Seit damals heißen s' mich gottlos; ich glaub aber nit, daß amol z'wegen unsere Seel'n die Teixeln raffet werd'n. – Der Himmel wird sich grad so viel g'freu'n, daß er 'n Meineidbauer derlangt, wie der Teixel, daß er a Alte mehr in d' Höll' kriegt!
VRONI lacht. No, geht's zu! Ernst. Ich hoff zu Gott, daß keins von uns in d' Höll kimmt!
LIES. Na, soll hübsch warm drein sein, dös tauget schon für uns Alte, mir friert da ehnder 's ganz' Jahr; für dich paßt er schon, der Himmel, du hast noch hitzig' Blut und hitzt gar – koan Schatz dazu!
VRONI. Geh, du red'st so viel wüst, Ahnl! Man muß sich frei schamen – hört mer dir zu!
LIES. Ah was, z'weg'n ein bißl Neckerei brauchst nit gleich brennrot z' werden, bist doch kein' Heilige und is doch d' Magdalen' eine word'n; bin heut bißl lustig – weil d' mich aufg'riegelt hast! Kommen schon wieder Täg, wo di wundern wirst, wie grantig d' alt' Ahnl sein kann. Kind, lustig is schön, wer's nur allweil sein könnt! – Bleib nur da, dann -werd ich's schon a öfter sein können. – Seit ich an kein' Sonntag mehr ins Ort abi komm, hab'n s' mich da allein sitzen lassen, selbst d' vertrautesten Bekannten hab'n nimmer zug'sprochen, höchstens die arm' Holzknecht', wann s' viel Durst und wenig Geld hab'n, dö kimmen, und 'vor s' reintreten, schlagen s' a groß' Kreuz, aber so a gottlos Glas Wein für a bißl holz-spaneln und a Vergeltsgott schmeckt ihna doch!
VRONI. Und dös gebt's ös denen Leuten?
LIES. Freilich gib ich's! Schimpf s' auch orndlich z'samm dabei. – Ich bin nit so schlimm, wie mich d' Leut' machen, ich g'freu mich a, daß d' noch a Vertrauen g'habt hast zu mir und kämma bist – bist a Stark Dirndl, dir haben s' draußt in der Welt noch nicht ankönnen; ich wollt, ich hätt euch all' zwei bei mir halten können. – Schlechts hätt's ös da nit g'sehn.
VRONI. G'wiß nit. Wollt selber, ich wär nit so dumm g'wes'n und von dir fort, ich seh, was ich jetzt davon hab. – Sag, Ahnl, was is denn aus 'm Brudern word'n? Hast nix von ihm g'hört?
LIES. Ja, ja, den hab'n s' mir auch wegg'nommen. Ob ich von ihm g'hört hab? Ah freili, mehr als mir lieb is, aus 'm gottlosen Haus da hab'n s' ihn weg, das hat der Meineidbauer a noch auf'm G'wissen. Freilich, er is ja aus der frumm Schul' kämma, tauget ja nit her da. War der beste im Katechismus, hat alle Sünden g'wußt, die man nit tun soll, hat aber a g'wußt, daß die Sünden in der Beicht' vergeb'n werd'n, so is er halt a Dieb und Vagabund word'n. 's erste Mal is er auf'm Schub herkämma nach Ottenschlag, da hat ihn die G'meind' mir ins Haus g'schickt – ich hab glaubt, ich sink in d' Erd – lang is er aber nit blieb'n, und wie er von mir weg is, sein meine Silbertaler a mit fortg'west – dann hat er's weiter so forttrieben – is in die Strafhäuser rumkugelt, dann wieder der G'meind' zur Last g'fall'n – ich aber hab nix mehr von ihm wiss'n woll'n und hab 'n a seither nimmer g'sehn – will 'n a nimmer sehn.
Jakob geht am Tenster vorüber.
VRONI. Jesus und Josef!
LIES. Was hast denn?
VRONI. War mir doch, als gang einer da vorm Fenster vorbei – und 's wär der Jakob.
LIES. Wär mir nit lieb.
Zehnte Szene.
Vorige, Jakob in abgetragenen Kleidern, elend, bleich, wankt, auf einen Stock gestützt, lautlos herein.
LIES. Richtig is er's!
VRONI. Bruder! – Jakob! – Du lieber Heiland, wie schaust denn du aus?
JAKOB wirft sich in einen Großvaterstuhl und holt tief Atem. Mit Verlaub! – Grüß Gott, Ahnl! – Grüß dich Gott, Vroni! – Bist a wieder da?
LIES. Wo kimmst wieder her? Was willst denn da? Kimmst aus der Straf' wieder?
JAKOB. Zum letztenmal, Ahnl.
LIES.
1 comment