Dös is doch kein Grund?

MICHEL. Dös is der ausgiebigste!

ANNERL. So? Dann bist du also einer von denen, die gestern nacht g'rauft hab'n? Dös is schön! So lang habt's Ruh' g'halten und gestern hat's doch wieder sein müssen? Ihr macht's dem hochwürdigen Herrn a rechte Freud'!

MICHEL. Ah, der hätt' selb'r dreing'haut, wenn er dabei g'wesen wär'!

ANNERL. Freilich, der mengt sich in eure dummen Anhahnlereien!

MICHEL. Na, dösmal is's um was Ordentlichs hergangen!

ANNERL. Das kann ich mir denken!

MICHEL. Na, dös kannst du dir nit denken, sonst wärst nit die, die d' bist, dann müßt' wirklich a anderschte word'n sein, und dann thäten mir d'Schläg' leid, die ich für dich eing'steckt hab'!

ANNERL erschreckt. Weg'n mir werdt's doch nit g'rauft hab'n?

MICHEL. Sixt, daß d' noch d'Alte bist und daß mich d'Schläg nit z' reuen brauchen!

ANNERL. Ich bitt' dich um Gott's will'n, ös werdt's doch nit' g'rauft hab'n weg'n dem schlechten G'red', was s' auf einmal über mich hab'n? Michel, 's ist kein wahr's Wörtel dran, das kannst mir glaub'n!

MICHEL. Dös hab' ich auch 'glaubt – das hab' ich auch g'sagt, aber dö Letfeigen hab'n ja nit auf mich g'hört – und da hab' ich in sie 'neing'schrien – da sein dö grob word'n – ich net höflich – dö hau'n her – ich hau' z'ruck – und so hab' ich mein Teil kriegt.

ANNERL kleinlaut. Und du – du warst der einzige, der dem G'red' nit glaubt hat?

MICHEL. Die andern hab'n dich ja doch nicht kennt, wie ich dich kenn'! Ich kenn' dich von klein auf und ich glaub' von dir nichts Schlecht's!

ANNERL. Michel!

MICHEL. U mein!

ANNERL. Du seufz'st? Was hast denn?

MICHEL. Ja weißt, das thu' ich so zu meiner Pläsur – ich pfnaus' mich schön stad aus dabei, b'sonders wann ich ein' weiten Weg 'gangen bin.

ANNERL. Du wirst aber a weit umgangen sein, bis d' in Kirchfeld zum Pfarrhof 'troffen hast.

MICHEL. Ah beileib, ich war heut schon weit von Kirchfeld.

ANNERL. So, wo denn 'leicht?

MICHEL. In St. Jakob!

ANNERL. Geh, in unsern lieb'n Heimatdörfl?

MICHEL. Ja! Weil gestern schon 's G'red' war von ein' g'wissen Kreuzel, das dir der Pfarr' g'schenkt hätt' und das d' heut tragen wurdest, bin ich fruh aus 'n Ort und über die Berg'; in St. Jakob hab' ich richtig mein' Mutter in der Kirch' 'troffen. Du weißt, sie hat – wie s' euer Sacherl nach deiner Mutter ihr'n Tod verkauft hab'n – der ihr Betbüchel mit der silbern' Schließen erstanden, das hab' ich ihr mit vieler Müh' abbettelt Zieht ein Tuch hervor, aus dem er das Gebetbuch wickelt. denn ich hab' mir denkt, du könnt'st 'leicht a geistliche Stärkung brauchen, und wenn dir der Herr Pfarrer 's Kreuzel von seiner seligen Mutter schenkt, so kann ich dir nix G'scheiteres bringen, als a Betbüchel von dein' Mütterl – Gott hab's selig!

ANNERL preßt das Buch an die Brust. Michel, du bist a grundguter Bub!

MICHEL. Na, wann d' nur einsiehst!

ANNERL.