die ist wie sein Wald, ganz so, da ist nichts gewaltsam gemacht, da ist alles geworden und da kann auch nichts gewaltsam davon abgethan werden. Da stehen die gewaltigen vielhundertjährigen Stämme, die durch die Sonne Gottes großgezogen worden sind, da stehen sie weit gebreitet auf dem Boden, der ihnen gehört, da sie in ihm wurzeln, und dehnen sich durch den ganzen Raum, der ihnen zur Entfaltung verliehen ward, und das ist ihr Recht, denn den brauchen sie, aus dem stehen sie – weiß Er nun, Lux, warum das Unterholz ihnen nicht über den Kopf wachsen kann?

LUX. I natürlich, weil sie ihm den Raum dazu vorwegnehmen. Wenn der Regen vom Himmel fällt, so nehmen die Kronen das meiste weg und das Unterholz mag sich getrösten; wenn's nicht regnet, so tröpfelt's doch; und in der Erde rücken sie mit starken Wurzelästen die schwachen Fäserchen beiseit'.

FINSTERBERG jetzt erst mit Befriedigung schnupfend. Sieht Er, Lux, so ist's, das ist die Weltordnung, das ist der Ständeunterschied; wie die großen Waldbäume das Unterholz vor dem Sturm, so schützen wir die Leute, wie Er ist, vor den bösen Gewitterstürmen der Neuzeit! Plötzlich launig. Sag' Er mal, Lux, wenn so ein Unterholz über die andern hinausschießt, daß Er befürchten muß, es fährt Seinen alten Kernstämmen mit den Aesten in die Quere, was thut Er da?

LUX. Versetzen, Excellenzherr, natürlich, versetzen den Waldverderber.

FINSTERBERG nickt lächelnd. Ja, ja, daß ihm der »Hochhinaus« die anderen Unterhölzer nicht verdirbt, durch die böse Lockung, versetzen, versetzen! Und wenn er das nicht verträgt?

LUX. Zehrt er ab, verdirbt. Ist aber kein Schade!

FINSTERBERG nickt für sich. Ja, ja, kein Schade, versetzen!

LUX nachdenklich. Halten zu Gnaden, Excellenzherr, das ganze Gleichnis, so gleichsam, vom Wald und Unterholz leuchtet mir schon ein, aber das vom Versetzen?!

FINSTERBERG. Wart' Er's nur noch ein Weilchen ab, Lux, dann wird's Ihm schon klar werden. Forstwirtschaft, Alter, die Er eben vorher nicht versteht.

LUX. Will schon aufpassen, Excellenzherr!

FINSTERBERG. Wer kommt denn da den Weg von Kirchfeld her?

LUX. Mein Seel', das ist der hochwürdige Herr!

FINSTERBERG. Der Hell?

LUX. Er selber, Excellenzherr! Wie der Wolf in der Fabel, nur mit dem gewaltigen Unterschied, daß er kein so gefährlicher Gesell ist.

FINSTERBERG. Hm, sag' Er das nicht so voreilig. Kleine Pause. Lux, Winkt ihm zu gehen. laß Er mich allein!

LUX. Excellenzherr!

FINSTERBERG unwillig. Marschier' Er!

 

Lux ab.

 

FINSTERBERG allein. Er läuft mir in den Schuß, wir wollen ihn aufs Korn nehmen; wenn er klug ist, so gewinnt er uns beizeiten noch die Witterung ab – wär' mir lieb, gäbe mir ein rechtes Ansehn das. St. Peter, mein heiliger Patron, nannte sich einen Menschenfischer, will heute auch einmal die Flinte aus der Hand legen und Menschenjäger werden. Weidmannsheil Nickt für sich nachdenklich, indem er zur Dose greift. ja, ja, werd' mir zu teil.