»Das hört sich angenehm an«, sagte Cap, »ich vermute, es ist die Brandung eures Sees?«

»Nein«, antwortete Pfadfinder, »es ist nichts weiter als der Sturz dieses Flusses über einige Felsen, eine halbe Meile weiter unten.«

»Ist ein Fall in dem Strom?« fragte Mabel nicht ohne Furcht.

»Zum Teufel! Meister Pfadfinder, oder Sie, Eau douce!« sagte der Seemann, »wäre es nicht besser, Sie gäben dem Kanu eine Seitenrichtung und würden sich mehr dem Ufer nähern? Diese Wasserfälle haben gewöhnlich Stromschnellen über sich, und man könnte ebensogut ohne weiteres in den Mahlstrom fahren, als da hineinzugeraten.«

»Vertrauen Sie uns, Freund Cap«, antwortete Pfadfinder, »wir sind zwar nur Süßwasserleute, und ich kann mich selbst nicht rühmen, einer der besseren zu sein; aber wir verstehen uns auf Riffe, Stromschnellen und Wasserfälle, und wenn wir über sie hinabfahren, werden wir uns bemühen, unserer Erziehung keine Schande zu machen.«

»Über sie hinabfahren?« rief Cap aus. - »Zum Teufel, Mann! Sie denken doch nicht, in dieser Eierschale einen Wasserfall hinabzufahren!«

»Aber sicher, der Weg geht über den Fall. Es ist leichter, über ihn hinwegzufahren, als das Kanu auszuladen und alles, was es enthält, auf unseren Schultern eine Meile herumzutragen.«

Mabel wandte ihr bleiches Gesicht dem jungen Mann zu, der hinten im Kanu stand. Gerade in diesem Augenblick war ein neues Brausen des Falles zu hören, und es klang in der Tat fürchterlich.

»Wir dachten«, bemerkte Jasper ruhig, »daß wir den weiblichen Teil unserer Fahrgäste und die beiden Indianer ans Land setzen. Wir drei weißen Männer, die wir alle mit dem Wasser vertraut sind, bringen das Kanu wohlbehalten hinüber. Wir fahren oft über diese Fälle hinab.«

»Und wir rechnen sehr auf Sie, Freund Seemann«, sagte Pfadfinder, indem er Jasper über seine Schultern zuwinkte, »denn Sie sind daran gewöhnt, Wogen um sich toben zu sehen. Ohne jemanden, der das Boot vor dem Schlingern bewahrt, könnten leicht alle Siebensachen in den Fluß gewaschen werden und verlorengehen.«

Cap war in Verlegenheit. Die Idee, über den Wasserfall hinabzufahren, erschien ihm verrückt, denn er kannte die Gewalt des Elements und die völlige Ohnmacht des Menschen, wenn er seiner Wut ausgesetzt ist. Doch empörte sich sein Stolz bei dem Gedanken, das Boot zu verlassen, während andere nicht nur entschlossen, sondern sogar ruhig vorschlugen, weiterzufahren. »Was soll aus Magnet werden?« fragte er zuerst einmal vorsichtig. »Wir können Mabel nicht hier an das Land gehen lassen, wenn feindliche Indianer in der Nähe sind.«

»Kein Mingo wird in der Nähe der Fälle sein; denn sie sind zu besucht für ihre Teufeleien«, antwortete Pfadfinder zuversichtlich. - »Natur ist Natur, und es ist eines Indianers Natur, sich da finden zu lassen, wo er am wenigsten erwartet wird. Steuern Sie zum Ufer, Eau douce, und wir wollen die Dame am Ende jenes Felsens absetzen, wo sie das Ufer trocken erreichen kann.«

In einigen wenigen Minuten hatten alle mit Ausnahme des Kundschafters und der zwei Matrosen das Kanu verlassen. Cap wäre gern gefolgt, aber er konnte nicht eine so unzweideutige Schwäche in der Gegenwart eines Süßwassermatrosen zeigen.

»Ich rufe die ganze Mannschaft zu Zeugen«, sagte er, als die Gelandeten sich entfernten, »daß ich diese Sache für nichts mehr denn eine Kanufahrt in den Wäldern halte. Es ist keine Seemannskunst darin, über einen Wasserfall zu fahren, das ist ein Kunststück, das der dümmste Marinesoldat so gut wie der älteste Matrose machen kann.«

»Sie brauchen die Oswegofälle nicht zu verachten«, warf Pfadfinder ein; »denn wenn sie auch kein Niagara sind, so jagen sie doch einem Neuling Angst genug ein. Des Sergeanten Tochter kann auf jenem Felsen zusehen, und nun, Eau douce, eine feste Hand und ein scharfes Auge! Alles beruht auf Ihnen, da wir Meister Cap nur als Passagier rechnen können.«

Bei diesen Worten stieß das Kanu vom Ufer ab, und Mabel ging eilig und zitternd zu dem bezeichneten Felsen und sprach mit ihrer Gefährtin von der Gefahr, während ihre Augen auf der gewandten und kräftigen Gestalt des jungen Western ruhten, der aufrecht hinten in dem leichten Boot stand und dessen Bewegungen lenkte. Sobald sie aber eine Stelle erreicht hatte, wo sich ihr die Aussicht auf den Fall bot, stieß sie einen Schrei aus; vor ihr lag die zischende, brodelnde und brüllende Stromschnelle, die unübersehbar schien. Die beiden Indianer setzten sich ruhig auf einen Block und blickten kaum zum Fluß, während Junitau sich Mabel näherte und die Bewegungen des Kanus interessiert, aber ohne Furcht verfolgte.

Sobald das Boot in der Strömung war, sank Pfadfinder auf seine Knie und fuhr fort zu rudern, jedoch langsam und auf eine Art, die seinen Gefährten nicht behinderte. Eau douce stand noch immer aufrecht, und es war klar, daß er sorgfältig die günstigste Stelle für ihren Weg suchte.

»Mehr West, Knabe, mehr West«, murmelte Pfadfinder, »dahin, wo Sie das Wasser schäumen sehen. Bringen Sie den Wipfel jener dürren Eiche in eine Linie mit dem Stengel des verwelkten Schierlings.«

Eau douce gab keine Antwort; denn das Kanu war in der Mitte der Strömung und kehrte seine Spitze dem Fall zu, und schon hatte es angefangen, seine Bewegung durch die verstärkte Gewalt der Strömung zu beschleunigen. In diesem Augenblick würde Cap mit Vergnügen jedem Anspruch auf Ruhm, der aus dieser Tat entspringen konnte, entsagt haben, wäre er nur wieder glücklich am Ufer gewesen. Er hörte das Brausen des Wassers, das noch wie hinter einer Wand donnerte, aber stets deutlicher und lauter wurde.

»Hinunter mit dem Steuer, hinunter mit dem Steuer!« rief er, unfähig, seine Besorgnis länger zu unterdrücken, als das Kanu dem Rand des Falles zueilte.

»Ja, ja, hinunter geht es, das ist sicher«, scherzte Pfadfinder, indem er sich einen Augenblick mit seinem stillen, fröhlichen Lachen umblickte.

Das übrige war wie der Weg des unsichtbaren Windes. Eau douce gab dem Kanu mit seinem Ruder den verlangten Strich. Das Boot fuhr in den Kanal, und einige Augenblicke kam es Cap vor, als ob er in einem Kessel herumgerührt würde. Er fühlte den Bug des Kanus dann und wann aufstoßen, sah das tobende und schäumende Wasser wie toll an sich vorbeijagen, wurde gewahr, daß das leichte Boot wie eine Eierschale umhergeworfen wurde, und entdeckte dann zu seiner großen Freude erstaunt, daß es, von Jaspers Ruder vorwärtsgetrieben, auf dem stillen Wasser unterhalb des Falles dahinglitt. Pfadfinder lachte, aber er erhob sich von seinen Knien, und indem er eine Zinnkanne und einen hörnernen Löffel hervorzog, fing er an, das Wasser, das während der Hinunterfahrt in das Boot gekommen war, bedächtig zu schöpfen.

»Vierzehn Löffel voll, Eau douce, vierzehn ehrlich gemessene Löffel voll. Sie müssen zugeben, daß ich Sie schon mit zehn hinabfahren sah.«

»Meister Cap lehnte sich so hart zur Seite«, erwiderte Jasper ernsthaft, »daß es mir schwerfiel, das Boot im Gleichgewicht zu halten.«

»Das kann sein, aber ich habe Sie schon mit nur zehn Löffeln voll hinabfahren sehen.«

Cap stieß nun ein lautes ›Hem, Hem!‹ aus, befühlte seinen Zopf, als ob er sich von dessen unversehrtem Zustand vergewissern wollte, und blickte dann hinter sich, um die Gefahr, der er soeben preisgegeben war, näher zu untersuchen. Sein glückliches Entkommen ist leicht zu erklären. Der größte Teil des Flusses fällt vier Meter senkrecht herab, aber in seiner Mitte hatte die Gewalt des Stromes den Felsen so weit ausgewaschen, daß das Wasser durch einen engen Paß in einem Winkel von vierzig bis fünfundvierzig Grad hinabschießen konnte. Diesen Abhang war das Kanu inmitten von Holzstücken, von Strudeln, Schaum und wütenden Stößen des Wassers hinabgefahren.