Wärst allweil so grantig g'wes'n, so hätt' ich mir denkt, du bist wie andre alte Weibsleut oft tramhappert und weißt selb'n nit warum; aber so schmerzt mich's doppelt, weil ich seh', 's ist dein Will', daß d' mi kränkst.

BRIGITTE. Mach fort, sag' ich! Losplatzend. Dich hat a der leidige Teixel ins Haus g'führt!

ANNERL. Wann d' deutsch mit mir redest, gäb' ich dir Red' und Antwort, aber spanisch versteh' ich net.

BRIGITTE. Na, ganz deutsch, mußt 's Kreuzel, das dir der hochwürdige Herr zug'steckt hat, gleich vor aller Welt trag'n? Kannst nit g'scheiter sein?

ANNERL stolz. Er hat mir's net zug'steckt, er hat mir's offen g'schenkt und hat mir's derlaubt, daß ich's vor ganz Kirchfeld trag'.

BRIGITTE. Dös hätt' er verlaubt?! Schlägt die Hände zusammen. Annerl, Annerl, ich frag' dich, wohin sollt' das führen?

ANNERL aufrichtig. Ich weiß dir keine Antwort, Brigitt', ich hab' nit danach g'fragt!

BRIGITTE. Du bist 'n hochwürdigen Herrn sein Unglück! Laß mich ausreden! Allzwei seids schon in der Leut' Mäuler! Schon gestern abend muß a Tratschbruder a Brandl g'schürt hab'n, denn 'n Respekt hab'n s' auf einmal auf'n Nagel g'hängt – und g'rauft is worden im Wirtshaus, was nit g'wesen is, seit der hochwürdige Herr auf der Pfarr' is, und heut in der Predigt wirst selb'r g'merkt hab'n, wie alle auf dich g'schaut, sich zublinzelt und wie s' untereinand' plaudert hab'n, während's sonst, wenn der Pfarrer red't, in der Kirch' still war, daß man hätt' können a Mäuserl schliefen hör'n. Jetzt is 's G'red' fertig – der Respekt is fort und ohne den richt' der arme Herr nix – und von heut ab is's, als wär' er verstorb'n und es sitzet a neucher im Pfarrhaus, den die Bauern geg'n 'n vorigen über d'Achsel anschau'n. Und was is an all dem d'Schuld? – Das verflixte Kreuzel! Erschreckt. Gott verzeih' mir d'Sünd'!

ANNERL birgt, heftig schluchzend, den Kopf in der Schürze; hervorstoßend. Brigitt', ich bitt' dich um Gott's will'n, denk nix Ungleichs von mir! Ich kann nix dafür, Brigitt'! Fällt ihr schluchzend an den Hals. Ich weiß's nit, wie's so kämma is!

BRIGITTE weint mit. O du mein Gott! O du mein Gott! Macht sich von Anna los. Is das a Jammer! Im Abgehen. Da hat doch der Teixel sein G'spiel! Es sollt' doch wirklich auf der Welt nur Männer oder nur Weiber geb'n, allzwei z'samm' thun nie a Gut! Ab.

 

Zweite Scene.

ANNERL allein, trocknet sich die Thräne, stampft dann mit dem Fuße trotzig. Grausliche Lug'nschippeln sein s' doch alle, die mir die üble Nachred' halten, kerzengrad, ohne z' blinzeln, trau' ich mich jed'n von ihner in d'Aug'n z' schau'n! – Der liebe Gott – zu dem keine Lug' reicht – weiß doch, daß sich keins versündigt hat, daß ich ausg'wichen bin, wo ich können hab', und daß ich ihm ihn net hab' abwendig machen woll'n. Nachdenklich. War's 'leicht doch g'fehlt, daß ich an seiner Gutheit und an dem Kreuzel ein Wohlg'fallen g'funden hab'? G'wiß is, ich hab' ihm nix Gut's g'stift, daß ich als eitle Gredl das Kreuzel zur Parad' mit in d'Kirch' g'nommen hab' – und an mir wär's jetzt, alles wieder gut z' machen, daß ihn kein unb'schaffener Verdacht treffen kann – – aber dazu bin ich mir net g'scheit g'nug; wenn ich gleich rennet, so weit der Himmel blau is, das G'red' bleibet doch in Kirchfeld – geh' ich, wurd's nit besser und bleib' ich, nur schlechter!! Und doch bin ich nit schuldiger, als wie damal'n, wo ich als klein's Madl mit'n Nachbarskind mich in' Wald verirrt hab' – anfangs hab'n wir kein' Arg' g'habt, die Bäum' war'n so stämmig und stolz und von alle Zweig' hat's g'sungen und pfiffen – 's Gras war so frisch und grün und die Bleameln drin so wunderliab – so sein wir weiter und weiter, bis wir auf einmal g'merkt hab'n, daß wir weit abseits vom g'wohnten Weg kämma sein, da war's freilich gleich aus mit aller Herrlichkeit und wir hab'n allzwei zum Flennen ang'fangt, wir hab'n furchtsam um uns g'schaut und die Bäum' sein völlig vor unsere Aug'n in d'Höh' g'schossen und aneinanderg'ruckt, als wollten s' den Himmel verdecken und uns nit durchlassen, und 's Gras is so an uns 'naufgestrichen, als wachset's uns im Handumkehr über'n Kopf – aber ich bin z'erst g'faßt g'wes'n, bin kuraschiert vorgegangen, und hab' richtig heim'troffen! Kein Mensch hat mir damals 'n g'weisten Weg zeigt, kein Mensch zeigt mir'n leicht heut, aber mit der Hilf' Gottes hab' ich mich damal'n z'rechtg'funden, mit der Hilf' Gottes – der nit woll'n kann, daß der rechtschaffene, brave Mann weg'n mir dummen Derndl leiden soll – werd' ich mich auch diesmal z'rechtfinden, und drum will ich kuraschiert vorangehn!

 

Klopfen.

 

 

Dritte Scene.

Vorige. Michel.

 

MICHEL tritt ein. Guten Tag!

ANNERL erstaunt. Bist du's, Michel?

MICHEL verlegen. Freilich, Freilich!

ANNERL. Willst mit'n hochwürdigen Herrn reden? Er is noch nit z' Haus kämma.

MICHEL. Na, mit dir!

ANNERL. So red!

MICHEL. Gleich – bis mir a g'scheiter Anfang einfallt.

ANNERL. Schau, das g'schieht dir recht, daß d' nix vorbringen kannst, denn du bist a falscher Bua.