Ei beileib!
SEPP wild. So setzt er's doch durch? Möglich is's auf amol, was früher net 'gangen is?!
WIRT. Wer, was?
SEPP abbrechend. Wie i so oben steh' und seh' die Altöttinger hinunter- und die Kirchfelder 'raufwurl'n, net größer wie die Ameisen, da hätt' i mög'n der Herrgott sein, i hätt' 'nunterg'langt und dös Unziefer mit der Faust zerdruckt. – Nimmer g'litten hat's mi oben, mein Gangstecken hab' i gnummen und bin über die steile Wand 'runter ...
WIRTIN. Heiliger Gott!
SEPP. Neben meiner is's losbröckelt vom Stein und 'runterpoltert und hat oft erst langmächtig darnach unt' in der Tiefen aufg'schlag'n – und i alleweil 'runter – und da hab' i mi so zug'richt'!
WIRTIN. Du hätt'st di dabei totkugeln könna!
SEPP. Wär' a nix drang'leg'n!
WIRTIN. Du red'st wie a Heid! Schau, Sepp, is's denn wirklich wahr, was die Leut' von dir red'n?
SEPP. Von mir reden s' gar viel; wann i erst zu allem ja oder nein sagen müßt', thät's mich verdrießen.
WIRTIN. Nur eins möcht' i wissen, in Kirchfeld heißt's, daß man weder di noch dein' Mutter in der Kirch' sieht?
SEPP plötzlich sehr schroff. Weißt, Wirtin, mein' Mutter is ein arms alts Weib, die is nimmer recht bei sich – die kann für nichts, die laßts mir in Fried'.
WIRTIN. Aber du?
SEPP lacht trotzig. Mich laßts auch in Fried'!
WIRTIN. Schau, Sepp, das is net schön von dir, ös habts neuzeit, wie i hör', so ein' lieben guten Herrn Pfarrer; schon dem z'lieb, wann net dir zum Heil!
SEPP wild. Was kümmerst dich um mich? Bin i dir 'leicht auf d'Seel 'bunden? Bist du verantwortlich für mich? G'wiß net! G'sagt hab'n sie's dir, was wir für ein' guten, lieben Herrn Pfarrer hab'n? Glaubst du's, is's gut für dich – ich net! I hab' sie kennen g'lernt und i will amol mit keinem was z' thun haben – weil i net will! Der müßt' erst kummen, der mir saget, was mir g'fallt, der so thut, wie mir recht wär'. Es gibt kein'n, 's kann kein' geb'n und i weiß, wie i dran bin mit allen – mit allen! Sie singen doch ein Lied, der eine grob, der andere fein, dö Wörter sein d'nämlichen.
WIRTIN ängstlich. Also bist wirklich der Dorfketzer von Kirchfeld, wie s' sagen?
SEPP. Besser Dorfketzer, als Dorfhetzer! I kümmer' mich wenigstens um kein' Menschen, was er thut und treibt und trag's nit herum im Dorf und in der Fremd' und hetz' ihm nit die andern auf'n Hals. Trinkt und lüftet sich das Halstuch. Und jetzt laßts den dummen Diskurs, ös verstehts mich net und ich begreif' euch samt eurer Frummheit net, dö sich um den andern Leuten ihr' Seligkeit so viel kümmert! Oes kommts doch nit blind auf die Welt, wie die jungen Hund', aber sehet werds doch euer Lebtag net!
WIRT stößt seine Frau mit dem Ellbogen an. Den bringst du nimmer auf gleich!
SEPP hat den Kopf gesenkt, hebt ihn. Kannst recht hab'n! Herentgeg'n bin i aber a ordentlich verkrüppelt und zermudelt word'n!
Fünfte Scene.
Vorige. Annerl ländlicher Sonntagsstaat, Bündel unterm Arm.
Entreé.
Dö Fischerln im Bach
Und d'Vögerln am Boam,
Dö wissent wo s' hing'hör'n
Und hab'n ihr Dahoam.
Nur 'n Menschen treibt 's G'schick
Oft hinaus in die Fremd',
Wenn er glei vor Hoamweh
Und Herzload derkämmt!
Jodler.
Dahoam hat mi ang'lacht
Beim Bacherl der Steg,
Dö Häuserln im Dörfel,
Jed's Stoanderl am Weg,
Doch weit von dahoam
Schaut jetzt fremd alles her,
Als ob i schon selber
Vergangen lang wär'.
Jodler.
SEPP hebt den Kopf nach ihr. Du Derndl –
ANNERL wendet sich gegen ihn.
SEPP. Hat's dich 'leicht a bei der Falten 's Unglück, weil d' so traurig singst?
ANNERL. 's is ma wohl nie gut gangen, aber hitzt weiß i gar nimmer, was's werden wird.
SEPP bietet ihr den Krug. Trink eins.
ANNERL legt die Hände ans Mieder. I dank' schön, i kann net!
SEPP.
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