Freilich, freilich, bist mein lieb's Dirndl! – Aber jetzt sei g'scheit, bleib fein da. Hab eh neamand, d' Arbeit geht mir schon hart; und a freundlich' G'sicht tat mir doch a wohl. Wischt über den Tisch. Setz dich her. Trippelt zum Schrank und nimmt aus demselben eine Rein auf einem Brett. Magst leicht ein Bissen essen? Setzt ihr vor. Mußt fruh weg sein, kimmst so zeitlich her nach Ottenschlag.

VRONI etwas essend. Der Postbot' hat mich her auf sein' Wagerl g'nummen.

LIES. Dös sein die fein', mit die jung' Dirndl fahrn s' gleich meilenweit ins Land, daß sich dö ja d'Füß' nit vertreten; unseroans könnt' neben herrennen, daß d' Zung' aus 'm Hals hängt, saget keiner »Alte, magst aufsitzen?« – Na, schmeckt's? Gelt, Essen, Trinken und Verliebtsein, sunst steht euch nix an, jung's G'sindel? Habt's recht, gibt eh nix G'scheits weiters auf der Welt.

VRONI. Du führst noch allweil so unebne Reden, bist nit anders word'n?

LIES. Zahlet sich aus für die paar Jahrl, die ich noch leb!

VRONI. Ahnl, ich bitt dich gar schön, sei nit so freimäulig. War mir a rechter Seg'n, wann ich's machen könnt, daß man dich wieder in der Kirchen sahet.

LIES. Dummes Ding! Wann d' mir mit solche Vorsätz' kimmst, is's mir auch lieber, wann d' wieder gehst! Du machst mich nimmer katholisch. – Glaubst, ich bin dös über Nacht word'n, was ich bin? Da hab'n mehr Jahr' dran g'arbeit', als du auf der Welt bist. A Nacht hat's freilich fertig bracht, dö nämlich, wo dein' Mutter mit enk zwa Kindern an mein' Tür pocht hat, weil s' vom Meineidbauer vom G'höft g'jagt worden is.

VRONI. Du meinst 'n Bauer vom Kreuzweghof? Warum gibst ihm den Spitznam' »Meineidbauer«?

LIES. Is dös a schwer Ratsel? Warum hoaßt d' Elster a Dieb? Weil der Lump vom Kreuzweghof falsch g'schworen hat, hoaßt er Meineidbauer bei mir, solang er lebt und länger noch, wenn ich ihn überleb, solang von ihm die Red' is.

VRONI. Wenn das wahr wär, Ahnl, und mir könnt ihm's beweisen.

LIES. Is dös a schwer Ratsel? Warum hoaßt d' Elster denn sein' falsch' Eid hab'n 's eben als Beweis für ihn gelten lassen. Dein' Mutter, die nie g'log'n hat, hat's in der nämlichen Nacht gleich g'sagt, wie's damals zugangen is, und is in ihrer letzten Not noch dabei blieben. Der Meineidbauer hat, bevor sein Bruder nach Wien is, schon ganz gut g'wußt, was dem sein Will' is, wenn er verstirbt; nämlich, daß all's der Vroni und ihr'n zwei Kindern g'hörn soll. Legt die Hand auf die Schulter Vronis. Aber a Testament war auch da – es war eins da! Wie da Meineidbauer vom G'richt heimkommen is, wo er die Händ' zu Gott aufg'hob'n hat, daß er von keiner Schrift was weiß, da hat er selb Schriftstück auf 'm Herd verbrennt, und sein Bub' is zufällig dazukommen; er war so a zwölf Jahrl alt, hat g'wußt, daß der Vater z'wegen 'm Testament zu G'richt is schwör'n gangen, und find't ihn da auf einmal, wie er die G'schrift ins Feuer halt'! – Lesen hat der Bub gut kinna, aber 'n Schnabel hat er a auftun müssen, wie die Bub'n gern tun, wenn s' glauben, jetzt können s' geg'n die Eltern aufkommen. Dös war damal a Spektakel auf 'm Kreuzweghot – die Vroni is grad noch dazukommen, daß s' so viel hört, daß sie sich ihr'n Teil draus entnehmen kann – die alt' Mutter vom Bauern hat den Bub'n gleich auf d' Seit' bringen müssen, so wütig war der Vater auf ihn. D' Großmutter und der Bub sind nach Wien gangen, sie hat sich seither hinunterkränkt über die Schlechtigkeit von ihr'n einzig noch übrigen Sohn und is vor'm Jahr verstorb'n. Ausg'sagt hätten die zwei nix, und der Meineidbauer hätt g'leugnet. So hat's halt beim alten bleiben müssen. – Sixt, Vronerl, und damals, wie der Meineidbauer sein' Hand hat zu Gott aufg'hob'n, nur daß ihm die g'studierten Leut' seines Bruders Hab und Gut zusprechen, da is kein Donner vom Himmel g'fall'n, die Erd' hat sich nit auftan, mein Kind is in Not und Unehr' dag'standen und a so verstorb'n, und der Meineidbauer is heuttags noch a reicher Mann. Seither war's fertig in mir! Dö Welt taugt mir nit, wo so was drin g'schehn kann.