Dir verschnürt 's Mieder ja völlig die Red', bist g'wiß g'loffen wie nit g'scheit?
ANNERL. Ah na!
SEPP. Wann d' scho nit trinkst, so setz dich a weng – oder versäumst's?
ANNERL. I soll nach Kirchfeld.
SEPP. So! I bin a Kirchfelder, kann i dich 'leicht weisen?
ANNERL. Dös wär' recht schön von dir, Landsmann, wann d' mit mir gangst. Ich kann dir's net sagen, wie mir is; ich hab' heut mein lieb's Heimatdörfel verlassen und bin 'gangen, 'leicht auf Nimmerwiedersehn. Seit fruh bin i wie träumet die Berg 'raufg'stieg'n und hab' mir nit 's Herz g'nommen, daß i ein' Menschen g'fragt hätt' um den Weg; auf a paar bin i zu'gangen, aber mir is 's Wasser in die Aug'n g'schossen, daß von mir wegg'schwommen sein, und sie war'n a schon weit weg, wann i nachher g'schaut hab'; sie müssen denkt hab'n, i bin a Bettlerin, oder nit recht g'scheit. Du bist der erste, der mich ang'red't hat, i hätt' kein' Red' von mir 'bracht.
SEPP. Ich hätt' dich a nit ang'red't, wann d' net so traurig g'sungen hätt'st; aber dös is halt mein Gusto, andere sein gern dabei, wo's lustig, und i, wo's traurig hergeht.
ANNERL. Es wär' mir recht lieb, wann d' mi weisen wollt'st, so brauch' i kein' Menschen mehr Red' z' stehn als am Ort, da muß's freilich sein und i fürcht' mi schon drauf.
SEPP. Wo willst denn hin?
ANNERL. Zu euern Pfarrer.
SEPP. So. Was willst ihm?
ANNERL. Unser Pfarrer – i bin von St. Jakob in der Einöd' – legt a guts Wörtl bei ihm ein, daß er mich aufnehmet in Dienst.
SEPP. Schau.
ANNERL. I bin völlig verzagt, wenn i denk', daß i dienen soll.
SEPP. Hast recht, und schon gar a so a Dienst! Pfarrknecht wär' a 's letzte, an was i denket.
ANNERL. Du machst ein'm aber a 's Herz recht schwer, Landsmann.
SEPP. Na, du brauchst auch grad nit verzagt z' sein. Bei euch Weibsleut' is a anders, ös seids ja allweil die Frummern und Vertraglichern – vielleicht g'fallt dir der Dienst noch recht gut und is's dir recht, geht's eigentlich kan andern was an.
ANNERL. Na, könnt'st du nit leicht a frumm und vertraglich sein?
SEPP. I glaub' kaum, daß i's zuweg'n bringet.
ANNERL. Bist 'leicht euern Pfarrer feind? Schau, da thätst nit recht!
SEPP aufstehend. Mein' liebe Dirn, man stift aften a nix Rechts, wann man ein'm z' gut is!
WIRT zieht Sepp beiseite. Wer is denn das Derndl?
SEPP. Zu unsern Pfarrer woll'ns dö lebfrische Dirn schicken, grad als ob s' ihm's z' Fleiß thäten.
WIRT. Du hast 's gottloseste Maul von der ganzen Gmoan!
ANNERL ist aufgestanden und hat das Bündel wieder genommen.
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