –

GOTTLIEB. Nimm's nicht übel, Kamerad, daß mir das vorher durch den Kopf fuhr.

HINZE. Ach nein, es war ein ganz menschlicher Gedanke. Wißt Ihr kein Mittel, Euch durchzubringen?

GOTTLIEB. Kein einziges.

HINZE. Ihr könntet mit mir herumziehn und mich für Geld sehen lassen – aber das ist immer keine sichre Lebensart.

GOTTLIEB. Nein.

HINZE. Ihr könntet vielleicht ein Naturdichter werden, aber dazu seid Ihr zu gebildet; Ihr könntet an ästhetischen Journalen mitarbeiten, aber, wie gesagt, Ihr seid keiner der besten Köpfe, die dazu immer verlangt werden; da müßtet Ihr noch Jahr und Tag abwarten, weil es nachher nicht mehr so genau genommen wird, denn nur die neuen Besen kehren scharf – aber das Ding ist überhaupt zu umständlich.

GOTTLIEB. Ja wohl.

HINZE. Nun, ich will schon noch besser für Euch sorgen; verlaßt Euch drauf, daß Ihr durch mich noch ganz glücklich werden sollt.

GOTTLIEB. O bester, edelmütigster Mann! Er umarmt ihn zärtlich.

HINZE. Aber Ihr müßt mir auch trauen.

GOTTLIEB. Vollkommen, ich kenne ja jetzt dein redliches Gemüt.

HINZE. Nun so tut mir den Gefallen und holt mir sogleich den Schuhmacher, daß er mir ein Paar Stiefeln anmesse.

GOTTLIEB. Den Schuhmacher? – Stiefeln?

HINZE. Ihr wundert Euch; aber bei dem, was ich für Euch zu tun gesonnen bin, habe ich so viel zu gehn und zu laufen, daß ich notwendig Stiefeln tragen muß.

GOTTLIEB. Aber warum nicht Schuh?

HINZE. Gottlieb, Ihr versteht das Ding nicht, ich muß dadurch ein Ansehn bekommen, ein imponierendes Wesen, kurz, eine gewisse Männlichkeit, die man in Schuhen zeitlebens nicht hat.

GOTTLIEB. Nun, wie du meinst – aber der Schuster wird sich wundern.

HINZE. Gar nicht, man muß nur nicht tun, als wenn es etwas Besondres wäre, daß ich Stiefeln tragen will; man gewöhnt sich an alles.

GOTTLIEB. Ja wohl, ist mir doch der Diskurs mit dir ordentlich ganz geläufig geworden.