Jakob, die sich kümmerlich durchbrachte mit ihrer Hände Arbeit und dabei recht christlich ihr einzig Kind, ein Mädchen, erzog, das wuchs so heran, half bei der Arbeit, und so ging's denn Jahr für Jahr, ein mühselig, einförmiges Leben! Fiel dann einmal eine Krankheit die Alte oder das Mädel an, nun so mußte obendrein geborgt werden und so ward das wenige liegende Eigentum, die Hütte und ein paar Joch Aecker richtig ganz verschuldet. Vorige Woche nun ist die Alte gestorben, da sind denn auch gleich die Gläubiger gekommen, nahmen, was vorhanden war, in Beschlag und jagten die Junge aus der Hütte ihrer Eltern; das arme Kind steht jetzt obdachlos, ganz einsam und verlassen auf der Welt. Wie ich bemerkte, ich konnte diesmal mich nicht so ins Mittel legen, daß es fruchten mochte, denn es ist viel, von diesen Leuten zu verlangen, daß sie entsagen, wo sie selbst kaum das Nötigste haben, das verhärtet das Herz; da hab' ich denn den Sarg der Alten aus Eigenem bezahlt und wegen der Jungen den Gang zu Ihnen gemacht. Ich weiß wohl, Sie haben die alte Brigitte, die haushält, aber die seufzt auch schon, wie ich höre, daß es ihr schwer ankomme, unserem Schulmeister hat sie ihre Not geklagt, er ist mit ihr verwandt; da dachte ich mir, ich wag' es, Sie zu bitten, daß Sie das Mädel ins Haus nehmen, da wäre sie wohl gut aufgehoben.

HELL. Auf Ihre Empfehlung hin bin ich gern bereit, das Kind aufzunehmen.

VETTER. Nun, das ist recht christlich. Es ist ein recht braves, gescheites, anstelliges Dirndl; ich habe sie hieherbestellt, daß Sie sie sehen können; gefällt sie Ihnen etwa nicht, nun dann kann ich sie ja wieder mit mir nach Einöd nehmen und sie dort bei irgend einem Bauer als Magd – freilich nicht so gut, als ich es mit ihr meine – unterbringen.

HELL. Ihre Empfehlung genügt. Die Sache ist abgemacht. Gibt ihm die Hand.

VETTER schüttelt ihm die Hand. Ich danke Ihnen recht sehr!

 

Siebente Scene.

Vorige. Brigitte durch die Mitte.

 

BRIGITTE. Es ist ein Dirndl unt', das mit'n hochwürdigen Herrn aus Einöd reden möcht'.

VETTER. Das ist sie schon!

HELL. Führe sie nur herauf. – Das dürfte wohl deine Gehilfin werden, Brigitte!

BRIGITTE schon an der Thüre, wendet sich um. So? Na, das wär' mir schon recht. Das Dirndl ist recht nett und sauber und net a bissel aufdringlich. I hol's gleich! Ab.

HELL lächelnd zu Vetter. Ei, Ihr Schützling tritt unter günstigen Aspekten ins Haus. Sie müssen wissen, was das heißt, wenn die Brigitte das Lob eines jungen Mädchens singt, sonst weiß sie ihnen wenig Gutes nachzusagen und ist gegen alle, die sie nicht kennt, sehr mißtrauisch.

 

Achte Scene.

Vorige ohne Brigitte. Annerl bleibt unter der Mittelthür mit stummem Knicks stehen.

 

VETTER ihr entgegen, indem er sie bei der Hand nimmt und vorführt. Komm nur, ich habe schon für dich gesprochen.

ANNERL hat ihm die Hand geküßt.

VETTER. Und der hochwürdige Herr hat mir bereits die Hand darauf gegeben, daß er dich aufnehmen will.

ANNERL. Vergelt's Gott! Küßt dem Hell die Hand.

HELL indem er ihr die Hand entzieht und ihr dieselbe auf den Scheitel legt. Wie heißt du, mein Kind?

ANNERL. Anna Birkmeier.

HELL. Also ... Anna, ich heiße dich in meinem Hause willkommen. Du weißt wohl selbst, daß Dienen kein leichtes Brot ist; indessen will ich dafür sorgen, daß dir von niemand dein Stand schwerer gemacht wird, als er es für dich ohnedies schon sein mag.

ANNERL.