Ich hab' dir zug'lobt, ich werd' dir treu dienen und ich mein' zu Gott, ich kann dir nit treuer dienen, als wann ich jetzt geh' und so geh', wie d' mich da siehst, für immer aus'm Pfarrhof, hinaus auf'n Lebensweg, Hand in Hand mit ein' braven Bub'n, dem ich nit feind sein kann, und nach'm alten Sprüchel: gleich und gleich taugt! Morgen werden wir zwei das ihnen schon sagen und alles sagen, was dir und uns taugt und wie's über Nacht kämma is, was dich kränkt, so soll's a wieder über Nacht 'gangen sein; nur mußt mir nit schwer machen, was sein muß, wann du – so a Mann – nit die Stärk' hätt'st, woher sollt' ich's nehmen? Ich bin nur a Weib, aber du bist ja mehr als ich, nur du, hochwürdiger Herr, laß dich's nit anfechten, nur du laß dir nix anhaben, daß was g'schieht, nit umsonst g'schieht. Ausbrechend. Denn sonst, mein' Seel', sonst lasset ich's gleichwohl sein, wann's für nix sein sollt', und haltet treu bei dir aus bis ans End'!
MICHEL stupft sie erschreckt mit dem Ellbogen.
HELL. Suchst auch du deine Stärke in der Pflicht und mahnst mich an die meine, euch die eure tragen zu lehren und tragen zu helfen?! Du bist mir wenigstens echt geblieben, Anne. Geh denn mit Gott!
ANNERL. Und noch ein schönes Gebitt' hätt' ich an dich. Nit wahr, du gibst uns selbst vorm Altar z'samm', du schickst uns kein' andern, du bist auch da dabei, wo du nit fehlen darfst?
HELL fährt mit der Hand gegen die Stirne. Davon ein andermal – jetzt – jetzt nicht! Winkt ihnen zu gehen.
ANNERL. Ich geh', aber so schick mich nicht von dir; zeig mir, daß du zufrieden bist mit mir und sag mir auch jetzt zum letzten die lieben Wort', die du mir zum ersten g'sagt hast, wie d' mich aufg'nommen hast bei dir, sag mir, daß ich auch da recht gedacht hab' und brav!
HELL legt ihr erschüttert die Hand aufs Haupt. Recht und brav! Sinkt in den Stuhl.
Annerl und Michel durch die Mitte ab.
Fünfte Scene.
Hell. Brigitte.
BRIGITTE atemlos aus der Mitte. Hochwürdiger Herr, Herr Pfarrer!
HELL. Brigitte, was hast du?
BRIGITTE. O du mein Gott! 's ganze Dorf is in der Höh' – das Unglück – dem Wurzelsepp sein alt' Mütterl hat sich ins Wasser g'stürzt und ist erst weit ober der Mühl' tot herauszog'n word'n!
HELL. Hat man auch alles versucht, sie ins Leben zurückzurufen? Ich will doch selbst –
BRIGITTE. Der Physikus is schon am Ort, alles hab'n s' 'than frottiert, aderlassen; aber 's hilft nix, das arme alte Leut bleibt tot. Der Wurzelsepp rennt wie narrisch im Ort herum.
Sechste Scene.
Vorige. Die Thüre wird aufgerissen, in derselben erscheint bleich, verstört, mit wirrem Haar Wurzelsepp.
BRIGITTE. O du mein, da is er!
SEPP tritt ein und sagt zu Brigitte tonlos. Allein will ich mit'n Pfarrer reden.
HELL zu Brigitte. Geh nur!
BRIGITTE. Aber, Hochwürden –
HELL. Geh, Brigitte, und laß uns allein.
Brigitte ab.
Siebente Scene.
Sepp und Hell. Pause, während welcher Hell einen Stuhl faßt und ihn hinter Sepp rückt.
SEPP scheu. Ich dank', es that sich net schicken, ich kann schon noch stehn. Ich wollt' nur, ich könnt' mich leichter mit dir reden.
HELL gütig. Erschwere ich es dir?
SEPP. Nein, du hast recht, ich bin selber d'Schuld. Lauernd. Aber du, du hast ja damals g'sagt, du tragst mir nix nach, wann i a – wann i a alles ausplauder'? Ich weiß, du halt'st dein Wort! Aber mir verschnürt's doch die Red', daß ich zu dir kommen muß.
HELL.
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