Es ist nit schön, daß Du mich und meine Kinder so g'ring drein abfertigst ...«
JAKOB auffahrend. Jesus, Maria, so steht's drein? – Und dös wär der Beweis g'wes'n. Faßt mit beiden Händen nach seinem Kopfe. Vroni – dös gibt mir 'n Rest – mir wird schwindlich! – Ich wär nit schlecht word'n, Vroni, hätt nit g'sehn, wie der Kreuzweghof is reich und ang'sehn g'wes'n dabei – mein ganz' Leben voll Not und Schand' – war rein unnötig – nur dös Fetzl Papier – Jesus und Josef! Is dös a dumme Welt. Senkt den Kopf und greift unsicher um sich. Vroni! Vroni!
VRONI. Bruder, um Himmels will'n, bleib bei dir! Du darfst jetzt nit versterb'n. Denk an unsern Brief, wart ab, die Ahnl muß gleich mit 'm Bader da sein.
JAKOB. Z' spat! Alles z' spat! – Mich freut nur oans, daß dir's noch gut gehn wird und der Ahnl – und daß ich noch rechtzeitig nach hoam troffen hab.
Blickt durchs Fenster.
VRONI. Is dir leichter?
JAKOB. Weiß's nit – Hörst, Vroni? –
VRONI. Was willst denn?
JAKOB zeigt nach der Zither. Könntst? – Möchtst? –
VRONI. Die Zither soll ich dir spielen?
JAKOB nickt. Noch was – Sagt im Tonfall der Melodie des kommenden Liedes. »Dös war' mein letzter Wunsch.«
VRONI. Dös Lied soll ich dir jetzt singen?
Jakob nickt.
VRONI. Ich kann nit, Jakob, ich kann nit.
JAKOB lächelt etwas und sagt wie oben. »Gib mir die G'währ.«
VRONI. Ich kann dir nix abschlag'n, aber hart wird mir's. – O du mein Gott, so viel hart. Richtet sich am Tisch die Zither.
Jakob faltet die Hände.
VRONI setzt mit gebrochener Stimme ein, bezwingt sich aber und singt dann mit der scharfen Prononcierung der ländlichen Lieder weiter.
Dös war' mein letzter Wunsch,
gib mir die G'währ,
laß mich in der Heimat sterb'n,
himmlischer Herr.
Grüner Tann, blaue Berg',
du dunkler See,
euch möcht ich nochmal sehn,
bevor ich geh.
Möcht sterb'n in Elternhütt',
daß noch bewußt –
Liese tritt ein.
ich mein' Kopf legen kann
an d' liebste Brust.
JAKOB wendet sich. Großmutter! Großmutter! Liese eilt zu ihm, er legt das Haupt an ihre Brust.
Ich mein' Kopf legen kann
an d' liebste Brust.
Daß mir die liebste Hand
d' Augen druckt zu,
b'hüt dich Gott, Heimatland,
ich geh zur Ruh.
B'hüt dich Gott, Heimatland ...
Vroni birgt laut schluchzend ihr Gesicht. Jakob stirbt; der Anblick wird dem Publikum durch Liese entzogen, die sich über den Sterbenden beugt; unter dem spielt das Orchester die Repetitionszeile und fällt der Vorhang.
Zweiter Akt
Wohnzimmer im Gehöfte Ferners.
Behäbig ausgestattet, an den Wänden Heiligenbilder. Eingang Mitte, über dieser Türe, die offensteht, so daß man in die vordere Stube sieht, ein Madonnenbild mit einem Herzen von Messing und eine brennende Lampe mit rotem Glas davor. Zwei Fenster rechts, an dem vorne steht ein Tisch mit Stühlen. Links zwei Stühle, auf einem eine Joppe; ein Schrank, worauf ein Hut. An der Tür Weihwasserbehältnis.
Erste Szene.
Ferner in bequemer Hausjoppe und Höllerer sitzen an dem Tische, letzterer mit dem Rücken gegen das Fenster. Beide rauchen und haben vor sich einen Krug und Imbiß; später Crescenz.
HÖLLERER. Der Tag neigt sich; heunt kommt dein Sohn wohl nimmer, müßt ja sonst schon da sein.
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