Ich fürcht' mich nimmer vorm Dienst. Oben auf der Bergstraßen hab' ich ein' Kirchfelder getroffen, der g'sagt hat, daß er dein Feind is, hochwürdiger Herr, und der sich am Weg her alle Müh' geb'n hat, dir was Schlechtes nachz'reden und hat doch nix vorz'bringen g'wußt. Da hab' ich mir denkt: was du für ein Herr sein mußt, wenn dir selbst die, die dir übel wollen, net zukönnen! Da bin ich um so couragierter auf'n Pfarrhof zugangen, jetzt hab' ich dich g'sehn und g'hört, wie gut und freundlich als d' bist, jetzt thät's mir fast weh, wann d' mir dir net dienen lassest!
HELL. Gewiß, du sollst bleiben!
ANNERL. Es schreckt mich auch nit, daß d' für ein' geistlichen Herrn noch so viel jung bist.
HELL. Daß ich jung bin?
ANNERL. Ich denk', besser kann a brave Dirn ninderscht aufg'hob'n sein, als bei dir.
HELL. Gewiß, Anna.
VETTER. Also, Herr Amtsbruder, lassen Sie sich das Kind recht empfohlen sein.
HELL zu Annerl. Du denkst brav.
ANNERL. I weiß's nit, aber recht wird's wohl sein.
VETTER stärker. Herr Amtsbruder!
HELL. Recht und brav! Drückt ihr die Hand und sie stehen schweigend in Gruppe.
VETTER. Herr Amtsbruder! Kleine Pause – ängstlich beiseite. O du lieber Gott, rechne mir's nicht an, wenn ich da etwa eine Dummheit gemacht haben sollte – du weißt es ja, ich habe es ... nach bestem Wissen und Gewissen gethan!
Gruppe steht.
Zweiter Akt.
Dekoration: Der Garten des Pfarrhofes, den Hintergrund bildet das einstöckige Gebäude, an der Seite rechts läuft ein niederer Zaun hin, links vorne ist eine offene Laube mit Tisch und Stühlen.
Erste Scene.
An der rechten Seite des Tisches auf einem Stuhle, das Spinnrad vor sich, sitzt Brigitte, an der linken Annerl, vor sich auf dem Tische einen Sack mit Linsen, aus dem sie eine Handvoll nach der andern herausnimmt, klaubt und dann in ein sogenanntes »Schwingerl«, das ihr zu Füßen steht, hinabstreift.
ANNERL singt.
Lied.
Zwei kirschrote Backerln,
Zwei Aeugerln wie d'Stern,
A Naserl, a Göscherl,
Das z'samm' macht a Dern!
Und kimmt zu dem allen
A Schnurrbart dazua,
Und ins Maul a Pfeifa,
So is's halt a Bua!
Jodler.
BRIGITTE. Schau, was du für Lied'ln kannst!
ANNERL. Vom letzten Einöder Kirtag hab' ich mir's g'merkt. Ich kann noch a narrischers.
Singt.
Mein' Schatz muß i g'raten,
Dös macht mich verzagt,
Weil er brinnrote Hosen
Fürs Vaterland tragt;
Er kann mich jetzt nimmer
Hoamsuchen, o Gott,
Derglengt ihn der Jodel,
Er stößet mir'n tot!
Jodler.
BRIGITTE. Das sein schon rare Schelmliedeln. Weißt 'leicht noch eins?
ANNERL. Ah, da schau, wer schimpft, der kauft!
Singt.
Von Oetting der Lehrer
Und mänicher Mann,
Schimpft jeder auf d'Welt
Was 'r fürbringen kann,
Da hat der Gott Vater
'en Teufel sich b'stellt:
»Geh, hol mir dö Lumpen,
Dö schimpfen mein' Welt!«
Jodler.
BRIGITTE. Dö müssen a bissel a übermütigs G'sindel sein, die Buben von Einöd.
ANNERL. Na, das sein so Lied'ln, mit dö s' die Derndln und sich untereinand' und alle Welt aufziehn. Auf'n Kirtag sein s' immer so ausg'lassen, weil's 's ganze Jahr hart abegeht, sonst is schon ausz'kämma mit ihnen.
BRIGITTE. Na und dir fall'n 'leicht dö Schnaderhüpfeln a ein, weil dir's jetzt d' ganze Wochen so hart abegeht!
ANNERL lacht. Ah na, mir fallen s' ein, weil i übermütig bin wie a verhätschelte Stadtmamsell. Die reichste Bäuerin im ganzen Land schind't sich im Vergleich zu mir und a Stadtfräul'n kann net schöner faulenz'n.
BRIGITTE. Na, ich werd' dir schon 'n Brotkorb höher hängen, wart nur, bis d' eing'schossen bist in d'Wirtschaft, dann werd' ich d'Stadtmamsell und d'reich' Bäuerin spiel'n und du kannst dazuschau'n, wie d' alles in Ordnung haltst!
ANNERL. Ich fürcht' mi net drauf! Kann's 'leicht eine schöner hab'n? Ich glaub', wenn ich 's ganze Land abg'loffen wär', so a Platzl hätt' ich nindascht 'troffen.
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