Hast allweil g'sagt, weiß's vom G'meinvorsteher – bist jed'smal 's letzt' Mal in der Straf g'wes'n.
JAKOB. Dösmal is's g'wiß! Ich hab mein' Teil! Ich hätt können sterben drin in der Stadt – im Spital – sie hätten mir's gern kommod g'macht – sein froh, wann unsereiner – a Gravierter – geht – hab mich aber bis her g'schleppt – gönnt's mir a Platzl, Ahnl – wo mit mir a End' wird. – 's is letzt', was ich von Euch verlang!
LIES. Dös is a Feiertag! Da kimmen s' mir ins Haus g'schneit – der verlebt' Bruder und die verliebt' Schwester, und kehr d' Hand um, wird koans mehr davon da sein, der ein' geht auf neu' Dieberei, die ander' auf neu' Liebschaft und die alt' Ahnl kann wie vor und eh allein auf ihrer Wirtschaft leb'n oder sterb'n!
VRONI. Ahnl! Ihr im Arm. Ich geh g'wiß nimmer von dir!
JAKOB. Ich wollt, sie hätt'n mich niemals von Euch tan. Hitzt is's vorbei! – Ich werd nimmer g'sund – ich versprechet a nix – ich haltet's a nit – ich weiß, ich könnt kein gut mehr tun! – Aber gunnt's mir a Platzl zum Sterb'n!
LIES. Dumms G'red! Zum Sterb'n wird's nit sein! – Vroni, schau derweil auf ihm, ich geh nur nach 'm klein' Acker auf der Höhen, wo der Niklas arbeit' – der muß g'schwind zum Bader im Ort!
Rasch ab.
VRONI. Jakob, ich bitt dich, sag d' Wahrheit! Is dir wirklich so schlecht, oder –
JAKOB. Ich weiß, denkst, wer amal lugt – wart, vielleicht dauert's neama bis morg'n, wirst sehn – daß ich d' Wahrheit red! – D' Ahnl möcht ich zum allerwenigsten betrüg'n – die is z'neb'n dir d' einzig' auf der Welt, die's recht g'meint hat mit mir! Kleine Pause. Vroni! 's is mir recht lieb, daß ich dich noch triff vor mein' End'. – Wie mir 's Reden schon schwer wird – 's liegt so hoch, der Ahnl ihr Haus – bin völlig raufkrochen – hätt' dir was z'sag'n – hab was für dich! –
VRONI. Ich bitt dich – nur eins, Bruder – wenn's unrecht' Gut wär'?
JAKOB wischt sich den Schweiß. Jesus, Vroni! Peinig mich nit in meiner letzten Stund' – was ich für dich hab, is mein von Gott und Rechts weg'n, weißt damal, wie unser Vater nach Wien is, war ich mit als Bub – hat a Schrift, glaub wohl, war sein Testament, nach Haus g'schickt – paar Tag' drauf hat er ins Spital müssen und is bald dort verstorb'n; 'vor er hat h'nein müssen, hab'n wir bei der Schwiegermahm g'wohnt und die hat 'm Vater sein' z'ruckg'lassen' Sach' bei ihr b'halten und hat noch g'sagt: »Jakoberl, dös heb ich dir auf!« Ich hab mich aber später nie zu ihr hin'traut, weil ich so a Lump worden bin. Nur dösmal, wo ich gar runterkämma bin wie nie, bin ich hin – so wie ich jetzt steh, hat einer wenig Genieren mehr nötig. Dös brav' Weib hat von damal richtig noch die paar Sachen aufg'hob'n, das G'wand hab ich verkauft, um a Wegzehrung bis her z' haben, aber Vaters Betbüchl wollt ich dir oder der Ahnl geb'n – is doch a Andenken. Zieht das in ein rotes Tuch gehüllte Buch hervor und wickelt es heraus. Nimm du's!
VRONI. Ich dank dir recht, Jakob. Indem sie sinnend die Hände mit dem Gebetbuch sinken läßt, blättert sie dasselbe auf. Da liegt ja ein Brief drein?!
JAKOB. Weiß's – hab's so aufg'funden – Is noch von damal'n an Vater.
VRONI. Was steht denn drin?
JAKOB. Weiß's nit – hab 'n nit g'les'n! – is ja doch nur 'n Vater angangen! – Was kunnt drin stehn, was mir noch half' oder schad't? – Geschriebenes mag ich heut noch schwer lesen – gang ungern dran! Hab nur tracht, daß ich noch daher triff!
VRONI. 's Siegel is eh schon ganz verbröckelt, ich mach 'n auf!
JAKOB. Tu's, is jetzt dein' Sach'!
VRONI öffnet den Brief. Er is vom Vater sein'm Bruder, vom Kreuzweghofbauer! – Heiliger Gott!
JAKOB. Du verschreckst ein'n!
VRONI. Um Gottes will'n, Bruder, los zu, los nur zu, was er 'm Vater g'schrieb'n hat: »Lieber Jakob! Dein Testament, worin Du die Burger Vroni und ihre zwei Kinder als Erben von all Dein Hab und Gut einsetzt, hab ich erhalten.
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