A ja, ich bin grad zu de Dummheiten aufg'legt!

ANNERL. Du bist a guter Bub, wurd'st a rechtschaffener Mann, a jede müßt' dir gut werd'n und könnt' mit dir auskommen!

MICHEL. Wann d' all das so gut weißt, was nimmst mich denn nachher nit selber? – Annerl, meiner Treu', 's Maul hab' ich heut amol aufthan und werd's a nit eh'nder zumachen, bis ich dir alles g'sagt hab'! Ja, dir z'lieb' wurd' ich alles, was d' nur verlangst – aber krieg' ich dich net, auf Ehr', bei meiner armen Seel', ich schwör' dir, das kannst mir glauben, ich weiß nit, was aus mir wird! Und, Annerl, sei g'scheit, schau a auf dich, du weißt, wie aufrichtig ich's mit dir mein', ich weiß a, daß d' mir nit feind bist, wir werd'n miteinander recht gut auskämma, und schlagst heut ein, is das ganze G'red' wie wegblasen, du bist mein recht's Weib, schaffst und schalt'st in meiner Hütten, kein Finger deut' mehr nach'n hochwürdigen Herrn und alles, wie's in Ehren war, bleibt a in Ehr'n!

ANNERL ernst. Du meinst's recht!

MICHEL. G'wiß!

ANNERL feierlich, mit ganz wenig Humor, so daß der Effekt nur für den Zuschauer ein klein wenig drastisch wird. Und wann's dein wahr', dein heilig' Ernst und Fürnehma is, so will i a nit die Sünd' auf mich nehmen und ein' ehrlichen Buab'n ablaufen lassen, der leicht Schaden nahm in Zeit und Ewigkeit, wann er kein recht's Weib kriegt; ich will a den Leuten im Ort kein' Ursach' zu mehr G'red' und den Dirndln kein übel Beispiel geb'n, nit a hochnaserte, hoppertatscherte Gredl machen, die sich z' gut halt' für ihr's gleichen. Red mit'n hochwürdigen Herrn und begehr mich von ihm. Gibt ihm die Hand.

MICHEL preßt sie an sich. Juhu! Schlägt sich erschreckt auf den Mund. In einer Viertelstund' bin ich wieder da! Jetzt b'hüt dich Gott, herzlieber Schatz! Mir is so leicht und i hab' so viel Kuraschi in mir! B'hüt dich Gott! Halblaut. Jetzt setzt's was!

ANNERL. Michel!

MICHEL an der Thür. Was?

ANNERL. Wohin gehst denn?

MICHEL. A bissel nachschau'n ins Wirtshaus und wann etwa a paar da sein von dö, die mich gestern 'nausg'worfen hab'n, da werd'n wir sehen, wer heut der Stärkere is!

ANNERL. Ich bitt' dich –

MICHEL. 's nutzt nix, die Schandmäuler soll'n mich kennen lernen! G'rauft wird!

ANNERL. Michel, sag' ich.

MICHEL wendet sich. Ja!

ANNERL. Rauf nit, thu mir's z'lieb und rauf nit!

MICHEL. Du bitt'st noch für sie? Grad drum soll's ihnen nit g'schenkt sein! Aber weil du's bist, weil du für sie bitt'st – du bettelst 'n Teufel 'leicht a arme Seel' ab. Zieht sie an sich.

 

Vierte Scene.

Vorige. Hell tritt à tempo rasch ein, bleibt, wie er die Gruppe sieht, einen Moment stehen und kommt dann langsam nach dem Vordergrund, währenddem kleine Pause.

 

ANNERL. Es war nix Unrechts, hochwürdiger Herr, wir haben uns versprochen.

MICHEL. Ja, alle zwei miteinander und ich schon gar!

ANNERL. Es war a nix Unüberlegt's!

MICHEL. Dös g'wiß net, ich weiß, wie ich ihr hab' zureden müssen.

HELL schüttelt den Kopf. Du willst fort? Weißt du auch, daß ich das Vertrauen meiner Pfarrkinder eingebüßt habe, weißt du auch, daß sich alle von mir gewendet haben?

ANNERL nickt traurig.

HELL. Und doch! Nun denn, wenn dieser Tag zu Ende geht, so kann ich mein Haupt mit dem Gedanken tief, tief in meine Polster bergen, daß ich keine einzige Seele, daß ich kein einziges Herz mehr zu verlieren habe! Wenn ich doch wüßte, womit ich das um euch verdient habe! Zwar mag es klug sein, von dem zu gehen, den alle meiden; nur dich, Anne, hätte ich nicht für so klug gehalten; und sei es, ich will dir nicht weh' thun, du kennst mich ja nicht so lange, wie sie alle, die ich jahrelang geleitet, die ich zusammen geführt habe zur Eintracht in Leid und Freud', zum freien Ausblick in die weite Gotteswelt und drüber hinaus ins Land der Sehnsucht, sie waren eins unter sich, eins mit mir, sie sollten mich doch kennen! Vor ihnen bin ich offen gewandelt und sie konnten in all mein Thun und Lassen blicken – woher denn nun plötzlich der Zweifel an mir, an allem, was ich bisher gethan, doch nur für sie, und nicht nur der Zweifel an mir, auch der Zweifel an alle dem, was ihnen dies Kleid, das ich trage, vor Augen halten sollte!

ANNERL. So mußt nit denken, du thät'st ihnen und mir unrecht; du mußt dir's nit zu Herzen nehmen, daß sie jetzt abwendig thun, wo sie glauben, daß sie sich geirrt haben in dir, das soll dich just stolz machen, denn nit dein Kleid ist's, hochwürdiger Herr, du, du selber bist's, an was sie sich g'halten hab'n, dir sind sie gekommen, dir haben s' vertraut, du bist ihnen alles und drum reden s' und thun s' nit fein, wann s' glauben, daß sich eins zwischen dir und ihnen eindrängen möcht', denn sie wollen, wie bisher, dein' ganze Sorg', dein' ganze Lieb' für sich – es sein rechte Neidteufeln, aber sei ihnen nit bös, sei auch mir nit bös, weil ich geh', weil ich nit möcht', daß sie von mir denken: ich möcht' mich eindrängen.